Goldsiegelwurzel

(Berberin)

VonLaura Shane-McWhorter, PharmD, University of Utah College of Pharmacy
Überprüft/überarbeitet Jan. 2023
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Die mit Butterblumen verwandte Goldsiegelwurzel (Hydrastis canadensis) ist in den Vereinigten Staaten eine bedrohte Pflanze. Ihre aktiven Inhaltsstoffe sind Hydrastin und Berberin, die antiseptisch wirken. Goldsiegelwurzel ist in flüssiger, Tabletten- und Kapselform auf die aktiven Komponenten standardisiert.

(Siehe auch Nahrungsergänzungsmittel im Überblick und National Institutes of Health (NIH): Goldenseal.)

Behauptungen

Bei Mundgeschwüren, Augenentzündungen und Hautreizungen werden verschiedene Zubereitungen der Goldsiegelwurzel als antiseptische Spülung, bei Scheideninfektionen auch als vaginale Dusche angewendet. In Grippemitteln wird sie mit Echinacea kombiniert. Die Goldsiegelwurzel dient auch als Heilmittel bei Verdauungsstörungen und Diarrhö.

Belege

Die Wirksamkeit der Goldsiegelwurzel allein als Erkältungsmittel wird nicht unterstützt (1). In zwei relativ gut konzipierten, aber kleinen Studien konnte Berberin, der wichtigste alkalische Bestandteil, der aus der Goldsiegelwurzel isoliert wurde, Durchfallerkrankungen reduzieren (2-3). Berberin hat auch die Symptome des Reizdarmsyndroms, bei dem Durchfall vorherrscht, reduziert (4). Es gibt nur wenige, wenn überhaupt, neuere, große, randomisierte, verblindete klinische Studien zu Goldsiegelwurzel-Extrakt.

Neue Erkenntnisse zeigen, dass Berberin bei Patienten mit Diabetes den Nüchtern- und den postprandialen Blutzucker sowie den Hämoglobinwert A1C senken kann. In einer Metaanalyse von Berberin in 28 Studien (2313 Probanden) wurde Berberin mit Änderungen des Lebensstils, einer Monotherapie mit Diabetesmedikamenten oder mit Berberin in Kombination mit Diabetesmedikamenten verglichen. In dieser Analyse senkte Berberin den Nüchternblutzucker, den postprandialen Blutzucker und das Hämoglobin A1C signifikant und war in Kombination mit oralen Diabetesmedikamenten wirksamer als die Diabetesmedikamente oder Berberin als Monotherapie (5). Die Wirkung wurde jedoch bei einer Behandlungsdauer von > 90 Tagen und bei Personen > 60 Jahren abgeschwächt.

In Bezug auf Hyperlipidämie ergab eine Metaanalyse von 16 Studien (2417 Probanden), dass Berberin im Vergleich zu Placebo das Gesamtcholesterin und das Lipoprotein niedriger Dichte sowie die Triglyceride deutlich senkt und das Lipoprotein hoher Dichte erhöht (6). Die Ergebnisse waren jedoch sehr heterogen, und es bestand ein hohes Risiko der Verzerrung.

Nebenwirkungen

Goldsiegelwurzel kann zahlreiche unerwünschte Wirkungen haben, darunter Übelkeit, Angstzustände, Dyspepsie, Uteruskontraktionen und Neugeborenenikterus. Hochdosiert kann sie zu Krampfanfällen und Ateminsuffizienz führen und die Herzmuskelkontraktionen negativ beeinflussen. Schwangere und Stillende, Neugeborene sowie Patienten mit Krampfleiden oder Gerinnungsstörungen sollten Goldsiegelwurzel nicht einnehmen. Eine kürzlich In-vitro-Studie der aktiven Wirkstoffe von Goldsiegelwurzel, insbesondere Berberin, zeigt eine Zunahme des Risikos von DNA-Schäden, die zu onkogenen Wirkungen führen (7).

Interaktionen mit Medikamenten

Goldsiegelwurzel kann mit Wafarin interagieren und Berberin kann die Antikoagulanzienwirkung von Heparin verstärken. Darüber hinaus hemmt Berberin die CYP 450-Isoenzyme und kann die Serumkonzentration von Arzneimitteln wie Midazolam, Omeprazol, Dextromethorphan, Losartan, Tacrolimus und Koffein erhöhen (8).

Goldsiegelwurzel kann den Ciclosporinspiegel erhöhen. Goldsiegelwurzel kann die Blutspiegel von Metformin senken, was die Blutzuckerkontrolle bei Menschen mit Typ-2-Diabetes, die Metformin einnehmen, beeinträchtigen kann. Das in der Goldsiegelwurzel enthaltene Berberin kann auch die blutzuckersenkende Wirkung von Antihyperglykämika verstärken.

(Siehe auch Tabelle Einige mögliche Wechselwirkungen von Nahrungsmittelergänzugen.)

Literatur

  1. 1. Rehman J, Dillow JM, Carter SM, et al: Increased production of antigen-specific immunoglobulins G and M following in vivo treatment with the medicinal plants Echinacea angustifolia and Hydrastis canadensis. Immunol Lett 68(2-3):391-395, 1999. doi: 10.1016/S0165-2478(99)00085-1

  2. 2. Khin-Maung-U, Myo-Khin, Nyunt-Nyunt-Wai, et al: Clinical trial of berberine in acute watery diarrhoea. Br Med J (Clin Res Ed) 291(6509):1601-1605, 1985. doi:10.1136/bmj.291.6509.1601

  3. 3. Rabbani GH, Butler T, Knight J, et al: Randomized controlled trial of berberine sulfate therapy for diarrhea due to enterotoxigenic Escherichia coli and Vibrio cholerae. J Infect Dis 155(5):979-984, 1987. doi:10.1093/infdis/155.5.979

  4. 4. Chen C, Tao C, Liu Z, et al: A randomized clinical trial of berberine hydrochloride in patients with diarrhea-predominant irritable bowel syndrome. Phytother Res 29(11):1822-7, 2015. doi: 10.1002/ptr.5475

  5. 5. Liang Y, Xu X, Yin M, et al: Effects of berberine on blood glucose in patients with type 2 diabetes mellitus: a systematic literature review and a meta-analysis. Endocr J 66(1):51-63, 2019. doi:10.1507/endocrj.EJ18-0109

  6. 6. Ju J, Li J, Lin Q, et al: Efficacy and safety of berberine for dyslipidaemias: a systematic review and meta-analysis of randomized clinical trials. Phytomedicine 50:25-34, 2018. doi:10.1016/j.phymed.2018.09.212

  7. 7. Chen S, Wan L, Couch L, et al: Mechanism study of goldenseal-associated DNA damage. Toxicol Lett 221(1):64-72, 2013. doi: 10.1016/j.toxlet.2013.05.641

  8. 8. Guo Y, Chen Y, Tan ZR, Klaassen CD, Zhou HH: Repeated administration of berberine inhibits cytochromes P450 in humans. Eur J Clin Pharmacol 68(2):213‐217, 2012. doi:10.1007/s00228-011-1108-2

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. National Institutes of Health (NIH), National Center for Complementary and Integrative Health: General information on the use of goldenseal as a dietary supplement