Die grundlegenden genetischen Defekte wurden für die meisten Osteochondrodysplasien identifiziert. Die Mutationen verursachen typischerweise Störungen in der Funktion von Proteinen, die bei Wachstum und Entwicklung von Bindegewebe, Knochen und Knorpel beteiligt sind (siehe Tabelle: Arten des osteochondrodysplastischen Kleinwuchses).
Kleinwuchs ist eine Krankheit mit sehr kurzer Statur (Körpergröße der Erwachsenen < 145 cm), oft assoziiert mit einer disproportionierten Größe des Rumpfes und der Extremitäten. Die Achondroplasie ist die häufigste und bekannteste Form, aber es wurden viele andere unterschiedliche Formen des Kleinwuchses mit kurzen Gliedern beschrieben, die sich in ihrer genetischen Ursache, ihrem Verlauf und ihrer Prognose wesentlich unterscheiden (siehe Tabelle: Arten des osteochondrodysplastischen Kleinwuchses). Die letal verlaufende Form des Kleinwuchses (thanatophorische Dysplasie) verursacht schwere Thoraxwandfehlbildungen und Atemversagen bei Neugeborenen und führt damit zum Tod.
Arten des osteochondrodysplastischen Kleinwuchses
Diagnose
Die charakteristischen radiologischen Veränderungen sind diagnoseweisend. Der ganze Körper jedes betroffenen Neugeborenen, auch der von Totgeborenen, sollte radiologisch untersucht werden, weil die diagnostische Genauigkeit für die weitere Prognose unentbehrlich ist.
Die pränatale Diagnose ist in einigen Fällen mittels Fetoskopie oder Ultraschall möglich (z. B. wenn die Verkürzung der Glieder ausgeprägt ist).
Standard-Labortests sind unnötig, aber eine molekulare Diagnostik ist für Chondrodysplasien mit bekannten molekularen Defekten möglich. Genetische Tests werden empfohlen, wenn keine Diagnose auf der Grundlage klinischer Befunde gestellt werden kann oder wenn eine genetische Beratung gewünscht wird.
Behandlung
Bei Achondroplasie ist die Behandlung mit menschlichen Wachstumshormonen in der Regel nicht wirksam. Eine Zunahme der Körpergröße kann durch eine chirurgische Beinverlängerung erreicht werden. In dieser und anderen tödlichen Osteochondrodysplasien können Operationen (z. B. der Hüfte) dazu beitragen, die Gelenkfunktion zu verbessern. Eine Hypoplasie des Dens kann für eine Subluxation des ersten und zweiten Halswirbels und Kompression des Rückenmarks besonders anfällig machen. Deshalb sollte der Dens präoperativ beurteilt werden. Ist er pathologisch, sollte der Kopf des Patienten sorgfältig unterstützt werden, wenn er für die Intubation überstreckt wird.
Da die Vererbungsmuster und Genmutationen bei den meisten Typen bekannt sind, kann eine genetische Beratung effektiv sein. Organisationen, wie die „Little People of America“ (www.lpaonline.org) stellen Betroffenen Informationsmaterial zur Verfügung und handeln als Fürsprecher der Betroffenen. Ähnliche Gesellschaften sind in anderen Ländern tätig (Anm. d. Redaktion: In Deutschland sind dies z. B. www.orpha.net, www.exostosen.de, www.marfan.de).
Wichtige Punkte
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Osteochondrodysplasien sind erbliche Anomalien des Größenwachstums und der Entwicklung von Bindegewebe, Knochen und/oder Knorpel.
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Es gibt viele Typen, die sehr in ihrem genetischen Hintergrund, ihrem Verlauf und ihrer Prognose variieren, aber alle führen zu deutlichem Kleinwuchs und oft überproportionalem Wachstum des Rumpfes und der Extremitäten.
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Die Diagnose basiert auf den klinischen Manifestationen und auf der Identifikation charakteristischer Röntgenveränderungen.
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Wachstumshormonbehandlungen sind in der Regel unwirksam.