Virale Konjunktivitis

VonZeba A. Syed, MD, Wills Eye Hospital
Überprüft/überarbeitet Apr. 2023
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Die virale Konjunktivitis ist eine sehr ansteckende akute Bindehautinfektion, die meistens durch Adenoviren verursacht wird. Symptome sind Irritation, Photophobie und wässriger Ausfluss. Die Diagnose wird klinisch gestellt, manchmal sind virale Kulturen oder immundiagnostische Tests indiziert. Die Infektion verläuft selbstlimitierend, doch in schweren Fällen sind mitunter lokale Corticosteroide nötig.

(Siehe auch Übersicht über die Konjunktivitis.)

Ätiologie der viralen Konjunktivitis

Eine Konjunktivitis kann in Verbindung mit einer Erkältung und anderen systemischen Virusinfektionen auftreten (insbesondere bei Masern, aber auch bei Windpocken, Röteln und Mumps). Eine lokalisierte virale Konjunktivitis ohne systemische Manifestationen resultiert in der Regel aus Adenoviren (bis zu 90% der viralen Konjunktivitis) und manchmal Enteroviren oder Herpes-simplex-Virus (1,3–4,8% der viralen Konjunktivitis).

Die epidemische Keratokonjunktivitis ist eine schwere Form der viralen Konjunktivitis, die in der Regel durch die Adenovirus-Serotypen Ad 5, 8, 11, 13, 19 und 37 verursacht wird. Adenoviren können auch durch Genotypen identifiziert werden. Der Genotyp HAdV-D ist mit Konjunktivitis assoziiert und HAdV-D53 und HAdV-D54 wurden mit epidemischer Keratokonjunktivitis in Verbindung gebracht. Pharyngokonjunktivalfieber tritt in der Regel nach einer Infektion mit den Serotypen 3, 4 und 7 auf. In Afrika und Asien sind gehäuft Fälle einer akuten hämorrhagischen Konjunktivitis (eine seltene Form der Konjunktivitis, die mit einer Infektion durch Enterovirus Typ 70 assoziiert ist) vorgekommen. Ebola-Virus und SARS-CoV-2-Infektionen (die mit dem hoch ansteckenden und potenziell tödlichen Ebola-Fieber bzw. COVID-19 assoziiert sind), können sich mit bilateraler konjunktivaler Hyperämie, Tränenfluss und systemischen Symptomen manifestieren. Bei der Untersuchung von Patienten mit Konjunktivitis, systemischen Symptomen und bei Reisen aus Hochrisikoregionen ist Vorsicht geboten und eine angemessene persönliche Schutzausrüstung zu tragen.

Symptome und Anzeichen einer viralen Konjunktivitis

Nach einer Inkubationszeit von etwa 5–12 Tagen entwickeln sich zunächst in einem Auge konjunktivale Hyperämie, wässriges Sekret und Augenreizung, die sich rasch auf das andere Auge ausbreiten. Auf der palpebralen Konjunktiva können sich Follikel ausbilden. Oft ist ein präaurikulärer Lymphknoten vergrößert und schmerzhaft. Viele Patienten hatten vorher Kontakt zu jemandem mit Konjunktivitis, einer kurz zurückliegenden Infektion der oberen Atemwege oder beidem.

Bei einer schweren epidemischen Keratokonjunktivitis können die Patienten eine Photophobie und ein Fremdkörpergefühl aufgrund einer Beteiligung der Kornea haben. Eine Chemosis kann vorhanden sein. Fibrinbeläge (Pseudomembranen) und Entzündungszellen auf der Lidbindehaut, eine fokale Hornhautentzündung oder beides können zu Verschwommensehen führen. Auch nach Abheilung der Konjunktivitis können noch bis zu 2 Jahre später subepitheliale Hornhauttrübungen (multiple, münzförmige Stellen von 0,5–1,0 mm Durchmesser, sog. Nummuli) mit der Spaltlampe zu erkennen sein. Hornhauttrübungen bewirken gelegentlich eine Visusreduktion und signifikante Halos und Strahlenkränze.

Diagnose der viralen Konjunktivitis

  • Klinische Bewertung

Diagnose von Konjunktivitis und Differenzierung zwischen bakterieller, viraler, und nichtinfektiöser Konjunktivitis (siehe Tabelle Unterscheidungsmerkmale bei akuter Konjunktivitis) sind in der Regel klinisch; jedoch kann die Differenzierung zwischen viraler und bakterieller Konjunktivitis ungenau sein, weil sich die Symptome überschneiden können. Spezielle Gewebekulturen sind für das Wachstum des Virus notwendig, aber nur selten indiziert. Nukleinsäureamplifikationtests (NAAT) und andere schnelle, in der Arztpraxis durchführbare immundiagnostische Tests können vor allem dann nützlich sein, wenn die Entzündung schwerwiegend ist und andere Diagnosen (z. B. Orbitaphlegmone) ausgeschlossen werden müssen.

