Bedenkliche Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Erkrankungen bei Älteren (nach American Geriatrics Society 2019 Beers Criteria® Update)

Krankheit

Arzneimittel

Grund zur Vermeidung

Kardiovaskulär

Herzinsuffizienz

Vermeiden Sie: Cilostazol

Nur bei Herzinsuffizienz-Patienten mit verminderter Ejektionsfraktion vermeiden: Nondihydropyridin-Kalziumkanalblocker (Diltiazem, Verapamil)

Bei Patienten mit Herzinsuffizienz, die asymptomatisch sind, mit Vorsicht anwenden und bei Patienten mit symptomatischer Herzinsuffizienz vermeiden: NSAR, COX-2-Hemmer, Thiazolidindione (Pioglitazon, Rosiglitazon), Dronedaron

Kann Flüssigkeitsretention fördern und/oder Herzinsuffizienz verschlimmern (NSAR, COX-2-Hemmer, nicht-hydropyridinhaltige Kalziumkanalblocker und Thiazolidindione)

Kann die Sterblichkeit bei älteren Erwachsenen mit Herzinsuffizienz erhöhen (Cilostazol und Dronedaron)

Synkope

Acetylcholinesterasehemmer, periphere Alpha-1-Blocker (z. B. Doxazosin, Prazosin, Terazosin), tertiäre TCA, Antipsychotika (Chlorpromazin, Thioridazin, Olanzapin)

Erhöhtes Risiko für orthostatische Hypotonie oder Bradykardie

Zentralnervensystems

Delir

Anticholinergika, Antipsychotika, Benzodiazepine, Kortikosteroide*, H2-Rezeptorblocker (Cimetidin, Famotidin, Nizatidin, Ranitidin), Meperidin, sedierende Hypnotika (Eszopiclon, Zaleplon, Zolpidem)

Verschlechtertes Delir bei älteren Erwachsenen mit Delir oder mit hohem Delirrisiko

Antipsychotika erhöhen das Schlaganfall- und Sterblichkeitsrisiko bei Demenzpatienten und sollten bei Verhaltensproblemen im Delir vermieden werden, es sei denn, nicht-pharmakologische Optionen (z. B. Verhaltensinterventionen) haben versagt oder sind nicht möglich und der Patient droht sich selbst oder anderen erheblichen Schaden zuzufügen

Demenz und kognitive Beeinträchtigung

Anticholinergika, Antipsychotika (chronische und nach Bedarf), Benzodiazepine, sedierende Hypnotika (Eszopiclon, Zolpidem, Zaleplon)

Unerwünschte Wirkungen auf das ZNS

Antipsychotika erhöhen das Schlaganfall- und Sterblichkeitsrisiko bei Patienten mit Demenz und sollten bei Verhaltensproblemen im Zusammenhang mit Demenz vermieden werden, es sei denn, nicht-pharmakologische Optionen (z. B. Verhaltensinterventionen) haben versagt oder sind nicht möglich und der Patient droht sich selbst oder anderen erheblichen Schaden zuzufügen

Stürze oder Knochenbrüche in der Anamnese

Anti-Epileptika, Antipsychotika, Benzodiazepine, sedierende Hypnotika (Eszopiclon, Zaleplon, Zolpidem), Opioide, Antidepressiva (TCAs, SSRI, SNRI)

Ataxie, gestörte Psychomotorik, Synkope und zusätzliche Stürze

kurzwirksame Benzodiazepine sind nicht sicherer als langwirksame

Wenn eines der Medikamente verwendet werden muss, sollte die Einnahme anderer ZNS-aktiver Medikamente, die das Sturz- und Frakturrisiko erhöhen, reduziert und andere Strategien zur Verringerung des Sturzrisikos umgesetzt werden; die Daten für Antidepressiva sind uneinheitlich, aber es gibt keine zwingenden Beweise dafür, dass bestimmte Antidepressiva ein geringeres Sturzrisiko mit sich bringen als andere

Vermeiden Sie Anti-Epileptika mit Ausnahme von Krampfanfällen und affektiven Störungen

Vermeiden Sie Opioide mit Ausnahme der Schmerzbehandlung bei schweren akuten Schmerzen, wie Schmerzen aufgrund von kürzlichen Frakturen oder Gelenkersatz

Parkinson-Krankheit

Antiemetika (Metoclopramid, Prochlorperazin, Promethazin), Antipsychotika (mit Ausnahme von Quetiapin, Clozapin und Pimavanserin)

Dopaminrezeptor-Antagonisten, die Parkinson-Symptome verschlimmern können (weniger wahrscheinlich bei Pimavanserin und Clozapin)

Gastrointestinal

Magen- oder Zwölffingerdarmulzera in der Anamnese

Aspirin (> 325 mg/Tag), nicht-COX-2-selektive nichtsteroidale Antiphlogistika

Verschlimmern bestehende Ulzera oder verursachen neue Ulzera

Vermeiden, außer andere Alternativen sind nicht wirksam und die Patienten können ein Magenschutzmittel einnehmen (z. B. ein Protonenpumpenhemmer oder Misoprostol)

Nieren und Harnwege

Chronische Nierenerkrankung (Stadium IV oder höher: Kreatinin-Clearance < 30 ml/Minute [0,5 ml/s])

NSAR (nicht-COX und COX-selektiv, oral und parenteral, nichtacetylierte Salicylate)

Kann das Risiko einer akuten Nierenschädigung und einer weiteren Verschlechterung der Nierenfunktion erhöhen

Harninkontinenz (alle Typen) bei Frauen

Östrogen, oral und transdermal (ohne intravaginales Östrogen), periphere Alpha-1-Blocker (Doxazosin, Prazosin, Terazosin)

Mangelnde Wirksamkeit (orales Östrogen)

Verschlechterte Inkontinenz (Alpha-1-Blocker)

Symptome des unteren Harntraktes, benigne Prostatahyperplasie

Arzneimittel mit starken anticholinergen Wirkungen (außer Antimuskarinika bei Harninkontinenz)

Können Harnfluss verringern und zu Harnverhalt bei Männern führen

* Ausgeschlossen sind inhalative und topische Formen. Orale und parenterale Kortikosteroide können z. B. bei Exazerbationen von chronische obstruktive Lungenerkrankung erforderlich sein, sollten jedoch in der niedrigsten wirksamen Dosis und für die kürzestmögliche Dauer verschrieben werden.

ZNS = zentrales Nervensystem; COX-2 = Cyclooxygenase-2; NSAR = nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente; SNRIs = Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer; SSRIs = selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer; TCAs = trizyklische Antidepressiva.

Adapted from The American Geriatrics Society 2019 Beers Criteria Update Expert Panel: American Geriatrics Society updated Beers Criteria® for potentially inappropriate medication use in older adults. J Am Geriatr Soc 67(4):674-694, 2019. doi:10.1111/jgs.15767