Kindliche Entwicklung

VonEvan G. Graber, DO, Nemours/Alfred I. duPont Hospital for Children
Überprüft/überarbeitet März 2023
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Beschreibungen der Entwicklung werden oft in spezifische Bereiche unterteilt, wie Grobmotorik, Feinmotorik, Sprache, Kognition und soziales/emotionales Wachstum. Diese Bezeichnungen sind sinnvoll, es bestehen aber substanzielle Überlappungen.

Anhand von Studien wurden Durchschnittsalter, zu denen spezifische Meilensteine erreicht sein müssen, etabliert und Normbereiche festgelegt. Bei einem normalen Kind können die Fortschritte zwischen den verschiedenen Bereichen variieren, wie z. B. bei einem Kleinkind, dass spät läuft, aber schon früh Sätze spricht (siehe Tabelle Entwicklungsmeilensteine).

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Umwelteinflüsse, von der Nahrung bis zur Stimulation und vom Einfluss von Krankheiten bis hin zu psychologischen Faktoren, bestimmen zusammen mit genetischen Faktoren die Geschwindigkeit und das Muster der Entwicklung.

Die Beurteilung der Entwicklung erfolgt ständig durch Eltern, Schulpersonal und Ärzte. Es gibt viele Tests, um die Entwicklung genauer zu überwachen. Der Denver-Entwicklungstest erleichtert die Beurteilung in verschiedenen Bereichen. Die Ergebnisbögen geben das Durchschnittsalter an, mit dem bestimmte Meilensteine erreicht sein sollten und zeigen sehr schön das wichtige Konzept von Normwertbereichen. Andere Werkzeuge können ebenfalls verwendet werden.

Motorische Entwicklung bei Kindern

Die motorische Entwicklung umfasst feinmotorische (z. B. Greifen kleiner Gegenstände, Zeichnen) und grobmotorische (z. B. Laufen, Treppensteigen) Fähigkeiten. Sie ist ein kontinuierlicher Vorgang, der von familiären Vorgaben, Umweltfaktoren (z. B. Einschränkung der Aktivität durch längere Krankheit) und spezifischen Störungen (z. B. Zerebralparese, geistige Behinderung, Muskeldystrophie) abhängt.

Kinder können typischerweise mit 12 Monaten laufen, mit 18 Monaten unter Festhalten Treppen steigen und mit 2 Jahren rennen – allerdings variiert das Alter, in dem die Meilensteine von normalen Kindern erreicht werden, beträchtlich. Die motorische Entwicklung kann durch vermehrte Stimulation nicht wesentlich beschleunigt werden.

Entwicklung von Sprache und Sprechen bei Kindern

Die Fähigkeit, Sprache zu verstehen, geht der Fähigkeit zu sprechen voraus; Kinder, die nur wenige Wörter sprechen, können normalerweise eine ganze Menge verstehen. Auch wenn Verzögerungen im sprachlichen Ausdrucksvermögen typischerweise nicht mit anderen Entwicklungsverzögerungen assoziiert sind, sollten Kinder mit einer ausgeprägten Sprachentwicklungsverzögerung auf das Vorliegen anderer Entwicklungsverzögerungen untersucht werden. Bei Kindern, die sowohl eine rezeptive als auch expressive Sprachentwicklungsverzögerung haben, sind häufiger auch andere Entwicklungsprobleme zu finden. Die Abklärung sollte mit einer Untersuchung des Hörvermögens beginnen. Die meisten Kinder mit Sprachverzögerung haben eine normale Intelligenz. Einige Studien legen nahe, dass Kinder mit beschleunigter Sprachentwicklung überdurchschnittlich intelligent sind.

