VIPom

(Werner-Morrison-Syndrom)

VonAnthony Villano, MD, Fox Chase Cancer Center
Überprüft/überarbeitet Okt. 2023
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Ein VIPom ist ein pankreatischer Nicht-Beta-Inselzelltumor, der vasoaktives intestinales Peptid (VIP) sezerniert und zu einem Symptomenkomplex mit wässriger Diarrhö, Hypokaliämie und Achlorhydrie (WDHA-Syndrom) führt. Die Diagnose wird anhand des VIP-Serumsspiegels gestellt. Der Tumor wird mittels CT und Endosonographie lokalisiert. Die Behandlung besteht in der Resektion.

Das VIPom ist ein endokriner Pankreastumor, der sich aus Inselzellen entwickelt. Von diesen Tumoren sind mehr als die Hälfte bösartig, und einige können bei der Diagnose recht groß sein (7 cm). Bei etwa 6 % der Patienten tritt das Vipom als Teil einer multiplen endokrinen Neoplasie auf.

Symptome und Anzeichen von Vipom

Die Hauptsymptome eines vipoms bestehen in prolongierter, massiver und wässriger Diarrhö (Nüchternstuhlvolumen von > 750–1000 ml/Tag und Nichtnüchternvolumen bis > 3000 ml/Tag) und Symptomen der Hypokaliämie, metabolischer Azidose und Dehydratation. Bei der Hälfte der Patienten ist die Diarrhö konstant; bei den anderen wechselt die Schwere der Diarrhö im Verlauf. Bei 33% der Patienten geht eine Diarrhö der Diagnose < 1 Jahr voraus, aber 25% haben 5 Jahre Diarrhöen vor der Diagnosestellung.

Lethargie, Muskelschwäche, Übelkeit, Erbrechen und krampfartige Bauchschmerzen treten häufig auf.

Bei 20% der Patienten tritt während der Diarrhöattacken ein Flush ähnlich dem beim Karzinoidsyndrom auf.

Diagnose von Vipom

  • Bestätigung der sekretorische Diarrhö

  • Serumspiegel vasoaktiver intestinaler Peptide (VIP)

  • Endoskopischer Ultraschall, Positronen-Emissions-Tomographie (PET) oder Szintigraphie zur Lokalisierung

Die Diagnose des Vipoms erfordert den Nachweis einer sekretorischen Diarrhöe (die Stuhlosmolalität ist nahe der Plasmaosmolalität, und die doppelte Summe der Natrium- und Kaliumkonzentration im Stuhl ist für alle gemessenen Stuhlosmolalität verantwortlich). Andere Ursachen einer sekretorischen Diarrhö und insbesondere Laxanzienabusus müssen ausgeschlossen werden (siehe Untersuchungen bei Diarrhö). Bei diesen Patienten sollten die VIP-Serumspiegel bestimmt werden (idealerweise während einer Diarrhöattacke). Deutlich erhöhte Werte bestätigen die Diagnose, aber leichte Erhöhungen können bei Kurzdarmsyndrom und entzündlichen Darmerkrankungen auftreten.

Bei Patienten mit erhöhten VIP-Spiegeln sollten Untersuchungen zur Tumorlokalisation wie eine Endosonographie, eine PET und eine Octreotidszintigraphie oder Angiographie zur Metastasenlokalisierung veranlasst werden.

Die Elektrolyte und das Blutbild sollten bestimmt werden. Eine Hyperglykämie und Glukoseintoleranz treten bei 50% der Patienten auf. Eine Hyperkalzämie tritt bei der Hälfte der Patienten auf.

Behandlung von Vipom

  • Flüssigkeits- und Elektrolytersatz

  • Octreotid

  • Chirurgische Resektion bei lokalisierter Erkrankung

Initial müssen Flüssigkeit und Elektrolyte ersetzt werden. Bicarbonat muss zum Ersatz des stuhlgangbedingten Verlustes zur Vermeidung einer Azidose gegeben werden. Weil mit der Rehydratation die Verluste an Wasser und Elektrolyten mit dem Stuhlgang zunehmen, kann ein kontinuierlicher intravenöser Ersatz schwierig werden.

Octreotid kontrolliert üblicherweise die Diarrhö, es können aber hohe Dosierungen erforderlich werden. Responder können von einer lang wirkenden Octreotid Formulierung profitieren. Patienten unter Octreotidmedikation müssen oft ergänzend Pankreasenzyme einnehmen, da Octreotid die Sekretion pankreatischer Enzyme hemmt.

Bei 50% der Patienten mit einem lokalisierten Tumor ist eine Resektion kurativ. Bei Patienten mit einer metastasierten Tumorerkrankung kann eine Resektion allen sichtbaren Tumorgewebes zu einer temporären Symptomkontrolle führen.

Die Kombination von Streptozotocin und Doxorubicin kann die Diarrhö und die Tumormasse reduzieren, wenn ein objektives Ansprechen auftritt (in 50–60%). Neuere Chemotherapien, die bei VIPom untersucht werden, beinhalten Temozolomid-basierte Regime, Everolimus oder Sunitinib. Die Chemotherapie ist nicht kurativ.

Wichtige Punkte

  • Mehr als die Hälfte der Vipome ist maligne.

  • Intensive wässrige Diarrhöen (häufig 1–3 l/Tag) sind verbreitet, was häufig zu Elektrolytanomalien und/oder Dehydratation führt.

  • Bei Patienten mit bestätigter wässriger Diarrhö sollten der VIP (vasoactive intestinal peptide)-Serumspiegel gemessen werden (idealerweise während einer Diarrhöattacke).

  • Die Tumorlokalisation erfolgt mittels Endosonographie, Positronenemissionstomographie (PET), Octreotid-Szintigraphie oder Angiographie.

  • Wenn möglich sollten Tumoren chirurgisch reseziert werden, die Diarrhö wird mit Octreotid unterdrückt.