Arbeitsbedingte Augenverletzungen

VonMichael I. Greenberg, MD, Drexel University College of Medicine;
David Vearrier, MD, MPH, University of Mississippi Medical Center
Überprüft/überarbeitet Aug. 2022
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Es kommt häufig zu arbeitsbedingten Augenverletzungen. In den USA werden jedes Jahr mehr als 65.000 Augenverletzungen gemeldet. Diese Verletzungen machen einen erheblichen Produktivitätsverlust aus.

  • Arbeitsbedingte Augenverletzungen können durch eine direkte Verletzung (Krafteinwirkung) oder durch Kontakt mit einer schädlichen Substanz (z. B. einer Chemikalie) verursacht werden.

  • Um Augenverletzungen zu diagnostizieren, untersuchen Ärzte das Auge, beobachten die Augenbewegungen. Sie untersuchen das Auge mit einer Spaltlampe und einem Ophthalmoskop und überweisen den Patienten an einen Facharzt für Augenheilkunde.

  • Das Risiko arbeitsbedingter Augenverletzungen kann verringert werden, indem Arbeiter über mögliche Gefahren am Arbeitsplatz aufgeklärt werden und sie dazu aufgefordert werden, einen entsprechenden Gesichts- und Augenschutz zu tragen.

  • Erste-Hilfe-Maßnahmen werden sofort am Arbeitsplatz eingeleitet, insbesondere, wenn das Auge durch eine Chemikalie verletzt wurde.

  • Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Verletzung.

(Siehe auch Augenverletzungen.)

Die meisten arbeitsbezogenen Augenverletzungen werden aus der Bau-, Produktions- und Dienstleistungsbranche gemeldet.

Arbeitsbedingte Augenverletzungen können folgende Ursachen haben:

  • Eine direkte Verletzung (Krafteinwirkung), wie z. B. ein direkt stumpfer oder penetrierender Schlag auf den Augapfel, das Lid oder die Knochen um das Auge

  • Kontakt mit schädlichen Substanzen wie Säure oder Lauge, Hitze (thermische Verletzungen), Strahlung, UV-Licht und/oder Laserlicht

Stumpfe Augenverletzungen können auftreten, wenn Werkzeuge rutschen oder nicht richtig funktionieren und auf den Augapfel schlagen. Solche Verletzungen können zu Blutungen in die vordere Kammer des Auges führen (Hyphäma). Eine starke stumpfe Krafteinwirkung kann zu Blutungen hinter dem Augapfel (retrobulbäre Blutung) und in seltenen Fällen zu einem plötzlichen Anstieg des Augeninnendrucks führen (sogenanntes orbitales Kompartmentsyndrom). Das orbitale Kompartmentsyndrom ist ein medizinischer Notfall, der zum Verlust des Sehvermögens führen kann. Es muss sofort behandelt werden. Menschen mit diesem Syndrom können an Doppeltsehen leiden. Ihre Augen können aus den Augenhöhlen treten und sich möglicherweise nicht normal von einer Seite zur anderen bewegen lassen.

Augenverletzungen können auch durch Fremdkörper verursacht werden, die ins Auge gelangen.

Zu den berufsbedingten Augenverletzungen gehören auch Kratzer auf der Hornhaut (Hornhautabschürfungen) oder der Sklera (die harte weiße Faserschicht, die das Auge bedeckt), Risse (Lazerationen) in den Augenlidern, Verletzungen des Tränenkanals und Lazeration des Augapfels.

Verätzungen durch Laugen oder Flusssäure sind tendenziell schwerwiegender als andere Säureverätzungen, da sie tiefer in das Weichgewebe (Muskeln, Sehnen, Bänder, Nerven und Blutgefäße) eindringen. Laugensalze sind Bestandteil von Kalksteinprodukten, Beton, Gips und Mörtel, Ofen- und Abflussreinigern, Spülmaschinenreinigern und Düngemitteln. Obwohl für die Industrie hergestellte Produkte in der Regel stärker konzentriert als haushaltsübliche Produkte sind, können sowohl Industrie- als auch Haushaltsmittel gefährlich sein.

Schwere chemische Verätzungen der Hornhaut, insbesondere Alkaliverätzungen, können zu Vernarbungen, einer Perforation des Auges, einer Infektion und Blindheit führen. Verätzungen der Augen sind sehr schmerzhaft. Wegen der großen Schmerzen wird meist versucht, das Auge geschlossen zu halten. Dies verlängert aber den direkten Augenkontakt mit der schädigenden Substanz, wodurch sich der Schaden möglicherweise verschlimmert.

Diagnose von arbeitsbedingten Augenverletzungen

  • Untersuchung durch den Arzt

  • Augenuntersuchung, einschließlich einer Spaltlampenuntersuchung

  • Bei Verdacht auf Frakturen oder röntgendichte Fremdkörper, Röntgenaufnahmen

Ärzte diagnostizieren eine arbeitsbedingte Augenverletzung, wie sie dies bei jedem anderen Augenproblem tun würden. Sie untersuchen das Auge, beobachten die Augenbewegungen und untersuchen das Auge mit einer Spaltlampe (wenn verfügbar) und/oder einem Ophthalmoskop. Wenn eine Verletzung schwerwiegend ist, insbesondere, wenn das Sehvermögen beeinträchtigt ist, überweist der Arzt den Patienten an einen Ophthalmologen (einen Facharzt für Augenheilkunde). Zu den schweren Verletzungen zählen:

