Flatulenz

VonJonathan Gotfried, MD, Lewis Katz School of Medicine at Temple University
Überprüft/überarbeitet Mai 2024
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Gas befindet sich normalerweise im Verdauungssystem und kann durch den Mund (Rülpsen) oder durch den After (Flatus) abgegeben werden.

Es gibt 3 Hauptsymptome im Zusammenhang mit Gasbildung:

  • Übermäßiges Aufstoßen (Rülpsen)

  • Geblähter Bauch (Ausdehnung)

  • Übermäßiger Flatus (als Furzen bezeichnet)

Kurz nach dem Essen und in Stressphasen muss man eher aufstoßen. Manche Menschen fühlen kurz vor dem Aufstoßen eine gewisse Enge in der Brust oder im Magen, die leichter wird, sobald das Gas abgegeben wurde.

Personen, die über Flatulenz klagen, haben oft eine falsche Vorstellung davon, wie viel Flatus Menschen normalerweise produzieren. Es besteht eine große Variabilität bei der Menge und Häufigkeit von Flatus. Menschen haben typischerweise 13 bis 21 Mal pro Tag Flatus (entspricht 0,5 bis 1,5 Litern), und manche Menschen geben mehr oder weniger häufig Flatus ab. Dieses Gas riecht nicht unbedingt.

Obwohl Flatus brennbar ist (aufgrund des Gehalts an Wasserstoffs und Methangas), stellt dies kein übliches Problem dar. Das Arbeiten in der Nähe von offenem Feuer ist beispielsweise ungefährlich. Es gibt jedoch seltene Berichte von Gasexplosionen während Darmoperationen und Koloskopien bei der Verwendung von Elektrokautern bei Personen, deren Darm vor dem Verfahren nicht vollständig gereinigt wurde.

Früher wurde intensives Schreien (Kolik) bei Säuglingen im Alter von 1 bis 4 Monaten auf übermäßige Gasbildung im Bauch zurückgeführt. Heute glauben jedoch die meisten Ärzte nicht, dass eine Kolik gasbedingt ist, da Tests kein vermehrtes Gas im Bauch dieser Kinder zeigen. Die tatsächliche Ursache einer Kolik bleibt unklar.

Ursachen für Blähungen

Die Ursachen von Gasbildung variieren je nach Symptom (siehe Tabelle mit Ursachen und Merkmale von Symptomen durch Gasbildung).

Aufstoßen

Aufstoßen wird durch Folgendes verursacht:

  • Verschluckte Luft

  • Gas aus kohlensäurehaltigen Getränken

Menschen schlucken normalerweise kleine Luftmengen beim Essen und Trinken. Manche Personen schlucken jedoch wiederholt beim Essen oder Rauchen und manchmal bei Angst oder Nervosität unbewusst größere Luftmengen (Aerophagie). Ein übermäßiger Speichelfluss, der bei gastrointestinalem Reflux auftreten kann, schlecht passende Zahnprothesen, bestimmte Medikamente, Kaugummikauen oder Übelkeit jeglicher Ursache vermehren ebenfalls das Schlucken von Luft.

Der Großteil der verschluckten Luft wird später durch Aufstoßen wieder aus dem Magen befördert, sodass nur wenig Luft in den Darm gelangt. Die geringe Menge Luft, die in den Darm gelangt, wird hauptsächlich in das Blut aufgenommen, und sehr wenig wird als Flatus ausgeschieden.

Flatus

Flatus entsteht durch Wasserstoff, Methan und Kohlendioxidgase, die von den Bakterien hergestellt werden, die normalerweise im Dickdarm leben. Diese Bakterien produzieren immer etwas Gas, es kann jedoch in folgenden Fällen zur Produktion von übermäßigem Gas kommen:

  • Konsum bestimmter Nahrungsmittel

  • Der Verdauungstrakt kann Nahrung nicht richtig resorbieren (Malabsorptionssyndrome).

Zu Nahrungsmitteln, die die Gasbildung erhöhen, zählen schlecht verdauliche Kohlenhydrate (beispielsweise Ballaststoffe wie in Bohnen und Kohl), bestimmte Zuckerarten (wie Fruktose), laktosehaltige Nahrungsmittel (wie Milch) oder Zuckeralkohole (wie Sorbitol) sowie Fette. Beispielsweise werden bestimmte Kohlenhydrate zu einer Gruppe zusammengefasst, die als fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole (kurz FODMAP) bezeichnet werden. FODMAPs sind Kohlenhydrate, die schlecht verdaut und daher rasch von Bakterien im Darm vergärt (fermentiert) werden und damit zu Blähungen und Beschwerden führen. Sorbitol, ein in einigen Nahrungsmitteln, Medikamenten und Kaugummis verwendeter künstlicher Süßstoff, sowie Fruktose, ein Zucker in Obst, Beeren und einigen anderen Pflanzen, können die Gasproduktion erhöhen. Viele Menschen können den Zucker Laktose, der in Milch und anderen Milchprodukten enthalten ist, nicht verdauen (ein Leiden, das als Laktoseintoleranz oder Milchzuckerunverträglichkeit bezeichnet wird). Fast jeder, der große Mengen Gemüse oder Früchte isst, wird in einem gewissen Ausmaß Flatulenz bekommen.

Malabsorptionssyndrome können die Gasproduktion vermehren. Menschen, die an Kohlenhydratmangel leiden (Mangel an jenen Enzymen, die bestimmte Zucker abbauen), wie solche mit Laktasemangel, produzieren tendenziell viel Gas, wenn sie etwas essen, was diese Zuckerarten enthält. Andere Malabsorptionssyndrome wie tropische Sprue, Zöliakie und eine Insuffizienz der Bauchspeicheldrüse können ebenfalls zur Produktion von großen Gasmengen führen.

Bei manchen Menschen leben aber einfach mehr verschiedene Bakterien natürlicherweise im Verdauungstrakt, oder sie haben eine Störung der Motilität (Bewegung) der Muskeln in ihrem Verdauungstrakt. Diese Varianten können für Unterschiede bei der Produktion von Flatus verantwortlich sein. Die Personen können ihre Flatushäufigkeit in einem Tagebuch aufzeichnen, bevor sie von einem Arzt beurteilt werden.

Blähung

Bei Personen mit Verdauungsstörungen wie träger Magenentleerung (Gastroparese), Reizdarmsyndrom oder anderen körperlichen Erkrankungen wie Eierstockkrebs oder Darmkrebs kann ein Gefühl von Blähungen oder Bauchschwellung (Spannung) vorliegen.

Viele Medikamente mit anticholinergen Effekten können zu einer verlangsamten Magenentleerung führen und Blähungen verursachen.

Manchmal wird dieses Gefühl von Erkrankungen verursacht, an den der Bauch nicht beteiligt ist. Beispielsweise ist bei einigen Menschen das einzige Symptom für einen Herzinfarkt ein Gefühl von Blähung oder ein starker Drang aufzustoßen. Viele Menschen, die sich gebläht fühlen, haben jedoch keine körperliche Störung.

Ärzte sind nicht sicher, welche Rolle Darmgase bei dem Gefühl von Blähungen spielen. Abgesehen von Menschen, die kohlensäurehaltige Getränke zu sich nehmen oder übermäßig viel Luft schlucken, haben die meisten Personen mit Gefühl von Blähungen tatsächlich nicht übermäßig viel Gas in ihrem Verdauungssystem. Studien zeigen jedoch, dass einige Menschen, wie solche mit Reizdarmsyndrom, für eine normale Gasmenge besonders empfindlich sind. Genauso nehmen Personen mit Essstörungen (wie Anorexia nervosa oder Bulimie) Symptome wie Blähungen oft falsch wahr und sind davon besonders gestresst. Somit kann es sein, dass die grundlegende Auffälligkeit bei Personen mit gasbedingten Symptomen ein extrem empfindlicher (überempfindlicher) Darm ist. Eine Motilitätsstörung kann auch zu den Symptomen beitragen.

Beurteilung der Gasbildung

Die meisten gasbedingten Symptome erfordern keine sofortige Beurteilung durch einen Arzt. Die folgenden Angaben können bei der Entscheidung behilflich sein, ob eine ärztliche Beurteilung nötig ist, und liefern Gewissheit darüber und was im Rahmen dieser Untersuchung zu erwarten ist.

Warnsignale

Bei Menschen mit Gas sind bestimmte Symptome und Charakteristika besorgniserregend. Hierzu gehören:

  • Gewichtsabnahme (ungewollt)

  • Blut im Stuhl

  • Schmerzen in der Brust oder Gefühl der Aufgedunsenheit im Brustkorb

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Personen mit Blähungsgefühl in der Brust, insbesondere wenn das Blähungsgefühl von Schmerzen im Brustkorb begleitet wird, sollten sich sofort bei einem Arzt vorstellen, da es sich dabei um ein Zeichen für eine Herzerkrankung handeln kann.

Personen mit gasbedingten Symptomen mit anderen Warnzeichen, Bauchbeschwerden oder Durchfall sollten sich innerhalb einer Woche bei einem Arzt vorstellen.

Personen mit keinem dieser Symptome oder Zeichen sollten irgendwann einen Arzt aufsuchen, es ist jedoch nicht dringend.

Was der Arzt unternimmt:

Ärzte stellen zunächst immer Fragen zu den Symptomen und zur Krankengeschichte des Patienten. Darauf folgt eine körperliche Untersuchung. Die Befunde aus der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung deuten häufig auf eine Ursache für die Symptome und die eventuell erforderlichen weiteren Untersuchungen hin (siehe die Tabelle Ursachen und Merkmale von Symptomen durch Gasbildung).

Bei exzessivem Aufstoßen konzentriert sich die Krankengeschichte darauf, die Ursache für das Schlucken von Luft zu finden, insbesondere ernährungsbedingte Ursachen.

Bei exzessivem Flatus suchen die Ärzte nach ernährungsbedingten Ursachen und auch nach Symptomen einer Malabsorption (wie Durchfall und/oder fettiger, faul riechender Stuhlgang).

Bei Personen mit Beschwerden aufgrund von gasbedingten Symptomen müssen die Ärzte den Zusammenhang zwischen den Symptomen und Mahlzeiten (sowohl die Zeiten als auch Art und Menge der Nahrung) und dem Stuhlgang verstehen. Ärzte fragen die Personen zu Veränderungen der Frequenz und Farbe sowie der Konsistenz des Stuhls. Ärzte müssen außerdem wissen, ob die Personen Gewicht verloren haben.

Bei Personen mit Blähungen oder Flatus konzentriert sich die körperliche Untersuchung darauf, Zeichen einer zu Grunde liegenden körperlichen Erkrankung (wie Eierstockkrebs) zu finden. Ärzte führen Untersuchungen von Bauch, Mastdarm und (bei Frauen) Becken durch.

Tabelle
Tabelle

Tests

Ärzte führen im Normalfall keine Tests bei Menschen mit gasbedingten Beschwerden durch, wenn keine anderen Symptome bestehen, die auf eine spezielle Erkrankung hindeuten (siehe die Tabelle Ursachen und Merkmale von Symptomen durch Gasbildung). Bei Menschen mit gleichzeitig bestehendem Durchfall kann z. B. eine Untersuchung auf ein Malabsorptionssyndrom erforderlich sein.

Eine Ausnahme bilden Erwachsene mittleren oder höheren Alters, die anhaltende Blähungen oder Spannung entwickeln, insbesondere Personen, bei denen in der Vergangenheit keine Symptome des Verdauungssystems aufgetreten sind. Bei diesen Menschen können Ärzte Tests auf Krebs der Eierstöcke und/oder des Dickdarms durchführen.

Behandlung von Blähungen

Ärzte versichern Menschen mit chronischen Blähungen oder Flatus, dass ihre Erkrankung nicht von einer anderen Erkrankung verursacht wird und dass diese gasbedingten Symptome ihre Gesundheit nicht gefährden.

Blähungen und Aufstoßen können kaum gelindert werden, da sie normalerweise durch unbewusstes Schlucken von Luft oder eine erhöhte Empfindlichkeit auf normale Gasmengen verursacht werden. Wenn Aufstoßen das Hauptproblem ist, kann es helfen, weniger Luft zu schlucken, was schwierig ist, da den Menschen normalerweise nicht bewusst ist, dass sie Luft schlucken. Kein Kaugummi zu kauen und in entspannter Atmosphäre weniger hastig zu essen, schafft möglicherweise Abhilfe. Manchen Menschen hilft die Vermeidung von kohlensäurehaltigen Getränken. Ärzte können außerdem dazu raten, das Schlucken von Luft zu minimieren, indem man mit offenem Mund mit dem Zwerchfell atmet. Zudem sollten alle assoziierten Erkrankungen des oberen Verdauungstrakts (wie peptische Geschwüre) vollständig kontrolliert sein.

Personen, bei denen exzessiv Flatus abgeht, sollten Nahrungsmittel vermeiden, die wahrscheinlich Flatus verursachen. Typischerweise sollten die Personen jeweils ein Nahrungsmittel oder eine Gruppe von Nahrungsmitteln eliminieren. So können die Personen damit beginnen, Nahrungsmittel zu vermeiden, die bekanntermaßen Symptome auslösen, FODMAP-haltige Nahrungsmittel wegzulassen und/oder zunächst Nahrungsmittel wie Bohnen und Kohl aus dem Speiseplan zu streichen und danach Milch und Milchprodukte, dann frisches Obst und dann bestimmte Gemüse und andere Nahrungsmittel. Sorbitol und Fruktose sollten nur in begrenzten Mengen eingenommen werden. Ballaststoffe (wie Kleie und Flohsamen) können der Ernährung zugefügt werden, um den Transport durch den Dickdarm zu verbessern. Zusätzliche Ballaststoffe können bei einigen Menschen die Symptome jedoch verschlimmern.

Aromatische Öle wie Pfefferminzöl in einem Präparat, das das Öl langsam freisetzt, können ebenfalls helfen, durch Krämpfe ausgelöste Schmerzen zu lindern.

Arzneimittel

Medikamente bieten keine große Linderung. Manche Ärzte versuchen Anticholinergika (wie Bethanechol) und Simethicon, das in einigen Antazida vorliegt und auch einzeln erhältlich ist. Es gibt jedoch nur wenige wissenschaftliche Hinweise für einen Nutzen.

Aktivkohletabletten können manchmal helfen, den Flatus und den unangenehmen Geruch zu vermindern. Aktivkohle färbt jedoch Mund und Kleidung. Mit Aktivkohle ausgekleidete Unterwäsche ist erhältlich.

Patienten, deren durch Gasbildung bedingten Symptome durch eine bakterielle Überwucherung verursacht werden, erhalten Antibiotika.

Probiotika, bei denen es sich um Bakterien handelt, die natürlich im Körper vorkommen und das Wachstum der guten Bakterien unterstützen, können Blähungen und Flatulenz bei manchen Menschen vermindern, indem sie das Wachstum normaler Darmbakterien unterstützen.

Manchen Menschen mit Verdauungsstörungen (Dyspepsie) und Völlegefühl im Oberbauch nach einer Mahlzeit kann mit Antazida, einer niedrigen Dosis Antidepressiva (wie Nortriptylin) oder beidem geholfen werden, um einen überempfindlichen Magen zu beruhigen.

Wichtigste Punkte

  • Tests werden hauptsächlich durchgeführt, wenn weitere Symptome auf eine bestimmte Erkrankung hindeuten.

  • Ärzte sollten auf neue und anhaltende Symptome von Blähungen bei älteren Erwachsenen achten.