Druckgeschwüre

(Bettgeschwüre; Dekubitalulzera, Wundliegen; Druckverletzungen)

VonJoshua S. Mervis, MD, Tufts University School of Medicine;
Tania J. Phillips, MD, Boston University School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Sep. 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN
Kurzinformationen

Druckgeschwüre sind Bereiche beschädigter Haut, die durch mangelnde Durchblutung aufgrund von länger andauerndem Druck entstehen.

  • Druckgeschwüre entstehen oft durch Druck in Verbindung mit Ziehen an der Haut, Reibung und Feuchtigkeit, insbesondere über Knochenvorsprüngen.

  • Die Diagnose stützt sich im Allgemeinen auf eine körperliche Untersuchung.

  • Behandelt werden Druckgeschwüre durch Reinigen, Druckentlastung der betroffenen Bereiche, spezielle Verbände und mitunter Antibiotika und/oder Operationen.

  • Bei einer entsprechenden Behandlung verheilen Druckgeschwüre im Frühstadium oft gut.

  • Ein häufiges Umlegen und eine sorgfältige Hautpflege sind die besten Maßnahmen zur Vorbeugung von Druckgeschwüren.

Ärzte bezeichnen die Druckgeschwüre meist als „Druckverletzungen“, da Betroffene im Frühstadium (siehe Symptome) keine tatsächlichen Geschwüre aufweisen.

Druckgeschwüre treten da auf, wo durch ein Bett, einen Rollstuhl, einen Gipsverband, eine Schiene, eine schlecht sitzende Orthese oder Prothese oder andere Gegenstände Druck auf die Haut ausgeübt wird. Am häufigsten kommt es an den Stellen zu Druckgeschwüren, wo der Knochen dicht unter der Haut liegt, wie am Hüftknochen, am Steißbein, an der Ferse, an den Knöcheln und an den Ellenbogen. Druckgeschwüre können jedoch überall auftreten.

Druckgeschwüre führen dazu, dass die Dauer der stationären Behandlung oder der häuslichen Pflege verlängert werden muss. Sie können lebensgefährlich sein, wenn sie unbehandelt bleiben oder der sonstige Gesundheitszustand eine Heilung verhindert.

In den Vereinigten Staaten kommt es jedes Jahr ungefähr bei 2,5 Millionen Menschen zu Druckgeschwüren, was zu einer bedeutenden Ausgabenlast für die Bevölkerung und das Gesundheitssystem führt. Die Zahl der Betroffenen steigt, hauptsächlich aufgrund der alternden Bevölkerung.

Druckgeschwüre verursachten im Jahr 2019 weltweit 24.400 Todesfälle.

Häufige Stellen, an denen Druckgeschwüre entstehen

Risikofaktoren

Zu den Risikofaktoren für Druckgeschwüre gehört Folgendes:

  • Über 65 Jahre alt

  • Verminderte Mobilität

  • Langfristiger Kontakt mit Hautreizenden Stoffen (wie Kot oder Urin)

  • Beeinträchtigte Wundheilung infolge von Mangelernährung oder einer Erkrankung wie Diabetes, peripherer arterieller Verschlusskrankheit oder venöser Insuffizienz

  • Verlust der Berührungsempfindung aufgrund einer Schädigung der Nerven (betroffene Menschen verspüren keine Beschwerden oder Schmerzen, die sie zu einer Lageänderung veranlassen würden)

Druckgeschwüre treten am häufigsten bei älteren Erwachsenen auf, da ihre Haut dünner sein kann und womöglich langsamer heilt. Es kommt häufig nach einem Krankenhausaufenthalt, den eine andere Erkrankung notwendig machte, durch das die Fähigkeit der Betroffenen, sich zu bewegen, eingeschränkt war, zu den Geschwüren.

Druckgeschwüre können bei Menschen jeden Alters auftreten, die bettlägerig, an einen Rollstuhl gebunden oder außerstande sind, die eigene Liege- oder Sitzposition zu verändern. Bei Menschen mit Nervenschädigungen oder Lähmungen besteht ein höheres Risiko für das Auftreten von Druckgeschwüren. Sie können sich auch bei Kindern entwickeln, die unter schweren neurologischen Beeinträchtigungen wie Spina bifida, Zerebralparese und Rückenmarksverletzungen leiden, sodass sie sich weniger gut bewegen können.

