Eine Dünndarmtransplantation wird selten (z. B. ungefähr 141 Transplantationen in den USA im Jahr 2015) durchgeführt. Sie erfolgt weniger häufig, weil es neue Behandlungen für sekundäre cholestatische Lebererkrankung (z. B. Omegaven®, ein Nahrungsergänzungsmittel reich an Omega-Fettsäuren) und sicherere Platzierungstechniken für TPN-Linien gibt.
Eine Transplantation des Dünndarms ist indiziert bei Patienten, die
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Patienten mit einem Sterberisiko wegen Darmversagen in Folge von Darmerkrankungen (z. B. gastroschisis, Hirschsprung-Krankheit, autoimmune Darmentzündung, angeborene Enteropathien wie microvillus Einschluss-Krankheit) oder Darmresektion (z. B. bei mesenterischen Thromboembolien oder ausgeprägter Morbus Crohn)
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Patienten, die Komplikationen einer TPN entwickeln, die zur Behandlung von intestinalem Versagen (z. B. Leberversagen nach cholestatischer Lebererkrankung, rezidivierende Sepsis, Totalverlust des venösen Zugang) eingesetzt werden.
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Patienten mit lokalen invasiven Tumoren, die Verschlusskrankheiten, Abszesse, Fisteln, Ischämie oder Hämorrhagien verursachen (normalerweise fibröse, mit familiärer Polyposis assoziierte Tumoren).
(Siehe auch Übersicht Transplantation.)
Vorgehensweise
Die Beschaffung der Transplantate von hirntoten Spendern mit Herzfunktion ist komplex, zum Teil, weil der Dünndarm entweder isoliert, zusammen mit Leber oder mit Magen, Leber, Zwölffingerdarm und Pankreas transplantiert werden kann. Die Bedeutung für Dünndarm-Allotransplantate von lebenden Verwandten muss noch definiert werden.
Die Verfahrensweisen der Transplantation variieren von Klinik zu Klinik, so auch die Immunsuppressionsschemata, doch eine typische Therapie besteht in der Verabreichung von Antilymphozytenglobulin für die Induktion, gefolgt von hochdosiertem Tacrolimus und Mycophenolat Mofetil (MMF) zur Erhaltung.
Komplikationen
(Siehe auch Posttransplantationskomplikationen.)
Abstoßung
Eine wöchentliche Endoskopie ist indiziert, um Abstoßungsreaktionen zu überwachen. Etwa 30 bis 50% der Empfänger haben eine oder mehrere Anfälle einer Abstoßung innerhalb des ersten Jahres nach der Transplantation.
Zu den Symptomen gehören Diarrhoe, Fieber und abdominale Krämpfe. Endoskopisch sind Erytheme der Mucosa, Brüchigkeit, Ulzerationen und Exfoliation zu erkennen; die Veränderungen sind ungleich verteilt, mitunter nur schwierig zu entdecken und können von der durch CMV hervorgerufenen Enteritis durch virale Einschlusskörper unterschieden werden. Die Resultate der Biopsie zeigen stumpfe Villi und entzündliche Infiltrate in der Lamina propria (siehe Tabelle Manifestationen der Dünndarmtransplantatabstoßung nach Kategorie).
Akute Abstoßungsreaktionen werden mit hochdosierten Kortikosteroiden und Antithymozytenglobulin oder mit beidem behandelt.
Manifestationen der Dünndarmtransplantatabstoßung nach Kategorie
Andere Komplikationen
Prognose
3-Jahres-Überlebensraten nach Dünndarm-Transplantation allein
Infektionen führen häufig zum Tod.
Für eine Leber- und Dünndarmtransplantation ist die Überlebensrate geringer, da das Verfahren umfangreicher und der Zustand des Empfängers ernster ist. Doch nach der perioperativen Phase sind die Transplantat- und Patientenüberlebensraten höher als nach alleiniger Dünndarmtransplantation; vermutlich weil die transplantierte Leber eine schützende Wirkung hat, wodurch eine Abstoßung durch Absorption und durch neutralisierende Antikörper verhindert wird.