Kein einzelnes Arzneimittel kontrolliert alle Anfallstypen, und unterschiedliche Patienten benötigen verschiedene Medikamente. Einige Patienten brauchen mehrere Medikamente. (S. auch Practice Guideline for the treatment of refractory epilepsy from the American Academy of Neurology and the American Epilepsy Society.)
Ein Antiseize-Medikament, das für einen Anfallstyp wirksam ist, kann einen anderen Anfallstyp verschlimmern. Dies kommt in selten Fällen vor.
Grundsätze der Langzeitbehandlung
Es gibt einige allgemeine Prinzipien für die Verwendung von Antiseizure-Medikamenten (auch Antiepileptika oder Anti-Epileptika genannt):
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Eine einzelnes Medikament, in der Regel das, welches zuerst oder als Zweites versucht wurde, kontrolliert epileptische Anfälle bei ca. 60% der Patienten.
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Wenn die Krampfanfälle von vornherein schwer zu steuern sind (bei 30–40% der Patienten), können schließlich ≥ 2 Medikamente erforderlich sein.
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Bei hartnäckigen Krampfanfällen (refraktär gegenüber einem angemessenen Behandlungsversuch mit ≥ 2 Arzneimitteln), sollten die Patienten an ein Epilepsie-Zentrum verwiesen werden, um festzustellen, ob sie Kandidaten für eine Operation sind.
Einige i.v. oder oral applizierte Medikamente (z. B. Phenytoin, Valproat) erreichen den angestrebten therapeutischen Bereich äußerst schnell. Andere (z. B. Lamotrigin, Topiramat) müssen, unter Berücksichtigung der fettfreien Körpermasse (Körpergewicht minus Speicherfett) des Patienten, mit einer relativ niedrigen Dosis begonnen und schrittweise über einige Wochen bis zur therapeutischen Standarddosierung gesteigert werden. Die Dosierung sollte an die Verträglichkeit des Medikaments für den Patienten angepasst werden. Einige Patienten weisen bei niedrigen Blutspiegeln Symptome einer Arzneimitteltoxizität auf, andere tolerieren hohe Konzentrationen ohne Symptome. Sollten die Krampfanfälle weiterbestehen, wird die tägliche Dosis in kleinen Schritten angehoben.
Die richtige Dosierung jedes Arzneimittels ist die niedrigste Dosis, mit der die Anfälle gestoppt werden, mit den wenigsten unerwünschten Wirkungen, unabhängig vom Serumspiegel. Die Serumspiegel bieten nur Anhaltspunkte. Nachdem die Response auf das Arzneimittel bekannt ist, ist es viel nützlicher, den klinischen Verlauf zu verfolgen als die Blutspiegel zu messen.
Wenn sich eine Toxizität entwickelt, bevor die Anfälle unter Kontrolle sind, wird auf die gerade noch nicht toxische Dosis reduziert. Dann wird ein anderes niedrig dosiertes Arzneimittel dazugegeben und schrittweise erhöht, bis die Anfälle unter Kontrolle sind. Die Patienten sollten engmaschig überwacht werden, da die beiden Medikamente interagieren können mit Auswirkungen auf die jeweilige Metabolisierungsrate. Das erste Medikament wird dann langsam reduziert und schließlich ganz ausgeschlichen.
Ein Einsatz mehrerer Arzneimittel sollte möglichst vermieden werden, da unerwünschte Wirkungen, geringe Adhärenz und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten deutlich häufiger auftreten. Die Zugabe eines zweiten Medikaments hilft etwa 10% der Patienten, die Inzidenz von unerwünschten Wirkungen jedoch ist mehr als verdoppelt. Der Blutspiegel von Anti-Epileptika wird durch viele andere Arzneimittel verändert und umgekehrt. Ärzte sollten alle möglichen Arzneimittelinteraktionen beachten, bevor sie ein neues Medikament verschreiben.
Wenn die Anfälle unter Kontrolle sind, sollte das Medikament ohne Unterbrechung weitergegeben werden, bis die Patienten für mindestens 2 Jahre anfallsfrei sind. Dann kann ein Absetzen des Arzneimittels erwogen werden. Die meisten dieser Medikamente können alle 2 Wochen um 10% ausgeschlichen werden.
Rezidive sind wahrscheinlicher bei Patienten, die eines der folgenden Merkmale aufweisen:
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Eine Anfallserkrankung seit der Kindheit
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Bedarf von mehr als einem Medikament, um anfallsfrei zu sein
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Frühere Krampfanfälle während Einnahme eines Anti-Epileptikums
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Fokale oder myoklonische Krampfanfälle
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Zugrunde liegende statische Enzephalopathie
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Anormale EEG-Befunde im Verlauf des letzten Jahres
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Strukturelle Läsionen (dargestellt mithilfe von bildgebendenden Untersuchungen)
Etwa 60% der Patienten mit Rezidiven erleiden diese innerhalb eines Jahres, 80% innerhalb von 2 Jahren. Patienten, die ein Rezidiv hatten, während sie keine Anti-Epileptika einnahmen, sollten auf Dauer behandelt werden.
