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Das Opfer ist meist eine Frau, kann aber auch ein Mann sein.
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Gewalt kann zu körperlichen Verletzungen, psychischen Problemen, sozialer Isolation, Arbeitsplatzverlust, finanziellen Problemen oder sogar zum Tod führen.
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Der Verdacht auf häusliche Gewalt kann aufgrund von Verletzungen, widersprüchlichen oder rätselhaften Symptomen oder dem Verhalten des Opfers und/oder des Partners bestehen.
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Die erste Überlegung gilt der Sicherheit – z. B., einen Fluchtplan zur Hand zu haben.
Häusliche Gewalt kann sich zwischen Eltern und Kindern, Kindern und Großeltern, zwischen Geschwistern und zwischen Intimpartnern ereignen. Sie kommt in allen Kulturen, Religionen ethnischen Gruppen, sexuellen Orientierungen, Berufs-, Einkommens-, Bildungs- und Altersgruppen vor.
Frauen sind von häuslicher Gewalt mehr bedroht als Männer. Etwa 95 % der Betroffenen, die aufgrund von häuslicher Gewalt ärztliche Hilfe aufsuchen, sind Frauen.
In den Vereinigten Staaten berichten die folgenden Gruppen irgendwann in ihrem Leben von häuslicher Gewalt:
In den Vereinigten Staaten waren mehr als 21 Prozent aller Frauen und beinahe 15 Prozent aller Männer im Laufe ihres Lebens bereits von schwerer körperlicher Gewalt durch einen Beziehungspartner betroffen. Frauen werden häufiger Opfer von körperlicher Gewalt oder Mord durch einen männlichen Partner als durch andere Personen. Experten schätzen, dass in den USA jedes Jahr etwa zwei Millionen Frauen schwer von ihrem Partner geschlagen werden.
Körperlicher Missbrauch
Körperlicher Missbrauch ist die offensichtlichste Form von häuslicher Gewalt. Dazu zählen Schläge, Ohrfeigen, Tritte, Kniffe, Knochenbrüche, Haare ausreißen, Schubsen, Arme verdrehen, gegen etwas knallen, Würgen, Drosseln, Prügel und Verbrennungen. Dem Opfer kann auch Nahrung oder Schlaf vorenthalten werden. Waffen, wie z. B. ein Gewehr oder ein Messer, können zum Einsatz kommen, um damit zu drohen oder Verletzungen herbeizuführen.
Sexueller Übergriff
Sexuelle Übergriffe sind ebenfalls weit verbreitet. Viele Frauen, die von ihrem Partner körperlich misshandelt werden, sind auch Opfer sexueller Übergriffe. Sexuelle Übergriffe erfolgen mittels Bedrohungen oder Gewalt, um einen sexuellen Kontakt zu erzwingen, der von ungewollten Berührungen über Grabschen und Küssen bis hin zur Vergewaltigung reicht.
Psychische Misshandlung
Die psychische Misshandlung kommt sehr häufig vor und geht meist mit einem körperlichen oder sexuellen Missbrauch einher. Zu den psychischen Misshandlungen gehören alle Verhaltensweisen, die das Opfer klein halten, oder unterminieren und in denen der Stärkere Macht über das Opfer ausübt. Eine psychische Misshandlung kann Folgendes beinhalten:
Der Täter setzt das Opfer unter vier Augen oder öffentlich mit Worten herab, demütigt es, schüchtert es ein und bedroht es. Der Täter lässt das Opfer glauben, dass seine Wahrnehmung der Realität falsch und es verrückt sei, d. h., er versucht, es in den Wahnsinn zu treiben (sog. Psychoterror oder Gaslighting), oder redet ihm ein, es sei schuldig oder verantwortlich für die Missbrauchsbeziehung. Gegenstand der Demütigung können auch die sexuelle Leistung und/oder das körperliche Erscheinungsbild des Opfers sein.
Der Täter kann das Opfer teilweise oder vollständig isolieren, indem er die Beziehung zu Freunden, Verwandten und anderen Menschen kontrolliert. Hierzu gehört das Verbot des Kontakts zu anderen Menschen – persönlich, schriftlich, telefonisch, per E-Mail, SMS oder über soziale Medien. Die Übergriffe werden unter Umständen mit dem Motiv Eifersucht gerechtfertigt. Das Opfer kann weiter isoliert werden, indem der Täter es überzeugt, dass Familienmitglieder und Freunde ihm nicht helfen können.