Falsche Ernährung erhöht das Risiko für Druckgeschwüre und verlangsamt ihre Heilung. Unterernährte Menschen haben möglicherweise nicht genug Körperfett, um das Gewebe zu polstern. Gleichzeitig heilt die Haut nur schlecht, wenn die Person unterernährt ist, insbesondere wenn ein Mangel an Proteinen, Vitamin C oder Zink besteht.

Der Alterungsprozess im Visier: Druckgeschwüre

Älterwerden an sich führt nicht zu Druckgeschwüren. Allerdings geht mit dem Älterwerden eine Gewebeveränderung einher, wodurch die Entstehung von Druckgeschwüren begünstigt wird. Mit zunehmendem Alter dünnen die äußersten Schichten der Haut aus. Viele ältere Erwachsene haben darüber hinaus weniger Fett- und Muskelpolster, die Druck aufnehmen könnten. Die Anzahl der Blutgefäße nimmt ab, und sie reißen leichter. Sämtliche Wunden, Druckgeschwüre eingeschlossen, heilen langsamer ab.

Bei bestimmten Risikofaktoren ist die Entwicklung von Druckgeschwüren bei älteren Erwachsenen wahrscheinlicher:

  • Bei Bewegungsunfähigkeit aufgrund einer Erkrankung wie Schlaganfall

  • Bei langfristiger Bettlägerigkeit, zum Beispiel nach einer Operation

  • Bei übermäßiger Schläfrigkeit (solche Menschen wechseln nur selten ihre Liegeposition oder müssen jemanden bitten, sie umzulagern)

  • Bei Verlust der Berührungsempfindung aufgrund einer Schädigung der Nerven (solche Menschen verspüren keine Beschwerden oder Schmerzen, aufgrund derer sie zu einer Lageänderung veranlasst wären)

  • Durch verminderte Reaktion auf das Geschehen in der Umgebung, einschließlich der eigenen Beschwerden und Schmerzen, durch eine Erkrankung, wie z. B. Demenz

  • Aufgrund einer beeinträchtigten Wundheilung infolge einer Erkrankung wie Diabetes, peripherer Arterienerkrankung oder Veneninsuffizienz

Wussten Sie ...

  • Mangelernährung erhöht die Wahrscheinlichkeit des Entstehens von Druckgeschwüren und verlangsamt deren Heilung.

Ursachen von Druckgeschwüren

Zu den Ursachen, die zur Entstehung von Druckgeschwüren beitragen können, zählen:

  • Druck

  • Extension

  • Reibung

  • Hautfeuchtigkeit

Druck

Druck auf die Haut, insbesondere über oder zwischen Knochenvorsprüngen, reduziert oder unterbricht die Blutversorgung der Haut. Druck kann durch ein Bett, einen Rollstuhl, einen Gipsverband, eine Schiene, eine schlecht sitzende Prothese oder einen anderen Gegenstand verursacht werden. Wenn die Blutversorgung länger als ein paar Stunden unterbrochen wird, fängt die Haut an abzusterben, beginnend mit der äußersten Schicht (der Epidermis). Die abgestorbene Haut zerfällt und bildet ein offenes Geschwür (Ulkus).

Bei den meisten Menschen entstehen keine Druckgeschwüre, da diese ständig unbewusst ihre Lage wechseln, sogar wenn sie schlafen. Allerdings sind manche nicht imstande, sich normal zu bewegen, weshalb sie einem höheren Risiko ausgesetzt sind, Druckgeschwüre zu bekommen. Zu dieser Gruppe Menschen gehören gelähmte, im Koma liegende, besonders schwache, sedierte oder in ihrer Bewegung eingeschränkte Menschen. Gelähmte und komatöse Patienten sind einem besonderen Risiko ausgesetzt, da sie vielleicht nicht imstande sind, sich zu bewegen oder Schmerzen zu verspüren (Schmerzen veranlassen Menschen normalerweise zum Lagewechsel oder dazu, dass sie jemanden bitten, ihnen dabei zu helfen).

Extension

Durch Zugkraft wird die Haut an den Seiten gespannt. Das verringert auch die Durchblutung der Haut.