Anti-Epileptika zur Langzeitbehandlung
Die bevorzugten Medikamente variieren je nach Art des Krampfanfalls (siehe Tabelle Medikamente bei Krampfanfällen). Nähere arzneimittelspezifische Informationen, siehe Spezielle Anti-Epileptika.
Die traditionelle Einteilung der Arzneimittel in ältere und neuere beruht darauf, seit wann sie zur Verfügung stehen. Allerdings sind einige sog. neuere Medikamente seit vielen Jahren erhältlich.
Breitspektrum-Anti-Epileptika ((die bei fokalen Anfällen und verschiedenen Arten von generalisierten Anfällen wirksam sind) beinhalten
Bei fokalen Krampfanfällen und generalisierten tonisch-klonischen Krampfanfällen sind die neueren Anti-Epileptika (z. B. Clobazam, Clonazepam, Felbamat, Lacosamid, Lamotrigin, Levetiracetam, Oxcarbazepin, Pregabalin, Tiagabin, Topiramat, Zonisamid) nicht wirksamer als die etablierten Medikamente. Allerdings rufen die die neueren Medikamente eher weniger unerwünschte Wirkungen hervor, und sie werden besser toleriert.
IEpileptische (früher infantile) Spamsmen und atonische myoklonische Krampfanfälle sind schwer zu behandeln. Valproat oder Vigabatrin werden bevorzugt, gefolgt von Clonazepam. Bei epileptischen Spasmen sind Kortikosteroide über 8–10 Wochen häufig wirksam. Die optimale Behandlungsstrategie ist umstritten. Es kann ACTH, 20–60 Einheiten i.m. einmal täglich, versucht werden. Eine ketogene Diät (sehr fettreiche Ernährung, die eine Ketose induziert) kann helfen, ist aber schwer durchzuhalten.
Bei der juvenilen myoklonischen Epilepsie ist eine lebenslange Behandlung in der Regel empfehlenswert. Carbamazepin, Oxcarbazepin oder Gabapentin können die Krampfanfälle verschlimmern. Lamotrigin kann als 2nd-Line-Monotherapie oder begleitende Therapie bei juveniler myoklonischer Epilepsie eingesetzt werden. Bei einigen Patienten mit juveniler myoklonischer Epilepsie kann es jedoch zu myoklonischen Anfällen führen.
Bei Fieberkrämpfen werden Medikamente nicht empfohlen, es sein denn, die Kinder haben einen nachfolgenden Krampfanfall ohne fiebrige Erkrankung. Früher haben viele Ärzte Kindern mit komplizierten Fieberkrämpfen Phenobarbital oder andere Anti-Epileptika gegeben, um die Entwicklung nichtfebriler Anfälle zu verhindern, jedoch scheint diese Behandlung nicht wirksam zu sein, und eine Langzeitgabe von Phenobarbital reduziert die Lernfähigkeit.
Für Krampfanfälle bei Alkoholentzug werden Arzneimittel nicht empfohlen. Stattdessen verhindert eher die Behandlung des Entzugssyndroms die Krampfanfälle. Die Behandlung beinhaltet in der Regel ein Benzodiazepin.
Medikamente bei Krampfanfällen
Unerwünschte Wirkungen
Die verschiedenen nachteiligen Wirkungen von Anti-Epileptika kann die Wahl des Anticonvulsants für einen einzelnen Patienten beeinflussen. Z. B. sind Anti-Epileptika, die zu einer Gewichtszunahme führen (z. B. Valproat) nicht die beste Option für einen übergewichtigen Patienten und Topiramat oder Zonisamid können nicht für Patienten mit Nierensteinen geeignet sein.
Einige unerwünschte Wirkungen von Anti-Epileptika können durch eine langsamere Dosissteigerung minimiert werden.
Insgesamt haben die neueren Anti-Epileptika Vorteile, wie bessere Verträglichkeit, weniger Sedierung und weniger Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.
Alle Anti-Epileptika können ein allergisches scharlachförmiges oder masernförmiges Ekzem verursachen.
Einige Arten von Anfällen können durch bestimmte Anti-Epileptika verschlechtert werden. Zum Beispiel können Pregabalin und Lamotrigin myoklonische Anfälle verschlechtern; Carbamazepin kann kleine epileptische, myoklonische und atonische Anfälle verschlimmern.
