Typische Untersuchung bei mutmaßlichem sexuellen Übergriff

Kategorie

Besonderheiten

Allgemeine Informationen

Personalien des Opfers

Bei Minderjährigen Name, Adresse und Telefonnummer des Erziehungsberechtigten

Name des Polizeibeamten, Ausweisnummer und Revierbezeichnung

Datum, Uhrzeit und Ort der Untersuchung

Historie

Umstände des Übergriffs, inkl.

  • Datum, Uhrzeit und Ort

  • Informationen über den/die Angreifer (Anzahl, Namen [falls bekannt], Beschreibung)

  • Anwendung von Drohungen, Fixierungen oder Waffen

  • Art des sexuellen Kontakts (vaginal, oral, rektal; Kondomgebrauch)

  • Art der extragenitalen Verletzungen

  • Ob Blutungen (beim Opfer oder Angreifer) aufgetreten sind

  • Ob und wo eine Ejakulation des Angreifers stattgefunden hat

Handlungen des Opfers nach der Vergewaltigung, wie z. B.

  • Scheidenspülung oder Baden

  • Verwendung eines Tampons oder einer Damenbinde

  • Wasserlassen oder Stuhlgang

  • Kleidungswechsel

  • Essen oder Trinken

  • Anwendung von Zahnpasta, Mundwasser oder Arzneimitteln bzw. Drogen

Letzte Menstruationsblutung

Datum der letzten sexuellen Aktivität und Zeitpunkt, falls kürzlich erfolgt

Kontrazeptionsanamnese (z. B. orale Kontrazeptiva, Intrauterinpessar)

Körperliche Untersuchung

Allgemeine (extragenitale) Verletzungen am Körper

Verletzungen an Perineum, Hymen, Vulva, Vagina, Zervix und Anus

Fremdmaterial am Körper (z. B. Flecken, Haare, Erde, Zweige)

Untersuchung mit Wood-Lampe oder Kolposkopie, falls vorhanden

Beweismaterial

Zustand der Bekleidung (z. B. beschädigt, fleckig, anhaftendes Fremdmaterial)

Kleine Probestücke der Bekleidung inkl. eines unbefleckten Stückchens, für die Polizei oder das Labor asserviert

Haarproben, inkl. lose Haare, die dem Opfer oder der Bekleidung anhaften; spermaverkrustete Schamhaare und abgeschnittene Schamhaare des Opfers – mind. 10 (zum Vergleich) Kopf- u. Schamhaare

Spermaproben, von der Zervix, der Vagina, dem Rektum, dem Mund, den Oberschenkeln entnommen

Blutprobe des Opfers

Getrocknete Blutproben des Angreifers, von Körper und Kleidung des Opfers entnommen

Urinprobe

Speichel

Wangenschleimhautabstrich

Abgeschnittene und abgeschabte Fingernagelproben

Andere Proben, je nach Anamnese oder körperlichem Untersuchungsbefund

Technische Untersuchungen

Saure Phosphatase, zum Nachweis von Sperma*

Nativpräparat aus der Vagina in NaCl-Lösung† (zum Nachweis von beweglichen Spermien)

Spermaanalyse auf Spermienmorphologie und A-, B- oder H-Blutgruppenantigene‡

Ausgangsserologie auf Syphilis beim Opfer§

Ausgangstests auf andere sexuell übertragbaren Infektionen beim Opfer§

Blutgruppenbestimmungen (unter Verwendung von Blut des Opfers und getrockneten Blutproben des Angreifers)

Urintests, inkl. Drogen-Screening|| und Schwangerschaftstests

Andere Tests, je nach Anamnese oder körperlichem Untersuchungsbefund

Behandlung, Überweisungen, klinische Kommentare des Arztes

Dokumentiert in der Krankenakte

Zeuge der Untersuchung

Unterschrift auf allen erforderlichen Formularen

Verbleib des Beweismaterials

Name der Personen, die das Beweismaterial überbracht bzw. in Empfang genommen hat

Datum und Uhrzeit der Einlieferung und des Empfangs

* Dieser Test ist besonders nützlich, wenn der Angreifer eine Vasektomie hatte, eine Oligospermie aufweist oder ein Kondom benutzt hat, wodurch Spermien fehlen können. Wenn der Test nicht sofort durchgeführt werden kann, sollte eine Probe eingefroren werden.

† Dieser Test sollte vom untersuchenden Arzt durchgeführt werden, falls der Zeitpunkt noch früh genug ist, um bewegliche Spermien nachzuweisen.

‡ In 80% der Fälle werden in der Samenflüssigkeit Blutgruppenantigene gefunden.

§ Dieser Test wird nicht von allen Experten empfohlen, da Hinweise auf bereits bestehende sexuell übertragbaren Infektionen verwendet werden könnten, um das Opfer vor Gericht zu diskreditieren.

|| Zahlreiche Experten empfehlen, von Kommentaren oder Tests bez. Alkohol- oder Drogenkonsum abzusehen, weil Hinweise auf eine Intoxikation dazu verwendet werden können, das Opfer vor Gericht zu diskreditieren.