Neurogene Arthropathie

(Charcot-Gelenke; neuropathische Arthropathie)

VonKinanah Yaseen, MD, Cleveland Clinic
Überprüft/überarbeitet Dez. 2022
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Die neurogene Arthropathie (Charcot-Gelenke) wird durch eine oft sehr schnell fortschreitende Zerstörung der Gelenke hervorgerufen. Da die Betroffenen keine Schmerzen verspüren, bemerken sie die ersten Anzeichen der Gelenkschäden nicht und schädigen ihre Gelenke fortwährend weiter.

  • Die neurogene Arthropathie entsteht durch eine zugrunde liegende Erkrankung wie Diabetes oder ein Schlaganfall, wodurch die Nerven betroffen sind.

  • Patienten entwickeln eine neurogene Arthropathie, weil sie Verletzungen der Gelenke nicht spüren können.

  • Typische Symptome sind Steifheit, Flüssigkeit und Schmerzen in den Gelenken.

  • Die Diagnose wird auf Basis von Röntgenuntersuchungen gestellt.

  • Die Behandlung der zugrunde liegenden Nervenstörung und die Stabilisierung von Gelenken und Frakturen, und manchmal eine Operation, können helfen, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und die Schmerzen zu lindern.

Alle Gelenke können betroffen sein, je nachdem, welcher Nerv geschädigt ist. Am häufigsten betroffen sind:

  • Hand- und Fußgelenke

  • Fußgelenke bei Diabetikern

Die Erkrankung tritt meist nur in einem Bereich auf, etwa am Fuß oder am Knöchel, und selten in mehr als zwei oder drei Gelenken.

Ursachen für eine neurogene Arthropathie

Wenn bestimmte Nerven geschädigt sind, führt dies zu einer Schmerzunempfindlichkeit. Diese Nerven können durch zahlreiche Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Rückenmarkerkrankungen (z. B. Verletzungen und flüssigkeitsgefüllte Hohlräume im Rückenmark bzw. Syringomyelie) und Syphilis geschädigt werden. Die häufigsten Ursachen sind:

In solchen Fällen spüren die Betroffenen den Schmerz in dem betroffenen Gelenk nicht mehr, und kleinere Verletzungen und sogar Brüche bleiben unbemerkt. Es kann Jahre dauern, bis das Gelenk durch wiederholte Verletzungen soweit geschädigt ist, dass es nicht mehr funktioniert. Dann kann die Krankheit jedoch so rasch fortschreiten, dass das Gelenk innerhalb weniger Monate vollständig zerstört wird.

Symptome der neurogenen Arthropathie

Im frühen Stadium ähnelt eine neurogene Arthropathie einer Arthrose, da die Gelenke versteifen und sich Flüssigkeit in ihnen ansammeln kann. Das häufigste Frühsymptom sind Schmerzen. Da die Schmerzempfindlichkeit deutlich beeinträchtigt ist, verspüren die Betroffenen trotz der immensen Schädigungen nur geringe Schmerzen. Schreitet die Krankheit rasch fort, können jedoch starke Gelenkschmerzen auftreten. Das Gelenk ist dann gewöhnlich durch Flüssigkeitsansammlungen und Knochenwucherungen angeschwollen. Durch mehrfache Frakturen und Überdehnung der Bänder wird es instabil, sodass lose Knochenteile und Knorpel verrutschen. Eventuell schwimmen Knochensplitter in der Gelenkflüssigkeit und verursachen bei Bewegung des Gelenks laute, mahlende Geräusche.

Bei den unterschiedlichen Gelenken liegen unterschiedliche Erkrankungen zugrunde. Eine unbehandelte Syphilis z. B. greift die Knie- und Hüftgelenke an, Diabetes mellitus hingegen Füße und Knöchel. Syringomyelie befällt normalerweise die Halswirbel der Wirbelsäule und damit die Gelenke der oberen Gliedmaßen, vor allem an Ellenbogen und Schulter.

Selten kann es zu einer zweiten Arthritis kommen, die durch Bakterien verursacht wird (siehe infektiöse Arthritis). Diese kann mit oder ohne die für eine infektiöse Arthritis typischen Begleiterscheinungen wie Fieber oder allgemeines Unwohlsein auftreten. Diabetiker sind hiervon am häufigsten betroffen.

Strukturen wie Blutgefäße, Nerven und das Rückenmark können durch Knochenwucherungen eingequetscht werden.

Diagnose der neurogenen Arthropathie

  • Röntgenaufnahmen

Bei einer neurologischen Erkrankung sowie den typischen Symptomen einer Gelenkerkrankung liegt die Vermutung nahe, dass es sich um neurogene Arthropathie handelt.

Der Gelenkschaden ist auf dem Röntgenbild zu erkennen; meist ist er mit Kalziumablagerungen und Knochenwucherungen bzw. Knochendeformierungen verbunden.

Vorbeugung einer neurogenen Arthropathie

  • Vermeidung von Verletzungen und Verwendung von Schutzvorrichtungen, beispielsweise von Schienen und Spezialstiefeln

Manchmal lässt sich einer neurogenen Arthropathie vorbeugen, indem sorgsam auf die Füße geachtet und Verletzungen vermieden werden.

Schienen und Spezialschuhe können anfällige Gelenke ebenfalls schützen. Eine Stabilisierung der Gelenke kann einer neurogenen Arthropathie bei einer gefährdeten Person vorbeugen.

Behandlung der neurogenen Arthropathie

  • Behandlung der zugrundeliegenden Nervenerkrankung

  • Chirurgische Gelenkreparatur oder chirurgischer Gelenkersatz

Die Behandlung der neurologischen Grunderkrankung kann die Gelenkzerstörung verlangsamen oder den Zustand sogar bessern. Durch Ruhigstellung schmerzloser Frakturen und Stabilisierung der instabilen Gelenke kann die Schädigung aufgehalten oder auf ein Minimum beschränkt werden.

Hüft- und Kniegelenke können in einem chirurgischen Eingriff repariert oder ausgetauscht werden. Doch künstliche Gelenke lockern sich oft und verschieben sich schnell.