Andere unerwünschte Wirkungen variieren je nach Medikament (siehe spezifische Anti-Epileptika).
Anti-Epileptika-Einsatz während der Schwangerschaft
Antiepileptika stehen im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Teratogenität.
Ein fetales Antiepileptikasyndrom (Lippenspalte, Gaumenspalte, Herzfehlbildungen, Mikrozephalie, Wachstumsverzögerung, Entwicklungsverzögerung, faziale Anomalie, Gliedmaßen- oder Fingerhypoplasie) kommt bei 4% der Kinder von Frauen unter einer Anti-Epileptika-therapie in der Schwangerschaft vor.
Da nichtkontrollierte generalisierte Krampfanfälle während der Schwangerschaft zur Schädigung des Kindes und zum Kindstod führen können, ist eine kontinuierliche medikamentöse Behandlung dennoch generell anzuraten. Frauen sollten über die Risiken von Antiepileptika für den Fetus informiert werden, und das Risiko sollte in Relation zu anderen Risiken gesetzt werden: Alkohol ist toxischer für den sich entwickelnden Fetus als jedes Anti-Epileptika. Die Zugabe von Folsäure vor der Konzeption hilft, das Risiko von Neuralrohrdefekten zu verringern und sollte allen Frauen, die im gebärfähigen Alter sind und die Anti-Epileptika einnehmen, empfohlen werden.
Viele Anti-Epileptika erniedrigen die Folsäure- und Vitamin-B12-Serumspiegel; orale Vitamin-Supplementierung kann diesem Effekt vorbeugen.
Die Gefahr von Teratogenität ist bei der Monotherapie geringer und variiert je nach Antikonvulsant; keine ist völlig sicher während der Schwangerschaft (siehe Tabelle Medikamente bei Krampfanfällen). Das Risiko in Verbindung mit Carbamazepin, Phenytoin und Valproat ist relativ hoch; es gibt Anzeichen dafür, dass sie angeborene Fehlbildungen beim Menschen verursacht haben (siehe Tabelle Einige Arzneimittel mit unerwünschten Wirkungen während der Schwangerschaft). Das Risiko von Neuralrohrdefekten ist etwas höher bei Valproat als bei anderen häufig verwendeten Anti-Epileptika. Das Risiko im Zusammenhang mit einigen der neueren Medikamente (z. B. Lamotrigin) scheint gering zu sein.
Spezifische Anti-Epileptika
Die Dosierung für Erwachsene basiert auf einem Körpergewicht von 70 kg, wenn nicht anders angegeben.
Acetazolamid
Carbamazepin
Carbamazepin ist indiziert für fokale, generalisierte, tonisch-klonische und gemischte Anfälle, aber nicht für Abwesenheit, myoklonische oder atonische Anfälle.
Dosierung
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Erwachsene: 200–600 mg p.o. 2-mal täglich (Anfangsdosis ist gleich bei normalen und Extended-Release-Tabletten)
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Kinder < 6 Jahre: 5–10 mg/kg p.o. 2-mal täglich (Tabletten) oder 2,5–5 mg/kg p.o. 4-mal täglich (Suspension)
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Kinder 6–12 Jahre: 100 mg p.o. 2-mal täglich (Tabletten) oder 2,5 ml (50 mg) p.o. 4-mal täglich (Suspension)
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Kinder > 12 Jahre: 200 mg p.o. 2-mal täglich (Tabletten) oder 5 ml (100 mg) p.o. 4-mal täglich (Suspension)
Therapeutische und toxische Konzentrationen
Zu den unerwünschten Wirkungen von Carbamazepin gehören Doppelbilder, Schwindel, Nystagmus, gastrointestinale Verstimmung, Dysarthrie, Lethargie, eine niedrige Leukozytenzahl (3000–4000/μl) und schwerer Hautausschlag (5% der Fälle). Idiosynkratische unerwünschte Wirkungen beinhalten Granulozytopenie, Thrombozytopenie, Lebertoxizität und aplastische Anämie.
Bei Trägern des HLA-B*1502-Allels, insbesondere Asiaten, liegt das Risiko schwerer Hautausschläge (Stevens-Johnson-Syndrom oder toxisch-epidermale Nekrolyse) über der üblichen Rate von 5%. Deshalb sollten Ärzte vor der Verschreibung von Carbamazepin auf HLA testen, zumindest bei Asiaten.
Das Blutbild sollte im ersten Jahr der Therapie routinemäßig kontrolliert werden. Rückgänge der Leukozytenzahl und dosisabhängige Neutropenie (Zahl der neutrophilen Granulozyten < 1000/mcL) sind häufig. Wenn nicht ein anderes Medikament leicht substituiert werden kann, lassen sich diese Effekte durch Erniedrigung der Dosis manchmal bewältigen. Nimmt die Leukozytenzahl jedoch sehr schnell ab, sollte Carbamazepin abgesetzt werden.