Eine Zugbelastung entsteht dann, wenn ein Patient zum Beispiel in einem Bett gebettet wird, das schräg gestellt wurde, (wenn sein Bett aufgestellt wird, damit er in einer nahezu sitzenden Position darin liegen kann), und seine Haut dadurch gespannt wird. Muskeln und Gewebe unter der obersten Hautschicht werden durch die Schwerkraft nach unten gezogen, während die obersten Hautschichten in Kontakt mit der äußersten Oberfläche verbleiben (wie z. B. Bettlaken). Wenn die Haut gespannt wird, ist die Wirkung sehr ähnlich wie die von Druck.

Reibung

Friktion bedeutet, dass die Haut gegen Kleidung oder Bettwäsche reibt. Dies kann zu Druckgeschwüren führen oder diese verschlimmern. Durch wiederholte Reibung können die äußersten Schichten der Haut abgetragen werden. Solch eine Reibung kann zum Beispiel dann entstehen, wenn Patienten wiederholt über ein Bett gezogen werden.

Hautfeuchtigkeit

Feuchtigkeit kann zu einer Erhöhung der Hautreibung führen und bei längerer Einwirkung die schützende äußerste Schicht der Haut beschädigen. Beispielsweise kann die Haut über längere Zeiträume mit Schweiß, Urin (aufgrund von Harninkontinenz) oder Kot (aufgrund von Stuhlinkontinenz) in Kontakt sein.

Symptome von Druckgeschwüren

Druckgeschwüre schmerzen und jucken meist. Bei Menschen, deren Empfindungsfähigkeit gestört ist, können allerdings selbst schwere Geschwüre schmerzlos sein.

Druckgeschwüre werden nach dem Schweregrad der Gewebeschädigung in vier Stadien (1 bis 4) unterteilt. Druckgeschwüre nehmen nicht immer den Verlauf von einem schwächeren zu schwereren Stadien. Manchmal ist das erste sichtbare Anzeichen ein Geschwür von Grad 3 oder 4.

Grad 1: Bei heller Haut ist die Haut rot oder rosa. Bei dunkler Haut kann es zu keinen Veränderungen der Hautfarbe kommen.

Die Druckstelle kann sich außerdem wärmer, kälter, fester, weicher anfühlen oder druckempfindlicher sein als die umgebende Haut, die nicht durch Druck beschädigt ist. Bei diesem Grad ist noch kein echtes Geschwür vorhanden (die Haut aufgerissen).

Grad 2: Das Druckgeschwür ist flach, mit einer rosafarbenen bis roten Basis. Es kann zu Hautverlust und Blasenbildung kommen. Tieferes Gewebe unter der Wunde ist nicht sichtbar.

Grad 3: Die Haut über der Druckstelle ist abgeschilfert. Die Wunde reicht manchmal bis runter in die Fettschicht, aber tiefere Strukturen unter der Wunde, wie Muskeln und Knochen, sind nicht sichtbar.

Grad 4: Die Haut ist vollständig zerrieben, wodurch die tiefen Strukturen unter den Geschwüren wie Muskeln, Sehnen und Knochen sichtbar werden.

Beispiele der Druckgeschwürstadien 1–4
Druckgeschwür 1. Grades (Gesäß)
Druckgeschwür 1. Grades (Gesäß)
Auf diesem Foto eines Druckgeschwürs ersten Grades ist eine Rötung bei intakter Haut zu erkennen.

Foto von Gordian Medical, Inc. dba American Medical Technologies; mit freundlicher Genehmigung.

Druckgeschwür 2. Grades (Gesäß)
Druckgeschwür 2. Grades (Gesäß)
Auf diesem Foto ist ein Druckgeschwür zweiten Grades an der oberen rechten Gesäßhälfte (Pfeil) zu sehen. Gewebe unter d... Erfahren Sie mehr

BOILERSHOT PHOTO / SCIENCE PHOTO LIBRARY

Druckgeschwür 3. Grades (Ferse)
Druckgeschwür 3. Grades (Ferse)
Auf diesem Foto ist ein langsam heilendes, tiefes Druckgeschwür 3. Grades auf der Ferse zu sehen. Das Gewebe der oberst... Erfahren Sie mehr

DR. P. MARAZZI/SCIENCE PHOTO LIBRARY

Druckgeschwür 3. Grades (Rückgrat)
Druckgeschwür 3. Grades (Rückgrat)
Auf diesem Foto eines Druckgeschwürs dritten Grades ist eine tiefere Wunde über dem Ansatz des Rückgrats zu sehen. Tief... Erfahren Sie mehr

DR. BARRY SLAVEN / SCIENCE PHOTO LIBRARY

Druckgeschwür 4. Grades (Knie)
Druckgeschwür 4. Grades (Knie)
Dieses Foto eines Druckgeschwürs vierten Grades zeigt sichtbare tiefe Strukturen, wie Sehnen und das Gelenk.