Hinweise, die bei der Differenzierung zwischen viraler und bakterieller Konjunktivitis helfen können, umfassen Eitrigkeit des Augenausflusses, das Vorliegen einer präaurikulären Lymphadenopathie, und eine Chemosis bei der Keratoconjunctivitis epidemica. Patienten mit Photophobie erhalten eine Fluorescein-Färbung und werden mit einer Spaltlampe untersucht. Die Keratoconjunctivitis epidemica kann punktförmige Hornhautverfärbung verursachen. Eine sekundäre bakterielle Infektion der viralen Konjunktivitis ist sehr selten. Wenn irgendwelche Anzeichen allerdings auf eine bakterielle Konjunktivitis hindeuten (z. B. eitriger Ausfluss), können Kulturen oder andere Untersuchungen nützlich sein.

Tabelle

Behandlung der viralen Konjunktivitis

  • Supportive Maßnahmen

Die virale Bindehautentzündung ist hoch ansteckend, und die Übertragungsvorkehrungen müssen eingehalten werden.

Die Ärzte treffen die folgenden Vorsichtsmaßnahmen, um die Übertragung von Infektionen zu vermeiden:

  • Verwenden Sie ein Handdesinfektionsmittel oder waschen Sie Ihre Hände gründlich (seifen Sie die Hände vollständig ein, schrubben Sie die Hände für mindestens 20 Sekunden, spülen Sie sie gut ab und schalten Sie das Wasser mit einem Papiertuch aus).

  • Desinfektion der Geräte nach der Untersuchung der Patienten

Patienten sollten Folgendes tun:

  • Verwenden Sie Händedesinfektionsmittel und/oder waschen Sie ihre Hände gründlich, nachdem Sie ihre Augen oder Nasensekret berührt haben

  • Berühren Sie das nicht infizierte Auge nicht, nachdem Sie das infizierte Auge berührt haben

  • Vermeiden Sie, Handtücher oder Kissen zu teilen

  • Vermeiden Sie das Schwimmen in Pools

Das Sekret sollte aus den Augen entfernt und kein Augenverband angelegt werden. Kleine Kinder mit Konjunktivitis sollten von der Schule ferngehalten werden, um eine Ausbreitung der Infektion zu vermeiden.

Die virale Konjunktivitis verläuft selbstlimitierend mit einer Dauer von 1 Woche in leichten Fällen bis zu 3 Wochen in schweren Fällen. Zur Symptomlinderung werden lediglich künstliche Tränen und kalte Kompressen benötigt. Patienten, die eine starke Photophobie oder einen beeinträchtigten Visus haben, können jedoch von lokalen Corticosteroiden profitieren (z. B. 1% Prednisolonacetat 4-mal täglich). Falls Corticosteroide verschrieben werden, tut das in der Regel ein Ophthalmologe. Eine Herpes-simplex-Keratitis muss vorher ausgeschlossen werden (durch eine Fluorescein-Färbung und eine Spaltlampenunterschung), da Corticosteroide zu einer Exazerbation führen können. Topische Cyclosporin-A-Augentropfen sind insgesamt weniger wirksam, aber hilfreich, wenn die Verwendung von Kortikosteroidtropfen durch unerwünschte Wirkungen eingeschränkt ist. In schweren Fällen sollten alle Pseudomembranen der Bindehaut bei der Spaltlampenuntersuchung entfernt werden, um die Gefahr der Vernarbung der Bindehaut und der Symblepharonbildung zu verringern.

Wichtige Punkte

  • Die meisten viralen Konjunktivitiden sind hoch ansteckende Infektionen, die durch Adeno- oder Enteroviren verursacht werden.

  • Hinweise, die bei der Differenzierung zwischen viraler und bakterieller Konjunktivitis helfen können, umfassen Eitrigkeit des Augenausflusses, das Vorliegen einer präaurikulären Lymphadenopathie, und eine Chemosis bei der Keratoconjunctivitis epidemica.

  • Die Diagnose wird in der Regel klinisch gestellt.

  • Die Behandlung besteht gewöhnlich in kühlen Kompressen und Maßnahmen, um eine Verbreitung zu verhindern.