Die Sprache entwickelt sich vom Hervorbringen von Vokallauten (Gurren) zur Einführung von Silben, die mit einem Konsonanten beginnen (ba-ba-ba). Die meisten Kinder können mit 12 Monaten „Papa“ und „Mama“ und mit 18 Monaten mehrere Wörter sagen, mit 2 Jahren dann können sie Zwei- oder Dreiwortsätze bilden. Der durchschnittliche Dreijährige kann eine Unterhaltung führen. Ein vier Jahre altes Kind kann einfache Geschichten erzählen und sich am Gespräch mit Erwachsenen oder anderen Kindern beteiligen. Ein 5 Jahre altes Kind beherrscht einen Wortschafz von einigen Tausend Worten.

Schon vor einem Alter von 18 Monaten können die Kinder eine Geschichte verstehen, die ihnen vorgelesen wird. Im Alter von fünf Jahren sind Kinder in der Lage, das Alphabet aufzusagen und einfache gedruckte Worte zu erkennen. Diese Fähigkeiten sind von grundlegender Bedeutung, um einfach Worte, Satzteile und Sätze lesen zu lernen. Je nachdem, ob in ihrem Haushalt Bücher vorhanden sind und wie ihre persönlichen Fähigkeiten sind, fangen die meisten Kinder mit sechs oder sieben Jahren mit dem Lesen an. Diese Eintwicklungsschritte variieren jedoch erheblich.

Kognitive Entwicklung bei Kindern

Kognitive Entwicklung bezieht sich auf die geistige Reifung der Kinder. Es wird zunehmend erkannt, dass angemessene Zuneigung und Pflege im Säuglings- und Kleinkindalter kritische Faktoren für die kognitive Entwicklung und emotionale Gesundheit sind. So ist es etwa von sehr großem Einfluss auf die Entwicklung in diesen Bereichen, wenn dem Kind schon ab einem frühen Alter vorgelesen wird, wenn es intellektuell stimulierende Erfahrungen macht und es in einer warmen und umsorgenden Umgebung lebt.

Der Intellekt wird bei jungen Kindern durch Beobachtung ihrer sprachlichen Fähigkeiten, ihrer Neugierde und ihrer Fähigkeit Probleme zu lösen, beurteilt. Sobald sich Kinder besser ausdrücken können, lassen sich die intellektuellen Fähigkeiten besser bewerten, da dann spezielle klinische Tests zur Verfügung stehen. Sobald die Kinder in die Schule gehen, erfolgt automatisch eine kontinuierliche Überwachung als Teil des Bildungsweges.

Im Alter von 2 Jahren haben die meisten Kinder eine rudimentäre Vorstellung von Zeit Viele Zwei- bzw. Dreijährige glauben, dass alles, was in der Vergangenheit passiert ist, "gestern" war und alles, was in der Zukunft passieren wird, "morgen" stattfindet. Ein Kind in diesem Alter hat eine lebhafte Phantasie, hat aber Schwierigkeiten dabei, zwischen Phantasie und Wirklichkeit zu unterscheiden.

Im Alter von vier Jahren haben die meisten Kinder ein differenziertes Verständnis von Zeit. Sie erkennen, dass der Tag in Morgen, Nachmittag und Nacht unterteilt ist. Sie können sogar die Wechsel der Jahreszeiten erkennen.

Im Alter von 7 Jahren werden die intellektuellen Fähigkeiten von Kindern komplexer. In diesem Alter sind sie zunehmend in der Lage, sich im gleichen Augenblick auf mehr als nur einen Aspekt eines Ereignisses oder einer Situation zu konzentrieren. Zum Beispiel können Kinder im schulpflichtigen Alter erkennen, dass ein großer schmaler Behälter die gleiche Menge an Wasser in sich aufnehmen kann wie ein kurzer breiter Behälter. Sie können verstehen, dass Medizin schlecht schmeckt, sie sich danach aber besser fühlen oder dass ihre Mutter auf sie wütend sein kann, sie aber trotzdem liebt. Kinder sind zunehmend dazu in der Lage, sich in eine andere Person hineinzuversetzen. Damit erwerben sie die Grundlagen für das Abwechseln von Rollen in Spielen oder Unterhaltungen. Darüber hinaus können Kinder im schulpflichtigen Alter vorher vereinbarte Spielregeln einhalten. Kinder in diesem Alter fangen auch an, mithilfe ihrer Beobachtungsgabe und ihren persönlichen Fähigkeiten, verschiedene Perspektive zu verstehen und eigene Meinungen zu bilden.