  • Trübung oder Schädigung der Hornhaut

  • Risse (Lazerationen) in den Augenlidern

  • Orbitales Kompartmentsyndrom

Der Arzt fragt den Patienten, was genau er getan hat, als die Verletzung auftrat. Diese Informationen sind für eine korrekte Diagnose unerlässlich. Wenn zu den Tätigkeiten das Schleifen und Schneiden von Metall mit einem Hochgeschwindigkeitsrad, Bohrapparat oder Meißel gehören, können extrem kleine Metallfragmente (oder anderes Material) mit hoher Geschwindigkeit in die Luft projiziert werden. Wenn Arbeiter keinen geeigneten Augenschutz tragen, können diese Fragmente in den Augapfel eindringen. Die daraus resultierende Wunde kann während der Untersuchung schwer zu erkennen sein. Daher werden alle Augenverletzungen am Arbeitsplatz sofort mit einer Spaltlampe untersucht. Röntgenaufnahmen der Knochen rund um das Auge können helfen, metallische Fremdkörper im Augapfel, im Knochen und/oder in den Nebenhöhlen sowie Frakturen zu erkennen.

Wurde die Verletzung durch eine Chemikalie hervorgerufen, fragt der Arzt, welche Chemikalie verwendet wurde, wie hoch ihre Konzentration war und wie lange das Auge der Chemikalie ausgesetzt war. Diese Informationen sind erforderlich, um die geeignete Behandlung auszuwählen.

In der Regel wird auch der Augeninnendruck (Intraokulardruck) gemessen. Ein hoher Druck kann auf ein orbitales Kompartmentsyndrom hinweisen.

Die Augenlider werden auf Risse untersucht. Sind die Lider gerissen, wird der Patient zur operativen Reparatur an einen Facharzt überwiesen.

Vorbeugung von arbeitsbedingten Augenverletzungen

Maßnahmen zur Vorbeugung vor arbeitsbedingten Augenverletzungen umfassen eine Aufklärung der Arbeiter über mögliche Gefahren am Arbeitsplatz und Verpflichtung der Arbeiter, einen entsprechenden Gesichts- und Augenschutz zu tragen. Dazu gehören seitliche Schutzvorrichtungen, Sicherheitsbrille, Schutzbrille und/oder Gesichtsschutz.

Aufgrund von COVID-19 müssen die Arbeiter möglicherweise zusätzlich zu schützender Augenausrüstung Masken tragen. Infolgedessen neigen Schutz- und andere Brillen dazu, zu beschlagen. Tipps zur Vorbeugung oder Minimierung von beschlagenen Gläsern:

  • Maske am Gesicht festsitzen – z. B. durch Festziehen der Maske an den Seiten oder durch Zusammendrücken der Oberseite, um diese fest an die Nase anzulegen

  • Kürzen der Gesichtsbehaarung, damit die Maske besonders dicht am Gesicht sitzen kann

  • Brillengläser abwischen, bevor sie aufgesetzt werden

  • Maske über die Nase ziehen und dann die Brille über die Maske aufsetzen

Behandlung von arbeitsbedingten Augenverletzungen

  • Erste-Hilfe-Maßnahmen am Arbeitsplatz

  • Die jeweilige Behandlung hängt von der Art der Verletzung ab.

Grundlegende Erste-Hilfe-Maßnahmen sollten sofort am Arbeitsplatz durchgeführt werden. Dazu gehört u. a.

  • Schutz des Arbeiters vor weiteren Verletzungen

  • Einträufeln von Augentropfen, die ein Betäubungsmittel enthalten

  • Bei Kontakt mit Chemikalien: langes Spülen (Irrigieren) des Auges mit Leitungswasser

Bei einer Verletzung der Augen aufgrund einer Chemikalie spülen die Ärzte das Auge sofort, ohne vorher die Kontaktlinsen zu entfernen oder etwas anderes zu tun. Durch die Spülung werden Kontaktlinsen normalerweise ausgespült.

Nach der Erstversorgung am Arbeitsplatz werden Patienten mit Augenverletzungen umgehend in die Notaufnahme eines Krankenhauses gebracht. Bei einer Verletzung der Augen aufgrund einer Chemikalie wird die Spülung für gewöhnlich während des Transports ins Krankenhaus fortgesetzt, insbesondere, wenn es sich um eine Laugensalz- oder Flusssäure handelte.

Die Behandlung der jeweiligen Verletzungen hängt von der Art der Verletzung ab. Wenn beispielsweise ein orbitales Kompartment-Syndrom diagnostiziert wird (das zu einem erhöhten Augeninnendruck führt), schneidet der Chirurg eine Sehne im äußeren Augenwinkel ein, wo sich das obere und untere Augenlid treffen (sogenannte laterale Kanthotomie). Dieses Verfahren hilft dabei, den Augeninnendruck zu senken.

Schwere Verletzungen (wie eine geschädigte Hornhaut, Risse im Augenlid und das orbitale Kompartment-Syndrom) erfordern müssen von einem Facharzt für Augenheilkunde überprüft und nachuntersucht werden.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. Work-Related Eye Injuries and Illnesses: Erörtert die Diagnose von Augenverletzungen (einschließlich Befunde, die auf die Ursache hinweisen), der Augenuntersuchung, der Behandlung und der Vorbeugung; umfasst auch Richtlinien für die Verwendung von Kontaktlinsen am Arbeitsplatz.