Glossopharyngeusneuralgie

VonMichael Rubin, MDCM, New York Presbyterian Hospital-Cornell Medical Center
Überprüft/überarbeitet Jan. 2022
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Glossopharyngeusneuralgie besteht aus wiederkehrenden intensiven Schmerzanfällen im Rachenhintergrund, im Bereich der Mandeln, im Zungenrücken, einem Teil des Ohrs bzw. unter dem Kieferhintergrund. Der Schmerzen werden von einer Funktionsstörung des 9. Hirnnervs (Zungenschlundnerv) verursacht. Dieser trägt zur Bewegung der Rachenmuskulatur bei und leitet Informationen vom Rachen, den Mandeln und der Zunge ins Gehirn.

  • Die Ursache ist oft unbekannt, in einigen Fällen handelt es sich jedoch um eine abnorm verlaufende Arterie, die auf den Zungenschlundnerv drückt.

  • Die Betroffenen haben kurze unerträgliche Schmerzanfälle, die eine Seite der Zunge oder des Halses und in einigen Fällen ein Ohr betreffen.

  • Die Diagnose wird anhand der Schmerzbeschaffenheit und der Frage erstellt, ob ein im Rachenhintergrund angewendetes Lokalanästhetikum den Schmerz beseitigt.

  • Bestimmte Antiepileptika und Antidepressiva, Baclofen oder ein Lokalanästhetikum können schmerzlindernd wirken, in einigen Fällen ist eine Operation jedoch unumgänglich.

(Siehe auch Überblick über Hirnnerven.)

Glossopharyngeusneuralgie ist eine seltene Störung, die gewöhnlich nach dem 40. Lebensjahr und häufiger bei Männern auftritt.

Gleichzeitig liegt eine Funktionsstörung des Vagusnervs (des 10. Hirnnervs) vor, weil der Vagusnerv und der Nervus glossopharyngeus (Zungen-Rachen-Nerv – 9. Hirnnerv) an der gleichen Stelle aus dem Schädel treten. Daher hat das Problem, das den Nervus glossopharyngeus betrifft, in der Regel auch Auswirkungen auf den Vagusnerv. Der Vagusnerv unterstützt die Kontrolle des Herzschlags. Wenn die Funktion des Vagusnerv gestört ist, können ein auffälliger Puls sowie ein gestörter Herzrhythmus (Arrhythmien) die Folge sein.

Ursachen der Glossopharyngeusneuralgie

Häufig ist die Ursache der Glossopharyngeusneuralgie unbekannt.

Es kann jedoch in folgenden Fällen zu einer Glossopharyngeusneuralgie kommen:

  • Eine abnorm verlaufende Arterie, die auf den Zungenschlundnerv in der Nähe seines Austritts aus dem Stammhirn drückt.

  • Der lange, spitz zulaufende Knochen an der Schädelbasis (Griffelfortsatz), wenn dieser ungewöhnlich lang ist und den Nerv zusammendrückt.

In seltenen Fällen ist ein Hirn- oder Nackentumor, ein Abszess, eine Ausbuchtung (Aneurysma) in einer Halsarterie (Halsschlagader) oder multiple Sklerose die Ursache.

Symptome der Glossopharyngeusneuralgie

Bei der Glossopharyngeusneuralgie sind die Schmerzanfälle kurz und treten unregelmäßig auf, die Schmerzen sind jedoch unerträglich. Die Anfälle können durch eine bestimmte Handlung ausgelöst werden, z. B. Kauen, Schlucken, Sprechen, Gähnen oder Niesen. Sie beginnen gewöhnlich im hinteren Zungenbereich, im hinteren Rachen oder in der Nähe der Mandeln. In einigen Fällen weiten sie sich zum Ohr oder zum Kieferhintergrund aus. Sie können wenige Sekunden bis Minuten anhalten und betreffen meist nur eine Seite des Halses und der Zunge.