Psychische und soziale Entwicklung bei Kindern

Gefühl und Verhalten des Kindes ergeben sich aus seinem Entwicklungsstand und aus seinem Temperament. Jedes Kind hat ein individuelles Temperament oder seine spezifische Gestimmtheit. Einige Kinder können fröhlich und anpassungsfähig sein, entwickeln problemlos regelmäßige Abläufe von Schlafen, Aufwachen, Essen und anderen täglichen Aktionen. Diese Kinder reagieren auch in der Regel positiv auf neue Situationen. Andere Kinder sind nicht sehr anpassungsfähig und lassen kaum eine erkennbare Regelmäßigkeit in den täglichen Abläufen zu. Diese Kinder neigen dazu, eher negativ auf neue Situationen zu reagieren. Wieder andere Kinder befinden sich genau dazwischen.

Emotionales Wachstum und die Aneignung sozialer Kompetenz können überprüft werden, indem die Interaktion des Kindes mit anderen in alltäglichen Situationen beobachtet wird. Sobald Kinder sprechen können, kommt es zu einem wesentlich genaueren Bild ihres Gefühlszustandes. Auch die emotionale Entwicklung kann dann, ähnlich wie der Intellekt, viel präziser mit speziellen Testverfahren beschrieben werden.

Weinen ist für Säuglinge das wichtigste Kommunikationsmittel. Säuglinge weinen, weil sie hungrig sind, weil sie sich nicht gut fühlen, oder aus vielen anderen Gründen, die möglicherweise nicht offensichtlich sind. Säuglinge schreien in der Regel im Alter von sechs Wochen drei Stunden am Tag, was sich ab ca. drei Monaten auf eine Stunde am Tag reduziert. Eltern bieten ihren weinenden Säuglingen in der Regel Nahrung an, wechseln ihre Windeln oder suchen nach einer Ursache von Schmerz oder Unbehangen. Wenn diese Maßnahmen nichts bewirken, hilft es manchmal, das Kind auf den Arm zu nehmen oder mit ihm umherzugehen. Gelegentlich funktioniert nichts davon. Eltern sollte davon abgeraten werden, ihren weinenden Säuglingen mit Gewalt Nahrung einzuflößen. Säuglinge nehmen immer gerne Nahrung an, wenn Hunger der Grund ihres Weinens ist.

Etwa im Alter von 8 Monaten i fangen Säuglinge normalerweise an ängstlich zu werden, wenn sie von ihren Eltern getrennt werden. Abschiede vor dem Schlafengehen und an Orten wie Kindertagesstätten können schwierig sein und haben manchmal Wutanfälle zur Folge. Dieses Verhalten kann über viele Monate hinweg andauern. Bei vielen älteren Kindern kann in diesen Situationen eine bestimmte Kuscheldecke oder ein Stofftier helfen den Abschied zu erleichtern, indem dieses Objekt zum temporären Ersatz für die abwesenden Eltern wird.

Im Alter von 2–3 Jahren beginnen Kinder ihre Grenzen auszutesten und genau das zu tun, was ihnen verboten wurde, einfach um zu sehen, was passiert. Die häufigen "Neins", die Kinder dann von ihren Eltern zu hören bekommen, spiegeln ihren Kampf um Selbstständigkeit in diesem Alter. Obwohl es für Eltern und Kinder belastend sein kann, sind Wutanfälle normal. Sie können Kindern auch dabei helfen, ihre Frustration in einer Phase auszudrücken, in der sie noch nicht über ausreichende Fähigkeiten verfügen, ihre Gefühle verbal auszudrücken. Eltern können dazu beitragen, die Anzahl der Wutanfälle gering zu halten, indem sie eine starke Übermüdung oder Frustration ihrer Kinder von vornherein vermeiden, indem sie die Verhaltensmuster ihrer Kinder kennen und Situationen vermeiden, die zu Wutanfällen führen können. Einige Kleinkinder haben besonders große Schwierigkeiten, ihre Impulse zu kontrollieren und brauchen Eltern, die besonders klare Regeln setzen, innerhalb derer sie ein Gefühl der Sicherheit in ihrer kleinen Welt bekommen können.

