Morbus Gaucher

(Gaucher-Krankheit)

VonMatt Demczko, MD, Mitochondrial Medicine, Children's Hospital of Philadelphia
Überprüft/überarbeitet Okt. 2021
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Morbus Gaucher ist eine Sphingolipidose, eine vererbte Stoffwechselstörung aufgrund eines Mangels an Glucocerebrosidase, die eine Ablagerung von Glucocerebrosiden und ähnlichen Bestandteilen verursacht. Die Symptome und Anzeichen variieren je nach Typ, am häufigsten sind jedoch Hepatosplenomegalie oder Veränderungen des zentralen Nervensystems. Die Diagnose wird mittels DNA-Analyse und/oder Enzymanalyse in den weißen Blutkörperchen gestellt. Die Behandlung besteht in einer Enzymsubstitution mit Glukozerebrosidase.

Für weitere Informationen, siehe Tabelle Einige Sphingolipidosen.

Siehe auch Vorgehen bei einem Patienten mit Verdacht auf eine angeborene Stoffwechselstörung

Die Glucocerebrosidase hydrolysiert normalerweise Glucocerebroside aus Glucose zu Ceramid. Der genetische Enzymdefekt führt zu einer Anhäufung der Glucocerebroside in Gewebemakrophagen durch Phagozytose und bildet so genannte Gaucherzellen. Die Akkumulation von Gaucherzellen im perivaskulären Raum des Gehirns verursacht eine Gliose in den neuropathischen Strukturen.

Es gibt 3 Arten von Morbus Gaucher, die sich in der Epidemiologie, Enzymaktivität und Manifestationen unterscheiden.

Typ I Morbus Gaucher

Typ I (nicht neuropathisch) ist die häufigste Form (90% aller Patienten). Die verbliebene Enzymaktivität ist am höchsten. Ashkenazi-Juden haben das größte Risiko, einer von 12 ist Träger. Das Auftreten reicht von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter.

Die Symptome von Morbus Gaucher Typ 1 und Beschwerden schließen eine Hepatosplenomegalie, Knochenkrankheiten (z. B. Osteopenie, Schmerzkrisen, osteolytische Läsionen mit Frakturen), Wachstumsstillstand, verzögerte Pubertät, Hämatome und Lidspaltenflecke ein. Epistaxis und Hämatome, durch Thrombozytopenie bedingt, kommen häufig vor.

Das Röntgenbild zeigt aufgeweitete Knochenenden (Erlenmeyerkolben-artig) und eine Ausdünnung der Kortikalis.

Typ II Morbus Gaucher

Typ II (akut, neuropathisch) ist sehr selten, und die verbliebene Enzymaktivität ist die niedrigste. Der Beginn liegt im Säuglingsalter.

Die Symptome und Beschwerden von Morbus Gaucher Typ II sind eine fortschreitende, neurologische Verschlechterung (z. B. Rigor, Krampfanfälle) und Tod mit 2 Jahren.

Typ III Morbus Gaucher

Typ III (subakut, neuropathisch) fällt, was Inzidenz, Enzymaktivität und Schwere der klinischen Symptome betrifft, zwischen Typ I und Typ II. Die Krankheit beginnt jederzeit während der Kindheit.

Die klinischen Manifestationen variieren mit den Subtypen und schließen progrediente Demenz und Ataxie (IIIa), Knochen- und Eingeweidebeteiligung (Typ IIIb) und supranukleäre Anfälle mit kornealer Linsentrübung (Typ IIIc) ein. Die Patienten, die bis zur Pubertät überleben, können noch viele Jahre weiterleben.

Diagnose der Gaucher-Krankheit

  • Enzymanalyse

Die Diagnose von Morbus Gaucher wird mittels DNA-Analyse und/oder Enzymanalyse in den weißen Blutkörperchen gestellt. Die Mutationsanalyse kann Träger identifizieren und die verschiedenen Typen unterscheiden. Obwohl eine Biopsie unnötig ist, sind die Gaucherzellen — lipidbeladene Gewebemakrophagen in Leber, Milz, Lymphknoten, Knochenmark oder Gehirn, die das Aussehen von zerknittertem Papier haben, diagnostisch. (Siehe auch Prüfung wegen des Verdachts auf vererbte Störungen des Stoffwechsels.)

Typ I Morbus Gaucher

  • Typ I und III: Enzymersatztherapie mit Glucocerebrosidase

  • Manchmal Miglustat, Eliglustat, Splenektomie oder Stammzell- oder Knochenmarkstransplantation

Enzymersatz mit IV Glucocerebrosidase ist bei den Typen I und III wirksam, für Typ II gibt es keine Behandlung. Das Enzym ist für einen effizienten Transport zu den Lysosomen modifiziert. Patienten, die Enzymersatz erhalten, benötigen eine routinemäßige Hämoglobin- und Thrombozytenbestimmung, volumetrische Messung von Milz und Leber mittels CT oder MRT sowie eine routinemäßige Untersuchung auf Knochenkrankheiten durch Skelettübersicht, DEXA oder MRT.

Miglustat (100 mg p.o. 3-mal täglich), ein Glucosylceramidsynthasehemmer, verringert die Glucocerebrosidkonzentration (das Substrat der Glucocerebrosidase) und ist eine Alternative für Patienten, die keinen Enzymersatz erhalten können.

Eliglustat (84 mg p.o. einmal/Tag oder zweimal täglich), ein weiterer Glucosylzeramid-Synthase-Inhibitor, reduziert auch die Glucocerebrosid- Konzentration.

Eine Splenektomie kann bei Patienten mit Anämie, Leukopenie oder Thrombozytopenie helfen, oder falls die Milzgröße Beschwerden bereitet. Patienten mit einer Anämie benötigen auch Bluttransfusionen.

Eine Knochenmarktransplantation oder Stammzelltransplantation sorgt für eine sichere Heilung, gilt aber wegen der erhöhten Morbidität und Mortalität als letzte Therapiemöglichkeit.

Wichtige Punkte

  • Morbus Gaucher ist eine Sphingolipidose aufgrund eines Mangels an Glucocerebrosidase, die eine Ablagerung von Glucocerebrosiden verursacht.

  • Es gibt 3 Arten, die sich in der Epidemiologie, Enzymaktivität und Manifestationen unterscheiden.

  • Die Symptome und Anzeichen variieren je nach Typ, am häufigsten sind jedoch Hepatosplenomegalie oder Veränderungen des zentralen Nervensystems.

  • Die Diagnose von Morbus Gaucher erfolgt durch DNA-Analyse und/oder Enzymanalyse der Leukozyten; Träger werden identifiziert und die verschiedenen Typen durch Mutationsanalyse unterschieden.

  • Die Behandlung von Typ I und III umfasst Enzym-Ersatz mit Glucocerebrosidase und manchmal Miglustat, Eliglustat, Splenektomie oder Stammzelltransplantation oder Knochenmarktransplantation; es gibt keine Behandlung für Typ II.

Weitere Informationen

Im Folgenden finden Sie eine englischsprachige Quelle, die nützlich sein könnte. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. Online Mendelian Inheritance in Man® (OMIM®) database: Vollständige Informationen zu Genen, molekularen und chromosomalen Positionen