Neugeborenen-Hypernatriämie

VonKevin C. Dysart, MD, Nemours/Alfred I. duPont Hospital for Children
Überprüft/überarbeitet März 2021 | Geändert Sep. 2022
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Eine Hypernaträmie ist eine Serumnatriumkonzentration von 150 mEq/l ( 150 mmol/l), meistens durch Dehydratation bedingt. Symptome sind u. a. Lethargie und Krampfanfälle. Die Therapie besteht aus einer vorsichtigen Infusion von Kochsalzlösung.

(Hypernatriämie bei Erwachsenen wird an anderer Stelle behandelt.)

Ätiologie der neonatalen Hypernatriämie

Hypernatriämie entwickelt sich, wenn

  • das Wasser über Natrium (hypernaträmische Dehydratisierung) verloren wird

  • Natriumaufnahme übersteigt die Natriumverluste (Salzvergiftung).

  • Beide

Ein Überwiegen des Wasserverlusts im Vergleich zum Salzverlust besteht häufig bei Diarrhoe, Erbrechen oder hohem Fieber. Auch durch Nahrungsverweigerung in den ersten Lebenstagen (z. B. wenn sowohl Mutter als auch Kind das Stillen bzw. Saugen lernen) oder bei VLBW-Kindern mit einem Gestationsalter von 24–28 Wochen kann diese Problematik entstehen. Bei VLBW-Kindern führt die Verdunstung des Wassers durch das unreife wasserdurchlässige Stratum corneum in Verbindung mit einer verminderten Nierenfunktion und einer reduzierten Fähigkeit, den Urin zu konzentrieren, zu Verlust von freiem Wasser. Auch durch Wärmestrahler und Phototherapielampen kommt es zu einem signifikanten Verlust freien Wassers; exponierte VLBW-Kinder brauchen unter Umständen bis zu 250 ml/kg/Tag IV Wasser in den ersten Lebenstagen, bis sich das Stratum corneum dann zu entwickeln beginnt und die Perspiratio insensibilis abnimmt. Eine seltene Ursache ist zentraler oder nephrogener Diabetes insipidus. Säuglinge mit Hypernaträmie und Dehydration sind oft mehr als dehydriert als in der körperlichen Untersuchung erscheint, weil die erhöhte Osmolalität dazu beiträgt, den Extrazellulärraum (und damit das zirkulierende Blutvolumen) zu erhalten.

Eine Salzüberladung entsteht meist durch zu starken Salzgebrauch bei der Zubereitung von Säuglingsnahrungen oder durch die Gabe hyperosmolarer Infusionen. FFP und Humanalbumin enthalten Natrium und können bei sehr unreifen Frühgeborenen zur Hypernaträmie führen.

Symptome und Anzeichen einer neonatalen Hypernaträmie

Typische Symptome der Hypernaträmie sind Lethargie, Unruhe, Hyperreflexie, Spastik und Krampfanfälle. Die Hautbeschaffenheit kann teigig anstatt reduziert erscheinen.

Intrakranielle Blutungen, venöse Sinusthrombosen und akute renale tubuläre Nekrosen sind wichtige Komplikationen der Hypernatriämie.

Diagnose der neonatalen Hypernatriämie

  • Serumnatriumkonzentration

Aufgrund der Symptomatik kann die Diagnose einer Hypernatriämie vermutet und durch die Bestimmung der Serumnatriumkonzentration bestätigt werden.

Weitere Laborauffälligkeiten sind eine erhöhte Harnstoffkonzentration, ein moderater Anstieg des Blutzuckerwertes und, bei niedrigem Kalium, ein verminderter Serumkalziumwert.

