Gebäudebezogene Erkrankungen

VonCarrie A. Redlich, MD, MPH, Yale Occupational and Environmental Medicine Program Yale School of Medicine;
Efia S. James, MD, MPH, Yale School of Medicine;Brian Linde, MD, MPH, Yale Occ and Env Medicine Program
Überprüft/überarbeitet Okt. 2023
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(Siehe auch Übersicht über umwelt- und berufsbedingte Lungenerkrankungen.)

In den Industrieländern verbringen die Menschen > 90% ihrer Lebenszeit (etwa 22 Stunden pro Tag) in geschlossenen Räumen. Symptome und Krankheiten im Zusammenhang mit dem Innenraumklima sind weit verbreitet und können die Gesundheit erheblich beeinträchtigen. Es ist wichtig, dass Ärzte erkennen, wann die Symptome mit dem Innenraumklima zusammenhängen, damit die Exposition nach Möglichkeit verringert oder beseitigt werden kann.

Gebäudebezogene Krankheiten sind eine heterogene Gruppe von Störungen, die mit einem bestimmten Gebäude oder einer bestimmten Umgebung in Verbindung gebracht werden. In einigen Fällen kann ein einzelner Erreger identifiziert werden, aber oft ist eine Identifizierung nicht möglich, da Symptome und Krankheit selten durch eine einzige Exposition verursacht werden. Die meisten gebäudebedingten Erkrankungen sind auf mehr als eine Art der Exposition in Verbindung mit unzureichender Belüftung zurückzuführen.

Bei der Belüftung wird die Raumluft mit der Außenluft ausgetauscht, um eine angenehme Umgebung zu schaffen. Schlechte Belüftung kann zur Ansammlung von Schadstoffen in Innenräumen führen, wie z. B. Staub, Schimmel, Allergene, Passivrauch, Reinigungsmittel, Parfüm, flüchtige organische Verbindungen und andere Chemikalien. Luftverschmutzung im Freien, Infektionserreger und Bioaerosole können ebenfalls zur Exposition in Innenräumen beitragen.

Neben Belüftungsproblemen sind auch Temperatur und Luftfeuchtigkeit wichtige Faktoren. Feuchte Innenräume und übermäßige Feuchtigkeit, z. B. durch undichte Stellen oder Überschwemmungen, begünstigen das Wachstum von Schimmelpilzen und anderen mikrobiellen Erregern, die zu den häufigsten Ursachen für baubedingte Symptome und Krankheiten gehören.

Spezifische gebäudebezogene Erkrankungen

Spezifische gebäudebedingte Krankheiten werden mit einem bestimmten Gebäude oder Innenraumklima in Verbindung gebracht und erfüllen zustandsbezogene Diagnosekriterien. Diese Erkrankungen können in Schwere und Schärfe variieren. Beispiele sind

Unspezifische gebäudebezogene Symptome

Gebäudebezogene Symptome sind Symptome, die in Verbindung mit einer bestimmten Innenraumumgebung auftreten, sich aber nicht ohne weiteres in eine einzelne definierbare Krankheit einordnen lassen. Der Begriff Sick-Building-Syndrom wurde früher für Erkrankungen verwendet, die in Clustern innerhalb eines Gebäudes gehäuft auftreten, wird aber zunehmend durch den Begriff gebäudebezogene Symptome ersetzt.

Zu den häufig berichteten gebäudebezogenen Symptomen gehören

  • Juckende, gereizte, trockene oder tränende Augen

  • Rhinorrhoe oder verstopfte Nase

  • Halsschmerzen oder Engegefühl

  • Husten und Stauungsgefühl in der Brust

  • Trockene juckende Haut oder unerklärliche Hautausschläge

  • Kopfschmerzen, Lethargie oder Konzentrationsschwierigkeiten

Die oben genannten Symptome sollten Anlass sein, die Möglichkeit einer Umweltexposition in Innenräumen in Betracht zu ziehen.

Diagnose von gebäudebedingten Erkrankungen

  • Evaluierung von Patientenfaktoren

  • Arbeitsplatzbewertung

Patientenbewertung

Die Diagnose einer gebäudebedingten Erkrankung basiert auf der Expositionsanamnese und den klinischen Befunden (einschließlich Auftreten, Zeitpunkt und Verlauf der Symptome). Ein erhöhter Verbrauch von Medikamenten, Arztbesuche und Krankheitstage sollten dokumentiert werden.

