Orales Plattenepithelkarzinom

VonBradley A. Schiff, MD, Montefiore Medical Center, The University Hospital of Albert Einstein College of Medicine
Überprüft/überarbeitet Dez. 2022
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Mundkrebs bezeichnet Krebs, der zwischen der Rotgrenze der Lippen und dem Verbindungspunkt zwischen hartem und weichem Gaumen oder dem hinteren Drittel der Zunge auftritt. Über 95% der Menschen mit oralen Plattenepithelkarzinomen rauchen Tabak, trinken Alkohol oder beides. Läsionen im Frühstadium, die noch heilbar wären, verursachen selten Beschwerden; daher sind zur Prävention und Früherkennung dieser tödlichen Krebserkrankung Vorsorgeuntersuchungen (Screenings) erforderlich. Die Behandlung erfolgt mit Chirurgie, Strahlentherapie oder beidem, obwohl Operationen bei der Behandlung der meisten Mundhöhlentumoren eine größere Rolle spielen. Die allgemeine 5-Jahres-Überlebensrate (alle Lokalisationen und Stadien kombiniert) beträgt 50%.

(Siehe auch Übersicht zu Kopf- und Halstumoren.)

Etwa 35.000 Menschen in den USA erkranken jährlich an einem Plattenepithelkarzinom der Mundhöhle (1). In den USA treten orale Plattenepithelkarzinome meist erst nach dem 50. Lebensjahr auf. Bei Männern stellen sie einen Anteil von 3%, bei Frauen einen Anteil von 2% aller Krebserkrankungen dar. Wie bei den meisten Kopf- und Halslokalisationen ist das Plattenepithelkarzinom der häufigste Mundkrebs.

Hauptrisikofaktoren für ein orales Plattenepithelkarzinomen sind

  • Rauchen (besonders > 2 Packungen/Tag)

  • Alkoholkonsum

Das Risiko nimmt deutlich zu, wenn der tägliche Alkoholkonsum die Grenzwerte von 170 g für Spirituosen, 425 g für Wein bzw. 1020 g für Bier überschreitet. Durch starkes Rauchen in Verbindung mit Alkoholmissbrauch erhöht sich das Risiko bei Frauen um schätzungsweise das 100-Fache und bei Männern um das 38-Fache.

Ein Plattenepithelkarzinom der Zunge kann auch durch eine chronische Entzündung wie Karies, die exzessive Nutzung von Mundwasser, Kautabak oder die Verwendung von Betelpfriemen hervorgerufen werden. Das orale humane Papillomavirus (HPV), das in der Regel durch oral-genitalen Kontakt erworben wird, kann bei der Entstehung einiger oraler Krebsarten eine Rolle spielen; allerdings wird HPV bei Mundhöhlenkrebs viel seltener nachgewiesen als bei oropharyngealem Krebs, und sein Vorhandensein in reseziertem Gewebe bedeutet nicht zwangsläufig eine Verursachung.

Rund 40% der intraoralen Plattenepithelkarzinome gehen vom Mundboden oder der Zunge (Seitenränder bzw. Unterseite) aus. Etwa 38% aller Plattenepithelkarzinome entwickeln sich an der Unterlippe. Dabei handelt es sich in der Regel um einen durch Sonnenlichtexposition hervorgerufenen Tumor der äußeren Hautoberfläche.

Allgemeiner Hinweis

  1. 1. Siegel RL, Miller KD, Jemal A: Cancer statistics, 2020. CA Cancer J Clin. 2020;70(1):7-30. doi:10.3322/caac.21590

Symptome und Beschwerden des oralen Plattenepithelkarzinoms

Die oralen Läsionen sind zunächst asymptomatisch, was ein Schlaglicht auf die Notwendigkeit des oralen Screenings wirft. Die meisten Zahnärzte prüfen während der routinemäßigen Untersuchung sorgfältig Mundhöhle und Oropharynx und können durch Bürsten eine Biopsie auffälliger Areale gewinnen. Die Läsionen können sich in Erythroplakie- oder Leukoplakieherden befinden und exophytisch oder ulzerierend wachsen. Bei Tumoren bilden sich häufig feste Indurationen mit gerolltem Rand. Wenn sich die Läsionen vergrößern, können Schmerzen, Dysarthrie und Schluckbeschwerden auftreten.

