Sterben und Tod bei Kindern

VonDeborah M. Consolini, MD, Thomas Jefferson University Hospital
Reviewed ByMichael SD Agus, MD, Harvard Medical School
Überprüft/überarbeitet Geändert Apr. 2025
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Die meisten Kinder sterben im Krankenhaus oder in der Notaufnahme (1, 2). Der Tod kann nach einer längeren Krankheit, wie Krebs, oder plötzlich und unerwartet, wie nach einer Verletzung, plötzlichem Kindstod, oder schwerer Infektion eintreten.

Für Familien ist es oft schwierig, mit den emotionalen und praktischen Gegebenheiten der Pflege eines schwerkranken oder sterbenden Kindes umzugehen. Pädiatrische Palliativversorgung, Hospizversorgung oder beides kann für schwer kranke oder sterbende Kinder und ihre Familien von besonderem Nutzen sein (3, 4). Das Personal der Palliativ- und Hospizversorgung kann auf praktische Bedürfnisse eingehen (z. B. Schmerzbehandlung, Entlastungspflege für Familien) und dem Kind und der Familie emotionale Unterstützung bieten (5).

Es kann für die Familie schwer sein, den Tod des Kindes zu verstehen und zu akzeptieren. Für die Eltern bedeutet der Tod eines Kindes, dass sie ihre Träume und Hoffnungen für ihr Kind und für die Zukunft, die sie für ihre Familie erwartet haben, aufgeben müssen. Der Trauerprozess hat möglicherweise zur Folge, dass sie nicht in der Lage sind, den Bedürfnissen der anderen Familienmitglieder, v. a. der weiteren Kinder, gerecht zu werden. Der Arzt kann bei diesem Prozess helfen, indem er für die Familie ansprechbar ist und nach seinen Möglichkeiten Beistand leistet (6, 7). Eine Überweisung an Fachkräfte für psychische Gesundheit, die Erfahrung in der Arbeit mit Familien nach dem Tod eines Kindes haben, kann angemessen sein.

Nach dem Tod eines Kindes

Einige Eltern reagieren auf den Tod eines Kindes, indem sie schnell eine weitere Schwangerschaft planen. Medizinische Fachkräfte, die eine unterstützende Beziehung zu den trauernden Eltern haben, können in Betracht ziehen, von einer so schnellen Schwangerschaft abzuraten. Angst und Furcht vor einem weiteren Verlust können es Eltern erschweren, eine Bindung an das neue Kind zu entwickeln (8). Ein Kind, das nach dem Tod eines anderen Kindes geboren wird, hat ein Risiko für "Replacement Child Syndrome" oder "Vulnerable Child Syndrome".

Beim Ersatzkind-Syndrom (auch als „Ersatzdynamik“ oder „Nachfolgekind“ bezeichnet) erwarten die Eltern, dass das neue Kind ihre Trauer lindert und die Lücke füllt, die das verlorene Kind hinterlassen hat, und sind möglicherweise enttäuscht, wenn sie die Trauer über ihren Verlust noch nicht verarbeiten können. Diese ungelösten Gefühle beeinträchtigen ihre Fähigkeit, eine Bindung zu ihrem neuen Kind aufzubauen und es zu versorgen. Ausgeprägte Ersatzdynamiken in der Familie können das Selbstwertgefühl, den Eigenwert und die Individualität des nachfolgenden Kindes negativ beeinflussen. Kinderärzte und andere Personen, die das Kind betreuen, sollten auf diese emotionalen Auswirkungen achten und die Eltern ermutigen, sich gegebenenfalls beraten zu lassen (9).

Beim "Vulnerable Child Syndrome" glauben Eltern aufgrund ihres früheren Verlusts, dass ihr neues Kind ein Risiko für verhaltensbezogene, entwicklungsbezogene oder medizinische Probleme hat, und denken, dass ihr Kind besondere Pflege und Schutz vor möglichen Gefahren benötigt (10).

Eltern, die über den Verlust eines toten Kindes trauern und mit der Unfähigkeit kämpfen, eine Bindung zu einem neuen Kind aufzubauen, muss klar gemacht werden, dass ihre Gefühle normal sind. Wenn ihre Gefühle nicht als normal anerkannt werden, sind Eltern und Kinder der Gefahr ausgesetzt, psychische Störungen zu entwickeln. Die nächste Schwangerschaft, wenn und falls sie eintritt, sollte vorausschauend sein und nicht rückwärtsgewandt.

