Säuglingshämangiome

VonDenise M. Aaron, MD, Dartmouth Geisel School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Sep. 2023
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Säuglingshämangiome sind erhabene, rote oder livide, hyperplastische Gefäßläsionen, die im Laufe des ersten Lebensjahres auftreten. Meist bilden sie sich spontan wieder zurück, sofern sie das Sehvermögen behindern, die Atemwege oder andere Strukturen verlegen, müssen sie jedoch behandelt werden. Die ideale Behandlung variiert, abhängig von vielen Patienten-spezifischen Faktoren.

Infantile Hämangiome sind die häufigsten Tumoren des Säuglingsalters, die 5–10% aller Kinder unter einem Jahr betreffen (1). Tiefere Läsionen werden gelegentlich erst nach ein paar Monaten sichtbar. Bei den betroffenen Säuglingen sind die 10-20% der Hämangiome bereits bei der Geburt vorhanden oder treten fast immer innerhalb der ersten Lebenswochen auf. Größe und Vaskularisierung nehmen rasch zu und erreichen meist etwa im Alter von einem Jahr das Maximum.

Säuglingshämangiome können aufgrund ihres allgemeinen Aussehens (oberflächlich, tief oder kavernös) oder durch andere beschreibende Begriffe (z. B. Erdbeer-Hämangiom) klassifiziert werden. Da jedoch alle diese Läsionen eine gemeinsame Pathophysiologie und einen natürlichen Verlauf teilen, wird der umfassende Begriff Säuglingshämangiom bevorzugt.

Allgemeine Literatur

  1. 1. Tiemann L, Hein S: Infantile hemangioma: A review of current pharmacotherapy treatment and practice pearls. J Pediatr Pharmacol Ther 25(7):586-599, 2020. doi: 10.5863/1551-6776-25.7.586

Symptome und Anzeichen von infantilen Hämangiomen

Oberflächliche Läsionen sind hellrot, tiefere bläulich. Die Läsionen können bluten oder schon bei leichten Verletzungen oft schmerzhaft ulzerieren.

Säuglingshämangiome an bestimmten Stellen können funktionsbeeinträchtigend sein. Läsionen in Gesicht oder Oropharynx können mit der Sicht oder der Durchgängigkeit der Atemwege interferieren, jene im Bereich des Meatus urethrae oder des Anus mit der Ausscheidung. Periokuläre Hämangiome bei Säuglingen werden als Notfälle betrachtet und sollten schnell behandelt werden, um dauerhafte Sehstörungen zu verhindern. Lumbosakrale Hämangiome sind oft ein Hinweis auf zugrunde liegende neurologische oder urogenitale Anomalien.

Im Alter von 12–18 Monaten bilden sich die Läsionen langsam zurück, dabei nehmen Größe und Vaskularisierung ab. Im Allgemeinen entwickeln sich infantile Hämangiome bis zum Alter von 10%/Jahr (z. B. 50% bis zum Alter von 5 Jahren, 60% bis zum Alter von 6 Jahren), mit einer maximalen Rückbildungsrate bis zum Alter von 10 Jahren. Involuted Läsionen haben häufig eine gelbliche oder teleangiektatischen Farbe und eine faltige oder lax fibrös-fettigen Textur. Verbleibende Änderungen sind fast immer proportional zu der Läsion maximale Größe und Vaskularität.

Diagnose von infantilen Hämangiomen

  • Klinische Untersuchung

Die Diagnose infantiler Hämangiome wird klinisch gestellt, die Ausdehnung wird mittels MRT ermittelt, falls der Verdacht auf die Beeinträchtigung von Vitalfunktionen besteht.

Behandlung von infantilen Hämangiomen

  • Individualisiert, basierend auf Lage, Größe und Schwere der Läsionen.

  • Für oberflächliche oder unkomplizierte Läsionen, die eine Behandlung erfordern, möglicherweise topische oder intraläsionale Kortikosteroide oder topische Betablocker (1)

  • Bei komplizierten oder behandlungsbedürftigen Läsionen mit hohem Risiko orales Propranolol (2)

  • Bei Ulzerationen allgemeine Wundversorgung

  • Normalerweise Vermeidung von Chirurgie

Es gibt keine allgemeingültige Behandlungsempfehlung bei infantilem Hämangiom. Da sich die meisten Läsionen spontan zurückbilden, ist in der Regel vor dem Behandlungsbeginn eine Bobeachtung angebracht. Eine Behandlung sollte bei komplizierten oder risikoreichen Läsionen in Betracht gezogen werden, d. h. bei solchen, die

  • lebensbedrohlich sind

  • Körperfunktionen einschränken können (z. B. Sehkraft)

  • große Bereiche des Gesichts umfassen

  • über den Bereich des Bartes verstreut sind

  • ulzerieren

  • multipel sind

  • lumbosakral auftreten

Bei ulzerierten Läsionen sind topische Therapien und eine adäquate Wundversorgung wichtig, um Vernarbungen, Blutungen und Schmerzen zu verhindern. Kompressen, topisches Mupirocin oder Metronidazol, Barriereverbände (in der Regel Polyurethan-Folienverbände oder petrolatumbeschichtete Gaze) oder Barrierecremes können zur Vorbeugung von Infektionen und/oder zur Verringerung der Kolonisierung verwendet werden.

Sofern keine lebensbedrohlichen Komplikationen auftreten oder vitale Organe beeinträchtigt werden, sollten die operative Entfernung und andere invasive Verfahren vermieden werden, da sie oft zu einer stärkeren Vernarbung führen als die spontane Rückbildung. Die Akzeptanz des abwartenden Vorgehens durch die Eltern wird erhöht, wenn ihnen der natürliche Verlauf erläutert wird (photographische Beispiele helfen hier), Photoserien von der Läsion angefertigt werden, um die Rückbildung zu dokumentieren, und die man sich Sorgen der Eltern teilnahmsvoll anhört.

Literatur zur Behandlung

  1. 1. Boos MD, Castelo-Soccio: Experience with topical timolol maleate for the treatment of ulcerated infantile hemangiomas (IH). J Am Acad Dermatol 74(3):567-570, 2016. doi: 10.1016/j.jaad.2015.10.021

  2. 2. Hogeling M, Adams S, Wargon O: A randomized controlled trial of propranolol for infantile hemangiomas. Pediatrics 128(2):e259-266, 2011. doi: 10.1542/peds.2010-0029

Wichtige Punkte

  • Kindliche Hämangiome betreffen 5–10% aller Kinder im Alter von einem Jahr.

  • Im Alter von 12–18 Monaten bilden sich die Läsionen langsam zurück, mit einer maximalen Rückbildung im Alter von 10 Jahren.

  • Verwenden Sie topische Behandlungen und Wundpflege bei ulzerierten Läsionen, um Narbenbildung, Blutungen und Schmerzen zu verhindern.

  • Vermeiden Sie eine Operation, es sei denn, Komplikationen sind lebensbedrohlich oder lebenswichtige Organe sind gefährdet.