Clobazam
Clobazam ist bei Absence-Anfällen angezeigt; es ist indiziert als adjuvante Therapie bei tonischen oder atonischen Krampfanfällen bei Lennox-Gastaut-Syndrom und bei therapierefraktären fokalen Krampfanfällen mit oder ohne fokale bis bilateral-tonische Generalisierung.
Dosierung
Therapeutische Spiegel sind nicht eindeutig definiert.
Zu den unerwünschten Wirkungen von Clobazam zählen Schläfrigkeit, Sedierung, Obstipation, Ataxie, Suizidgedanken, Drogenabhängigkeit, Reizbarkeit und Dysphagie.
Clonazepam
Clobazam ist indiziert bei atypischen Absence-Krampfanfällen bei Lennox-Gastaut-Syndrom, atonischen und myoklonischen Anfällen, epileptische Spasmen und möglicherweise Absence-Anfällen, die refraktär gegenüber Ethosuximid sind.
Dosierung
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Erwachsene: Initial 0,5 mg p.o. 3-mal täglich, Erhaltungsdosis bis zu 5–7 mg p.o. 3-mal täglich (maximal 20 mg/Tag)
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Kinder: Initial 0,01 mg/kg p.o. 2- bis 3-mal täglich (maximal 0,05 mg/kg/Tag), Steigerung um 0,25–0,5 mg alle 3 Tage, bis die Anfälle kontrolliert sind oder unerwünschte Wirkungen auftreten (übliche Erhaltungsdosis: 0,03–0,06 mg/kg p.o. 3-mal täglich)
Therapeutische und toxische Konzentrationen
Zu den unerwünschten Wirkungen von Clonazepam gehören Schläfrigkeit, Ataxie, Verhaltensauffälligkeiten und teilweise oder vollständige Toleranz gegenüber positiven Wirkungen (in der Regel in 1–6 Monate); ernste Reaktionen sind selten.
Divalproex (Anmerkung der Redaktion: Divalproex ist auf dem deutschen Markt nicht verfügbar, verwendeter Wirkstoff hier: Valproinsäure.)
Divalproex ist eine Verbindung, die aus Natriumvalporat und Valproinsäure besteht und die gleichen Indikationen wie Valproat besitzt, d. h., es ist angezeigt bei Absence-Anfällen (typisch und atypisch), bei fokalem, tonisch-klonischen und myoklonischen Krampfanfällen, juveniler myoklonischer Epilepsie, epileptischen Spasmen und Neugeborenen- oder Fieberkrämpfen. Außerdem ist es bei tonischen oder atonischen Anfällen bei Lennox-Gastaut-Syndrom indiziert.
Dosierung
Kindern können verzögert freigesetzte (Langsam)-Retardtabletten einmal täglich verabreicht werden. Die Tagesdosis ist 8–20% höher als die für normale Tabletten. Verzögert freigesetztes Divalproex kann weniger unerwünschte Wirkungen haben, was die Compliance möglicherweise verbessert.
Therapeutische und toxische Konzentrationen
Zu den unerwünschten Wirkungen von Divalproex zählen Übelkeit und Erbrechen, gastrointestinale Überempfindlichkeit, Gewichtszunahme, reversible Alopezie (5% der Fälle), vorübergehende Schläfrigkeit, transiente Neutropenie und Tremor. Ein idiosynkratisches Auftreten einer hyperammonämischen Enzephalopathie kann vorkommen. Selten tritt eine tödliche Lebernekrose auf, insbesondere bei jungen neurologisch beeinträchtigten Kindern, die mit mehreren Anti-Epileptika behandelt werden. Das Risiko von Neuralrohrdefekten ist etwas größer bei Valproat als bei anderen häufig verwendeten Anti-Epileptika.
Da hepatische Nebenwirkungen möglich sind, sollten bei Patienten, die Divalproex einnehmen, 1 Jahr lang alle 3 Monate Leberfunktonstests durchgeführt werden; steigen die Serum-Transaminasen- oder Ammoniak-Spiegel signifikant an (> 2-fache Obergrenze des Normalwerts), sollte das Medikament abgesetzt werden. Ein Ammoniakanstieg bis zum 1,5-Fachen des oberen Normwerts kann ohne Risiken toleriert werden.