Wenn die Funktionsfähigkeit des Vagusnerv beeinträchtigt ist, was die Herzfrequenz stört, können die Betroffenen ohnmächtig werden.

Diagnose der Glossopharyngeusneuralgie

  • Untersuchung durch den Arzt

  • Untersuchung mit einem Wattestäbchen und einem Anästhetikum

  • Magnetresonanztomografie

  • Manchmal Computertomografie oder Röntgenaufnahmen

Man unterscheidet eine Glossopharyngeusneuralgie von einer Trigeminusneuralgie (die ähnliche Schmerzen verursacht) anhand der Schmerzstelle oder mittels eines spezifischen Tests. Bei diesem Test berührt der Arzt den Rachenhintergrund mit einem Wattestäbchen. Falls Schmerz auftritt, wendet der Arzt ein Lokalanästhetikum an. Falls das Lokalanästhetikum den Schmerz beseitigt, ist eine Glossopharyngeusneuralgie wahrscheinlich.

Um Tumoren auszuschließen, wird eine Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt. Es können eine Computertomografie (CT) oder Röntgenaufnahmen durchgeführt werden, um festzustellen, ob der Griffelfortsatz ungewöhnlich lang ist.

Ein Lokalanästhetikum kann im hinteren Teil des Rachens aufgetragen werden, um bei der Diagnose zu helfen und andere mögliche Ursachen der Schmerzen auszuschließen. Nervenblockaden können die Bestätigung der Diagnose ebenfalls unterstützen. Sie können den betroffenen Nerv bestimmen, weil sie zur Trennung einer bestimmten Nervenbahn verwendet werden, die Schmerzsignale überträgt oder verstärkt.

Behandlung der Glossopharyngeusneuralgie

  • Antiepileptika

  • Anästhetika (lokal)

  • Manchmal operative Eingriffe

Arzneimittel zur Behandlung von Trigeminusneuralgie – Antiepileptika (Carbamazepin, Oxcarbazepin, Gabapentin oder Phenytoin), Baclofen und trizyklische Antidepressiva – können in diesem Fall auch helfen.

Wenn diese Arzneimittel wirkungslos sind, kann die Anwendung eines Lokalanästhetikums (z. B. Lidocain) im Rachenhintergrund zeitweise Linderung verschaffen (und die Diagnose bestätigen).

Für eine dauerhafte Linderung ist eine Operation jedoch ggf. unumgänglich. Dabei wird der Nerv von der Arterie, die ihn quetscht, getrennt, indem ein Schwämmchen zwischen beide geschoben wird (als vaskuläre Dekompression bezeichnet).

Entlastung von Nerven

Wenn eine abnorm verlaufende Arterie auf einen Hirnnerv drückt, lassen sich die dadurch bedingten Schmerzen durch eine Operation lindern, die vaskuläre Dekompression genannt wird. Durch diesen Eingriff lassen sich Trigeminusneuralgie, halbseitige Gesichtskrämpfe und Glossopharyngeusneuralgie behandeln.

Wenn der Trigeminusnerv eingeklemmt ist, wird ein Bereich des Hinterkopfs rasiert und ein operativer Zugang geschaffen. Der Chirurg schneidet ein kleines Loch in den Schädel und hebt den Rand des Gehirns an, um den Nerv freizulegen. Dann trennt er die Arterie vom Nerv und legt einen kleinen Schwamm zwischen ihnen.

Dieser Eingriff wird unter Vollnarkose vorgenommen, doch die Gefahr von Nebenwirkungen ist gering. Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören Taubheit im Gesicht, Schwäche der Gesichtsmuskulatur, Doppeltsehen, Infektionen, Blutungen, Hör- und Gleichgewichtsprobleme sowie Lähmungen.

Für gewöhnlich lindert dieser Eingriff die Schmerzen, doch kehren sie bei rund 15 Prozent der Patienten wieder.