HealthDay
ERKRANKUNG

Lebensqualität bei älteren Menschen

VonRichard G. Stefanacci, DO, MGH, MBA, Thomas Jefferson University, Jefferson College of Population Health
Überprüft/überarbeitet Mai 2022 | Geändert Dez. 2022
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Die Lebensqualität wird oft als Maß der Gesundheit, des Wohlbefindens und der Fähigkeit zur vergnüglichen Teilhabe an Lebensereignissen definiert. Daher ist sie für jeden Menschen etwas sehr Persönliches. Was eine Person als erfülltes Leben betrachtet, kann sich von der nächsten Person stark unterscheiden. Für viele Menschen dreht sich die Lebensqualität oft um Fragen zu Gesundheit und Gesundheitsversorgung. Daher sollten die Betroffenen und ihre Ärzte bei der Entscheidungsfindung über medizinische Probleme die Auswirkungen auf die Lebensqualität berücksichtigen.

Bei der Besprechung der Lebensqualität sollten ältere Menschen, ihre Betreuungspersonen und die Ärzte bedenken, dass die besten medizinischen Entscheidungen von Person zu Person unterschiedlich sind und nicht allein vom Alter abhängen. Bei diesen Gesprächen sollten die Beteiligten Formulierungen und Verhaltensweisen vermeiden, die auf eine Voreingenommenheit gegenüber älteren Menschen hindeuten (Altersdiskriminierung). Zum Beispiel sollte man nicht davon ausgehen, dass jemand in einem bestimmten Alter rein aufgrund dieses Alters eine bestimmte medizinische Versorgung nicht mehr erhalten oder an bestimmten Aktivitäten nicht mehr teilnehmen sollte. Altersdiskriminierung kann zu viel oder zu wenig medizinische Aufmerksamkeit mit sich bringen und die Lebensqualität negativ beeinflussen.

Gesundheitsbezogene Lebensqualität

Wie die Gesundheit die Lebensqualität beeinflusst, hängt von der betroffenen Person ab. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität hat mehrere Dimensionen, nämlich u. a.:

  • Vermeidung beschwerlicher Symptome (wie Schmerzen, Kurzatmigkeit, Übelkeit oder Verstopfung)

  • Emotionale Gesundheit

  • Die Fähigkeit, alltägliche Aktivitäten auszuführen (wie Körperpflege, Anziehen und Toilettengang)

  • Pflege enger zwischenmenschlicher Beziehungen mit Freunden und Familienmitgliedern

  • Freude an sozialen Aktivitäten

  • Zufriedenheit mit den medizinischen und finanziellen Aspekten der medizinischen Versorgung

  • Gesundes Körperbild und gesunde Sexualität (einschließlich intimer Beziehungen)

Einige der Faktoren, die die gesundheitsbezogene Lebensqualität beeinflussen (wie geistige Beeinträchtigung, Behinderungen, chronische Schmerzen, Abhängigkeit von Betreuungspersonen und soziale Isolation), sind für Patienten und Ärzte wohl offensichtlich. Die meisten Menschen dürften beispielsweise der Ansicht sein, dass es zur Aufrechterhaltung einer hohen Lebensqualität wichtig ist, chronische Schmerzen zu vermeiden oder unter Kontrolle zu bringen. Andere Faktoren, die einen Zusammenhang zur Lebensqualität aufweisen (wie z. B. die Qualität enger Beziehungen, kulturelle Einflüsse, Religion, Spiritualität, persönliche Werte und frühere Erfahrungen im Gesundheitswesen) sind vielleicht weniger offenkundig.

Aber beispielsweise auch soziale Faktoren mit Auswirkungen auf die Gesundheit (social determinants of health, kurz SDOH) beeinflussen die Lebensqualität. SDOH sind die Bedingungen an den Orten, an denen Menschen leben, lernen, arbeiten und sich vergnügen, die sich auf ein breites Spektrum an Risiken und Ergebnissen in Bezug auf Gesundheit und Lebensqualität auswirken.

Wie sich diese Faktoren auf die Lebensqualität auswirken, kann nicht unbedingt vorhergesagt werden. Darüber hinaus können manche Faktoren, die sich letztlich auch auf die Lebensqualität auswirken, nicht einmal vorausgeahnt werden.

Die Perspektiven zur Lebensqualität können sich auch mit den Umständen ändern. Nach dem Tod eines Ehepartners kann sich beispielsweise die Lebensqualität eines Patienten verändern, was sich auf die Ziele der Gesundheitsversorgung auswirken kann.

Kommunikation mit Ärzten

Patienten sollten mit ihren Ärzten und anderen medizinischen Fachkräften über ihre Lebensqualität sowie darüber sprechen, wie sich ihre gesundheitlichen Probleme auf ihr Leben auswirken. Die Patienten und ihre medizinischen Fachkräfte sollten zusammenarbeiten, um die Ziele der medizinischen Versorgung festzulegen. Selbst Menschen mit leichter Demenz oder kognitiver Beeinträchtigung können ihre Ziele und Präferenzen genau angeben, wenn die medizinischen Fachkräfte mit einfachen Erklärungen und Fragen vorgehen. Es kann hilfreich sein, Familienmitglieder mitzubringen, wenn die Ziele eines Patienten mit kognitiver Beeinträchtigung besprochen werden.