Eslicarbazepin
Eslicarbazepin ist indiziert für die Therapie bei fokalen Krampfanfällen als Monotherapie oder Zusatztherapie. Im Gegensatz zu Carbamazepin und Oxcarbazepin wird Eslicarbazepin einmal pro Tag verabreicht, was möglicherweise die Adhärenz verbessert. Die Wirksamkeit von Eslicarbazepin, Carbamazepin und Oxcarbazepin ist vergleichbar.
Dosierung
Eslicarbazepin ist nicht für die Anwendung bei Patienten <18 Jahren angegeben.
Zu den unerwünschten Wirkungen von Eslicarbazepin zählen Schwindel, Diplopie, Somnolenz, Hyponatriämie, Suizidgedanken und dermatologische Reaktionen, einschließlich Stevens-Johnson-Syndrom.
Ethosuximid
Ethosuximid ist bei Absence-Anfällen angezeigt.
Dosierung
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Erwachsene: 250 mg p.o. 2-mal täglich, Steigerung in 250-mg-Schritten alle 4–7 d (übliches Maximum: 1500 mg/Tag)
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Kinder 3–6 Jahre: 250 mg p.o. einmal täglich (übliches Maximum: 20–40 mg/kg/Tag)
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Kinder > 6 Jahre: Initial 250 mg p.o. 2-mal täglich, Steigerung um 250 mg/Tag nach Bedarf alle 4–7 Tage (übliches Maximum: 1500 mg/Tag)
Therapeutische und toxische Konzentrationen
Toxische Spiegel sind nicht gut begründet.
Zu den unerwünschten Wirkungen von Ethosuximid zählen Übelkeit, Lethargie, Schwindel und Kopfschmerzen. Idiosynkratische unerwünschte Wirkungen sind Leukopenie oder Panzytopenie, Dermatitis und systemischer Lupus erythematodes.
Felbamat
Felbamat ist indiziert bei therapierefraktären fokalen Krampfanfällen und atypischen Absence-Anfällen bei Lennox-Gastaut-Syndrom.
Dosierung
Therapeutische und toxische Konzentrationen
Zu den unerwünschten Wirkungen von Felbamat gehören Kopfschmerzen, Müdigkeit, Leberversagen und selten aplastische Anämie. Eine schriftliche Einverständniserklärung des Patienten ist erforderlich.
Fosphenytoin
Fosphenytoin ist indiziert bei Status epilepticus. Die Indikationen sind die gleichen wie bei i.v.-Phenytoin. Dazu gehören tonisch-klonische Krampfanfälle, fokale Krampfanfälle mit beeinflusstem Bewusstsein, Prävention von Anfällen nach Schädeltrauma und konvulsiver Status epilepticus.
Dosierung
Die Dosis von Fosphenytoin wird in Phenytoinäquivalenten (PE) angegeben. 1,5 mg Fosphenytoin entspricht 1 mg Phenytoin.
Herzfrequenz und Blutdruck müssen überwacht werden, wenn die maximale Infusionsrate eingesetzt wird, nicht aber bei langsamerer Gabe.
Therapeutische und toxische Konzentrationen
Zu den unerwünschten Wirkungen von Fosphenytoin zählen Ataxie, Schwindel, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Pruritus und Parästhesien.
Gabapentin
Gabapentin ist indiziert als Zusatztherapie für fokale Anfälle bei Patienten im Alter von 3 bis 12 Jahren und als Zusatztherapie für fokale Anfälle mit oder ohne fokale zu bilateralen tonisch-klonalen Anfälle bei Patienten im Alter von ≥ 12 Jahren.
Dosierung
Therapeutische und toxische Konzentrationen wurden nicht bestimmt.
Zu den unerwünschten Wirkungen von gabapentin zählen Benommenheit, Schwindel, Gewichtszunahme und Kopfschmerzen und bei Patienten im Alter von 3–12 Jahren Schläfrigkeit, aggressives Verhalten, Stimmungsschwankungen und Hyperaktivität.
Lacosamid
Lacosamid ist indiziert für die Monotherapie der 2. Wahl oder adjuvante Therapie von fokalen Krampfanfällen bei Patienten ≥ 17 Jahre.
Dosierung
Lacosamid ist nicht für die Anwendung bei Kindern <17 Jahren angegeben.
Therapeutische und toxische Konzentrationen
Zu den unerwünschten Wirkungen von Lacosamid gehören Schwindel, Doppelbilder und Suizidgedanken.
Lamotrigin
Lamotrigin ist als Begleittherapie für fokale Anfälle bei Patienten ≥ 2 Jahre, generalisierten Anfällen beim Lennox-Gastaut-Syndrom und generalisierten tonisch-klonischen Anfällen indiziert. Bei Patienten ≥ 16 Jahre, wird Lamotrigin als Substitutionsmonotherapie für fokale oder fokal-bilaterale tonisch-klonische Anfälle verwendet, nachdem ein gleichzeitig verwendetes enzyminduzierendes Antiseizure-Medikament (z.B. Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital) oder Valproat gestoppt wurde.
