Das Cauda-equina-Syndrom tritt auf, wenn 2 oder mehr der 18 Nervenwurzeln kaudal des Conus medullaris zusammengedrückt oder beschädigt werden, wodurch die motorischen und sensorischen Bahnen zu den unteren Extremitäten und zur Blase unterbrochen werden.
(Siehe auch Überblick über Erkrankungen des Rückenmarks.)
Das Cauda-equina-Syndrom ist kein Rückenmarksyndrom. Allerdings imitiert es das Conus-medullaris-Syndrom und verursacht ähnliche Symptome.
Das Cauda-equina-Syndrom ist meist die Folge eines Bandscheibenvorfalls in der Lendenwirbelsäule. Andere Ursachen sind angeborene neurologische Anomalien (z. B. Spina bifida), Rückenmarksinfektion, spinaler Epiduralabszess, Rückenmarkstumor, Rückenmarkstrauma, Spinalstenose (selten), arteriovenöse Malformation und Komplikationen nach Wirbelsäulenoperation. Viele dieser Erkrankungen verursachen Schwellungen, die zu einer Kompression der Nerven beitragen.
Symptome und Beschwerden des Cauda-Equina-Syndroms
Das Cauda-equina-Syndrom (wie auch das Conus-medullaris-Syndrom) verursacht eine beidseitige Beinschwäche in den von L3 bis S1 versorgten Muskeln und einen Gefühlsverlust im Bereich der betroffenen Nervenwurzeln (häufig im Sattelbereich) sowie Blasen-, Darm- und Pudendusfunktionsstörungen (z. B. Harnverhalt, Harndrang, Harn- oder Stuhlinkontinenz, Erektionsstörungen, Verlust des Rektaltonus, abnorme Bulbocavernosus- und Analreflex). Harnverhalt oder Inkontinenz entstehen durch den Verlust der Schließmuskelfunktion.
Beim Cauda-equina-Syndrom sind (anders als bei subakuten oder chronischen Rückenmarksverletzungen) der Muskeltonus und die tiefen Sehnenreflexe in den Beinen vermindert. Ist eine akute Rückenmarksverletzung jedoch schwerwiegend, sind Muskeltonus und tiefe Sehnenreflexe anfänglich vermindert oder fehlen (spinaler Schock), was die Unterscheidung von einem Cauda-equina-Syndrom kurz nach der Verletzung erschwert.
Unbehandelt kann das Cauda-equina-Syndrom zu einer vollständigen Lähmung der unteren Extremitäten führen.
Diagnose des Cauda-Equina-Syndroms
MRT oder CT-Myelographie
Wenn die Symptome auf ein Cauda-equina-Syndrom hindeuten, sollte sofort eine MRT durchgeführt werden, sofern verfügbar. Ist eine MRT nicht möglich, sollte eine CT-Myelographie durchgeführt werden.
Wenn der Verdacht auf traumatische Knochenanomalien (z. B. Fraktur, Luxation, Subluxation) besteht, die eine sofortige Ruhigstellung der Wirbelsäule erfordern, und eine erweiterte Bildgebung nicht sofort verfügbar ist, können Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule angefertigt werden. Allerdings werden mit der CT Knochenanomalien besser erkannt.
Behandlung des Cauda-Equina-Syndroms
Operative Eingriffe
In der Regel Kortikosteroide
Die Behandlung konzentriert sich auf die Erkrankung, die das Cauda-equina-Syndrom verursacht, meist durch Entlastung der Kompression (1).
Falls ein Cauda-equina-Syndrom eine Sphinkterdysfunktion verursacht (z. B. Harnverhalt oder Inkontinenz) und/oder eine Schwäche der unteren Extremitäten besteht, ist eine sofortige chirurgische Intervention erforderlich, wie etwa eine Diskektomie oder Laminektomie.
Analgetika sollten je nach Bedarf verwendet werden, um Schmerzen zu lindern. Werden die Symptome durch Nichtopioidanalgetika nicht gelindert, können Kortikosteroide systemisch oder als epidurale Injektion verabreicht werden; die Analgesie ist jedoch eher moderat und vorübergehend. Auch Kortikosteroide können Schwellungen reduzieren.
Literatur zur Therapie
1. Kuris EO, McDonald CL, Palumbo MA, Daniels AH. Evaluation and Management of Cauda Equina Syndrome. Am J Med. 2021;134(12):1483-1489. doi:10.1016/j.amjmed.2021.07.021
Wichtige Punkte
Die häufigste Ursache des Cauda-equina-Syndroms ist ein Bandscheibenvorfall.
Wenn ein Cauda-equina-Syndrom möglich ist, sollte sofort eine MRT oder, falls diese nicht verfügbar ist, eine CT-Myelographie durchgeführt werden.
Patienten mit Symptomen eines Cauda-equina-Syndroms (z. B. Schwäche der unteren Extremitäten sowie Harnverhalt, erhöhte Miktionsfrequenz oder Inkontinenz) benötigen eine sofortige chirurgische Dekompression.
