Rehabilitation nach einer Beinamputation

VonZacharia Isaac, MD, Brigham and Women's Hospital
Überprüft/überarbeitet Nov. 2023
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Vor einer Amputation beschreibt der Arzt dem Patienten das umfangreiche postoperative Rehabilitationsprogramm, das sich an die Operation anschließen wird. Eine psychologische Beratung ist meistens angezeigt. Das Reha-Team und der Patient entscheiden, ob eine Prothese oder ein Rollstuhl benötigt wird. (Siehe auch Übersicht von Rehabilitation und Beinprothetik.)

Im Rahmen einer Rehabilitation werden die zum Gehen notwendigen Fähigkeiten beigebracht; diese beinhalten Übungen zur Konditions- sowie Gleichgewichtsverbesserung, zum Strecken von Hüfte und Knie und zur Kräftigung aller Extremitäten sowie Übungen, die dem Patienten die Gewöhnung an die Prothese erleichtern sollen. Weil das Gehen nach einer Amputation unterhalb des Knies eine Erhöhung des Energieverbrauchs um 10–40% bedeutet und eine Erhöhung um 60–100% nach einer Amputation oberhalb des Knies, ist Ausdauertraining sinnvoll. Sobald die Patienten klinisch stabil sind, sollte mit der Rehabilitation begonnen werden, um Sekundärkomplikationen zu verhindern. Ältere Patienten sollten so bald wie möglich damit beginnen, das Stehen mithilfe des Barrens zu üben und ihr Gleichgewicht zu trainieren.

Schnell können sich Beugekontrakturen der Hüfte oder des Knies entwickeln, die die Anpassung und den Gebrauch einer Prothese erschweren; Kontrakturen kann durch von Beschäftigungstherapeuten angefertigte Extensionsstützen vorgebeugt werden.

Physiotherapeuten bringen den Patienten bei, wie sie den Stumpf pflegen und wie sie die ersten Anzeichen eines Hautdefekts erkennen können.

Konditionnierung der verbleibenden Extremität und Prothesen

Die Stumpfkonditionierung bezieht sich auf den Prozess der Vorbereitung des Stumpfes auf die Verwendung einer Prothese und umfasst Hautpflege, Physiotherapie und Schmerzbehandlung. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, den natürlichen Schrumpfungsprozess zu fördern, der auftreten muss, bevor eine Prothese verwendet werden kann (siehe Vorbereitung der Gliedmaßenprothese). Bereits nach wenigen Tagen der Konditionierung kann das Volumen der verbleibenden Extremität stark geschrumpft sein. Ein elastischer Schrumpfverband oder elastische Bandagen, die 24 Stunden am Tag getragen werden, können helfen, die verbleibende Extremität zu verjüngen und Ödeme zu verhindern (siehe Ödeme des Stumpfes). Die Spezialbandage ist einfach anzuwenden, aber elastische Binden können bevorzugt werden, weil sie die Höhe und Lage des Drucks besser kontrollieren können. Allerdings verlangt die Anwendung der elastischen Binden Geschicklichkeit, und sie müssen erneut gewickelt werden, sobald sie lose werden.

Frühes Gehen mit einer temporären Prothese hat viele Vorteile:

  • Ermöglicht dem Patienten, aktiv zu sein

  • Beschleunigt das Schrumpfen der verbleibenden Extremität

  • Es verhindert Beugekontrakturen

  • Es verringert Phantomschmerzen

Der Prothesenschaft (der innere Rahmen oder das Skelett der Prothese) sollte die verbleibende Extremität eng umschließen - was durch moderne computergestützte Konstruktions- und Fertigungsverfahren möglich ist. Verschiedene temporäre Prothesen stehen mit verschiedenen Schäften zur Verfügung. Patienten mit einer temporären Prothese können Gehübungen am Barren beginnen und dazu übergehen, mit Krücken oder einem Stock zu gehen, bis die dauerhafte Prothese angefertigt ist.

