Flüchtige Lösungsmittel

VonGerald F. O’Malley, DO, Grand Strand Regional Medical Center;
Rika O’Malley, MD, Grand Strand Medical Center
Überprüft/überarbeitet Dez. 2022
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Die Inhalation von industriellen Lösungsmitteln und Aerosolsprays kann zu einem Zustand der Intoxikation führen. Ein Langzeitgebrauch kann Neuropathie und Hepatotoxizität verursachen.

Die Verwendung von flüchtigen Lösungsmitteln (z. B. Acetate, Alkohol, Chloroform, Äther, aliphatische und aromatische Kohlenwasserstoffe, chlorierte Kohlenwasserstoffe, Ketone) ist weiterhin ein Problem, das bei Jugendlichen endemisch ist. Gewöhnliche Produkte (z. B. Leime und Klebstoffe, Lacke, Abbeizmittel, Reinigungsmittel) enthalten diese Stoffe; somit ist der Zugang für Kinder und Jugendliche leicht. Etwa 10% der Jugendlichen in den USA haben schon einmal flüchtige Lösungsmittel inhaliert. Typischerweise wird ein mit Lösungsmittel getränkter Lappen in einem Beutel oder Behälter auf Mund und Nase gehalten; die natürlich verflüchtigten Dämpfe werden dann inhaliert (schnaufend, Schnupfen).

Flüchtige Lösungsmittel stimulieren vorübergehend das zentrale Nervensystem, bevor sie es unterdrücken. Bei häufigem Gebrauch entwickelt sich eine teilweise Toleranz und psychische Abhängigkeit, es tritt jedoch kein Entzugssyndrom auf. Einige flüchtige Lösungsmittel können Methanol enthalten (Vergaser-Reinigungssprays); Kliniker sollten, wann immer möglich, den Inhalt des Lösungsmittels identifizieren.

Symptome und Beschwerden des Konsums flüchtiger Lösungsmittel

Akute Wirkungen

Akute Symptome wie Schwindel, Benommenheit, verwaschene Sprache und instabiler Gang treten früh auf. Auch Impulsivität, Erregung und Reizbarkeit können vorkommen. Mit zunehmender Wirkung auf das Zentralnervensystem entwickeln sich illusionäre Verkennungen, Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Der Anwender erlebt einen euphorischen, traumhaften Zustand („High“), der in einem kurzen Schlaf kulminiert. Es entwickelt sich ein Delir mit Verwirrung, psychomotorischer Verlangsamung, emotionaler Labilität und Denkstörungen. Der Intoxikationszustand kann nur Minuten, aber auch länger als eine Stunde anhalten.

Plötzlicher Tod kann durch Atemstillstand oder Atemwegsokklusion infolge einer Depression des zentralen Nervensystems oder durch Herzrhythmusstörungen ("sudden sniffiing death", möglicherweise aufgrund einer Myokard-Sensibilisierung) auftreten.

Ein Chlorkohlenwasserstoff, Methylenchlorid (Dichlormethan), wird zu Kohlenmonoxid umgewandelt, und das Einatmen dieses Produkts kann zu einem verzögerten Einsetzen der Symptome einer Kohlenmonoxidvergiftung verursachen; die Symptome können über einen längeren Zeitraum andauern.

Methanol, ein Lösungsmittel, das inhaliert werden kann, kann eine metabolische Azidose und Netzhautverletzungen verursachen.

Chronische Wirkungen

Chronische Inhalation von flüchtigen Kohlenwasserstoffen kann die Haut um Mund und Nase (Huffer-Ekzem) reizen.

Komplikationen eines Langzeitgebrauchs sind auf die Wirkung des Lösungsmittels oder anderer toxischer Bestandteile (z. B. Blei im Benzin) zurückzuführen. Tetrachlorkohlenstoff kann schwere Leberschäden und Nierenversagen verursachen. Toluol kann eine Degeneration der weißen Substanz des zentralen Nervensystems, renale tubulärerAzidose und Hypokalämie verursachen. Schäden an Gehirn, Leber, pripheren Nerven, Nieren und Knochenmark können durch massive Inhalation oder besondere Empfindlichkeit entstehen.

Missbrauch von Inhalaten während der Schwangerschaft kann eine Frühgeburt und "fetal solvent syndrome" verursachen, dessen Eigenschaften denen des fetalen Alkoholsyndroms ähneln.

Diagnose der Verwendung flüchtiger Lösungsmittel

  • In der Regel eine klinische Diagnose

Flüchtige Lösungsmittel werden nicht in routinemäßigen Drogenscreenings erkannt. Viele von ihnen und ihrer Metaboliten können durch Gaschromatographie in spezialisierten Labors nachgewiesen werden, aber eine solche Prüfung ist nur selten notwendig oder angezeigt, außer für forensische Zwecke.

Behandlung des Konsums flüchtiger Lösungsmittel

  • Unterstützende Behandlung

Die Behandlung der akuten Toxizität von flüchtigen Lösungsmitteln ist unterstützend. Verwendung von Katecholaminen (z. B. bei Hypotonie) sollte wegen möglicher Lösungsmittel-induzierten myokardialen Sensibilisierung vermieden werden. Die Behandlung von Rhythmusstörungen ist eine Herausforderung, und es gibt keine spezifische Behandlungsleitlinie. Beta-Blocker können einen gewissen Nutzen haben. Fomepizol kann zur Behandlung der Inhalation und des Verschluckens von methanolhaltigen Lösungsmitteln verwendet werden.

Die Therapie abhängiger Jugendlicher ist schwierig und Rückfälle sind häufig. Meist hört jedoch der Gebrauch der Lösungsmittel mit Ende der Adoleszenz auf. Es sollte versucht werden, die sozialen Fähigkeiten des Patienten und seinen Status in Familie, Schule und Gesellschaft insgesamt zu verbessern. Zu Symptomen und Therapie von Vergiftungen mit bestimmten Lösungsmitteln siehe Tabelle Symptome und Behandlung von spezifischen Giften.

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. Findtreatment.gov: Auflistung der in den Vereinigten Staaten zugelassenen Anbieter von Behandlungen bei Substanzgebrauchsstörungen