Hanta-Virusinfektion

VonStefania Carmona, MD, University of Alabama at Birmingham
Reviewed ByChristina A. Muzny, MD, MSPH, Division of Infectious Diseases, University of Alabama at Birmingham
Überprüft/überarbeitet Geändert Aug. 2025
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Hantaviridae sind eine Familie von umhüllten Einzelstrang-RNA-Viren. Es gibt über 50 Hantavirus-Spezies, die zwei große, manchmal überlappende klinische Syndrome verursachen:

HFRS-Viren sind Hantaan, Seoul, Dobrava (Belgrad), Saaremaa, Amur und Puumala.

Viren, die HPS verursachen, variieren je nach Region (1):

  • Argentinien: Anden-, Araraquara-, Bermejo-, Juquitiba-, Lechiguanas-, Leguna-Negra-, Maciel- und Oran-Virus

  • Brasilien: Araraquara- und Juquitiba-Virus

  • Chile und östliches Bolivien: Anden-Virus

  • Nordamerika: Sin Nombre-, Black Creek Canal-, Bayou- und Monongahela-Virus

  • Panama: Choclo-Virus

  • Paraguay und Bolivien: Leguna-Negra-Virus

Hantaviren kommen weltweit bei wilden Nagetieren vor, die die Viren lebenslang mit dem Speichel, Urin und Kot ausscheiden (2). Es wurde nachgewiesen, dass auch Fledermäuse, Maulwürfe, Spitzmäuse, Reptilien und Fische Hantaviren tragen. Die Übertragung auf den Menschen wurde nur von Nagetieren durch das Einatmen von Aerosolen aus Nagetierausscheidungen oder, selten, durch Nagetierbisse dokumentiert. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch kann beim Andenvirus auftreten. Neben natürlich erworbenen Infektionen werden im Labor erworbene Infektionen und solche ohne klare Exposition gegenüber Ausscheidungen infizierter Tiere häufiger.

Die labormedizinische Diagnose einer Hanta-Virusinfektion wird durch serologische Untersuchungen und die Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion (RT) gestellt. Die serologischen Untersuchungen bestehen aus einem enzymgekoppelten Immunosorbentassay (ELISA) und einer Bestätigung mittels Western-Blot oder Immunoblotassays. Die serologische Diagnose in Nordamerika muss in der Lage sein, zwischen Infektionen mit dem Seoul- und dem Sin-Nombre-Virus aufgrund der möglichen Kreuzreaktivität zu differenzieren. Die Virusanzucht ist technisch anspruchsvoll und erfordert ein Labor der biologischen Sicherheitsstufe 3 (BSL 3).

Allgemeine Literatur

  1. 1. Milholland MT, Castro-Arellano I, Suzán G, et al: Global diversity and distribution of hantaviruses and their hosts. EcoHealth 15 (1):163-208, 2018. doi:10.1007/s10393-017-1305-2.

  2. 2. Vial PA, Ferrés M, Vial C, et al: Hantavirus in humans: a review of clinical aspects and management. Lancet Infect Dis 23(9):e371-e382, 2023. doi:10.1016/S1473-3099(23)00128-7

Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom

Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (HFRS) ist eine Gruppe ähnlicher Erkrankungen, die durch Hantaviren verursacht werden. Dazu gehören das epidemische hämorrhagische Fieber, das koreanische hämorrhagische Fieber und die Nephropathia epidemica, die mit einer grippeähnlichen Erkrankung beginnen und zu Schock, Blutungen und Nierenversagen führen können. Die Diagnosestellung erfolgt mittels serologischer Untersuchungen und Polymerase-Kettenreaktion. Die Letalität beträgt 6–15%. Die Therapie erfolgt u. a. mit Ribavirin IV

Einige Formen des hämorrhagischen Fiebers mit renalem Syndrom sind mild (z. B. Nephropathia epidemica, verursacht durch das Puumala-Virus, wie es in Skandinavien, dem westlichen Teil Russlands und Europa auftritt). Einige sind in der Regel mild, können aber gelegentlich schwerwiegend sein (z. B. das Seoul-Virus, das weltweit bei wildlebenden braunen und domestizierten Ratten verbreitet ist). Andere sind schwerwiegend (z. B. durch das Hantaan-Virus, wie es in Korea, China und Russland vorkommt, oder durch das Dobrava [Belgrade]-Virus, wie es auf dem Balkan vorkommt).