Die dauerhafte Prothese sollte leicht sein und auf die Bedürfnisse und Sicherheitsanforderungen des Patienten abgestimmt sein. Wenn die Prothese angefertigt wird, bevor die verbleibende Extremität nicht mehr schrumpft, können Anpassungen erforderlich sein. Daher wird die Herstellung einer dauerhaften Prothese in der Regel um ein paar Wochen verzögert, bis die Schrumpfung aufhört. Für die meisten älteren Patienten mit einer Amputation unterhalb des Knies kommt eine Prothese in Frage, die die Patellasehne stützt und eine steife Ferse hat, sowie einen Fuß mit einer luftgepolsterten Sohle an der Ferse, sowie eine suprapatellare Manschette. Wenn Patienten keine besonderen Bedürfnisse haben, wird die Prothese unterhalb des Knies nicht mit einem Korsett oder einem Hüftgurt verbunden, da die Prothese sonst sehr schwer und sperrig wird. Für Patienten mit Amputationen oberhalb des Knies stehen mehrere Kniekonstruktionen zur Verfügung, je nach ihren Fähigkeiten und Aktivitäten. Einige neuere Technologien sind mikroprozessorgesteuerte Knie- und Sprunggelenke, die es Patienten ermöglichen, die Bewegung ihrem Bedarf anzupassen.

Pflege der verbleibenden Extremität und Prothese

Die Patienten müssen lernen, sich um ihre verbleibende Extremität zu kümmern (siehe Hautpflege für die verbliebene Extremität). Da eine Beinprothese nur für das Gehen gedacht ist, sollten Patienten sie vor dem Schlafengehen entfernen. Vor dem Schlafengehen sollte die verbleibende Extremität gründlich inspiziert werden (mit einem Spiegel, wenn der Patient ihn selbst inspiziert), mit milder Seife und warmem Wasser gewaschen und gründlich abgetrocknet werden. Patienten sollten einen Arzt oder Prothetiker konsultieren, bevor sie eines der folgenden möglichen Probleme behandeln:

  • Trockene Haut: Lanolin oder Vaseline können auf die verbleibende Extremität aufgetragen werden.

  • Übermäßiges Schwitzen: Ein parfumfreies Deodorant kann helfen.

  • Entzündete Haut: Der Reizstoff muss sofort entfernt werden, und es sollte Puder oder eine schwach wirksame Kortikosteroidcreme oder -salbe aufgetragen werden.

  • Aufgerissene Haut: Die Prothese sollte nicht getragen werden, bis die Wunde verheilt ist.

Die Socke der verbleibenden Extremität sollte täglich gewechselt werden, und das Innere der Prothese sollte mit milder Seife gereinigt werden. Standardprothesen sind weder wasserdicht noch wasserabweisend. Deshalb sollte sie, auch wenn nur ein Teil der Prothese feucht wird, sofort und gründlich getrocknet werden, Hitze sollte jedoch nicht angewendet werden. Für Patienten, die lieber mit einer Prothese schwimmen oder duschen, kann eine wasserfeste Prothese angefertigt werden.

Komplikationen

Schmerzen in der verbleibenden Extremität ist die häufigste Komplikation (siehe Schmerzen in der verbleibenden Extremität). Zu den häufigen Ursachen von Schmerzen gehören

  • Ein schlecht angepasster Prothesenschaft: Diese Ursache ist die häufigste.

  • Neuroma: Ein Amputationsneurom kann meist palpiert werden. Zu den Behandlungen gehören Ultraschalltherapie, Injektion von Kortikosteroiden oder Analgetika in das Neurom oder die Umgebung, Kryotherapie und kontinuierliche straffe Bandagierung der verbleibenden Extremität. Für refraktäre Schmerzen stehen chirurgische Techniken zur Verfügung.

  • Spornbildung am amputierten Ende des Knochens: Sporne können durch Abtasten und Röntgenbilder diagnostiziert werden. Bei einem Sporn ist die chirurgische Resektion die einzig effektive Behandlung.

Phantomgefühl in den Extremitäten (ein Gefühl, dass der amputierte Teil noch vorhanden ist, möglicherweise begleitet von Kribbeln) wird von einigen Menschen mit kürzlichen Amputationen erlebt. Dieses Gefühl kann über mehrere Monate oder Jahre anhalten, verschwindet jedoch üblicherweise ohne Behandlung. Häufig spüren Patienten nur einen Teil des fehlenden Gliedmaßes, oft den Fuß, der das letzte Phantomgefühl ist, das verschwindet. Phantomgefühle sind nicht schädlich, aber Patienten versuchen oft ohne nachzudenken, auf beiden Beinen zu stehen und stürzen dann. Dies geschieht vor allem in der Nacht, wenn sie aufwachen und auf die Toilette gehen wollen.

Phantomschmerz ist weniger häufig und kann ausgeprägt und schwer zu kontrollieren sein. Von einigen Fachleuten wird angeführt, dass dieser besonders dann auftritt, wenn schon vor der Amputation ein schmerzhafter Zustand vorlag oder aber Schmerzen intra- und postoperativ nicht adäquat behandelt wurden. Verschiedene Behandlungsverfahren gelten als effektiv, z. B. gleichzeitige Übungen mit der amputierten und der kontralateralen Gliedmaße, Stumpfmassage, Beklopfen des Stumpfes mit den Fingern, Anwendung mechanischer Hilfsmittel wie ein Vibrator, ferner Ultraschall. Medikamente wie z. B. Gabapentin können ebenfalls helfen.

Hautschäden treten häufig auf, weil die Prothese auf die Haut drückt und reibt und weil sich Feuchtigkeit zwischen der verbleibenden Extremität und Prothesenschaft sammelt. Hautschäden können der erste Hinweis darauf sein, dass die Prothese neu eingestellt werden muss. Das erste Anzeichen von Hautschäden ist eine Rötung, dann können sich Schnitte, Blasen und Wunden entwickeln, die Prothese ist oft schmerzhaft oder es ist unmöglich, sie für längere Zeit zu tragen. Auch Infektionen können sich entwickeln. Mehrere Maßnahmen können helfen, Hautschäden zu verhindern oder zu verzögern:

  • Ein gut sitzender Prothesenschaft

  • Die Aufrechterhaltung eines stabilen Körpergewichts (selbst kleine Gewichtsveränderungen können den Sitz verändern)

  • Eine gesunde Ernährung und viel Wasser trinken (um das Körpergewicht zu halten und die Haut gesund zu erhalten)

  • Bei Patienten mit Diabetes: Überwachung und Kontrolle des Blutzuckerspiegels (um Gefäßerkrankungen zu verhindern und so den Blutfluss in der Haut zu erhalten)

  • Für Patienten mit einer Amputation der unteren Gliedmaßen: eine aufrechte Körperhaltung (z. B. durch das Tragen von Schuhen gleicher Höhe)

Aber auch mit einer guten Anpassung können Probleme auftreten. Die verbleibende Extremität verändert sich im Laufe des Tages in Form und Größe, je nach Aktivität, Ernährung und Wetterlage. So gibt es Zeiten, in denen die Prothese gut passt und Zeiten, wo sie weniger gut passt. In Reaktion auf diese laufenden Veränderungen können die Patienten die Passform verändern, indem sie dickere oder dünnere Socken tragen oder eine Polsterung einlegen. Aber auch dann kann die Größe der verbleibenden Extremität so stark variieren, dass es zu Hautschäden kommt. Wenn Anzeichen von Hautschäden da sind, sollte unverzüglich ein Arzt oder Therapeut aufgesucht werden. Wenn möglich, sollte die Prothese nicht getragen werden, bis sie angepasst werden kann. (Siehe auch Siehe auch Lockerung der Prothese.)