Häufig betroffen sind junge Frauen. Generell können aber beide Geschlechter aller Altersstufen ein Hyperventilationssyndrom entwickeln. Manchmal wird es durch emotional belastende Ereignisse hervorgerufen. Das Hyperventilationssyndrom unterscheidet sich von einer Panikstörung Panikattacken und Panikstörung Eine Panikattacke ist eine kurze Periode, die von intensivem Unbehagen, Angst oder Furcht geprägt ist und die plötzlich und zusammen mit körperlichen und/oder kognitiven Symptomen auftritt.... Erfahren Sie mehr , obwohl beide Erkrankungen Überlappungen zeigen; ca. die Hälfte aller Patienten mit Panikstörung leiden unter Hyperventilation, und bei einem Viertel aller Patienten mit Hyperventilationssyndrom liegt eine Panikstörung vor.
Das Hyperventilationssyndrom tritt in 2 Formen auf:
Akut: Die akute Form ist leichter zu erkennen als die chronische.
Chronisch: Chronische Hyperventilation ist häufiger als akut.
Symptome und Beschwerden
Akutes Hyperventilationssyndrom
Im akuten Hyperventilationsanfall können Patienten manchmal unter so starker Dyspnoe leiden, dass sie das Gefühl haben zu ersticken. Begleitend treten Agitiertheit und panische Angst oder Beschwerden wie Brustschmerzen, Parästhesien (peripher und perioral), periphere Tetanie (z. B. Steifigkeit der Finger oder Arme) und Präsynkopen oder Synkopen auf oder manchmal auch eine Kombination all dieser Symptome. Die Tetanie wird durch die respiratorische Alkalose verursacht, die zu Hypophosphatämie und Hypokalzämie führt. Bei der Untersuchung können die Patienten ängstlich, tachypnoisch oder auch beides erscheinen. Die Lungenuntersuchung ist unauffällig.
Chronisches Hyperventilationssyndrom
Bei Patienten mit chronischer Hyperventilation ist die Symptomatik weitaus schwächer ausgeprägt und wird oft übersehen; diese Patienten seufzen tief und häufig und zeigen unspezifische somatische Symptome im Zusammenhang mit affektiven Störungen, Angsterkrankungen und emotionalem Stress.
Diagnose
Untersuchungen, um andere Diagnosen auszuschließen (Röntgenthorax, EKG, Pulsoximetrie).
Das Hyperventilationssyndrom ist eine Ausschlussdiagnose. Die Herausforderung besteht im wohlüberlegten Einsatz weiterführender Diagnostik zum Ausschluss schwererer Erkrankungen (Anm. d. Red.: Erfordernishyperventilation z. B. bei exogener Hypoxie, Anämie, CO-Vergiftung, metabolischer Azidose und einer pulmonal oder thorakal induzierten Hypoxie).
Zu den grundlegenden Tests gehören
Pulsoxymetrie
Röntgenthorax
EKG
Die Pulsoximetrie zeigt beim Hyperventilationssyndrom eine Sauerstoffsättigung bei oder nahe 100%. Der Röntgenthoraxbefund ist unauffällig. Das EKG dient dem Ausschluss einer kardialen Ischämie. Beim Hyperventilationssyndrom können jedoch ST-Strecken-Senkungen, Umkehrung der T-Wellen und verlängerte QT-Zeiten auftreten.
Arterielle Blutgasmessungen (ABG) sind erforderlich, wenn andere Ursachen für die Hyperventilation vermutet werden, z. B. eine metabolische Azidose Metabolische Azidose Eine metabolische Azidose ist eine primäre Verminderung von Bicarbonat (HCO3−), die typischerweise mit einem kompensatorischem Abfall des Carbondioxid-Partialdrucks (PCO2) auftritt... Erfahren Sie mehr .
Gelegentlich kann die akute Hyperventilation klinisch nicht von einer akuten Lungenarterienembolie Lungenembolie (LE) Lungenembolie, auch Lungenarterienembolie genannt, ist ein Verschluss einer oder mehrerer Pulmonalarterien durch Thromben, welche aus anderen Körperregionen stammen, typischerweise in den großen... Erfahren Sie mehr unterschieden werden, sodass eine weitere Diagnostik (z. B. D-Dimere, Ventilations-/Perfusionsszintigraphie, CT-Angiographie) erforderlich werden kann.
Therapie
Unterstützende Beratung
Manchmal psychiatrische oder psychologische Behandlung
Die Therapie besteht in der Aufklärung und Beruhigung des Patienten. Manche Ärzte propagieren eine Patientenschulung in Techniken der maximalen Exspiration und Zwerchfellatmung. Bei den meisten Patienten ist eine Behandlung der zugrunde liegenden affektiven Störung oder der Angststörung erforderlich. Diese Behandlung besteht u. a. aus einer kognitiven Therapie, Techniken zur Stressbewältigung, Medikamenten (Anxiolytika, Antidepressiva, Lithium) oder einer Kombination dieser Verfahren.