Galaktosämie

VonMatt Demczko, MD, Mitochondrial Medicine, Children's Hospital of Philadelphia
Überprüft/überarbeitet März 2024
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Galaktosämie ist eine Erkrankung des Kohlehydratstoffwechsels, die durch einen vererbten Mangel an Enzymen verursacht wird, die an der Umwandlung von Galaktose in Glukose beteiligt sind. Symptome und Beschwerden schließen renale und hepatische Störungen, kognitive Störungen, Katarakte und eine primäre ovarielle Dysfunktion ein. Die Diagnose wird aufgrund einer Enzymanalyse der roten Blutkörperchen und DNA-Analyse gestellt. Die Behandlung ist eine Galaktose-freie Ernährung. Die Prognose ist mit Behandlung gut, die kognitiven und allgemeinen Leistungsparameter sind aber unterdurchschnittlich.

Galaktose ist in Milchprodukten, Obst und Gemüse vorhanden. Autosomal-rezessive Enzymmangelstörungen verursachen 3 Krankheitsbilder.

Siehe auch Vorgehen bei einem Patienten mit Verdacht auf eine angeborene Stoffwechselstörung

Galaktose-1-Phosphat-Uridyltransferase-Mangel

Dieser Mangel verursacht die klassische Galaktosämie. Die Inzidenz in den Vereinigten Staaten liegt bei etwa 1/50.000 Geburten (1); Trägerfrequenz beträgt 1/125.

Die Kinder werden bei Erhalt von Muttermilch oder laktosehaltiger Babynahrung innerhalb von wenigen Tagen oder Wochen anorektisch und gelb. Neben Erbrechen, Hepatomegalie, schlechtem Wachstum, Lethargie, Durchfall und Sepsis (normalerweise Escherichia coli) entwickeln sich auch renale Störungen (z. B. Proteinurie, Aminoazidurie, Fanconi-Syndrom) und führen zu einer metabolischen Azidose und Ödemen. Eine hämolytische Anämie kann ebenso vorkommen.

Ohne Behandlung haben die Kinder eine kurze Statur und entwickeln in der Pubertät kognitive, sprachliche und Gleichgewichtsdefizite. Viele haben eine Katarakt, Osteomalazie (verursacht durch eine Hyperkalziurie) und eine primäre ovarielle Störung. Die Patienten mit der Duarte-Variante haben einen milderen Verlauf.

Galaktokinase-Mangel

Die Patienten entwickeln Katarakte aufgrund einer Überproduktion von Galaktitol, das die Linsenfasern osmotisch schädigt; eine idiopathische intrakranielle Hypertonie (Pseudotumor cerebri) ist selten.

Die Inzidenz liegt bei 1 von 40.000 Lebendgeburten (2).

Uridindiphosphatgalaktose-4-Epimerase-Mangel

Es gibt gutartige und schwer verlaufende Krankheitsformen. Die Inzidenz der gutartigen Form liegt in Japan bei 1 von 23.000 Lebendgeburten (3); bezüglich der schweren Form liegen keine Inzidenzdaten vor.

Die gutartige Form ist auf die weißen und roten Blutkörperchen beschränkt und verursacht sonst keine weiteren klinischen Pathologien.

Die schwere Form verursacht ein Syndrom, das klinisch nicht von der klassischen Galaktosämie unterschieden werden kann. Dabei kann manchmal auch ein Hörverlust vorkommen.

Literatur

  1. 1. Sontag MK, Yusuf C, Grosse SD, et al. Infants with Congenital Disorders Identified Through Newborn Screening — United States, 2015–2017. MMWR Morb Mortal Wkly Rep 2020;69:1265–1268. doi:10.15585/mmwr.mm6936a6

  2. 2. Hennermann JB, Schadewaldt P, Vetter B, Shin YS, Mönch E, Klein J. Features and outcome of galactokinase deficiency in children diagnosed by newborn screening. J Inherit Metab Dis. 2011;34(2):399-407. doi:10.1007/s10545-010-9270-8

  3. 3. Misumi H, Wada H, Kawakami M, et al. Detection of UDP-galactose-4-epimerase deficiency in a galactosemia screening program. Clin Chim Acta. 1981;116(1):101-105. doi:10.1016/0009-8981(81)90173-x

Diagnose von Galaktosämie

  • Galaktosespiegel

  • Enzymanalyse

Die Diagnose einer Galaktosämie wird klinisch vorgeschlagen und durch erhöhte Galaktosewerte und das Vorhandensein anderer reduzierender Substanzen als Glukose (z. B. Galaktose, Galaktose-1-Phosphat) im Urin unterstützt; sie wird durch DNA-Analyse oder Enzymanalyse von RBCs, Lebergewebe oder beidem bestätigt.

In den Vereinigten Staaten ist in allen Bundesstaaten ein routinemäßiges neonatales Screening auf Galaktose-1-Phosphat-Uridyltransferase-Mangel vorgeschrieben. (Siehe auch Prüfung wegen des Verdachts auf vererbte Störungen des Stoffwechsels.)

Behandlung von Galaktosämie

  • Einschränkung der Galaktose in der Ernährung

Die Behandlung der Galaktosämie ist die Eliminierung aller Galaktose-Quellen in der Ernährung, vor allem der Laktose (eine Galaktose-Quellen), die in der Muttermilch enthalten ist, aller Milchprodukte, einschließlich milchbasierter Säuglingsnahrung, und ist ein Süßstoff, der in vielen Lebensmitteln verwendet wird. Eine laktosefreie Ernährung verhindert die akute Intoxikation und macht viele Manifestationen rückgängig (z. B. Katarakte), kann aber die neurokognitiven Störungen nicht verhindern. Viele Patienten brauchen zusätzlich Kalzium und Vitamine.

Für Patienten mit einem Epimerasemangel ist eine geringe Galactosezufuhr lebensnotwendig, um für bestimmte Stoffwechselvorgänge die Versorgung mit Uridin-5-Diphosphatgalaktose (UDP-Galaktose) sicherzustellen.

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. Online Mendelian Inheritance in Man (OMIM) database: Complete gene, molecular, and chromosomal location information