Anfallsleiden in der Schwangerschaft

VonLara A. Friel, MD, PhD, University of Texas Health Medical School at Houston, McGovern Medical School
Überprüft/überarbeitet Sep. 2023
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    Anfallsleiden können die Fertilität beeinträchtigen. Bestimmte Antiepileptika können jedoch die Wirksamkeit oraler Kontrazeptiva verringern, was zu einer ungewollten Schwangerschaft führen kann.

    Die Dosis von Antiepileptika kann während der Schwangerschaft erhöht werden, um den therapeutischen Spiegel aufrechtzuhalten. Wenn die Schwangeren genug Schlaf bekommen und die Spiegel der Antiepileptika im therapeutischen Bereich gehalten werden, steigt die Anfallsfrequenz während der Schwangerschaft meistens nicht an, und der Verlauf der Schwangerschaft ist ungestört; die Risiken sind jedoch leicht erhöht für:

    Im Allgemeinen sind unkontrollierte Krampfanfälle während der Schwangerschaft schädlicher als der Gebrauch von Antiepileptika; daher hat die Kontrolle der Anfälle in der Behandlung während der Schwangerschaft oberste Priorität. Vor der Konzeption sollte ein Neurologe konsultiert werden, um vor einer Schwangerschaft die mütterlichen Anfälle zu stabilisieren. Ärzte sollten die niedrigste mögliche Dosis an Antiepileptika und so wenig wie möglich verschiedene Antiepileptika verabreichen.

    Angeborene Fehlbildungen sind häufiger bei Feten von Frauen mit Anfallsleiden (6–8%) als bei den Feten von gesunden Frauen (2–3%) (1). Das Risiko für geistige Behinderung kann auch erhöht sein. Diese Risiken können sowohl mit dem Anfallsleiden als auch mit der Einnahme von Antiepileptika zusammenhängen.

    Die Gefahr einer Blutgerinnungsstörung des Neugeborenen (Erythroblastosis neonatorum) kann durch die intrauterine Exposition gegenüber bestimmten Antiepileptika (z. B. Phenytoin, Carbamazepin, Phenobarbital) erhöht sein. Wenn jedoch in der Schwangerschaft Vitamine mit Vitamin D genommen werden und dem Neugeborenen Vitamin K gegeben wird, ist eine Blutgerinnungsstörung selten.

    Die Einnahme von Phenobarbital während der Schwangerschaft kann den physiologischen Neugeborenen-Ikterus verringern, vielleicht weil das Medikament die konjugierenden Leberenzyme anregt. Im Allgemeinen wird Phenytoin bevorzugt.

    Alle Antiepileptika steigern den Bedarf an Folsäuresubstitution; 4 mg wird 1-mal täglich oral verabreicht. Idealerweise wird damit vor Eintritt einer Schwangerschaft begonnen. Die Einnahme von Folsäurepräparaten vor der Empfängnis hilft, das Risiko von Neuralrohrdefekten zu verringern.

    Einer vaginalen Entbindung wird meistens der Vorzug gegeben, aber wenn die Schwangeren unter der Geburt wiederholte Anfälle haben, ist ein Kaiserschnitt indiziert.

    Die Blutspiegel der Antiepileptika ändern sich nach der Geburt meist sehr schnell und sollten dann engmaschig kontrolliert werden.

    Hinweis

    1. 1. Artama M, Auvinen A, Raudaskoski T, et al: Antiepileptic drug use of women with epilepsy and congenital malformations in offspring. Neurology 64(11):1874-1878, 2005. doi:10.1212/01.WNL.0000163771.96962.1F