Tyrosinstoffwechselerkrankungen

VonMatt Demczko, MD, Mitochondrial Medicine, Children's Hospital of Philadelphia
Überprüft/überarbeitet Okt. 2021
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Tyrosin, eine Amonosäure, ist ein Vorläufer von einigen Neurotransmittern (z. B. Dopamin, Norepinephrin, Epinephrin), Hormonen (z. B. Thyroxin) und Melanin. Ein Mangel an Enzymen, die am Tyrosinstoffwechsel beteiligt sind, führt zu verschiedenen Syndromen.

Es gibt zahlreiche Störungen des Stoffwechsels des Phenylalanin- und des Tyrosinstoffwechsels (siehe Tabelle). Siehe auch Vorgehen bei einem Patienten mit Verdacht auf eine angeborene Stoffwechselstörung und Untersuchung auf vermutete vererbte Stoffwechselstörungen.

Tabelle

Transiente Tyrosinämie des Neugeborenen

Eine vorübergehende Unreife der Stoffwechselenzyme, vor allem der 4-Hydroxyphenylpyruvatsäuredioxygenase, führt manchmal zu erhöhten Tyrosinspiegeln im Blut (normalerweise bei Frühgeborenen, vor allem solchen mit einer hohen proteinhaltigen Diät); Metabolite können bei der neonateln Routineuntersuchung auf Phenylketonurie (PKU) gefunden werden.

Die meisten Säuglinge sind asymptomatisch, aber einige zeigen Lethargie und Essstörungen.

Die Tyrosinämie kann von der PKU durch erhöhte Plasmatyrosinspiegel unterschieden werden.

In den meisten Fällen geht sie spontan zurück. Patienten sollten eine Tyrosinrestriktion von (2 g/kg/Tag) und Vitamin C 200–400 mg p.o. einmal täglich erhalten.

Tyrosinämie Typ I

Bei dieser Störung handelt es sich um eine autosomal-rezessive Erkrankung, die durch einen Mangel an Fumarylacetoacetat-Hydroxylase, einem für den Tyrosinstoffwechsel wichtigen Enzym, verursacht wird.

Die Krankheit kann sich als fulminantes Leberversagen in der Neugeborenenzeit oder bei älteren Säuglingen und Kindern als indolente subklinische Hepatitis, schmerzhafte periphere Neuropathie und Störungen der renalen Tubuli (z. B. metabolische Azidose mit normaler Anionenlücke, Hypophosphatämie, Vitamin-D-resistente Rachitis) manifestieren. Kinder, die in der Säuglingszeit nicht durch das assoziierte Leberversagen sterben, haben ein erhebliches Risiko, Leberkrebs zu entwickeln.

Die Diagnose von Tyrosinämie Typ I wird bei erhöhten Tyrosinspiegeln vermutet und durch Gentests oder hohe Spiegel von Succinylaceton im Serum oder Urin und einer niedrigen Fumarylacetoacetathydroxylase-Aktivität in den Blutzellen oder in Leberbiopsien bestätigt. Die Behandlung mit Nitisinon (NTBC) ist bei akuten Episoden erfolgreich und verlangsamt die Progression.

Eine Phenylalanin- und Tyrosin-arme Diät wird empfohlen. Eine Lebertransplantation ist effektiv.

Tyrosinämie Typ II

Dies ist eine seltene autosomal-rezessiv vererbte Störung, die durch einen Mangel an Tyrosintransaminase bedingt ist.

Eine Akkumulation von Tyrosin verursacht kutane und korneale Ulzera. Die sekundäre Erhöhung des Phenylalanins kann – obschon gering – unbehandelt neuropsychiatrische Symptome verursachen.

Die Diagnose von Trisomie Typ II wird durch die Erhöhung von Tyrosin im Serum, einem Fehlen von Succinylaceton im Serum oder Urin und genetische Tsts; die Messung einer erniedrigten Enzymaktivität in der Leber ist in der Regel nicht notwendig.

Die Krankheit ist leicht durch eine Restriktion von Phenylalanin und Tyrosin in der Ernährung zu behandeln.

Alkaptonurie

Die seltene autosomal-rezessive Störung wird durch den Mangel an Homogentisatoxidase verursacht. Homogentisatoxidase-Stoffwechselprodukte häufen sich in der Haut an und färben sie dunkel. Kristallpräzipitate fallen in den Gelenken aus.

Diese Krankheit wird normalerweise bei Erwachsenen diagnostiziert und verursacht eine dunkle Pigmentation der Haut (Ochronosis) und Arthritis. Der Urin wird an der Luft dunkel, weil die Stoffwechselprodukte der Homogentinsäure oxidieren. Die Diagnose von Alkaptonurie wird durch die erhöhten Spiegel der Homogentinsäure (> 4–8 g/24 h) gestellt.

Es gibt keine wirkungsvolle Behandlung bei Alkaptonurie, aber Ascorbinsäure 1 g p.o. einmal täglich kann die Pigmentablagerung durch eine renale Ausscheidung der Homogentinsäure vermindern.

Ein Mangel an Tyrosinase resultiert in einem Fehlen der Haut- und Retinapigmentation. Dadurch ist das Risiko für Hautkrebs und einen beträchtlichen Sehverlust erhöht. Ein Nystagmus und eine Photophobie sind häufig vorhanden (Albinismus).

Weitere Informationen

Im Folgenden finden Sie eine englischsprachige Quelle, die nützlich sein könnte. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. Online Mendelian Inheritance in Man® (OMIM®) database: Vollständige Informationen zu Genen, molekularen und chromosomalen Positionen