Überblick über Mittelohrentzündungen bei kleinen Kindern

(Mittelohrentzündung)

VonUdayan K. Shah, MD, Sidney Kimmel Medical College at Thomas Jefferson University
Überprüft/überarbeitet Apr. 2022
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Eine Mittelohrentzündung ist eine Infektion des Raums, der sich unmittelbar hinter dem Trommelfell befindet.

Ein Blick ins Ohr

Mittelohrentzündungen (Otitis media) können bei älteren Kindern und Erwachsenen auftreten (siehe Mittelohrentzündung (akut)), sind jedoch besonders bei kleinen Kindern zwischen 3 Monaten und 3 Jahren verbreitet. Sie werden häufig von einer Erkältung begleitet. Kleine Kinder sind aus verschiedenen Gründen besonders anfällig für Mittelohrentzündungen:

  • Unterschiedliche Größe und Länge der eustachischen Röhre im Vergleich zu Erwachsenen

  • Erhöhte Infektionsanfälligkeit

  • Erhöhtes Infektionsrisiko

  • Verwendung eines Schnullers

Ein Hauptrisikofaktor ist

  • Exposition gegenüber Zigarettenrauch im Haushalt

Weitere Risikofaktoren sind familiär gehäuft vorkommende Ohrenentzündungen, Flaschenernährung (anstatt Stillen), Besuch einer Tagesstätte und das Leben in ärmeren Regionen oder Gebieten mit hoher Luftverschmutzung.

Die eustachische Röhre verbindet das Mittelohr mit den Nasengängen und trägt zum Ausgleich des Luftdrucks im Mittelohr mit dem der Umgebung bei. Bei älteren Kindern und Erwachsenen verläuft die eustachische Röhre relativ senkrecht, ist weit und starr und Sekrete, die durch die Nasengänge eintreten, fließen ungehindert ab. Im Gegensatz dazu liegt die eustachische Röhre bei Säuglingen und kleineren Kindern nahezu horizontal, ist enger, flexibler und kürzer. Daher geht man davon aus, dass die Röhre durch Sekrete leichter verstopft wird und sich verschließt und die im Mittelohr oder in der Nase festsitzenden Sekrete nicht abfließen können und keine Luft mehr ins Mittelohr gelangt. Die Sekrete können auch Viren oder Bakterien enthalten, die sich vermehren und zu einer Infektion führen. Die Erreger können die bei Kleinkindern recht kurze eustachische Röhre hoch wandern und eine Mittelohrentzündung verursachen.

Die eustachische Röhre: Erhaltung gleicher Luftdruckverhältnisse

Die eustachische Röhre hilft, den Druck auf beiden Seiten des Trommelfells im Gleichgewicht zu halten, indem Luft von außen in das Mittelohr gelangt. Ist die eustachische Röhre verstopft, kann die Luft nicht ins Mittelohr vordringen, und der Druck fällt ab. Ist der Luftdruck im Mittelohr geringer als im Gehörgang, wölbt sich das Trommelfell nach innen. Das kann Schmerzen verursachen, zu einem Bluterguss im Trommelfell führen oder es platzen lassen.

Kinder werden ab dem 6. Lebensmonat generell anfälliger für Infektionen, da sie von da an die Schutzwirkung der mütterlichen Antikörper, die sie vor der Geburt über die Plazenta erhalten haben, verlieren. Das Stillen scheint durch die in der Muttermilch enthaltenen Antikörper den Schutz vor Infektionen und somit auch Ohrenentzündungen noch etwas zu verlängern.

Ab diesem Alter kommen Kinder auch mehr in Kontakt mit anderen Kindern und können sich Virusinfektionen zuziehen, weil sie andere Kinder und Objekte berühren und dann ihre Finger in Mund und Nase stecken. Diese Infektionen können zu Mittelohrentzündungen führen. In Kinderkrippen besteht ebenfalls erhöhte Erkältungsgefahr und damit ein erhöhtes Risiko für Mittelohrentzündungen.

Die Verwendung eines Schnullers kann die Funktion der eustachischen Röhre stören und so die Luft daran hindern, zum Mittelohr zu gelangen.

Alle Kinder haben Schmerzen im betroffenen Ohr (siehe Ohrenschmerz). Säuglinge mit Mittelohrentzündung können einfach reizbar sein oder Schlafprobleme haben. Kleine Kinder haben häufig Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.

Diagnose von Mittelohrentzündungen bei Kindern

  • Ärztliche Untersuchung

Zur Bestimmung einer Mittelohrentzündung wird das Ohr bzw. das Trommelfell mit einem Otoskop auf Wölbungen und Rötungen untersucht.

Behandlung von Mittelohrentzündungen bei Kindern

  • Mitunter Antibiotika

Akute Mittelohrinfektionen und eitrige Mittelohrentzündung (eine Flüssigkeitsansammlung hinter dem Trommelfell) klingen normalerweise ohne Antibiotika wieder ab. Zur Behandlung einer akuten Mittelohrinfektion werden jedoch manchmal Antibiotika verabreicht. Bei einer eitrigen Mittelohrentzündung (Otitis media), die nicht abklingt, ist ein operativer Eingriff erforderlich.

Chronische Mittelohrentzündungen können erneut auftreten oder lange Zeit andauern. Zur Behandlung dieser Infektionen sind Ohrentropfen, Antibiotika und manchmal ein operativer Eingriff nötig.