Harnwegsinfektionen in der Schwangerschaft

VonLara A. Friel, MD, PhD, University of Texas Health Medical School at Houston, McGovern Medical School
Überprüft/überarbeitet Sep. 2023
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Harnwegsinfekte kommen während der Schwangerschaft häufig vor und entstehen offensichtlich wegen des verlangsamten Harnflusses, der durch die hormonelle Weitstellung und abgeschwächte Peristaltik der Ureteren und durch den Druck, den der sich ausweitende Uterus auf die Ureteren ausübt, bedingt ist. In ca. 15% aller Schwangerschaften kommt es zu einer asymptomatischen Bakteriurie, die sich in manchen Fällen zu einer symptomatischen Zystitis oder Pyelonephritis entwickelt. Einem manifesten Harnwegsinfekt geht aber nicht immer eine asymptomatische Bakteriurie voraus.

Asymptomatische Bakteriurie, HWI und Pyelonephritis erhöhen das Risiko von

Diagnose von Harnwegsinfekten in der Schwangerschaft

  • Urinanalyse und Urinkultur

Bei der ersten Untersuchung erfolgen routinemäßig Urinanalyse und Urinkultur, um eine asymptomatische Bakteriurie abzuklären. Eine Schwangerschaft beeinflusst nicht die Diagnose eines symptomatischen Harnwegsinfekts.

Behandlung von Harnwegsinfekten in der Schwangerschaft

  • Antibiotika wie Cephalexin, Nitrofurantoin oder Trimethoprim/Sulfamethoxazol

  • Kulturen zum Nachweis des Heilungserfolgs und gelegentlich wachstumshemmende Therapie

Die Therapie des symptomatischen Harnwegsinfekts wird durch die Schwangerschaft nicht verändert, außer dass Medikamente, die dem Fetus schaden könnten, zu vermeiden sind (siehe Tabelle Einige Medikamente mit unerwünschten Wirkungen während der Schwangerschaft). Da eine asymptomatische Bakteriurie zu einer Pyelonephritis führen kann, sollte sie mit Antibiotika behandelt werden, die auch bei einem akuten Harnwegsinfekt eingesetzt werden.

Die Wahl des Antibiotikums richtet sich nach der individuellen und lokalen Empfindlichkeit und Resistenzlage; erfahrungsgemäß sind folgende Antibiotika eine gute erste Wahl:

  • Cephalexin

  • Nitrofurantoin

  • Trimethoprim/Sulfamethoxazol

Nitrofurantoin ist kontraindiziert bei schwangeren Patientinnen während der Schwangerschaft, während der Wehen und der Entbindung oder wenn das Einsetzen der Wehen unmittelbar bevorsteht, weil eine hämolytische Anämie beim Neugeborenen möglich ist. Schwangere mit G6PD-Mangel (Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase) sollten kein Nitrofurantoin einnehmen. Die Inzidenz der Neugeborenengelbsucht ist erhöht, wenn schwangere Frauen während der letzten 30 Tage der Schwangerschaft Nitrofurantoin einnehmen. Nitrofurantoin sollte während des 1. Trimesters nur verwendet werden, wenn keine anderen Alternativen verfügbar sind.

Trimethoprim/Sulfamethoxazol (TMP/SMX) kann beim Neugeborenen angeborene Fehlbildungen (z. B. Neuralrohrdefekte) und Kernikterus verursachen. Eine Folsäure-Supplementierung kann das Risiko für einige angeborene Fehlbildungen verringern. TMP/SMX sollte während des 1. Trimesters nur verwendet werden, wenn keine anderen Alternativen verfügbar sind.

Nach der Behandlung müssen Kulturen zum Nachweis des Heilungserfolgs angelegt werden.

Bei Schwangeren mit Pyelonephritis oder die bereits mehr als einen Harnwegsinfekt hatten, kann eine wachstumshemmende Therapie, gewöhnlich mit Trimethoprim/Sulfamethoxazol (vor der 34. Schwangerschaftswoche) oder Nitrofurantoin für die restliche Schwangerschaft notwendig sein.

Bei Schwangeren mit einer Bakteriurie mit oder ohne Harnwegsinfekt oder Pyelonephritis sollte monatlich eine Urinkultur angelegt werden.

Wichtige Punkte

  • Symptomlose Bakteriurie, Harnwegsinfekt und Pyelonephritis erhöhen das Risiko für vorzeitige Wehentätigkeit und vorzeitigen Blasensprung.

  • Initial wird mit Cephalexin, Nitrofurantoin oder Trimethoprim/Sulfamethoxazol behandelt.

  • Kulturen zum Nachweis des Heilungserfolgs werden angelegt.

  • Bei Schwangeren, die eine Pyelonephritis oder bereits mehr als einen Harnwegsinfekt hatten, sollte eine wachstumshemmende Therapie, gewöhnlich mit Trimethoprim/Sulfamethoxazol (vor der 34. Schwangerschaftswoche) oder Nitrofurantoin in Betracht gezogen werden.