Oft hält der Täter Geld zurück, um das Opfer zu kontrollieren. Das Opfer ist vielleicht vom Täter (ganz oder teilweise) finanziell abhängig. Der Täter kann die Kontrolle aufrechterhalten, indem er verhindert, dass das Opfer arbeiten geht, indem er ihm Informationen über die gemeinsamen Finanzen vorenthält und ihm Geld abnimmt.
Der Täter kann auch verhindern, dass das Opfer medizinische Hilfe erhält.
Missbrauch mittels Technologie
Verhalten des Täters nach dem Missbrauch
Nach einem Missbrauch bittet der Täter möglicherweise um Vergebung und verspricht, sich zu ändern und das missbrauchende Verhalten zu beenden. Normalerweise setzt sich der Missbrauch jedoch fort und eskaliert häufig.
Die Gewaltausbrüche treten episodisch auf und sind nicht vorhersehbar. Dadurch lebt das Opfer möglicherweise in einer fast ständigen Angst vor dem nächsten Ausbruch.
Gründe, warum Opfer in einer Missbrauchsbeziehung bleiben
Häufig beenden die Opfer die Missbrauchsbeziehung nicht. Gründe dafür sind u. a.:
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Gefühl der finanziellen Abhängigkeit vom Täter
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Gefühl des Alleinseins ohne Hilfe
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Angst, dass der Versuch oder Plan, die Beziehung zu beenden, zu noch schlimmerer Gewalt führt
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Angst vor der Reaktion des Täters, wenn die Beziehung beendet wird (zum Beispiel Stalking, Verletzung der Kinder, eines anderen Familienmitglieds oder eines Haustiers)
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Glauben daran, dass der Täter sich ändern wird (zum Beispiel aufgrund entsprechender Versprechen)
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Liebe zum Täter trotz allem
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Glauben daran, dass Missbrauch normal sein könnte (zum Beispiel durch die Art, wie das Opfer aufgewachsen ist, oder aufgrund der Kultur)
Auswirkungen von häuslicher Gewalt
Opfer von häuslicher Gewalt können Verletzungen aufweisen. Bei solchen Verletzungen kann es sich um Blutergüsse, blaues Auge, Schnitte, Kratzer, Knochenbrüche, ausgeschlagene Zähne oder Verbrennungen handeln. Opfer können ihre Arbeitsstelle verlieren, weil sie wegen der Verletzungen zu häufig fehlen. Sowohl die Verletzungen als auch die gesamte Situation können zu Scham und dazu führen, dass sich das Opfer von Familie und Freunden zurückzieht.
Opfer können Symptome ohne offensichtliche körperliche Ursache entwickeln. Dazu zählen Kopfschmerzen, Bauch- und Unterleibsschmerzen sowie Erschöpfung.
Viele Opfer haben auch sexuell übertragbare Krankheiten und Probleme während der Schwangerschaft.
Unter Umständen müssen Opfer häufig umziehen, um dem Täter zu entkommen, was zu einer finanziellen Belastung wird.
Manche Täter töten ihr Opfer.
Viele Opfer haben psychische Probleme infolge häuslicher Gewalt. Mehr als 50 Prozent leiden beispielsweise an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) und/oder Depression. Sie können zudem Angststörungen und Essstörungen entwickeln und/oder von Suchtmitteln abhängig werden. Häusliche Gewalt kann auch Symptome bereits bestehender geistiger Erkrankungen verschärfen.
Selbst wenn die körperlichen Misshandlungen abnehmen, gehen die psychischen Misshandlungen häufig weiter und erinnern das Opfer daran, wie gefährdet es ist. Psychische Misshandlung kann noch mehr Schaden anrichten als körperlicher Missbrauch. Psychische Misshandlungen erhöhen das Risiko für Depressionen und Suchterkrankungen.
Beurteilung
Der Verdacht auf häusliche Gewalt kann aufgrund von Verletzungen, widersprüchlichen oder rätselhaften Symptomen und/oder dem Verhalten des Opfers und/oder des Partners bestehen. Ein Opfer kann den Missbrauch auch melden.
Wenn ein Verdacht auf häusliche Gewalt besteht, kann ein Arzt die betroffene Person behutsam nach ihrer Beziehung zum Partner fragen. Viele Experten empfehlen, dass Ärzte allen Personen Fragen zu häuslicher Gewalt stellen sollten.
Bei Verdacht auf häusliche Gewalt versucht der Arzt, festzustellen, ob das Opfer sicher nach Hause gehen kann, bevor es die Praxis verlässt. Die Sicherheit wird unter folgenden Umständen bezweifelt:
Wird die häusliche Gewalt bestätigt, müssen Ärzte die Beweise für den Missbrauch dokumentieren, oft durch Bildaufnahmen der Verletzungen. Damit kann eine Verhandlung gegen den Täter unterstützt werden.