Die Infektion wird auf den Menschen durch Inhalation von Ausscheidungen von Nagetieren übertragen.

Symptome und Anzeichen des hämorrhagischen Fiebers mit Nierensyndrom

Die Inkubationszeit beträgt etwa 2 Wochen, kann aber auch bis zu 6 Wochen betragen (1).

Bei leichten Formen verläuft die Infektion oft asymptomatisch.

Das symptomatische HFRS verläuft in fünf Phasen: Fieber, Hypotonie, Oligurie, Polyurie und Rekonvaleszenz (2).

Die fieberhafte Phase beginnt plötzlich mit hohem Fieber, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen.

Es liegt eine relative Bradykardie vor, und bei etwa 11 bis 40% der fiebrigen Patienten tritt eine Hypotonie auf, die bei etwa einem Drittel zu einem Schock führt. Bei 1% der Patienten kommt es zu Anfällen oder schweren fokal-neurologischen Symptomen (3). Hämorrhagische Komplikationen aufgrund von Thrombozytopenie können auftreten (z. B. Epistaxis, Petechien, gastrointestinale Blutungen, Hämaturie).

Eine Thrombozytopenie kann frühzeitig auftreten, sogar noch vor kardialen Symptomen, und ihr Ausmaß steht in Zusammenhang mit dem Risiko einer systemischen Entzündungsreaktion sowie der Entwicklung einer schweren akuten Nierenschädigung (1). Die oligurische Phase ist mit dem höchsten Mortalitätsrisiko verbunden; auf die Oligurie folgen eine Polyurie und eine Besserung der Nierenfunktion.

Literatur zu Symptomen und Beschwerden

  1. 1. Vial PA, Ferrés M, Vial C, et al: Hantavirus in humans: a review of clinical aspects and management. Lancet Infect Dis 23(9):e371-e382, 2023. doi:10.1016/S1473-3099(23)00128-7

  2. 2. Sehgal A, Mehta S, Sahay K, et al: Hemorrhagic Fever with Renal Syndrome in Asia: History, Pathogenesis, Diagnosis, Treatment, and Prevention. Viruses 15(2):561, 2023. Published 2023 Feb 18. doi:10.3390/v15020561

  3. 3. Lupuşoru G, Lupuşoru M, Ailincăi I, et al: Hanta hemorrhagic fever with renal syndrome: A pathology in whose diagnosis kidney biopsy plays a major role (Review). Exp Ther Med 22(3):984, 2021. doi:10.3892/etm.2021.10416

Diagnose des hämorrhagischen Fiebers mit Nierensyndrom

  • Serologische Tests oder Polymerase-Kettenreaktion

Der Verdacht auf ein hämorrhagisches Fieber mit Nierensyndrom besteht bei Patienten mit möglicher Exposition, wenn diese Fieber, eine Blutungstendenz und Niereninsuffizienz aufweisen.

Die initiale Diagnostik umfasst vollständiges Blutbild, Elektrolytwerte, Nierenfunktionstests, Gerinnungstests und eine Urinanalyse. Eine Verdachtsdiagnose einer Hantavirus-Infektion basiert auf dem Vorliegen von Thrombozytopenie, vermindertem Plasma-Albumin, Proteinurie und Mikrohämaturie. Während des hypotensiven Stadiums steigt Hämatokrit an und es kommt zu einer Leukozytose und Thrombozytopenie. Eine Albuminurie, Hämaturie sowie Erythrozyten- und Leukozytenzylinder können vorkommen, meist zwischen dem 2. und dem 5. Tag. Elektrolytstörungen sind während der polyurischen Phase häufig.

