HealthDay
ERKRANKUNG

Melatonin

VonLaura Shane-McWhorter, PharmD, University of Utah College of Pharmacy
Überprüft/überarbeitet Jan. 2022
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Was ist Melatonin?

Das von der in der Mitte des Gehirns liegenden Zirbeldrüse produzierte Hormon Melatonin steuert den Schlaf-Wach-Rhythmus. Das in Ergänzungspräparaten verwendete Melatonin kann von Tieren stammen, wird aber meistens künstlich hergestellt. In manchen Ländern wird Melatonin als Medikament betrachtet und unterliegt den entsprechenden Gesetzen.

(Siehe auch Heilpflanzen und Ergänzungspräparate im Überblick.)

Welche Behauptungen werden über Melatonin gemacht?

Melatonin wird meist zur Behandlung von Schlaflosigkeit und zur besseren Verträglichkeit der Zeitumstellung nach langen Flügen (Jetlag) oder bei Schichtwechsel verwendet. Für Personen, die zwischen Zeitzonen hin und her reisen, empfiehlt sich die Einnahme von Melatonin am Tag oder in der Nacht der Abreise und dann für zwei bis vier Nächte nach der Ankunft. Personen, deren Schichtarbeitszeiten wechseln, können Melatonin vor dem Schlafengehen einnehmen. Die Anwendung von Melatonin zur Wiederherstellung des Schlaf-Wach-Rhythmus für Patienten mit Alzheimer-Krankheit in den frühen Stadien sowie für jahreszeitbedingte Störungen (Depressionen während der Wintermonate) wird derzeit erforscht.

Ist die Wirkung von Melatonin belegt?

Es gibt Hinweise darauf, dass Melatoninpräparate den Schlaf-Wach-Rhythmus beeinflussen. Daher könnten Melatoninpräparate bei einer Anwendung von bis zu 6 Monaten bestimmten Menschen mit Symptomen von Jetlag oder vorübergehender Schlaflosigkeit helfen. Es gibt jedoch kaum Hinweise darauf, dass sich chronische Schlaflosigkeit mit Melatonin wirksam behandeln lässt.

Welche Nebenwirkungen können mit Melatonin auftreten?

Kopfschmerzen und vorübergehende Depressionen könnten auftreten. Melatonin könnte bestehende Depressionen verstärken. Zur Sicherheit von Melatonin bei langfristiger Anwendung liegen keine Daten vor. Melatonin sollte am besten unter medizinischer Beobachtung eingenommen werden. Wenn das Melatonin tierischen Ursprungs ist, könnten Infektionen aufgrund einer Kontamination durch Tiergewebe auftreten. Bei Epileptikern könnte Melatonin die Krampfanfälle erhöhen. Melatonin könnte Autoimmunerkrankungen verschlimmern. Außerdem könnte Melatonin die Fruchtbarkeit verringern, und ob Melatonin in der Schwangerschaft oder während der Stillzeit sicher ist, ist nicht bekannt.

Welche Arzneimittel-Wechselwirkungen treten bei Melatonin auf?

Melatonin könnte die Wirkung von Warfarin verstärken und somit das Blutungsrisiko erhöhen. Melatonin könnte die beruhigende Wirkung bestimmter Medikamente wie Benzodiazepine verstärken. Einige Medikamente könnten sich auf den Melatoninspiegel auswirken. Zum Beispiel könnten Fluvoxamin, Östrogene und Chinolon-Antibiotika den Melatoninspiegel erhöhen. Umgekehrt könnten einige Medikamente (z. B. das Antiepileptikum Carbamazepin und das Antibiotikum Rifampin) den Melatoninspiegel senken.

Empfehlungen

Menschen, die unter Schlafproblemen leiden oder Jetlag behandeln oder verhindern möchten, können Melatonin ausprobieren. Die meisten, insbesondere diejenigen, die wiederholt Melatonin einnehmen möchten, sollten sich zuerst an ihren Arzt wenden. Melatonin sollte nicht von Personen mit Epilepsie oder Autoimmunerkrankungen, Frauen, die versuchen, schwanger zu werden, oder Patienten, die Warfarin einnehmen, verwendet werden.