Kontrolle des Typ-1-Diabetes mellitus während der Schwangerschaft*

Zeitrahmen

Maßnahmen

Vor der Konzeption

Glykämische Kontrolle

Geringstes Risiko bei HbA1c-Werten 6,5% zur Zeit der Konzeption.†

Abklärung umfasst

  • Vollständiges Stoffwechselpanel und 24-Stunden-Urinsammlung (Proteinausscheidung und Kreatinin-Clearance) oder Spot-Urin-Protein: Kreatinin-Verhältnis, um auf Nephropathie zu prüfen

  • Ophthalmologische Untersuchung zur Überprüfung auf Retinopathie

  • EKG zur Abklärung kardialer Komplikationen

Pränatal

Schwangerschaftsvorsorge beginnt, sobald die Schwangerschaft bestätigt ist.

Die Häufigkeit der Untersuchungen hängt von der Qualität der Blutzucker-Einstellung ab.

Individuelle Diät nach ADA-Richtlinien in Koordination mit der Insulin-Therapie.

3 Mahlzeiten und 3 Snacks/Tag werden empfohlen unter Betonung eines konsequenten Zeitplans.

Patientinnen sollten zur häuslichen Blutzucker-Kontrolle angeleitet werden und sie praktizieren.

Patientinnen müssen auf die Gefahr von Hypoglykämien in der Nacht und bei sportlichen Aktivitäten aufmerksam gemacht werden.

Patientin und Familienmitglieder sollten in die Anwendung von Glucagon eingewiesen werden.

HbA1c-Werte sollten in jedem Trimenon bestimmt werden.

Die Überwachung des Feten sollte von der 32. Schwangerschaftswoche bis zur Geburt (oder bei gegebener Indikation früher) erfolgen mit:

  • Nonstress-Test (wöchentlich)

  • Biophysikalischem Profil (wöchentlich)

  • Tritt zählt (täglich)

Menge und Art des Insulins sind individuell zu bestimmen. Vormittags Gabe von zwei Dritteln der Gesamtdosis (60% NPH, 40% Normal); Nachmittags Gabe von einem Drittel (50% NPH, 50% Normal). Oder Frauen können langwirksames Insulin einmal oder zweimal proTag und Insulin-Aspart unmittelbar vor Frühstück, Mittagessen und Abendessen nehmen‡

Während Wehentätigkeit und Geburt

Vaginale Geburt am Termin ist möglich, wenn die Patientin eine sichere Datierung und eine gute BZ-Einstellung nachgewiesen hat.

Ein Kaiserschnitt ist geburtshilflichen Indikationen oder einer fetalen Makrosomie (> 4500 g) mit dem erhöhten Risiko einer Schulterdystokie vorzubehalten.

Der optimale Entbindungszeitpunkt hängt von der Abwägung zwischen dem Risiko des fetalen Todes und den Risiken einer Frühgeburt ab. Eine frühzeitige Entbindung (36 bis 38 6/7 Schwangerschaftswochen oder noch früher) kann bei einigen Patientinnen mit Komplikationen wie Vaskulopathie, Nephropathie, schlechter Glukoseeinstellung oder einer früheren Totgeburt angezeigt sein. Frauen mit gut eingestelltem Diabetes und ohne andere Begleiterkrankungen können von 39 0/7 bis zu 39 6/7 Schwangerschaftswochen betreut werden, solange die pränatalen Tests zufriedenstellend sind.

Während der Geburt wird meistens eine konstante „Low-dose“-Insulin-Infusion bevorzugt; die s.c. Anwendung von Insulin wird abgesetzt. Wenn eine Induktion geplant ist, wird die übliche abendliche Dosis von basalem Insulin am Tag vor der Induktion verabreicht.

Für eine fortlaufende und postpartale Diabetes-Überwachung muss gesorgt werden.

Der postpartale Insulinbedarf kann sich um bis zu 50% verringern.

* Die Richtlinien sind nur ein Vorschlag; deutliche individuelle Unterschiede erfordern entsprechende Anpassungen.

† Je nach Labormethoden können die Normalwerte verschieden sein.

‡ Einige Krankenhausprogramme empfehlen bis zu 4 Insulininjektionen täglich. Eine kontinuierliche s.c. Insulininfusion, die sehr arbeitsintensiv ist, kann manchmal in spezialisierten Diabetes-Kliniken angewandt werden.

ADA = American Diabetes Association; American Diabetes Association; EKG = Elektrokardiographie; HbA1c = glykosyliertes Hämoglobin; NPH = neutrales Protamin Hagedorn.