Eine definitive Diagnose eines HFRS beruht auf serologischen Tests oder PCR.

Behandlung des hämorrhagischen Fiebers mit Nierensyndrom

  • Ribavirin

  • Manchmal Dialyse

Die Behandlung von hämorrhagischem Fieber mit renalem Syndrom erfolgt mit intravenösem Ribavirin.

Insbesondere während der polyurischen Phase sind supportive Maßnahmen wichtig, ggf. inkl. Dialyse.

Prognose bei hämorrhagischem Fieber mit Nierensyndrom

Der Tod kann während der polyurischen Phase als Folge von Volumenmangel, Elektrolytstörungen oder Sekundärinfektionen eintreten. Die Erholungsphase dauert meist 3–6 Wochen, kann aber auch bis zu 6 Monate erfordern.

Insgesamt liegt die Mortalität bei 1–15%, wobei sie fast immer bei Patienten mit den schwereren Formen auftritt (1). Bleibende Nierenfunktionsstörungen sind selten, ausgenommen bei den schweren Formen, die in den Balkanländern auftreten.

Hinweis zur Prognose

  1. 1. Centers for Disease Control and Prevention: Hantavirus: Clinician Brief: Hemorrhagic Fever with Renal Syndrome. May 20, 2024. Accessed June 17, 2025.

Hantavirus-assoziiertes pulmonales Syndrom

Das Hantavirus-assoziierte pulmonale Syndrom kommt vor allem im Südwesten der USA vor sowie in Südamerika und in Panama. Es beginnt als influenzaähnliche Krankheit und verursacht innerhalb weniger Tage ein nichtkardiales Lungenödem. Die Diagnosestellung erfolgt mittels serologischer Untersuchungen und der Reverse-Transkriptase–Polymerase-Kettenreaktion. Bei schwereren Erkrankungen treten Fallsterblichkeitsraten von bis zu 50 % auf. Die Therapie ist unterstützend.

Die meisten Fälle von HPS werden verursacht durch:

  • Die Sin Nombre, Anden und Choclo Hantaviren.

Andere werden verursacht durch:

  • Das Black-Creek-Kanal-Virus, das Muleshoe-Virus und das Bayou-Virus im Südosten der USA und Mexiko.

  • Das New-York-Virus (eine Variante des Sin-Nombre-Virus) an der Ostküste der Vereinigten Staaten

  • Das Convict-Creek-Virus und das Isla Vista-Virus an der Westküste Nordamerikas

  • Die Laguna Negra (und ihre Rio Mamore-Variante), das Anden-ähnliche Virus Hu39694, Lechiguanas, Oran, Zentral-Plata, Buenos Aires, Rio Mamore, Rio Mearim, Juquitiba, Juquitiba-ähnliches, Ape Aime Itapua, Araukarien, Jabora, Neembucu, Anajatuba, Castelo dos Sonhos, Maripo, und Bermejo Hantaviren in Südamerika

Die Infektion wird auf den Menschen durch Inhalation von Ausscheidungen von Nagetieren der Gattung Sigmodontinae (insbesondere von Hirschmäusen für Sin-Nombre-Virus) übertragen. Die meisten Fälle treten westlich des Mississippi im Frühjahr oder Sommer auf, in der Regel nach heftigen Regenfällen, die eine verstärkte Vegetation verursachen und das Wachstum der Nagetierpopulation fördern.

Symptome und Anzeichen des Hantavirus-assoziierten pulmonalen Syndroms

Das Hantavirus-assoziierte pulmonale Syndrom beginnt als unspezifische influenzaähnliche Krankheit mit akutem Fieber, Myalgie, Kopfschmerzen, konjunktivaler Injektion, retroorbitalen Schmerzen und gastrointestinalen Symptomen. 2–15 Tage später (median: 4 Tage) entwickeln Patienten rasch nichtkardiogene pulmonale Ödeme und Blutdruckabfall.

