Infektion im Submandibularbereich

(Angina Ludovici, Mundbodenphlegmone)

VonAlan G. Cheng, MD, Stanford University
Überprüft/überarbeitet März 2022
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Bei einer Infektion im Submandibularbereich ist der Mundboden akut entzündet. Zu den Symptomen gehören Schmerzen, Dysphagie und eine möglicherweise tödliche Atemwegsobstruktion. Die Diagnose wird in der Regel klinisch gestellt. Die Behandlung besteht in der Sicherung der Atemwege, chirurgischer Drainage und IV Antibiotikatherapie.

Infektionen im Submandibularbereich breiten sich rasch nach beiden Seiten aus und führen zu einer Entzündung und Verhärtung des suprahyoidalen Bindegewebes, des Mundbodens sowie sublingualer und submaxillärer Bereiche, aber nicht zur Abszessbildung. Obwohl es kein echter Abszess ist, weist eine Mundbodenphlegmone klinische Ähnlichkeit mit einem Abszess auf und wird auch genauso behandelt.

Die Erkrankung entwickelt sich in der Regel aus einer odontogenen Infektion, insbesondere im Bereich der 2. und 3. Unterkiefermolaren. Begünstigend wirken Faktoren wie schlechte Zahnhygiene, Zahnextraktionen und Traumata (z. B. Unterkieferfrakturen, Mundbodeneinrisse).

Symptome und Beschwerden

Frühe Anzeichen einer Infektion im Submandibularbereich sind Schmerzen in allen betroffenen Zähnen mit schweren, schmerzhaften, lokalisierten submentalen und sublingualen Indurationen. Daraus kann sich schnell eine brettharte Stelle am Mundboden mit starker Induration des suprahyoidalen Bindegewebes entwickeln. Zudem kann es zu vermehrtem Speichelfluss, Trismus, Dysphagie, Stridor aufgrund eines Larynxödems und Hochwölbung der Zunge gegen den Gaumen kommen. Auch Fieber, Schüttelfrost und Tachykardie sind oft vorhanden. Innerhalb von Stunden, und häufiger als bei anderen Halsinfektionen, kann sich eine Atemwegsobstruktion einstellen. Die Gesamtsterblichkeitsrate lag bei etwa 0,3% (1).

Allgemeiner Hinweis

  1. 1. McDonnough JA, Ladzekpo DA, Yi I, et al: Epidemiology and resource utilization of ludwig angina ED visits in the United States 2006-2014. Laryngoscope129(9):2041–2044, 2019. doi: 10.1002/lary.27734

Diagnose

  • Klinische Abklärung und manchmal CT

Eine Infektion des Submandibularraums ist in der Regel bei der klinischen Untersuchung offensichtlich. Wenn nicht, wird eine CT durchgeführt, um die Diagnose zu bestätigen.

Therapie

  • Offehaltung der Atemwege

  • Inzision und Drainage

  • Gabe von gegen Mundflora wirksamer Antibiotika

Oberste Priorität hat die Offenhaltung der Atemwege. Da die Phlegmone eine endotracheale Intubation vom Mund aus erschwert, wird im Operationssaal oder einer intensivmedizinischen Funktionseinheit (ICU) in Lokalanästhesie eine nasotracheale Intubation (mit Fiberoptik) durchgeführt, bei der der Patient möglichst wach sein sollte. Manche Patienten benötigen eine Tracheotomie. Wenn keine umgehende Intubation nötig ist, bleiben die Patienten zur Überwachung auf der Intensivstation.

Die Einlage von Drains über eine tiefe Inzision in die mylohyoidalen Muskeln dient zur Druckentlastung. Für die orale Antibiotikatherapie sollten bei einer Mundbodenphlegmone Mittel gewählt werden, die sowohl anaerobe wie aerobe Bakterien abdecken (z. B. Clindamycin, Ampicillin-Sulbactam, und/oder hochdosiertes Penicillin).