Manifestationen des Oralen Plattenepithelkarzinom
Orales Plattenepithelkarzinom
Orales Plattenepithelkarzinom
Dieses Foto zeigt eine Nahaufnahme der Innenseite des Mundes (der Wangenschleimhaut) bei einem Patienten mit Plattenepi... Erfahren Sie mehr

CLINICA CLAROS/SCIENCE PHOTO LIBRARY

Erythroplakie und Plattenepithelkarzinom
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Leukoplakie und Plattenepithelkarzinom
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Diagnose des oralen Plattenepithelkarzinoms

  • Biopsie

  • Endoskopie zur Detektion eines zweiten Primärtumors

  • Thorax-CT oder Röntgenaufnahme und CT von Kopf und Hals

Alle verdächtigen Bereiche sollten biopsiert werden. Je nach Präferenz des Chirurgen kann eine Inzisions- oder Bürstenbiopsie durchgeführt werden. Zum Ausschluss eines zweiten Primärtumors werden bei allen Patienten mit Mundhöhlenkrebs eine direkte Laryngoskopie und Ösophagoskopie durchgeführt. Eine CT von Kopf und Hals wird in der Regel durchgeführt sowie auch eine CT oder Röntgenaufnahme des Thorax. Wie jedoch bei den meisten Lokalisationen in Kopf und Hals spielt PET/CT eine immer größere Rolle bei der Evaluation von Patienten mit Mundhöhlenkrebs. (Siehe Tabelle Staging von Lippen- und Mundkrebs.)

Tabelle

Prognose für das orale Plattenepithelkarzinom

Auf die Zunge begrenzte Karzinome (ohne Lymphknotenbeteiligung) haben eine 5-Jahres-Überlebensrate von > 75%. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt bei lokal begrenzten Mundbodenkarzinomen 75%, bei Lymphknotenmetastasen sinkt die Überlebensrate auf etwa die Hälfte. Die Metastasierung erfolgt zuerst in regionale Lymphknoten und später in die Lunge.

Unterlippenkarzinome metastasieren nur selten, sodass die 5-Jahres-Überlebensrate bei 90% liegt. Oberlippenkarzinome wachsen aggressiver und metastasieren auch eher.

Behandlung des oralen Plattenepithelkarzinoms

  • Chirurgie, mit der postoperativer Bestrahlung oder Radiochemotherapie nach Bedarf

Für die meisten Krebserkrankungen der Mundhöhle, ist eine Operation die erste Behandlung der Wahl. Strahlung oder Radiochemotherapie wird postoperativ durchgeführt, wenn die Krankheit weiter fortgeschritten ist oder histologische Hochrisikomerkmale besitzt. (See also the National Cancer Institute’s summary Lip and Oral Cavity Cancer Treatment.)

Eine selektive Halsdissektion ist indiziert, wenn das Risiko von Lymphknotenmetastasen mehr als 15–20% beträgt. Obwohl es keinen festen Konsens gibt, wird eine Halsdissektion in der Regel bei allen Läsionen mit einer Invasionstiefe > 3,5 mm durchgeführt.

Eine routinemäßige chirurgische Rekonstruktion ist der Schlüssel zur Verringerung postoperativer oraler Behinderungen; die Verfahren reichen von lokalen Gewebelappen bis zur Übertragung freien Gewebes. Eine Therapie der Sprach- und Schluckstörungen kann nach bedeutenden Resektionen erforderlich sein.

Die Strahlentherapie stellt eine alternative Behandlung dar. Eine Chemotherapie wird nicht routinemäßig als Primärtherapie verwendet, wird aber als adjuvante Therapie zusammen mit einer Strahlenbehandlung bei Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung empfohlen.

Die Behandlung von Plattenepithelkarzinomen der Lippe besteht in der chirurgischen Exzision mit Rekonstruktion, um die postoperative Funktion zu maximieren. Großflächige prämaligne Lippenveränderungen können chirurgisch abgeschält oder die befallene Schleimhaut vollständig mit dem Laser abgetragen werden. Mohs-Chirurgie kann verwendet werden. Danach empfiehlt es sich, Cremes mit Lichtschutzfaktor aufzutragen.

Wichtige Punkte

  • Die Hauptrisikofaktoren für Plattenepithelkarzinomen sind schweres Rauchen und Alkoholkonsum.

  • Mundkrebs ist anfänglich manchmal asymptomatisch, sodass ein orales Screening (in der Regel durch Zahnärzte und Zahntechniker) zur Früherkennung nützlich ist.

  • Zum Ausschluss eines zweiten Primärtumors werden eine direkte Laryngoskopie und Ösophagoskopie durchgeführt.

  • Sobald der Krebs bestätigt ist, werden eine Kopf-Hals-CT, eine Thoraxaufnahme (CT oder Röntgen) und manchmal eine PET/CT durchgeführt.

  • Die anfängliche Behandlung erfolgt in der Regel chirurgisch.

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. National Cancer Institute’s Summary: Lip and Oral Cavity Cancer Treatment