Der Metabolismus von Lamotrigin wird durch enzyminduzierende Anti-Epileptika gesteigert und durch enzyminhibierende Medikamente (z. B. Valproat) verringert. Valproat hemmt ein breites Spektrum von Leberenzymen. Lamotrigin kann eine besondere synergistische Wirkung entfalten, wenn es zusammen mit Valproat eingesetzt wird.
Dosierung für Erwachsene
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Mit enzyminduzierenden Anti-Epileptika und ohne Valproat: 50 mg p.o. einmal täglich für 2 Wochen, gefolgt von 50 mg p.o. 2-mal täglich für 2 Wochen, dann Steigerung um 100 mg/Tag alle 1–2 Wochen bis zur üblichen Erhaltungsdosis (150–250 mg p.o. 2-mal täglich)
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Mit Valproat und mit oder ohne enzyminduzierende Anti-Epileptika: 25 mg p.o. einmal jeden 2. Tag über 2 Wochen, gefolgt von 25 mg p.o. einmal täglich für 2 Wochen, dann Steigerung um 25–50 mg/Tag alle 1–2 Wochen bis zur üblichen Erhaltungsdosis (100 mg p.o. einmal täglich bis 200 mg p.o. 2-mal täglich)
Dosierung bei Patienten < 16="">
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Mit enzyminduzierenden Anti-Epileptika und ohne Valproat: Initial 1 mg/kg p.o. 2-mal täglich für 2 Wochen, gefolgt von 2,5 mg/kg p.o. 2-mal täglich für 2 Wochen, dann 5 mg/kg p.o. 2-mal täglich (übliches Maximum: 15 mg/kg oder 250 mg/Tag)
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Mit enzyminduzierenden Anti-Epileptika und Valproat: Initial 0,1 mg/kg p.o. 2-mal täglich für 2 Wochen, gefolgt von 0,2 mg/kg p.o. 2-mal täglich für 2 Wochen, dann 0,5 mg/kg p.o. 2-mal täglich (übliches Maximum: 5 mg/kg oder 250 mg/Tag)
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Mit Valproat und ohne enzyminduzierende Anti-Epileptika: Initial 0,1–0,2 mg/kg p.o. 2-mal täglich für 2 Wochen, gefolgt von 0,1–0,25 mg/kg p.o. 2-mal täglich für 2 Wochen, dann 0,25–0,5 mg/kg p.o. 2-mal täglich (übliches Maximum: 2 mg/kg oder 150 mg/Tag)
Es wurde kein signifikanter Zusammenhang zwischen Blutspiegeln und pharmakologischer Wirkung beobachtet.
Häufige unerwünschte Wirkungen von Lamotrigin beinhalten Kopfschmerzen, Schwindel, Schläfrigkeit, Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Doppelbilder, Ataxie, Tremor, Menstruationsstörungen und Hautausschlag (2–3% der Fälle), der manchmal fortschreitet zu einem Stevens-Johnson-Syndrom (bei 1/50–100 Kindern und 1/1000 Erwachsenen). Das Hautausschlagsrisiko kann durch eine langsamere Dosiserhöhung verringert werden, insbesondere dann, wenn Lamotrigin zu Valproat dazugegeben wird. Lamotrigin kann myoklonische Anfälle bei Erwachsenen verschlimmern.
Levetiracetam
Levetiracetam ist als Begleittherapie für fokale Anfälle bei Patienten ≥ 4 Jahre, generalisierte tonisch-klonische Anfälle bei Patienten > 6 Jahre, myoklonale Anfälle bei Patienten > 12 Jahre und jugendliche myoklonale Epilepsie indiziert.
Dosierung
Es wurde kein signifikanter Zusammenhang zwischen Blutspiegeln und pharmakologischer Wirkung beobachtet.
Zu den unerwünschten Wirkungen von Levetiracetam gehören Müdigkeit, Schwäche, Ataxie und Stimmungs- und Verhaltensänderungen.
Oxcarbazepin
Oxcarbazepin ist indiziert für fokale Anfälle bei Patienten im Alter von 4 bis 16 Jahren als Begleittherapie und für fokale Anfälle bei Erwachsenen.
Dosierung
Der therapeutische Spiegel liegt bei
Zu den unerwünschten Wirkungen von Oxcarbazepin zählen Müdigkeit, Übelkeit, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel, Schläfrigkeit, Leukopenie, Doppelbilder und Hyponatriämie (2,5% der Fälle).
