Frakturen der Mandibula und des Mittelgesichts

VonSam P. Most, MD, Stanford University Medical Center
Überprüft/überarbeitet März 2024
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Stumpfe Gesichtstraumata können zum Bruch des Kiefers und anderer Mittelgesichtsknochen führen. Die Symptome hängen von der Lage der Fraktur ab. Eine zahnärztliche Röntgen- oder CT-Bildgebung ist diagnostisch. Die Behandlung kann auch eine Operation und/oder eine externe Fixierung umfassen.

Eine Fraktur des Unterkiefers (Mandibula) kann vorliegen, wenn der Patient eine posttraumatische Malokklusion oder eine fokale Schwellung und Empfindlichkeit über einem Mandibularsegment aufweist. Weitere Hinweise sind Defekte der dentalen Kaufläche, Spaltungen des Alveolarkamms und Anästhesie in dem Bereich der unteren alveolaren oder mentalen Nerven. Manche Frakturen führen zu einer palpablen Instabilität. Frakturen des Processus condylaris mandibulae erzeugen gewöhnlich präaurikuläre Schmerzen, Schwellungen und eine eingeschränkte Mundöffnung (Trismus). Bei einer einseitigen Kondylenfraktur weicht der Kiefer bei Mundöffnung zur betroffenen Seite ab.

Mittelgesichtsfrakturen betreffen den Bereich vom oberen Orbitarand bis zu den Oberkieferzähnen. Sie können sich als Unregelmäßigkeiten der weichen Wangenkonturen, der Eminentia orbitalis, des Jochbogens oder des Orbitarrandes zeigen. Mit der LeFort-Klassifikation lassen sich die Mittelgesichtsfrakturen einordnen (siehe Abbildung Le Fort-Klassifizierung von Mittelgesichtsfrakturen) Traumatische Malokklusion und Frakturen des oberen Kieferkamms lassen eine Oberkiefer-Fraktur, die die Kauflächen einschließt, vermuten.

Eine Orbitabodenfraktur wird bei Anästhesie des N. infraorbitalis, Enophthalmos oder Diplopie angenommen. Eine Verletzung in der Nähe der Orbita erfordert eine Augenuntersuchung, die wenigstens eine Beurteilung der Sehschärfe, der Pupillen und der extraokularen Bewegungen einschließt (siehe auch Blowout-Frakturen)

Jochbeinfraktur wird bei Trismus und einem Defekt bei der Palpation des Jochbogens vermutet. Eine Eindellung auf der ipsilateralen Wange kann anfangs aufgrund der Schwellung sichtbar sein, muss es aber nicht.

Wenn das Trauma schwer genug war, um die Gesichtsknochen zu brechen, sind auch Hirnschädigungen und Wirbelkörperfrakturen möglich. Bei schweren Schlagverletzungen können die durch das Trauma entstandene Blutung und das Ödem die Atemwege beeinträchtigen.

Le Fort-Klassifizierung von Mittelgesichtsfrakturen

I: nur der untere Oberkiefer; II: der infraorbitale Rand; III: vollständige Ablösung des Mittelgesichts aus dem Schädel (kranofaziale Dissoziation).

Diagnose von Unterkiefer- und Mittelgesichtsfrakturen

  • Röntgenaufnahme und/oder CT

Eine Panoramaaufnahme der Zähne ist das geeignete Verfahren bei einer isolierten Mandibulafraktur. Eine Feinschnitt-CT (1 mm-Scheiben) in axialer und koronarer Ebene werden angefertigt, um Gesichtsfrakturen zu diagnostizieren.

Behandlung von Unterkiefer- und Mittelgesichtsfrakturen

  • Frakturbehandlung

  • Ggf. Endotracheale Intubation, Antibiotika

Zur Aufrechterhaltung der Atemwegsdurchgängigkeit kann bei Patienten mit Blutung, Ödem oder ausgedehnter Gewebezerstörung eine orotracheale Intubation erforderlich sein. Die eigentliche Behandlung einer Gesichtsfraktur ist sehr kompliziert und kann auch eine interne Fixierung beinhalten.

Frakturen des Zahnfachs

Frakturen, die ein Zahnfach durchlaufen, zählen zu den offenen Frakturen. Sie erfordern eine Antibiotikaprophylaxe (typischerweise mit einem Breitspektrum-Antibiotika, das besonders wirksam gegen Anaerobier, ist z. B. Penizillin) entweder oral als Flüssigkeit oder parenteral.

Unterkieferfrakturen

Bei einem gebrochenen Unterkiefer reicht die Behandlung von einer weichen Diät über eine maxillomandibuläre Fixierung (Verdrahtung zur Kieferschließung) bis zu einer starren offenen Fixierung, oder beides. Wenn eine Fixierung in den ersten Stunden nach dem Trauma möglich ist, sollte der Verschluss von Lippen- oder oralen Verletzungen verschoben werden, bis die Fraktur versorgt worden ist. Bei der maxillomandibularen Fixierung werden nachdem die korrekte Okklusion wiederhergestellt wurde, Drahtbogenkunststoffschienen an den oberen und unteren Backenzähnen befestigt und miteinander verdrahtet. Patienten mit maxillomandibularer Fixierung sollten immer eine Drahtschere mit sich führen, falls sie erbrechen müssen. In der Regel wird eine frühzeitige Mobilisierung bevorzugt, auch wenn die Fixierung möglicherweise mehrere Wochen dauern muss. Die Nahrungsaufnahme wird auf Flüssigkeiten, passierte Kost und Ergänzungsmittel beschränkt.

Da nur ein Teil der Zahnoberflächen gebürstet werden kann, wird Plaquebildung, Infektionen und Mundgeruch durch eine 60 Sekunden lange Spülung mit 30 ml 0,12%igem Chlorhexidin jeden Morgen und Abend vorgebeugt. Nach Lösung der Fixierung ist normalerweise ein Kiefertraining angebracht, um die Funktion wiederherzustellen.

Tipps und Risiken

  • Raten Sie Patienten mit maxillomandibulärer Fixierung, für den Fall des Erbrechens immer eine Drahtschere bei sich zu tragen.

Gelenkfortsatzfrakturen können nur 2–3 Wochen einer maxillomandibulären Fixierung erfordern, gefolgt von einer weichen Ernährung. Bei schwerer Dislokation und bilateraler Kondylenfraktur kann jedoch die offene Reposition und Fixierung notwendig werden. Bei Kindern sollte die Kondylenfraktur nicht starr immobilisiert werden, da eine Ankylose und eine abnorme Gesichtsentwicklung die Folge sein können. Normalerweise ist eine elastische Fixierung über 5–10 Tage ausreichend.

Frakturen des Mittelgesichts

Frakturen des Mittelgesichts werden chirurgisch behandelt, wenn sie Malokklusionen, Enophthalmus, Diplopie, infraorbitale Anästhesie oder inakzeptabele kosmetische Deformation verursachen. Die chirurgische Behandlung besteht normalerweise aus einer internen Stabilisierung mit feinen Schrauben und Platten. Der chirurgische Eingriff wird oft verschoben, bis die Schwellung nachgelassen hat, insbesondere dann, wenn eine Indikation zur Operation nicht eindeutig ist. Wenn eine Operation notwendig ist, ist es am besten, sie innerhalb von 14 Tagen nach der Verletzung durchzuführen, weil nach dieser Zeit die Knochenverhärtung eine Reduktion erschwert.