Foto von Gordian Medical, Inc. dba American Medical Technologies; mit freundlicher Genehmigung.

Nicht einzuordnen: Mitunter kann ein Druckgeschwür keinem bestimmten Schweregrad zugeordnet werden. So können zum Beispiel Druckgeschwüre, die mit Verschmutzungen oder einer dicken, verkrusteten Oberfläche (Schorf) bedeckt sind, erst bezüglich ihres Schweregrads beurteilt werden, wenn die Verschmutzung oder der Schorf entfernt wurde.

Druckverletzung tiefer Gewebeschichten: Diese Verletzungen sind purpurne oder kastanienbraune Bereiche aufgebrochener oder nicht aufgebrochener Haut oder blutgefüllter Blasen, die durch eine Schädigung des darunterliegenden Weichgewebes verursacht werden. Die betroffenen Bereiche können sich dabei fester, weicher, wärmer oder kühler anfühlen als umgebendes Gewebe.

Druckverletzungen im Zusammenhang mit medizinischen Geräten: Diese Verletzungen entstehen durch die Anwendung von Geräten, die für Behandlungszwecke vorgesehen sind und für solche angewendet werden. Die langfristige Verwendung schlecht platzierter und schlecht sitzender medizinischer Vorrichtungen kann zu Verletzungen der Haut oder der Schleimhäute (der feuchten Oberflächen oder Innenwände einiger Körperteile) führen.

Zum Beispiel können Sauerstoffmasken oder -schläuche bei Personen, die mit Sauerstoff versorgt werden müssen, zu Druckgeschwüren am Nasenrücken, an den Ohren oder am Hinterkopf oder überall dort führen, wo die Maske mit Druck am Körper aufliegt. Schlecht sitzende Zahnprothesen oder ein falsch befestigter Endotrachealtubus können Druckgeschwüre im Mund verursachen. Die Verletzungen entsprechen typischerweise der Form oder dem Umriss des Geräts.

Ärzte können in der Regel den Schweregrad für medizingerätebedingte Druckverletzungen der Haut, nicht aber der Schleimhäute feststellen.

Komplikationen von Druckgeschwüren

Bakterielle Infektionen sind die häufigste Komplikation von Druckgeschwüren. Wenn Druckgeschwüre infiziert sind, können sie unangenehm riechen. Rund um das Geschwür kann Eiter auftreten. Der Bereich rund um das Druckgeschwür kann dabei gerötet sein oder sich warm anfühlen, und die Schmerzen können zunehmen, wenn sich die Infektion auf die umliegende Haut und das Gewebe unter der Haut ausbreitet. Die Person kann auch Fieber haben. Eine Infektion verzögert bei flachen Geschwüren die Heilung und kann bei tiefen Geschwüren lebensbedrohlich sein.

Infektionen von Druckgeschwüren, die nicht heilen, können außerdem die Bildung von Phlegmonen und Fistelkomedonen verursachen. Zellulitis ist eine sich ausbreitende bakterielle Infektion der Haut und des Gewebes direkt unter der Haut. Fistelkomedonen sind Fisteln, die die infizierten Bereiche der Hautoberfläche oder des Geschwürs mit anderen, tiefer im Körper liegenden Bereichen verbindet. So kann zum Beispiel von einem Druckgeschwür in der Nähe des Beckens eine Verbindung mit dem Darm durch einen Gang entstehen (sogenannte innere Fistel). Eine Infektion kann sogar in die Knochen (Osteomyelitis) oder Gelenke (infektiöse Arthritis) eindringen oder sich rasch ausbreiten und Muskel- und anderes Tiefengewebe zerstören (nekrotisierende Fasziitis).

In schweren Fällen kann die Infektion in den Blutkreislauf übergehen (Bakteriämie), was zu Fieber oder Schüttelfrost führt. In der Folge kann sie dann auf das Gehirn (Hirnhautentzündung [Meningitis]) und das Herz (Entzündung der Herzinnenhaut [Endokarditis]) übergreifen.

