Melatonin

VonLaura Shane-McWhorter, PharmD, University of Utah College of Pharmacy
Überprüft/überarbeitet Jan. 2023
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Melatonin ist ein Hormon, das von der Zirbeldrüse (Corpus pineale) gebildet wird und den zirkadianen Rhythmus regelt. Es kann aus Tieren gewonnen werden, aber das meiste Melatonin wird synthetisch hergestellt. In einigen Ländern wird Melatonin als Medikament betrachtet und als solches behandelt.

(Siehe auch Nahrungsergänzungsmittel im Überblick und National Institutes of Health (NIH): Melatonin.)

Behauptungen

Melatonin wird für die Kurzzeitregelung von Schlafmustern, einschließlich Jet-Lag und Schlaflosigkeit, eingesetzt. Die Erforschung der Verwendung von Melatonin-Ergänzung für Menschen, die von saisonaler affektiver Störung betroffen sind, für die Regulierung des Schlaf-Musters bei Menschen, die in Spätschichten arbeiten sowie für die Resynchronisation des Schlaf/Wach-Zyklus bei Menschen mit früher Alzheimer-Krankheit wird derzeit evaluiert.

Eine Standarddosierung ist noch nicht festgelegt worden, dürfte sich aber zwischen 0,5 und 5 mg Melatonin p.o. (eine Stunde vor der üblichen Schlafenszeit am Reisetag und noch 2–4 Nächte nach der Ankunft) bewegen.

Melatonin wird auch zur Bewältigung von Angstzuständen vor und nach Operationen eingesetzt; 80% der Patienten in der Chirurgie leiden unter Angstzuständen.

Belege

Einige wissenschaftliche Beweise unterstützen die Verwendung von Melatonin, um die Auswirkungen des Jet-Lag zu minimieren, vor allem bei Menschen, die über 2–5 Zeitzonen hinweg nach Osten fliegen (1-2).

Eine Meta-Analyse von 19 Studien (1683 Probanden) ergab, dass Melatonin bei Kindern und Erwachsenen zur Behandlung primärer Schlafstörungen die Einschlafzeit um 7 Minuten verringert, die Gesamtschlafzeit um 8 Minuten erhöht und die Schlafqualität verbessert (3). Eine Metaanalyse randomisierter, kontrollierter Studien hat gezeigt, dass Melatonin die Einschlafzeit bei primärer Insomnie verkürzt, Patienten mit verzögertem Schlafphasensyndrom hilft und bei blinden Patienten zur Regulierung des Schlaf-Wach-Rhythmus beiträgt (4). Eine weitere Metaanalyse ergab, dass Melatonin bei sekundären Erkrankungen (sekundäre Schlaflosigkeit, die durch Schlafstörungen verursacht wird) von Nutzen ist - insbesondere verringert es die Latenzzeit beim Einschlafen und erhöht die Gesamtschlafdauer, obwohl es die Schlafeffizienz nicht verbessert (5).

Eine systematische Übersichtsarbeit von Cochrane über pharmakologische Interventionen zur Behandlung von Schläfrigkeit und Schlafstörungen, die durch Schichtarbeit verursacht werden, ergab, dass Melatonin (1–10 mg) nach der Nachtschicht im Vergleich zu Placebo die Schlafdauer während des Tagesschlafs um 24 Minuten und des Nachtschlafs um 17 Minuten erhöhen kann (6).

Ob sich Melatonin möglicherweise als Schlafmittel für Erwachsene und Kinder mit neuropsychiatrischen Störungen (z. B. pervasive Entwicklungsstörungen) eignet, ist weniger gut belegt. In 19 randomisierten, kontrollierten Studien verbesserte Melatonin jedoch bei Kindern mit neurologischen Erkrankungen die Latenzzeit beim Einschlafen, die Schlafdauer und die Aufwachzeit nach dem Einschlafen erheblich (7).

Eine systematische Cochrane-Studie aus dem Jahr 2015 umfasste 12 Studien, an denen 774 Personen teilnahmen. Die Überprüfung ergab deutliche Hinweise darauf, dass Melatonin die Angst vor Operationen besser reduziert als ein Placebo. Die Ergebnisse zum Nutzen von Melatonin bei der Verringerung von Angstzuständen nach Operationen waren jedoch uneinheitlich (8).

Der Melatoningehalt variiert je nach Produkt (9).

Nebenwirkungen

Es können Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Schläfrigkeit und vorübergehende Depression auftreten. Melatonin kann eine bestehende Depression verstärken.