SSymptome, die zeitlich mit einem bestimmten Gebäude oder einer bestimmten Umgebung verbunden sind und sich bessern, wenn sich der Patient nicht in dieser Umgebung aufhält, sind ein wichtiges Indiz, das beachtet werden sollte. Wie bei jeder anderen klinischen Untersuchung sollten spezifische Krankheiten wie Asthma oder Hypersensitivitätspneumonitis ausgeschlossen werden. Eine weitere Abklärung sollte anhand der Symptome erfolgen. So können beispielsweise Lungenfunktionstests bei exponierten Patienten aussagekräftig sein, wenn sie symptomatisch sind.

Die Expositionsbeurteilung umfasst eine Beschreibung der Arbeitsumgebung und anderer Umgebungen, in denen sich der Patient aufhält, einschließlich der Größe des Raums, der Anzahl der Beschäftigten, der Belüftung, der Arbeitsaufgaben und potenzieller Expositionsquellen wie Staub, Chemikalien, Gase, Reinigungsmittel, Schimmel und andere mikrobielle Stoffe. Der Patient sollte nach Veränderungen am Arbeitsplatz oder in den Arbeitsabläufen gefragt werden, die mit dem Auftreten oder der Verschlimmerung der Symptome zusammenfallen könnten. Ähnliche Symptome bei anderen Bewohnern des Gebäudes sind zwar nicht immer vorhanden, können aber ein Hinweis auf eine gebäudebedingte Erkrankung sein.

Zu den häufig anzutreffenden Gebäuden gehören Büros, Schulen, Restaurants, Unterhaltungszentren und Gesundheitseinrichtungen. Kürzlich durchgeführte Renovierungen, Neueinrichtungen oder Baumaßnahmen sollten dokumentiert und als mögliche Expositionsquelle bewertet werden.

Arbeitsplatzbewertung

Eine Arbeitsplatzevaluierung kann hilfreich sein, um die Faktoren zu ermitteln, die zu gebäudebezogenen Erkrankungen oder Symptomen beitragen. Eine Arbeitsplatzevaluierung hilft bei der Ermittlung potenzieller Expositionen wie Wassereinbruch, Schimmel, Staub, Gerüche und extreme Temperaturen sowie bei der Beurteilung der allgemeinen Qualität der Innenraumumgebung, einschließlich Belüftung und Frischluftzufuhr. Zu den Informationsquellen über die Innenraumumgebung gehören der Arbeitgeber, frühere Arbeitsplatzbewertungen, Sicherheitsdatenblätter, frühere Umweltüberwachungsberichte und Gewerkschaftsvertreter.

Umfassende Luft- und Oberflächenproben, z. B. zum Nachweis von Schimmelpilzen, sind in der Regel nicht erforderlich und oft kostspielig. Die meisten gebäudebedingten Erkrankungen sind auf mehr als eine Exposition in Verbindung mit unzureichender Belüftung zurückzuführen.

Behandlung von gebäudebedingten Erkrankungen

  • Behandlung der diagnostizierten Erkrankung

  • Gebäudesanierung

Die Behandlung der diagnostizierten Zustände ist ähnlich, unabhängig davon, ob die Krankheit gebäudebezogen ist oder nicht.

Die Beseitigung der ursächlichen Belastungen und die Optimierung der Belüftung des Gebäudes sind von zentraler Bedeutung für die Behandlung gebäudebedingter Symptome und Krankheiten.

In den Vereinigten Staaten können verlässliche Hinweise zur Umweltqualität in Innenräumen über die U.S. Environmental Protection Agency (EPA), das Centers for Disease Control and Prevention National Institute for Health and Safety (CDC-NIOSH) und die Websites der Gesundheitsämter der einzelnen Bundesstaaten bezogen werden.

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. Raju S, Siddharthan T, McCormack M C. Indoor Air Pollution and Respiratory Health. Clin Chest Med 2020; 41(4): 825-843. doi:10.1016/j.ccm.2020.08.014

  2. Mendell MJ, Mirer AG, Cheung K, Tong M, Douwes J. Respiratory and allergic health effects of dampness, mold, and dampness-related agents: a review of the epidemiologic evidence. Environ Health Perspect 2011; 119(6), 748-756. doi:10.1289/ehp.1002410

  3. US Environmental Protection Agency: Indoor Air Pollution: An Introduction for Health Professionals. October 27, 2022.

  4. US Environmental Protection Agency: Indoor Air Quality. 1. August 2023.

  5. Wells R: Centers for Disease Control and Prevention: NIOSH Science Blog: Multifaceted Approach to Assess Indoor Environmental Quality. April 9, 2009.