Diagnose von Druckgeschwüren

  • Untersuchung durch den Arzt

  • Stadieneinteilung der Geschwüre

  • Beurteilung des Ernährungszustandes

  • Manchmal Bluttests und Magnetresonanztomografie

Druckgeschwüre werden in der Regel durch eine körperliche Untersuchung und die Feststellung des Erscheinungsbildes und des Bereichs, an dem die Geschwüre auftreten, diagnostiziert.

Da die Tiefe und Schwere von Druckgeschwüren oft schwer zu bestimmen sind, werden Druckgeschwüre von medizinischen Fachkräften oft in Grade eingestuft und fotografiert, um zu verfolgen, wie sie sich entwickeln, bzw. heilen. Zur Bestimmung der Heilung eines Druckgeschwürs werden spezielle Kriterien angewandt.

Der Arzt beurteilt die Patienten auch auf ihren Ernährungsstatus, indem er sie untersucht und nach ihrer Nahrungsaufnahme und Gewichtsveränderungen fragt.

Bei Patienten mit Druckgeschwüren, insbesondere von Grad 3 und 4, werden manchmal Bluttests durchgeführt. Manchmal wird eine Blutprobe angelegt, um festzustellen, ob sich die Infektion auf den Blutkreislauf ausgebreitet hat.

Unterernährte Personen werden eingehender untersucht.

Wenn Druckgeschwüre nicht heilen, geht man oft von einer Komplikation wie einer Infektion aus. Besteht der Verdacht auf eine Osteomyelitis, führen die Ärzte Bluttests und oftmals bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomografie (MRT) durch. Um eine Osteomyelitis bestätigen zu können, ist die Entnahme einer kleinen Menge Knochengewebes (Biopsie) erforderlich, um zu überprüfen, ob daraus Bakterien wachsen (Anlegen einer Kultur).

Behandlung von Druckgeschwüren

  • Druckentlastung

  • Wundreinigung und Verbände

  • Schmerzmanagement

  • Infektionskontrolle

  • Gute Ernährung

  • Manchmal operative Eingriffe

Druckgeschwüre zu behandeln ist wesentlich schwieriger, als ihnen vorzubeugen.

Das Hauptaugenmerk der Behandlung liegt auf der Entlastung des Drucks auf die Geschwüre, der angemessenen Säuberung und dem richtigen Verbinden der Wunden, der Kontrolle der Infektion und der Gewährleistung einer angemessenen Ernährung. In manchen Fällen ist eine Operation zum Schließen der Wunden erforderlich.

Druckentlastung

Um den auf die Haut wirkenden Druck zu entlasten, bedarf es eines sorgfältigen Umlagerns, Schutzvorrichtungen und Stützflächen. Im frühesten Stadium heilen Druckgeschwüre normalerweise von alleine, sobald der Druck beseitigt wurde.

Häufiges Umlagern (und die Wahl einer geeigneten Position) ist die wesentliche Methode, den Druck zu entlasten. Bettlägerige Patienten sollten mindestens alle ein bis zwei Stunden umgelagert und in einem Winkel zur Matratze positioniert werden, sodass in der Seitenlage kein Druck auf die Hüften ausgeübt wird. Ein Anheben des Kopfendes des Bettes sollte minimal gehalten werden, um die Auswirkungen von Zugbelastung zu vermeiden. Beim Umlagern sollte unnötige Reibung vermieden werden; dazu sollten Hebevorrichtungen oder das Anheben von Bettlaken einem Verschieben oder Ziehen der Patienten vorgezogen werden. Betreuer können durch Ärzte angewiesen werden, bei der Umlagerung einen schriftlichen Plan einzuhalten und die Tätigkeiten zu dokumentieren. Menschen im Rollstuhl sollten stündlich neu positioniert werden und, wenn sie es selbst können, alle 15 Minuten zur Veränderung ihrer Position aufgefordert werden. Andernfalls sollten die Betreuer den Betroffenen helfen, ihre Position zu ändern.

Schutzpolster wie Kissen, Schaumkeile und Fersenschützer können zwischen und/oder unter den Knien, den Knöcheln und den Fersen platziert werden, wenn Menschen auf dem Rücken oder der Seite liegen. Knochenvorsprünge wie die Fersen und Ellenbogen lassen sich mit weichen Materialien polstern, wie zum Beispiel Schaumkeile oder Fersenschützer. Patienten, die in einem Stuhl sitzen können, werden weiche Sitzkissen gegeben.