Die Leitlinien der American Academy of Sleep Medicine aus dem Jahr 2015 raten von der Einnahme von Melatonin bei älteren Menschen mit Demenz ab (10). Melatonin kann bei älteren Menschen länger aktiv bleiben als bei jüngeren und zu Tagesmüdigkeit führen.

Eine mögliche negative Auswirkung ist die unbeabsichtigte Einnahme von Melatonin durch Kinder, da es in vielen Haushalten verfügbar ist und verwendet wird (11).

Interaktionen mit Medikamenten

Es gibt Hinweise darauf, dass Melatonin die Wirkung von Warfarin erhöhen kann, was das Blutungsrisiko erhöht.

Melatonin kann die Wirkung von Medikamenten gegen Krampfanfälle verringern und das Risiko von Krampfanfällen erhöhen.

Melatonin kann die sedierende Wirkung von Medikamenten wie Benzodiazepinen verstärken.

Melatonin kann die unerwünschten Wirkungen von Methamphetamin verstärken.

Fluvoxamin, Östrogene und Chinolon-Antibiotika können den Melatoninspiegel erhöhen. Carbamazepin und Rifampin können den Melatoninspiegel senken.

(Siehe auch Tabelle Einige mögliche Wechselwirkungen von Nahrungsmittelergänzugen.)

Literatur

  1. 1. Melatonin for jet lag. Drug Ther Bull 58(2):21-24, 2020. doi: 10.1136/dtb.2019.000074

  2. 2. Buscemi N, Vandermeer B, Pandya R, et al: Melatonin for treatment of sleep disorders. Evid Rep Technol Assess (Summ) (108):1-7, 2004. doi:10.1037/e439412005-001

  3. 3. Ferracioli-Oda E, Qawasmi A, Bloch MH: Meta-analysis: melatonin for the treatment of primary sleep disorders. PLoS One 8(5):e63773, 2013. doi: 10.1371/journal.pone.0063773

  4. 4. Auld F, Maschauer EL, Morrison I, et al: Evidence for the efficacy of melatonin in the treatment of primary adult sleep disorders. Sleep Med Rev 34:10-22, 2017. doi: 10.1016/j.smrv.2016.06.005

  5. 5. Li T, Jiang S, Han M, et al: Exogenous melatonin as a treatment for secondary sleep disorders: a systematic review and meta-analysis. Front Neuroendocrinol 52:22-28, 2019. doi: 10.1016/j.yfrne.2018.06.004

  6. 6. Liira J, Verbeek JH, Costa G, et al. Pharmacological interventions for sleepiness and sleep disturbances caused by shift work. Cochrane Database Syst Rev (8):CD009776, 2014. doi:10.1002/14651858.CD009776.pub2

  7. 7. McDonagh MS, Holmes R, Hsu F: Pharmacologic treatments for sleep disorders in children: a systematic review. J Child Neurol 34(5):237-247, 2019. doi: 10.1177/0883073818821030

  8. 8. Hansen MV, Halladin NL, Rosenberg J, Gögenur I, Møller AM. Melatonin for pre- and postoperative anxiety in adults. Cochrane Database Syst Rev (4):CD009861, 2015. doi:10.1002/14651858.CD009861.pub2

  9. 9. Erland LA, Saxena PK. Melatonin natural health products and supplements: presence of serotonin and significant variability of melatonin content. J Clin Sleep Med 13(2):275-281, 2017. doi:10.5664/jcsm.6462

  10. 10. Auger RR, Burgess HJ, Emens JS, Deriy LV, Thomas SM, Sharkey KM. Clinical Practice Guideline for the Treatment of Intrinsic Circadian Rhythm Sleep-Wake Disorders: Advanced Sleep-Wake Phase Disorder (ASWPD), Delayed Sleep-Wake Phase Disorder (DSWPD), Non-24-Hour Sleep-Wake Rhythm Disorder (N24SWD), and Irregular Sleep-Wake Rhythm Disorder (ISWRD). An Update for 2015: An American Academy of Sleep Medicine Clinical Practice Guideline. J Clin Sleep Med 11(10):1199-1236, 2015 doi:10.5664/jcsm.5100

  11. 11. Lelak K, Vohra V, Neuman MI, et al: Pediatric melatonin ingestions - United States, 2012-2021. MMWR Morb Mortal Wkly Rep 71(22):725-729, 2022. doi:10.15585/mmwr.mm7122a1

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. National Institutes of Health (NIH), National Center for Complementary and Integrative Health: General information on the use of melatonin as a dietary supplement