Wie bei HFRS kann Thrombozytopenie früh auftreten, sogar vor kardiopulmonalen Symptomen, und das Ausmaß der Thrombozytopenie ist mit dem Risiko systemischer Entzündungen und der Entwicklung einer schweren akuten Nierenschädigung verbunden (1).

Mehrere Patienten weisen eine Kombination von HFRS und HPS auf. Leichte Fälle von HPS können auftreten.

Hinweise auf Symptome und Zeichen

  1. 1. Vial PA, Ferrés M, Vial C, et al. Hantavirus in humans: a review of clinical aspects and management. Lancet Infect Dis 2023;23(9):e371-e382. doi:10.1016/S1473-3099(23)00128-7

Diagnose des Hantavirus-assoziierten pulmonalen Syndroms

  • Serologische Tests oder Polymerase-Kettenreaktion

Der Verdacht auf ein Hantavirus-assoziiertes pulmonales Syndrom besteht bei Patienten mit einer möglichen Exposition, wenn diese ein ansonsten nicht erklärbares klinisch oder radiologisch nachweisbares Lungenödem haben. Im Röntgenthoraxbild können verstärkte Gefäßzeichnungen, Kerley-B-Linien, bilaterale Infiltrate oder Pleuraergüsse sichtbar sein.

Bei Verdacht auf HPS sollte eine Echokardiographie durchgeführt werden, um ein kardiogenes Lungenödem auszuschließen.

Die ersten Tests umfassen ein vollständiges Blutbild, biochemische Tests der Leber, Blutuntersuchungen der Elektrolyte und Nierenfunktion sowie Urinanalyse. HPS verursacht eine leichte neutrophile Leukozytose, Hämokonzentration und Thrombozytopenie. Eine moderate Erhöhung der LDH, AST und ALT, bei erniedrigtem Serumalbumin, ist charakteristisch. Die Urinanalyse zeigt nur minimale Auffälligkeiten.

Die Diagnosestellung des Hantavirus-Lungensyndroms erfolgt mittels serologischer Untersuchungen oder Reverse-Transkriptease–Polymerase-Kettenreaktion.

Behandlung des Hantavirus-assoziierten pulmonalen Syndroms

  • Supportive Behandlung

Die Behandlung des Hantavirus-assoziierten pulmonalen Syndroms ist unterstützend. Es können eine mechanische Beatmung, exakte Volumenersatztherapie und der Einsatz vasopressorischer Substanzen erforderlich werden. Bei einer schweren kardiopulmonalen Insuffizienz kann eine extrakorporale mechanische Oxygenierung (ECMO) lebensrettend sein (1).

Intravenöses Ribavirin hat sich trotz seiner Wirksamkeit bei hämorrhagischem Fieber mit renalem Syndrom nicht als wirksam für die Behandlung von HPS erwiesen.

Treatment reference

  1. 1. Centers for Disease Control and Prevention: Hantavirus: Clinician Brief: Hantavirus Pulmonary Syndrome (HPS). May 23, 2024. Accessed June 17, 2025.

Prognose beim Hantavirus-assoziierten pulmonalen Syndrom

Bei Patienten mit HPS, die die ersten wenigen Tage überleben, zeigt sich rasch eine Besserung, und sie erholen sich innerhalb der nächsten 2–3 Wochen wieder vollständig, meist ohne Folgeerscheinungen. Ohne frühe Behandlung liegt die HPS-Mortalitätsrate jedoch bei fast 40 % (1).

Hinweis zur Prognose

  1. Centers for Disease Control and Prevention: Hantavirus: Clinician Brief: Hantavirus Pulmonary Syndrome (HPS). May 23, 2024. Accessed June 17, 2025.

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