Perampanel
Perampanel ist indiziert für die Zusatztherapie von fokalen Krampfanfällen und bei generalisierten tonisch-klonischen Anfällen bei Personen mit Epilepsie, die ≥ 12 Jahre alt sind.
Dosierung
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Anfänglich 2 mg p.o. einmal/Tag, um 2 mg/Tag in wöchentlichen Abständen erhöht, basierend auf dem klinischen Ansprechen und der Verträglichkeit bis die empfohlene Erhaltungsdosis von 8 bis 12 mg einmal/Tag für fokale Anfälle erreicht ist und 8 mg einmal/Tag für in erster Linie generalisierte Anfälle
Perampanel ist nicht für die Anwendung bei Kindern <12 Jahren angegeben.
Zu den unerwünschten Wirkungen von Perampanel gehören Aggressivität, Stimmungs- und Verhaltensänderungen, Suizidgedanken, Schwindel, Gangstörungen Schläfrigkeit, Müdigkeit, Erschöpfung. Reizbarkeit, Stürze, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Gewichtszunahme und Gangstörungen.
Phenobarbital
Phenobarbital ist indiziert bei generalisierten tonisch-klonischen Krampfanfällen, fokalen Krampfanfällen, Status epilepticus und Neugeborenen-Anfällen.
Die Dosis wird in der Regel einmal täglich gegeben, jedoch können auch geteilte Dosen verwendet werden. Für alle Indikationen mit Ausnahme des Status epilepticus beträgt die Dosis
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Erwachsene: 1,5–4 mg/kg p.o. vor dem Schlafengehen
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Neugeborene: 3–4 mg/kg p.o. einmal täglich, dann Steigerung (basierend auf dem klinischen Ansprechen und den Blutspiegeln)
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Kleinkinder: 5–8 mg/kg p.o. einmal täglich
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Kinder 1–5 Jahre: 3–5 mg/kg p.o. einmal täglich
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Kinder 6–12 Jahre: 4–6 mg/kg p.o. einmal täglich
Dosierung bei Status epilepticus
Therapeutische und toxische Konzentrationen
Zu den unerwünschten Wirkungen von Phenobarbital gehören Benommenheit, Nystagmus, Ataxie und -bei Kindern-Lernschwierigkeiten und bei Kindern paradoxe Hyperaktivität. Idiosynkratische unerwünschte Wirkungen sind Anämie und Hautausschlag.
Phenytoin
Phenytoin ist indiziert für fokal-bilaterale tonisch-klonische Anfälle, fokal-infizierte Anfälle und krampfhafte Status epilepticus. Es wird auch verwendet, um Krampfanfällen nach Kopfverletzungen vorzubeugen.
Dosierung für alle Indikationen mit Ausnahme des Status epilepticus
Dosierung bei Status epilepticus
Die maximale Infusionsgeschwindigkeit beträgt 1–3 mg/kg/min für Kinder (bis 16 Jahre) und 50 mg/min für Erwachsene.
Therapeutische und toxische Konzentrationen
Zu den unerwünschten Wirkungen von Phenytoin gehören Megaloblastenanämie, Gingivahyperplasie, Hirsutismus, Lymphadenopathie und Abnahme der Knochendichte. Folsäure-Supplementation (0,5 mg/Tag) kann die Gingivahyperplasie deutlich verringern. Bei hohen Blutspiegeln kann Phenytoin Nystagmus, Ataxie, Dysarthrie, Lethargie, Reizbarkeit, Übelkeit, Erbrechen und Verwirrtheit verursachen. Idiosynkratische unerwünschte Wirkungen beinhalten Hautausschlag, exfoliative Dermatitis und selten die Exazerbation von Krampfanfällen.
Pregabalin
Pregabalin ist als Begleittherapie bei fokalen Anfällen indiziert.
Dosierung
Pregabalin ist nicht für die Anwendung bei Kindern <18 Jahren angegeben.
Es wurde kein signifikanter Zusammenhang zwischen Blutspiegeln und pharmakologischer Wirkung beobachtet.
Zu den unerwünschten Wirkungen von Pregabalin zählen Schwindel, Schläfrigkeit, Ataxie, verschwommenes Sehen, Doppelbilder, Tremor und Gewichtszunahme. Pregabalin kann myoklonische Krampfanfälle verschlimmern.
Tiagabin
Tiagabin ist indiziert für die Zusatztherapie von fokalen Krampfanfällen bei Patienten ≥ 12 Jahre.