Stützmatratzen wie Kaltschaummatratzen und andere Matratzenarten, auf die bettlägerige Menschen gelegt werden, können zur Druckentlastung verwendet werden. Sie werden in Krankenhäusern, Pflegeheimen und mitunter in Privathaushalten eingesetzt. Stützmatratzen werden danach unterschieden, ob diese zum Betrieb Strom benötigen oder nicht. Statische Stützmatratzen brauchen keinen Strom, dynamische jedoch schon.

Zu statischen Systemen gehören Luft-, Schaum-, Gel- und Wasserauflagen und -matratzen. Matratzen mit einer sogenannten Eierschachtelstruktur sind nicht geeignet, um Druck zu entlasten. In der Regel bieten statische Stützmatratzen eine größere Fläche, auf der das Gewicht verteilt wird, wodurch die Druck- und Zugbelastung verringert wird. Statische Stützmatratzen werden traditionell zur Vermeidung von Druckgeschwüren oder zur Behandlung von solchen mit Grad 1 eingesetzt.

Zu den dynamischen Stützmatratzen gehören Wechseldruck-Luftmatratzen, Weichlagerungsmatratzen und luftdurchströmte Matratzen. Wechseldruck-Luftmatratzen haben Luftkammern, die abwechselnd mittels einer Pumpe aufgepumpt und entlastet werden, wodurch stützender Druck von einer Seite zur anderen verlagert wird. Weichlagerungsmatratzen sind riesige, luftdurchlässige Kissen, die kontinuierlich mit Luft aufgeblasen werden. Der Luftstrom hat eine trocknende Wirkung auf das Hautgewebe. In luftdurchströmten Matratzen hingegen zirkuliert die Luft. Sie entziehen Feuchtigkeit und sorgen für Kühlung. Dynamische Stützmatratzen werden immer dann verwendet, wenn ein Druckgeschwür auf einer statischen Matratze nicht abheilt.

Wundreinigung und Verbände

Um zu heilen, müssen Druckgeschwüre gereinigt und von abgestorbenem Hautgewebe befreit werden (dieses Verfahren nennt sich Debridement), und Verbände müssen angelegt werden.

Die Wunde wird beim Verbandswechsel gereinigt. Medizinische Fachkräfte spülen (irrigieren) häufig die Wunde, insbesondere dessen tiefreichende Risse, mit Kochsalzlösung, um verborgene Verunreinigungen zu lösen und herauszuspülen.

Ein Arzt kann zur Entfernung des abgestorbenen Gewebes ein Skalpell, eine chemische Lösung, ein Sprudelbad (Wassertherapie), einen speziellen Verband oder biochirurgische Maßnahmen anwenden (Einsatz von Maden zu medizinischen Zwecken, die das tote Gewebe entfernen). Die Entfernung abgestorbenen Gewebes ist in der Regel schmerzlos, da das tote Gewebe empfindungslos ist. Einige Schmerzen können dennoch auftreten, da sich gesundes Gewebe in unmittelbarer Nähe befindet.

Zum Schutz und zur Heilung von Wunden werden Verbände angewandt. Sie werden bei Druckgeschwüren von Grad 1 und bei allen anderen Druckgeschwüren eingesetzt. Wenn die Haut durchbrochen ist, wird bei der Wahl des richtigen Verbands die Lage und der Zustand des Druckgeschwürs berücksichtigt. Die Menge an Wundflüssigkeit aus den Geschwüren ist dabei ein Anhaltspunkt, wonach man den besten Verbandstyp bestimmen kann.

  • Transparente (durchsichtige) Folien oder Hydrogele helfen bei Druckgeschwüren von Grad 1 mit minimaler Wundflüssigkeit und ermöglichen es ihnen, schnell abzuheilen. Transparente Folien und Hydrogele müssen alle drei bis sieben Tage gewechselt werden.

  • Hydrokolloidpflaster (sauerstoff- und feuchtigkeitsbindend) schützen die Druckgeschwüre und bieten für Geschwüre mit leichtem Wundfluss eine gesunde Umgebung. Diese Flecken können je nach Menge der Drainage bis zu 1 Woche an Ort und Stelle belassen werden.