Maßnahmen
Missbrauch ist niemals gerechtfertigt. Opfern steht Unterstützung zu, egal ob sie in der Missbrauchsbeziehung bleiben oder sich trennen wollen.
Bei häuslicher Gewalt gilt die erste Überlegung der Sicherheit. Während eines Angriffs sollten die Opfer nach Möglichkeit versuchen, Orte zu meiden, an denen sie in der Falle sitzen und wo der Täter an Waffen gelangen kann, wie z. B. Küchenmesser. Wenn möglich, sollten Opfer sofort den Notruf 112 wählen oder die Polizei rufen und das Haus verlassen.
Verletzungen sollten behandelt und zum Beweis fotografiert werden. Opfer sollten ihren Kindern beibringen, nicht in den Konflikt einzugreifen, aber auch, wann und wie sie Hilfe holen können.
Sehr wichtig ist das Erstellen eines Sicherheitsplans. Er sollte Folgendes beinhalten:
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Wo Hilfe zu finden ist (Opfer sollten verschiedene Orte haben, die sie aufsuchen können, sowie Personen, die sie anrufen können)
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Wie man verschwinden kann (man kann so tun, als ob man alltägliche Aufgaben außerhalb des Hauses erledigen möchte, wie Besorgungen machen oder mit dem Hund Gassi gehen)
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Wie man an Geld kommt (Geld verstecken, ein eigenes Bankkonto eröffnen und nach Möglichkeit eine eigene Kreditkarte beantragen)
Opfer sollten zudem Kopien von offiziellen Dokumenten anfertigen und verstecken (z. B. Geburtsurkunden der Kinder, Sozialversicherungsausweise, Versicherungskarten und Bankkontonummern). Sie sollten eine Übernachtungstasche gepackt und versteckt haben, falls sie schnell weg müssen.
Mitunter liegt die einzige Lösung darin, eine solche Missbrauchsbeziehung zu beenden, denn erfahrungsgemäß setzt sich häusliche Gewalt fort und nimmt eher zu als ab. Selbst wenn die körperliche Gewalt zurückgeht, kann die psychische Gewalt anhalten.
Die Entscheidung, zu gehen, fällt nicht leicht. Opfer fühlen sich aus unterschiedlichen Gründen oft nicht in der Lage, eine Missbrauchsbeziehung zu beenden – auch, weil sie Angst davor haben, was der Täter tun könnte, nachdem sie gegangen sind, oder weil sie vom Täter finanziell abhängig sind.
Nachdem der Täter weiß, dass das Opfer die Entscheidung getroffen hat, zu gehen, ist für das Opfer die Gefahr, verletzt oder getötet zu werden, am größten. Zu diesem Zeitpunkt sollten Opfer zusätzliche Schritte ergreifen, um sich und ihre Kinder zu schützen. Sie können zum Beispiel eine einstweilige Verfügung oder ein Näherungsverbot einholen, obwohl diese Anordnungen ihre Sicherheit auch nicht immer garantieren.
Hilfe finden Sie im Frauenhaus, bei Selbsthilfegruppen, vor Gericht oder am Hilfetelefon (08000 116 016). Die National Domestic Violence Helpline in den USA hat auch Chat-Optionen, wenn das Opfer nicht gefahrlos sprechen kann. Opfer sollten Hilfe suchen, auch wenn es sich um keinen schweren Missbrauch handelt. Dies hat auch nicht unbedingt Konsequenzen für den Partner. Informationen über die sichere Anwendung von Technologie sind online erhältlich.
Weitere Informationen
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Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Gewalt durch den Beziehungspartner Auf dieser Website finden Sie Links zu Kurzinfos, Präventionsstrategien, Partnersuche, Risiko- und Schutzfaktoren und der permanenten landesweiten Umfrage zu Beziehungspartnern und sexueller Gewalt, über welche die aktuellsten und umfassendsten landesweiten und staatlichen Daten zu Gewalt durch Beziehungspartner, sexuelle Gewalt und Schikanierungen durch Nachstellung (Stalking) in den Vereinigten Staaten erhoben werden.
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Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Ressourcen zu sexueller Gewalt. Die Ressourcen enthalten Links zu den Publikationen der CDC über sexuelle Gewalt und verwandte Themen wie psychische Gesundheit nach einer Katastrophe, Maßnahmen zum Schutz vor Vergewaltigung und Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung.