Vergiftung mit Paracetamol

VonGerald F. O’Malley, DO, Grand Strand Regional Medical Center;
Rika O’Malley, MD, Grand Strand Medical Center
Überprüft/überarbeitet Mai 2022
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Kurzinformationen

Paracetamol, ein häufiger Bestandteil vieler verschreibungspflichtiger und rezeptfreier Arzneimittel, ist in normalen Dosen unbedenklich, aber eine schwere Überdosis kann Leberversagen und Tod verursachen.

  • Manchmal nehmen Patienten zu viele Produkte zu sich, die Paracetamol enthalten, und vergiften sich dadurch.

  • Je nach der Paracetamol-Menge im Blut liegen keine Symptome vor oder es kommt zu Erbrechen und Bauchschmerzen bis hin zu Leberversagen und Tod.

  • Die Diagnose hängt von der Paracetamol-Menge im Blut und von den Ergebnissen der Leberfunktionstests ab.

  • Es wird Acetylcystein verabreicht, um die Toxizität des Paracetamols zu reduzieren.

(Siehe auch Übersicht über Vergiftungen.)

Mehr als 100 Präparate enthalten Paracetamol, ein geläufiges nicht verschreibungspflichtiges Schmerzmittel, das auch in vielen verschreibungspflichtigen Kombinationsmedikamenten enthalten ist. Wenn mehrere ähnliche Produkte gleichzeitig eingenommen werden, kann es vorkommen, dass jemand aus Versehen zu viel Paracetamol einnimmt. Viele Medikamente, die für die Anwendung bei Kindern vorgesehen sind, gibt es in flüssiger Form und in Tabletten- und Kapselform, und es kann vorkommen, dass ein Elternteil mehrere davon gleichzeitig oder innerhalb mehrerer Stunden ausprobiert, um Fieber oder Schmerzen zu behandeln, ohne sich darüber klar zu sein, dass sie alle Paracetamol enthalten.

Paracetamol ist im Allgemeinen ein sehr sicheres Medikament, es ist aber nicht harmlos. Wenn verschiedene Paracetamol-haltige Präparate gleichzeitig eingenommen oder die empfohlene Tagesdosis überschritten wird, besteht die Gefahr einer Vergiftung. Zum Beispiel beträgt die empfohlene Dosis für eine Person, die 70 kg wiegt, alle 6 Stunden zwei bis drei 325-Milligramm-Tabletten. Eine toxische Dosis für diese Person beträgt mindestens dreißig Tabletten auf einmal. Der Tod ist ausgesprochen unwahrscheinlich, es sei denn, die betreffende Person schluckt mehr als vierzig 325-Milligramm-Tabletten. Eine einzige Überdosis Paracetamol, die eine schwere Vergiftung verursacht, ist daher für gewöhnlich kein Zufall.

Es kann auch eine Vergiftung eintreten, wenn viele kleine Dosen über eine bestimmte Zeit eingenommen werden. Bei toxischen Dosen kann Paracetamol die Leber schädigen. Dies kann zu einem Leberversagen führen.

Symptome einer Paracetamol-Vergiftung

Die meisten Überdosierungen verursachen nicht sofort Symptome. Bei einer sehr hohen Überdosis entwickeln sich die Symptome in 4 Stadien:

  • Im 1. Stadium (nach mehreren Stunden) kann es vorkommen, dass der Betroffene sich erbricht, er scheint aber nicht krank zu sein. Viele Betroffene haben überhaupt keine Symptome im 1. Stadium.

  • In Stadium 2 (nach 24 bis 72 Stunden) können Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen auftreten. In diesem Stadium weisen Blutuntersuchungen eine Leberfunktionsstörung nach.

  • Im Stadium 3 (nach 3 bis 4 Tagen) verschlimmert sich das Erbrechen. Anhand von Tests wird festgestellt, dass die Leber nicht richtig funktioniert und dass sich eine Gelbsucht (Gelbfärbung der Augen und der Haut) und Blutungen entwickelt haben. Manchmal kommt es zu einem Nierenversagen und die Bauchspeicheldrüse entzündet sich (Pankreatitis).

  • In Stadium 4 (nach 5 Tagen) erholt sich der Patient entweder schnell wieder oder es kommt zum Versagen der Leber und oft auch anderer Organe, was tödlich sein kann.

Falls die Vergiftung durch mehrere kleinere Dosen, die über eine gewisse Zeit eingenommen wurden, verursacht wurde, ist das erste Anzeichen für Probleme möglicherweise eine Störung der Leberfunktion, manchmal in Verbindung mit einer Gelbsucht und/oder einer Blutung.

Diagnose einer Paracetamol-Vergiftung

  • Konzentrationen von Paracetamol im Blut

  • Auffällige Leberfunktionstests

Der Arzt geht bei Menschen, die einen Selbstmordversuch unternehmen, bei Kindern, die Medikamente mit Paracetamol gegen Husten und Erkältung erhielten und bei Menschen, die versehentlich Paracetamol eingenommen haben, von einer Paracetamol-Vergiftung aus.

Ärzte können die Wahrscheinlichkeit einer Paracetamol-Vergiftung anhand der eingenommenen Menge oder, genauer, anhand der Konzentration von Paracetamol im Blut des Betroffenen bestimmen. Der Anteil von Paracetamol im Blut, der 4 und 24 Stunden nach der Einnahme gemessen wird, kann helfen, das Ausmaß der Schädigung der Leber zu bestimmen. Bluttests zur Leberfunktion können manchmal helfen, besonders dann, wenn die Vergiftung langsam durch mehrere wiederholte Dosen verursacht wurde.

Behandlung einer Paracetamol-Vergiftung

  • Aktivkohle und/oder Acetylcystein

  • Manchmal Behandlung für Leberversagen oder Lebertransplantation

Falls das Paracetamol in den vergangenen paar Stunden eingenommen wurde, kann Aktivkohle verabreicht werden.

Wenn der Anteil von Paracetamol im Blut hoch ist, wird im allgemeinen Acetylcystein eingenommen oder venös gespritzt, um die Toxizität des Paracetamols zu reduzieren. Es wird mehrmals Acetylcystein gegeben, d. h. über einen bis zu mehrere Tage hinweg. Dieses Gegengift hilft, eine Schädigung der Leber zu verhindern, heilt aber nicht eine Schädigung, die schon eingetreten ist. Deshalb muss Acetylcystein verabreicht werden, bevor die Leber geschädigt wird. Unter Umständen muss ein Leberversagen behandelt oder eine Lebertransplantation vorgenommen werden.

Rührt die Vergiftung von der Einnahme mehrerer kleinerer Dosen über die Zeit her, kann eine Bestimmung der Leberschädigung schwierig werden. Acetylcystein wird verabreicht, wenn die Tests ergeben, dass ein Leberschaden möglich ist, und manchmal, wenn die Schädigung der Leber schon fortgeschritten ist.

Weitere Informationen

Bei dem Folgenden handelt es sich um ein englischsprachiges Hilfsmittel, das nützlich sein kann. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. American Association of Poison Control Centers: Vertretung der Giftzentren mit Sitz in den USA, die über die Gift-Hotline rund um die Uhr kostenlose, vertrauliche Beratung anbieten (1-800-222-1222)