Behandlung der neonatalen Hypernaträmie

  • 0,9% ige Kochsalzlösung IV, dann hypotone Salzlösung (0,3%ige oder 0,45%ige Kochsalzlösung)

Bei stark dehydrierten Säuglingen muss als Erstes das zirkulierende Blutvolumen wiederhergestellt werden, in der Regel mit 0,9%iger Kochsalzlösung in Portionen von 20 ml/kg IV Die Behandlung erfolgt durch IV Infusion von 5%iger Dextrose und 0,3–0,45%iger Kochsalzlösung. Das Infusionsvolumen entspricht dabei dem ermittelten Flüssigkeitsdefizit (siehe auch Behandlung von Dehydration bei Kindern) und wird über einen Zeitraum von 2–3 Tagen gegeben, um einen zu raschen Abfall der Serumosmolalität und damit eine zu schnelle Flüssigkeitsverschiebung in die Zellen mit der Gefahr eines Hirnödems zu verhindern. Die reguläre Erhaltungsinfusion sollte unabhängig parallel gegeben werden. Das Ziel der Therapie sollte sein, den Serumnatriumspiegel um ca. 10 mEq/Tag abzusenken (10 mmol/l/Tag). Eine zu rasche Korrektur des Serumnatriums kann erhebliche nachteilige Folgen haben, einschließlich eines zerebralen Ödems. Körpergewicht, Serumelektrolyte, Urinmenge und spezifisches Gewicht müssen regelmäßig kontrolliert werden, so dass die Flüssigkeitstherapie entsprechend angepasst werden kann. Sobald eine gute Diurese vorhanden ist, sollte Kalium hinzugefügt werden, um den normalen Bedarf zu decken und den Verlust über den Urin auszugleichen.

Eine durch Salzintoxikation verursachte extreme Hypernaträmie (Serumnatrium > 200 mEq/l [> 200 mmol/l]) sollte mit einer Peritonealdialyse behandelt werden, v. a. dann, wenn die Intoxikation einen weiteren raschen Anstieg des Serumnatriums verursacht.

Prävention der neonatalen Hypernatriämie

Zur Vorbeugung einer Hypernatriämie ist eine besondere Aufmerksamkeit in Bezug auf das Volumen und die Zusammensetzung der Flüssigkeitsverluste und der zum Volumenausgleich verwendeten Infusionslösungen geboten. Das Risiko ist v. a. bei Neugeborenen und jungen Säuglingen, die noch nicht in der Lage sind, ihren Durst angemessen zu signalisieren und ihren Flüssigkeitsverlust auszugleichen, am größten. Die Nahrungszusammensetzung erfordert besondere Aufmerksamkeit, v. a. wenn die Nahrung noch zubereitet bzw. gemischt werden muss (wie z. B. bei manchen handelsüblichen Säuglingsnahrungen oder konzentrierten Sondennahrungen), v. a. dann, wenn das Risiko einer Dehydratation hoch ist, wie bei Diarrhö, Nahrungsverweigerung, Erbrechen oder hohem Fieber.

Wichtige Punkte

  • Eine ypernatriämie entsteht in der Regel aufgrund von Dehydration (z. B. verursacht durch Durchfall, Erbrechen, hohes Fieber); Natriumüberlastung ist selten.

  • Beschwerden sind Lethargie, Unruhe, Hyperreflexie, Spastik, Hyperthermie und Krampfanfälle.

  • Es kann zu intrakranieller Blutung, Sinusvenenthrombose und akuter renal-tubulären Nekrose kommen.

  • Diagnose bei einer Serumnatriumkonzentration von > 150 mEq/l (> 150 mmol/l). vor.

  • Wenn die Ursache Dehydration ist, stellen Sie das zirkulierende Blutvolumen mit 0,9% Salzlösung wieder her und geben dann 5% Dextrose/0,3% bis 0,45% Salzlösung IV in Volumen gleich dem berechneten Flüssigkeitsdefizit.

  • Rehydrieren Sie über 2 bis 3 Tage, um einen zu schnellen Abfall des Serumnatriums zu vermeiden, was erhebliche nachteilige Folgen haben kann.