Die primäre Amöben-Meningoenzephalitis ist eine seltene, normalerweise tödliche Infektion des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark), die von der freilebenden Amöbenart Naegleria fowleri hervorgerufen wird.
Die Amöben können durch die Nase ins Gehirn gelangen, wenn Menschen in verunreinigtem warmem Süßwasser schwimmen.
Die primäre Amöben-Meningoenzephalitis schreitet rasch voran und kann von Veränderungen des Geruchs- oder Geschmackssinns über Kopfschmerzen, Genickstarre, Übelkeit und Erbrechen bis hin zu Verwirrtheit und zum Tod führen.
Auf der Suche nach Amöben führt der Arzt eine Lumbalpunktion durch, um eine Probe der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit zu entnehmen, wobei gelegentlich auch ein kleines Stück des Hirngewebes entfernt wird (Biopsie). Die entnommenen Proben werden daraufhin untersucht und analysiert.
Es ist schwierig, sich auf die beste Behandlungsmöglichkeit festzulegen, aber meistens wird eine Kombination von verschiedenen Medikamenten mit Miltefosin eingesetzt.
(Siehe auch Überblick über Parasiteninfektionen.)
Freilebende Amöben sind Protozoen (infektiöse Einzeller), die in der Erde oder im Wasser leben und nicht in den Körper von Menschen oder Tieren eindringen müssen. Obwohl sie selten eine Infektion im Menschen auslösen, können bestimmte Typen dieser Amöben schwere, lebensgefährliche Krankheiten auslösen.
Naegleria fowleri, auch als die „gehirnfressende Amöbe“ bekannt, kommt weltweit vor. In den Vereinigten Staaten tritt die Mehrzahl der Infektionen in den Südstaaten nach Kontakt mit warmem Süßwasser in Seen und Flüssen im Sommer auf. Naegleria fowleri kann auch in heißen Quellen oder warmem Wasser, das aus Industrieanlagen abgelassen wurde, in schlecht unterhaltenen und nur minimal oder gar nicht chlorierten Schwimmbecken sowie in der Erde leben. Der Parasit kann sogar in Warmwasserspeichern bei Temperaturen von bis zu 46 °C wachsen und kurzzeitig höhere Temperaturen überstehen. Naegleria lebt nicht in Salzwasser.
Wenn Menschen (meist Kinder oder junge Erwachsene) in kontaminiertem Wasser schwimmen, können die Amöben durch die Nase in das Zentralnervensystem eindringen. Wenn sie das Gehirn erreichen, führen sie zu Entzündungen und Gewebereaktionen, die in der Regel rasch den Tod herbeiführen.
Primäre Amöben-Meningoenzephalitis unterscheidet sich von der granulomatösen Amöbenenzephalitis, einer weiteren seltenen, aber in der Regel tödlichen Infektion des Zentralnervensystems, die von anderen freilebenden Amöben ausgelöst wird, nämlich Acanthamoeba-Gattungen oder Balamuthia mandrillaris. Die granulomatöse Amöbenenzephalitis tritt normalerweise bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder mit einem allgemein schlechten Gesundheitszustand auf und schreitet typischerweise langsamer voran als die primäre Amöben-Meningoenzephalitis.
Symptome der primären Amöben-Meningoenzephalitis
Die Symptome einer primären Amöben-Meningoenzephalitis treten innerhalb von 1 bis 2 Wochen nach Kontakt mit dem kontaminierten Wasser auf. Manchmal ist das erste Symptom eine Veränderung des Geruchs- oder Geschmackssinns. Später leiden die Betroffenen unter Kopfschmerzen, Genickstarre, Lichtempfindlichkeit, Übelkeit und Erbrechen. Es kann sein, dass sie verwirrt und schläfrig werden und Krampfanfälle bekommen.
Die Infektion kann sehr schnell voranschreiten und innerhalb von 10 Tagen den Tod verursachen.
Diagnose der primären Amöben-Meningoenzephalitis
Lumbalpunktion und Analyse der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit
Hirnbiopsie
Der Verdacht auf eine primäre Amöben-Meningoenzephalitis entsteht bei Menschen, die Symptome haben und kürzlich in Süßwasser geschwommen sind, aber es ist schwierig, die Diagnose zu bestätigen. Bildgebende Verfahren wie eine Computertomografie (CT) und eine Magnetresonanztomografie (MRT) werden vorgenommen, um andere mögliche Ursachen der Infektion des Gehirns auszuschließen, aber anhand dieser kann nicht bestätigt werden, dass Amöben die Ursache sind.
Zur Diagnose erforderlich ist eine Lumbalpunktion, bei der eine Probe der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit entnommen wird. Mit diesem Test können einige andere mögliche Ursachen einer Meningitis (Hirnhautentzündung) und Infektion des Gehirns ausgeschlossen werden, aber die Ärzte sind nicht immer in der Lage, Amöben in den Proben zu finden.
In Speziallabors stehen weitere Techniken zur Verfügung, mit denen die Wahrscheinlichkeit des Nachweises der Amöben höher ist. Hierzu zählen folgende:
Anlegen einer Kultur (Heranzüchten der Mikroorganismen in einem Labor, bis genügend vorhanden sind, um sie zu identifizieren)
Polymerase-Kettenreaktion (PCR) zur Feststellung des Erbguts der Amöben
Biopsie von Hirngewebe, das eingefärbt und unter dem Mikroskop untersucht oder mittels PCR analysiert wird
Behandlung der primären Amöben-Meningoenzephalitis
Eine Kombination aus Medikamenten
Es ist schwierig, die beste Behandlungsmethode für die primäre Amöben-Meningoenzephalitis festzulegen, da nur wenige Menschen überleben.
Meist wird eine Kombination aus mehreren Medikamenten eingesetzt, einschließlich:
Miltefosin
und dazu einer oder mehrere der folgenden Wirkstoffe:
Amphotericin B (ein Antimykotikum, das normalerweise zur Behandlung von Pilzinfektionen eingesetzt wird)
Rifampin (ein Antibiotikum)
Fluconazol oder die verwandten Arzneistoffe Voriconazol, Ketoconazol oder Itraconazol (Antimykotika)
Azithromycin (ein Antibiotikum)
Obwohl Miltefosin bei schwangeren Frauen zu Geburtsfehlern führen kann, wird es von Ärzten häufig angewendet, da die primäre Amöbenenzephalitis ohne Behandlung gewöhnlich tödlich verläuft, sodass die potenziellen Vorteile einer Therapie gegenüber dem Risiko überwiegen. Frauen im gebärfähigen Alter müssen bei Einnahme dieses Medikaments wirksame Verhütungsmethoden anwenden.
Weitere Informationen
Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass MSD MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.
Centers for Disease Control and Prevention: Primäre Amöben-Meningoenzephalitis (PAM)