Im Alter von 18 Monaten bis 2 Jahren fangen Kinder in der Regel an, Vorstellungen von den verschiedenen Geschlechtsidentitäten zu entwickeln. In den Vorschuljahren erwerben Kinder auch eine Vorstellung von der Geschlechterrolle, von dem, was Jungen und Mädchen typischerweise tun, obwohl dies auch von der Kultur beeinflusst wird. Eine Erforschung der Genitalien ist in diesem Alter ein Zeichen dafür, dass Kinder anfangen, eine Verbindung zwischen der Geschlechtszugehörigkeit und ihrem eigenen Körper herzustellen.

Im Alter zwischen 2 und 3 Jahren nimmt das Spielen mit anderen Kindern zu. Obwohl Kinder in diesem Alter immer noch besitzergreifend sein können, wenn es um bestimmte Gegenstände geht, fangen sie erstmals an zu teilen und sich auch im Spiel einmal abzuwechseln. Besitzansprüche, die das Kind äußert indem es beispielsweise sagt: "Das ist meins!", dienen dazu ein Gefühl für das eigene Ich zu entwickeln. Obwohl Kinder in diesem Alter nach Unabhängigkeit streben, brauchen sie immer noch die sichere und hilfreiche Nähe ihrer Eltern. Zum Beispiel kann es sein, dass sie sich in einem Moment aus reiner Entdeckerfreude von ihren Eltern entfernen, nur um sich im nächsten Moment aus Angst hinter ihnen zu verstecken.

Im Alter von drei bis fünf Jahren bekommen viele Kinder Interesse an Fantasiespielen und haben manchmal imaginäre Freunde. Fantasiespiele erlauben es Kindern, in einer sicheren Umgebung und in angemessener Form verschiedene Rollen und starke Emotionen zu durchleben. Fantasiespiele verhelfen Kindern auch zu mehr sozialer Kompetenz. Sie lernen Konflikte mit den Eltern oder anderen Kindern in einer Weise zu lösen, die dabei hilft, Frustrationen zu äußern und dabei ihre Selbstachtung zu behalten. Ebenfalls zu dieser Zeit entstehen oft typische Kindheitsängste wie die Angst vor der "Hexe unterm Bett". Diese Ängste sind normal.

Im Alter von 7 bis 12 Jahren haben Kinder mit zahlreichen Themen zu tun: Die Vorstellung vom eigenen Ich, deren Grundlage durch die eigene soziale Kompetenz im Klassenverband entsteht. Ein anderes Thema sind die Beziehungen zu anderen Kindern in gleichen Alter, wo es vor allem um Akzeptanz und das Einfügen in eine Gruppe geht. Ein weiteres Thema ist die Beziehung zur eigenen Familie, die zum Teil dadurch beeinflusst wird, welchen Zuspruch die Kinder von ihren Eltern und ihren Geschwistern erhalten. Obwohl viele Kinder der Peer Group einen hohen Wert zuerkennen, richten sie sich weiterhin vorrangig nach ihren Eltern und suchen bei ihnen Unterstützung und Orientierung. Geschwister können als Vorbilder und unschätzbare Verbündete, aber auch als kritische Instanz fungieren, wenn es darum geht, was man machen kann und was nicht. Diese Phase ist oft sehr lebhaft, wenn sich die Kinder in verschiedenen Aktivitäten engagieren und begierig sind, möglichst viel Neues auszuprobieren. In diesem Alter sind Kinder sehr lernwillig. Sie nehmen Ratschläge zu ihrer Sicherheit, Gesundheit und Lebensweise in der Regel gut an und nehmen Warnungen vor Gefahren ernst.