Multiple Endokrine Neoplasie Typ 2B (MEN 2B)

(Mukosales neuromatoses Syndrom, multiple endokrine Adenomatose Typ 2B)

VonLawrence S. Kirschner, MD, PhD, The Ohio State University;
Pamela Brock, MS, CGC, The Ohio State University
Überprüft/überarbeitet Juni 2023
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Eine multiple endokrine Neoplasie, Typ 2B (MEN 2B) ist ein autosomal dominant vererbtes Syndrom, das durch ein medulläres Schilddrüsenkarzinom, Phäochromozytom, mehrere mukosale Neurome und intestinale Ganglioneurome charakterisiert ist, sowie oft durch einen marfanoiden Habitus und andere Fehlbildungen des Skeletts. Die Symptome hängen von den vorhandenen Drüsenanomalien ab. Die Diagnose wird durch einen Gentest bestätigt. Hormonbestimmungen und bildgebende Verfahren werden zur Lokalisation der Tumoren verwendet. Falls möglich, erfolgt eine chirurgische Entfernung der Tumoren.

(Siehe auche Übersicht über Multiple endokrine Neoplasien.)

Fünfundneunzig Prozent der MEN 2B-Fälle sind auf eine einzige Aminosäuresubstitution an der Aminosäure 918 im RET-Protein zurückzuführen. Wie bei MEN 2A und vererbten medullären Schilddrüsenkarzinomen führt diese Mutation zur Aktivierung von RET-Protoonkogen-vermittelten zellulären Prozessen. Mehr als 50% sind de-novo-Mutationen und können daher eher sporadisch als vererbt sein.

Symptome und Beschwerden von MEN 2B

Symptome und klinische Zeichen spiegeln die glandulären Störungen wider (siehe Tabelle Mit multiplen endokrinen Neoplasie-Syndromen assoziierte Erkrankungen). Ungefähr 50% der Patienten haben das komplette Syndrom mit Neuromen der Mukosa, Phäochromozytomen und medullären Schilddrüsenkarzinomen. Weniger als 10% haben Neurome und Phäochromozytome allein, während die übrigen Patienten Neurome und medulläre Schilddrüsenkarzinome ohne Phäochromozytom haben.

Neurome der Mukosa sind sehr oft die ersten klinischen Zeichen und treten bei fast allen Patienten auf. Neurome erscheinen als glänzende Erhebungen auf den Lippen, der Zunge oder der bukkalen Mukosa.

Sie entwickeln sich auch häufig auf den Augenlidern, den Konjunktiven und den Hornhäuten; Kinder können häufig keine Tränen produzieren. Verdickte Augenlider und umgestülpte, diffus hypertrophierte Lippen sind charakteristisch.

Störungen im Gastrointestinaltrakt, die durch Veränderungen der Motilität verursacht werden (Verstopfung, Diarrhoe und gelegentlich auch ein Megakolon), sind häufig. Vermutlich resultieren sie aus einer intestinalen Ganglioneuromatose.

Patienten haben fast immer einen marfanoiden Habitus. Fehlbildungen des Skeletts sind häufig, einschließlich Missbildungen der Wirbelsäule (Lordose, Kyphose, Skoliose), "slipped capital femoral epiphyses", Dolichocephalie (schiffförmiger Schädel, auch als Scaphocephalie bezeichnet), Hohlfuß und Klumpfuß.

Das medulläre Schilddrüsenkarzinom und das Phäochromozytom ähneln den entsprechenden Erkrankungen des MEN 2A-Syndroms; beide neigen dazu, bilateral und multizentrisch zu sein. Das medulläre Schilddrüsenkarzinom bei MEN-2B neigt dazu, besonders aggressiv zu sein, und tritt bereits bei kleinen Kindern auf.

Obwohl Neurome, charakteristische Veränderungen im Gesicht und gastrointestinale Störungen schon sehr früh präsent sind, wird das Syndrom häufig erst erkannt, wenn es im weiteren Verlauf zur Manifestation eines medullären Schilddrüsenkarzinoms oder eines Phäochromozytoms kommt.

Diagnose von MEN 2B

  • Serum-Calcitonin-Spiegel

  • Spiegel von freiem Metanephrin im Plasma und Katecholamin im Urin

  • Hals-CT oder MRT

  • Phäochromozytomlokalisation mittels Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT)

  • Gentests

Der Verdacht auf MEN 2B besteht bei Patienten mit einer positiven Familienanamnese für MEN 2B, Phäochromozytome, multiple mukosale Neurome oder medulläre Schilddrüsenkarzinome. Die genetische Untersuchung ist sehr genau und erfolgt, um die Störung zu bestätigen. Genetische Tests werden auch durchgeführt, um Verwandte 1. Grades und alle symptomatischen Familienangehörigen von Patienten mit MEN 2B zu untersuchen, genauso wie bei MEN 2A.

Der Verdacht auf ein Phäochromozytom kann klinisch begründet sein und wird durch Messungen des freien Plasmametanephrins und von Katecholaminen im Urin bestätigt.

Labortests für medulläre Schilddrüsenkarzinome mit Serum Calcitonin Messungen sollten durchgeführt werden.

Mit MRT oder CT wird nach Phäochromozytomen und medullärem Schilddrüsenkarzinom gesucht.

Behandlung von MEN 2B

  • Die chirurgische Exzision von diagnostizierten Tumoren

  • Prophylaktische Thyreoidektomie

Betroffene Patienten sollten sich, sobald die Diagnose gestellt ist, einer totalen Thyreoidektomie unterziehen. Falls ein Phäochromozytom existiert, sollte es noch vor der Thyreoidektomie entfernt werden.

Genträger sollten bereits vor Vollendung des ersten Lebensjahres eine prophylaktische Thyreoidektomie erhalten.

Wichtige Punkte

  • Die multiple endokrine Neoplasie vom Typ 2B (MEN 2B) weist eine Mutation desselben Gens wie bei MEN 2A auf und manifestiert sich ähnlich, mit Ausnahme des Fehlens eines Hyperparathyreoidismus, des Vorliegens eines aggressiveren medullären Schilddrüsenkarzinoms und des Vorliegens eines multiplen Schleimhautneurinoms und eines marfanoiden Habitus.

  • Die Patienten sollten sich einer genetischen Untersuchung auf RET Proto-Onkogen-Mutationen, einer Serum-Calcitonin-Messung, einer Blut- oder Urinuntersuchung auf Phäochromozytom sowie bildgebenden Untersuchungen des Halses und der Nebennieren unterziehen.

  • Ein Phäochromozytom wird entfernt und eine prophylaktische Thyreoidektomie durchgeführt.