Tod eines Familienmitglieds oder eines Freundes des Kindes

Viele Kinder erleben den Tod eines Menschen, dem sie sehr nahe sind. Die Art und Weise, wie die Kinder dieses Ereignis wahrnehmen (und damit auch die sinnvollste Reaktion von Seiten der Eltern und des Kinderarztes) hängen von ihrem Entwicklungsstand ab. Kinder im Vorschulalter haben vom Tod möglicherweise nur ein begrenztes Verständnis. Es kann hilfreich sein, das Ereignis mit einer entsprechenden Erfahrung mit einem geliebten Haustier in Beziehung zu setzen. Ältere Kinder können die Situation besser verstehen. Der Tod sollte nicht mit „Schlafengehen" oder „nie mehr aufwachen" in Verbindung gebracht werden, da dadurch bei den Kindern Ängste vor dem Schlafen ausgelöst werden können.

Tipps und Risiken

  • Wenn man mit Kindern über den Tod spricht, sollte dieser nicht mit „Schlafengehen" oder „nie mehr aufwachen" in Verbindung gebracht werden, da dadurch bei den Kindern Ängste vor dem Schlafen ausgelöst werden können.

Die Eltern sollten mit dem Arzt besprechen, ob es sinnvoll ist, dass Kinder schwer kranke Kinder oder Erwachsene besuchen. Manche Kinder äußern den speziellen Wunsch, sterbende Familienmitglieder oder Freunde zu besuchen. Kinder sollten gut auf einen solchen Besuch vorbereitet werden, damit sie wissen, was sie erwartet. Entsprechend fragen sich Eltern oft, ob sie ihr Kind zu einer Beerdigung mitnehmen sollen. Diese Entscheidung muss individuell und, wann immer möglich, zusammen mit dem Kind getroffen werden. Wenn Kinder an einer Beerdigung teilnehmen, sollten sie zur Unterstützung von einem engen Freund oder Verwandten begleitet werden und die Erlaubnis und Möglichkeit haben, jederzeit zu gehen.

Literatur

  1. 1. Nilsson S, Öhlén J, Nyblom S, Ozanne A, Stenmarker M, Larsdotter C. Place of death among children from 0 to 17 years of age: A population-based study from Sweden. Acta Paediatr. 2024;113(9):2155-2163. doi:10.1111/apa.17308

  2. 2. Gibson-Smith D, Jarvis SW, Fraser LK. Place of death of children and young adults with a life-limiting condition in England: a retrospective cohort study. Arch Dis Child. 2021;106(8):780-785. Published 2021 Jul 19. doi:10.1136/archdischild-2020-319700

  3. 3. Tatterton MJ, Fisher MJ, Storton H, Walker C. The role of children's hospices in perinatal palliative care and advance care planning: The results of a national British survey. J Nurs Scholarsh. 2023;55(4):864-873. doi:10.1111/jnu.12866

  4. 4. Bogetz JF, Anderson A, Holland M, Macauley R. Pediatric Hospice and Palliative Care Services and Needs Across the Northwest United States. J Pain Symptom Manage. 2022;64(1):e7-e14. doi:10.1016/j.jpainsymman.2022.02.015

  5. 5. Linebarger JS, Johnson V, Boss RD, et al. Guidance for Pediatric End-of-Life Care. Pediatrics. 2022;149(5):e2022057011. doi:10.1542/peds.2022-057011

  6. 6. Wender E, The Committee on Psychosocial Aspects of Child and Family Health. Supporting the family after the death of a child. Pediatrics. 2021;130(6):1164–1169. doi:10.1542/peds.2012-2772

  7. 7. Schonfeld DJ, Demaria T, AAP Committee on Psychosocial Aspects of Child and Family Health, Disaster Preparedness Advisory Council. Supporting the grieving child and family. Pediatrics. 2016;138(3):e20162147. doi:10.1542/peds.2016-2147

  8. 8. Mills TA, Ricklesford C, Cooke A, Heazell AE, Whitworth M, Lavender T. Parents' experiences and expectations of care in pregnancy after stillbirth or neonatal death: a metasynthesis. BJOG. 2014;121(8):943-950. doi:10.1111/1471-0528.12656

  9. 9. Vollmann SR. A legacy of loss: stories of replacement dynamics and the subsequent child. Omega (Westport). 2014;69(3):219-247. doi:10.2190/OM69.3.a

  10. 10. Schmitz K. Vulnerable Child Syndrome. Pediatr Rev. 2019;40(6):313-315. doi:10.1542/pir.2017-0243

Weitere Informationen

Nachfolgend finden Sie einige englischsprachige Quellen, die nützlich sein können. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

Diese Quellen bieten Informationen zur Unterstützung von Eltern, Betreuern und Geschwistern nach dem Tod eines Kindes:

  1. The Compassionate Friends

  2. Bereaved Parents of the USA

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