Kohlenwasserstoff-Vergiftungen

VonGerald F. O’Malley, DO, Grand Strand Regional Medical Center;
Rika O’Malley, MD, Grand Strand Medical Center
Überprüft/überarbeitet Juni 2022
Aussicht hier klicken.

Kohlenwasserstoff-Vergiftungen erfolgen auf oralem oder inhalativem Weg. Die orale Aufnahme, wie sie bei Kindern 5 Jahre am häufigsten vorkommt, kann zu einer Aspirationspneumonie führen. Die Inhalation, die am häufigsten bei Jugendlichen anzutreffen ist, kann üblicherweise ohne Vorwarnung zum Kammerflimmern führen. Die Diagnose einer Aspirationspneumonie beruht auf klinischen Symptomen, Röntgenaufnahmen und Messung der Sauerstoffsättigung. Eine Magenentleerung ist wegen des Aspirationsrisikos kontraindiziert. Die Behandlung ist unterstützend.

(Siehe auch Allgemeine Grundlagen zu Vergiftungen.)

Die orale Aufnahme von Kohlenwasserstoffen wie Petroleumdestillate (z. B. Benzin, Kerosin, Mineralöl, Lampenöl, Nitroverdünner) hat nur eine minimale systemische Wirkung, kann aber eine schwere Aspirationspneumonie verursachen. Das Gefährdungspotenzial ist in erster Linie von der Viskosität abhängig. Flüssige Kohlenwasserstoffe mit niedriger Viskosität (SUS < 60) wie Benzin und Mineralgeister können sich rasch über eine große Oberfläche ausbreiten und führen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu einer Aspirationspneumonie als Kohlenwasserstoffe mit höherer Viskosität (SUS > 60) wie z. B. Teer. Werden Kohlenwasserstoffe in größeren Mengen getrunken, so können diese resorbiert werden und eine zentralnervöse oder hepatische Toxizität entwickeln; dies gilt insb. für die halogenierten Kohlenwasserstoffe (z. B. Tetrachlorkohlenstoff, Trichlorethylen).

Das gelegentliche Einatmen von halogenierten Kohlenwasserstoffen (z. B. Klebstoffe, Farben, Lösungsmittel, Reinigungssprays, Benzin, Kohlenwasserstoffe und Fluorkohlenwasserstoffe, die als Treibmittel in Aerosolen verwendet werden - sieheFlüchtige Lösungsmittel), das so genannte Huffing oder Bagging, ist unter Jugendlichen weit verbreitet. und kann eine Euphorie und psychische Veränderungen verursachen; das Herz wird für endogene Katecholamine sensibilisiert. Die Folge können tödlich verlaufende ventrikuläre Rhythmusstörungen sein, die gewöhnlich ohne vorausgehende Palpitationen oder andere Symptome auftreten, oft wenn die Patienten bei der Inhalation überrascht oder verfolgt werden.

Eine regelmäßige Toluoleinnahme kann eine langfristige ZNS-Toxizität auslösen, die durch periventrikuläre, occipitale und Thalamus-Zerstörung gekennzeichnet ist.

Symptome und Anzeichen von Kohlenwasserstoffvergiftung

Nach der oralen Aufnahme selbst kleiner Mengen flüssiger Kohlenwasserstoffe entwickeln die Patienten Husten, Würgereiz und eventuell Erbrechen. Kleinkinder können zyanotisch werden, längere Atempausen und einen hartnäckigen Husten entwickeln. Ältere Kinder und Erwachsene klagen häufig über ein Brennen im Magen.

Eine Aspirationspneumonitis führt zu Hypoxie und Atemnot. Die klinischen Zeichen einer chemischen Pneumonitis treten meist bereits einige Stunden vor dem radiologischen Befund auf. Eine systemische Resorption größeren Ausmaßes kann, insb. bei halogenierten Kohlenwasserstoffen, Benommenheit, Koma und Krampfanfälle auslösen. Eine nicht tödlich verlaufende chemische Pneumonitis bildet sich üblicherweise nach ungefähr 1 Woche wieder zurück; nach der oralen Aufnahme von Mineralöl oder Lampenöl dauert es bis zur Genesung gewöhnlich 5–6 Wochen.

Arrhythmien treten üblicherweise schon vor dem Erstkontakt mit dem Patienten auf. Danach ist ein erneutes Auftreten unwahrscheinlich, solange der Patient keine ausgeprägte Agitation zeigt.

Diagnose von Kohlenwasserstoffvergiftung

  • Röntgenthorax und Oximetrie etwa 6 h nach der Einnahme

Ist der Patient nicht ausreichend bewusstseinsklar, um bei ihm eine Anamnese zu erheben, so kann von einer Kohlenwasserstoffexposition ausgegangen werden, wenn der Atem oder die Kleidung danach riecht oder wenn ein entsprechender Behälter in der Nähe gefunden wird. Farbreste an den Händen oder um den Mund lassen auf ein kurz zurückliegendes Farbenschnüffeln schließen.

Die Diagnose einer Aspirationspneumonitis erfolgt aufgrund des klinischen Bildes sowie mit Hilfe einer Röntgenaufnahme der Lunge und einer Messung der Sauerstoffsättigung. Diese Untersuchungen werden ungefähr 6 Stunden nach der Giftaufnahme oder bei schwerer Symptomatik auch schon früher durchgeführt. Bei Verdacht auf respiratorische Insuffizienz wird eine arterielle Blutgasanalyse vorgenommen. Die akute Einnahme von Kohlenwasserstoffen führt in erster Linie zu ZNS-Depression und Koma. Die chronische Exposition gegenüber bestimmten Kohlenwasserstoffen (n-Hexan, MnBK) verursacht demyelinisierende periphere Neuropathie. Die Kraft ist stark beeinträchtigt, aber die Empfindung und die Reflexe können geringfügig beeinträchtigt sein.

Die Toxizität für das zentrale Nervensystem wird durch eine neurologische Untersuchung und ein MRT diagnostiziert. Zu den wichtigsten MRT-Befunden gehören Atrophie, T2-gewichtete Hyperintensität der weißen Substanz und T2-gewichtete Hypointensität der Basalganglien und des Thalamus.

Behandlung von Kohlenwasserstoffvergiftung

  • Unterstützende Behandlung

  • Keine Magenentleerung

Die kontaminierte Kleidung wird entfernt und die Haut gewaschen. CAVE: Eine Magenentleerung ist kontraindiziert, da diese das Aspirationsrisiko erhöht. Aktivkohle wird nicht empfohlen. Patienten, die nach 4–6 Stunden weder eine Aspirationspneumonitis noch andere Symptome entwickelt haben, können entlassen werden. Symptomatische Patienten werden stationär aufgenommen und unterstützend behandelt; Antibiotika und Glukokortikoide sind anfänglich nicht indiziert.

Tipps und Risiken

  • Eine Magenentleerung sollte vermieden werden, wenn die Aufnahme von Kohlenwasserstoffen vermutet wird (manchmal basierend auf dem Geruch von Atem oder Kleidung), da dies das Risiko einer Kohlenwasserstoffaspiration erhöht.