  • Alginate (aus Seetang), die als Wundauflagen, Bänder und in Streifen und Hydrofasern erhältlich sind, werden für Druckgeschwüre mit viel Wundausfluss und zur Kontrolle von Blutungen nach einem chirurgischen Débridement verwendet. Alginate können bis zu sieben Tage verwendet werden, müssen aber vorher gewechselt werden, wenn sie mit Flüssigkeit gesättigt sind.

  • Schaumverbände können bei Geschwüren verwendet werden, die Sekret in unterschiedlich großen Mengen absondern. Schaumverbände müssen alle drei bis vier Tage gewechselt werden. Wasserdichte Ausführungen schützen die Druckgeschwüre vor Schweiß, Urin und Kot.

Schmerzmanagement

Druckgeschwüre können bedeutende Schmerzen verursachen.

Ärzte behandeln Schmerzen in der Regel eher mit Paracetamol oder nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) als mit Opioiden. Opioide verursachen eine Sedierung, die wiederum zur Bewegungslosigkeit führt.

Infektionskontrolle

Die meisten oberflächlichen Infektionen können manchmal mit Antibiotika behandelt werden, die direkt auf die Haut aufgetragen werden. Ärzte verabreichen auch Antibiotika zum Einnehmen oder als Injektion, wenn der Patient eine Infektion hat, die sich ausgebreitet hat, zum Beispiel auf tiefere Gewebeschichten, die Haut unter dem Geschwür oder den Knochen oder den Blutkreislauf.

Eine Knochenmarkinfektion (Osteomyelitis) ist schwierig zu heilen und bedarf einer mehrwöchigen Behandlung mit einem durch die Vene (intravenös) verabreichten Antibiotikum.

Ernährung

Eine Unterernährung ist bei Menschen mit Druckgeschwüren häufig. Eine angemessene Ernährung ist zur Unterstützung des Heilungsprozesses und zur Vermeidung der Neubildung von Druckgeschwüren wichtig. Es wird eine ausgeglichene, eiweißreiche Ernährung empfohlen. Bei unterernährten Menschen ist oft eine Beratung durch einen Ernährungsspezialisten hilfreich. Menschen, die nicht ausreichend essen, um ihren Ernährungsbedarf zu decken, müssen eventuell mittels einer Magensonde (Sondenernährung) oder eines Zugangs durch die Vene (parenterale Ernährung) ernährt werden (siehe Behandlung der Unterernährung).

Wird beim Patienten irgendein Vitaminmangel festgestellt, werden ihm ergänzende Dosen des betreffenden Vitamins verabreicht.

Operation

Tiefreichende oder große Druckgeschwüre sind schwer zu behandeln. Manchmal müssen diese mit Transplantaten und Lappen aus Haut und manchmal auch aus Muskel geschlossen werden. Bei diesen Verfahren wird gesundes und dickeres Gewebe mit einer guten Blutversorgung chirurgisch transplantiert, um den beschädigten Bereich abzudecken.

Hauttransplantate werden für große und flache Druckgeschwüre eingesetzt. Lappen mit Haut und Muskel werden eingesetzt, um Druckgeschwüre über großen knöchernen Bereichen zu schließen (in der Regel über dem Steißbein, den Hüften und den oberen Enden der Oberschenkelknochen).

Bei manchen Patienten verbessert eine Operation die Lebensqualität. Die Operation ist allerdings nicht immer erfolgreich, insbesondere bei geschwächten älteren Erwachsenen, die unterernährt sind oder an anderen Krankheiten leiden.

Prognose bei Druckgeschwüren

Die Heilungsaussichten von Druckgeschwüren im Frühstadium sind sehr gut, wenn die betroffenen Personen zeitnah eine angemessene Behandlung erfahren, allerdings dauert die Heilung in der Regel mehrere Wochen. Nach sechsmonatiger Behandlung heilen mehr als 70 % der Druckgeschwüre von Grad 2, 50 % der Druckgeschwüre von Grad 3 und 30 % der Druckgeschwüre von Grad 4 ab.

Druckgeschwüre entstehen oft bei Menschen, die eine mangelhafte Pflege erhalten, an Wundheilungsstörungen (wie Diabetes oder Unterernährung) leiden oder bei denen beides zutrifft. Ohne fortwährende sorgfältige Pflege der Geschwüre und ohne Behandlung der anderen Erkrankungen und Komplikationen ist die langfristige Prognose schlecht, sogar wenn Druckgeschwüre abgeheilt sind.