Dosierung
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Erwachsene: 4 mg einmal täglich p.o., Steigerung um 4–8 mg/Tag in wöchentlichen Intervallen auf 28 mg p.o. 2-mal täglich oder 14 mg p.o. 4-mal täglich (maximal 56 mg/Tag)
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Kinder ≥ 12 Jahre: 4 mg p.o. einmal täglich, Steigerung um 4 mg/Tag nach Bedarf in wöchentlichen Intervallen auf 16 mg p.o. 2-mal täglich oder 8 mg p.o. 4-mal täglich (maximal 32 mg/Tag)
Es wurde kein signifikanter Zusammenhang zwischen Blutspiegeln und pharmakologischer Wirkung beobachtet.
Zu den unerwünschten Wirkungen von Tiagabin gehören Schwindel, Benommenheit, Verwirrtheit, verlangsamtes Denken, Müdigkeit, Tremor, Sedierung, Übelkeit und Bauchschmerzen.
Topiramat
Topiramat ist indiziert bei fokalen Krampfanfällen bei Patienten ≥ 2 Jahre, bei atypischen Absence-Anfällen und als Monotherapie der 2. Wahl oder adjuvante Therapie von primär generalisierten tonisch-klonischen Krampfanfällen.
Dosierung
Therapeutischer Spiegel ist
Zu denunerwünschten Wirkungen von Topiramat gehören verminderte Konzentration, Parästhesien, Müdigkeit, Sprachstörungen, Verwirrtheit, Anorexie, Gewichtsabnahme, reduziertes Schwitzen, metabolische Azidose, Nephrolithiasis (1–5% der Fälle) und Psychose (1% der Fälle).
Valproat
Valproat ist indiziert bei Absence-Anfällen (typisch und atypisch), fokalen Krampfanfällen, tonisch-klonischen Krampfanfällen, myoklonischen Krampfanfällen, juveniler myoklonische Epilepsie, epileptischen Spasmen und Neugeborenen- oder Fieberkrämpfen. Es ist auch angezeigt bei tonischen oder atonischen Krampfanfällen bei Lennox-Gastaut-Syndrom. Valproat hemmt ein breites Spektrum von Leberenzymen.
Dosierung
Therapeutische und toxische Konzentrationen
Zu den unerwünschten Wirkungen von Valproat zählen Übelkeit und Erbrechen, gastrointestinale Überempfindlichkeit, Gewichtszunahme, reversible Alopezie (5% der Fälle), vorübergehende Schläfrigkeit, transiente Neutropenie und Tremor. Ein idiosynkratisches Auftreten einer hyperammonämischen Enzephalopathie kann vorkommen. Selten tritt eine tödliche Lebernekrose auf, insbesondere bei jungen neurologisch beeinträchtigten Kindern, die mit mehreren Anti-Epileptika behandelt werden. Das Risiko von Neuralrohrdefekten ist etwas größer bei Valproat als bei anderen häufig verwendeten Anti-Epileptika.
Da hepatische Nebenwirkungen möglich sind, sollten bei Patienten, die Valproat einnehmen, 1 Jahr lang alle 3 Monate Leberfunktionstests durchgeführt werden; sind die Serum-Transaminasen- oder Ammoniak-Spiegel signifikant erhöht (> 2-fache Obergrenze des Normalwerts), sollte das Medikament abgesetzt werden. Ein Ammoniakanstieg bis zum 1,5-Fachen des oberen Normwerts kann ohne Risiken toleriert werden.
Vigabatrin
Vigabatrin ist indiziert für die Zusatztherapie von fokalen Krampfanfällen; es ist auch bei epileptischen Spasmen angezeigt.
Dosierung
Es wurde kein signifikanter Zusammenhang zwischen Blutspiegeln und pharmakologischer Wirkung beobachtet.
Zu den unerwünschten Wirkungen von Vigabatrin zählen Schläfrigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Müdigkeit und irreversible Gesichtsfeldausfälle (regelmäßige Gesichtsfeldprüfungen erforderlich).
Zonisamid
Zonisamid ist indiziert für die Zusatztherapie von fokalen Krampfanfällen bei Patienten ≥ 16 Jahre; es ist auch als alternative oder adjuvante Therapie bei tonischen oder atonischen Krampfanfällen bei Lennox-Gastaut-Syndrom angezeigt.
Dosierung
Zonisamid wird nicht häufig bei Kindern < 16 Jahren verwendet.
Therapeutische und toxische Konzentrationen
Zu den unerwünschten Wirkungen von Zonisamid zählen Sedierung, Müdigkeit, Schwindel, Ataxie, Verwirrtheit, kognitive Beeinträchtigung (z. B. eingeschränkte Wortfindung), Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit und Übelkeit. Weniger häufig verursacht Zonisamid Depression, Psychose, Harnsteine und Oligohidrose.
Weitere Informationen
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American Academy of Neurology and the American Epilepsy Society: Efficacy and tolerability of the new antiepileptic drugs II: Treatment of refractory epilepsy.