Vorbeugung von Druckgeschwüren

  • Häufiges Umlagern

  • Sorgfältige Hygiene und Hautpflege

  • In Bewegung bleiben

Vorbeugung ist die beste Strategie für den Umgang mit Druckgeschwüren. In den meisten Fällen können Druckgeschwüre durch sorgfältige Pflege von Seiten aller Pflege- und Pflegehilfskräfte und Familienmitglieder verhindert werden.

Häufiges Umlagern ist die beste Maßnahme zur Vermeidung von Druckgeschwüren. Menschen, die sich selbst nicht bewegen können, sollten häufig umgelagert werden. So sollte zum Beispiel bei bettlägerigen Menschen mindestens alle 1 bis 2 Stunden ein Lagewechsel vorgenommen werden. Patienten, die in einen Stuhl gelegt werden, sollten stündlich umgelagert werden. Wenn sie dazu in der Lage sind, sollten sie ermutigt werden, ihre Position alle 15 Minuten von selbst zu ändern.

Pflegekräfte sollten die Haut täglich auf frühe Anzeichen wie Rötungen oder Verfärbungen hin aufmerksam untersuchen. Jegliches Anzeichen einer Rötung oder Hautverfärbung ist ein Signal, dass die betreffende Person umgelagert und davon abgehalten werden muss, auf der verfärbten Fläche zu liegen oder zu sitzen, bis deren Färbung wieder normal ist.

Wussten Sie ...

  • Um Druckgeschwüre bei bewegungsunfähigen Menschen zu verhindern, sollte man ihnen helfen, ihre Lage (jede Stunde für an den Rollstuhl gebundene Patienten und alle ein bis zwei Stunden für bettlägerige Patienten) zu wechseln.

Hautpflege ist unabdingbar, um Druckgeschwüren vorzubeugen. Die Haut muss sauber und trocken gehalten werden, da Feuchtigkeit die Entwicklung von Druckgeschwüren begünstigt. Trockene Haut klebt seltener an Stoffen, wodurch ansonsten Reibung und Zugbelastung entstehen können. Nach dem Reinigen sollte die Haut durch sanftes Abtupfen abgetrocknet werden (ein Reiben der Haut sollte vermieden werden). Dickflüssige Cremes können eine Art Barriere bilden, um die darunter liegende Haut vor Feuchtigkeit zu schützen und so der Bildung von Druckgeschwüren vorzubeugen. Bei ans Bett gebundenen Menschen sollten Laken und Bezüge häufig ausgetauscht werden, um sicherzustellen, dass diese sauber und trocken sind. Maisstärke kann das Wachstum von Mikroorganismen ermöglichen und sollte nicht verwendet werden, aber in Bereichen, die Reibung ausgesetzt sind, kann Talkum verwendet werden.

Knochenvorsprünge (wie die Fersen und Ellenbogen) lassen sich mit weichen Materialien polstern, wie zum Beispiel Schaumkeile oder Fersenschützer. Zum Auseinanderhalten von Körperflächen können Schutzpolster, Kissen oder Schaffelle benutzt werden. Spezialbetten, -matratzen und Sitzkissen können den Druck abbauen und Menschen, die einen Rollstuhl benötigen oder bettlägerig sind, zusätzliche Entlastung bieten. Ein Arzt oder eine Pflegekraft kann die am besten geeignete Matratzenoberfläche oder ein Sitzkissen empfehlen. Dabei ist es wichtig, nicht zu vergessen, dass keines dieser Hilfsmittel den Druck komplett entfernt und die Notwendigkeit des häufigen Umlagerns ersetzt.

Einen wichtigen Teil der Vorbeugung gegen Druckgeschwüre stellt Bewegung dar. Bei Menschen, die Schwierigkeiten haben, sich zu bewegen, oder bei solchen, die bewegungsunfähig sind, besteht ein Risiko für das Entstehen von Druckgeschwüren. Deshalb ist es wichtig, körperliche Betätigung zu fördern. Medikamente zum Einschlafen (Sedativa), sollten reduziert oder vermieden werden, da schläfrige Menschen mit geringerer Wahrscheinlichkeit ihre Position wechseln.