Seröse Otitis media

(Exsudative Otitis media; Otitis media mit Erguss)

VonRichard T. Miyamoto, MD, MS, Indiana University School of Medicine
Überprüft/überarbeitet März 2022
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Bei seröser (exsudativer) Otitis media hat sich nach einer unvollständig ausgeheilten akuten Mittelohrentzündung oder aufgrund einer nichtinfektiösen Obstruktion der Tuba Eustachii ein Erguss im Mittelohr gebildet. Neben Schwerhörigkeit treten Völle- oder Druckgefühl im Ohr als Symptome auf. Die Diagnose stützt sich auf das Aussehen des Trommelfells und gelegentlich auf die Tympanometrie. Die meisten Fälle heilen in 2–3 Wochen ab. Sollte sich nach 1–3 Monaten keine Besserung zeigen, ist eine Myringotomie indiziert, in der Regel mit Einlage eines Paukenröhrchens. Antibiotika und abschwellende Mittel sind nicht wirksam.

Weil sich die Tuba Eustachii während des Schluckens öffnet, wird das Mittelohr normalerweise 3- bis 4-mal pro Minute belüftet, sodass die Blutgefäße in der Schleimhaut Sauerstoff (O2) aufnehmen können. Wenn die Tube nicht ungehindert durchgängig ist, entsteht jedoch ein relativer Unterdruck im Mittelohr, und es kann sich Flüssigkeit ansammeln. Dieses Exsudat kann zum Hörverlust führen.

Nach einer akuten Otitis media kommt es bei Kindern oft zu einer wochen- oder monatelang anhaltenden serösen Otitis media (die meist bei einer Routinenachuntersuchung der Ohren entdeckt wird). In anderen Fällen kann die Tubenlichtung infolge einer entzündlichen Schwellung im Nasen-Rachen-Raum, bei Allergien, durch Adenoidwucherungen oder sonstige obstruktive Gebilde aus Lymphzellen am Tubenwulst und in der Rosenmüller-Grube sowie durch gut- oder bösartige Tumoren verlegt sein. Der Erguss kann steril sein oder (häufiger) pathogene Bakterien enthalten, gelegentlich als Biofilm, ohne offensichtlich entzündlich zu erscheinen.

Symptome und Zeichen der sekretorischen Otitis media

Die Patienten äußern keinerlei Beschwerden und nur wenige (bzw. ihre Familienmitglieder) haben bemerkt, dass sie schlechter hören. Andere geben ein Völle- oder Druckgefühl im Ohr an oder hören es beim Schlucken knacken. Ohrenschmerzen sind selten.

Verschiedene mögliche Veränderungen des Trommelfells (TM) umfassen einen gelbe oder graue Farbe, Verschiebung des Lichtreflexes, leichte bis schwere Retraktion und akzentuierte Orientierungspunkte. Auf Luftinsufflation reagiert das Trommelfell unbeweglich. Hinter dem Trommelfell kann auch ein Luft-Flüssigkeits-Spiegel oder eine Ansammlung von Luftblasen zu sehen sein.

Diagnose von sekretorischer Otitis media

  • Untersuchung mit pneumatischer Otoskopie

  • Tympanometrie

  • Nasen-Rachen-Untersuchungung

Die Diagnose der sekretorischen Otitis media ist klinisch und erfolgt mittels pneumatischer Otoskopie, bei der ein am Otoskopkopf befestigter Insufflator zur Bewegung des Trommelfells verwendet wird (Flüssigkeit im Mittelohr, eine Perforation oder Tympanosklerose hemmt diese Bewegung). Ein Mittelohr- bzw. Paukenerguss lässt sich durch eine Tympanometrie bestätigen (d.h. durch Aufzeigen eines Mobilitätsverlustets des Trommelfells.

Zum Ausschluss eines malignen oder benignen Tumors muss bei Erwachsenen und Jugendlichen auch der Nasopharynx untersucht werden. Eine nasopharyngeale Malignität sollte insbesondere bei einseitiger sekretorischer Otitis media vermutet werden. Wenn ein Verdacht auf Malignität besteht oder durch eine Biopsie nachgewiesen wird, sollten bildgebende Untersuchungen durchgeführt werden.

Behandlung der sekretorischen Otitis media

  • Beobachtung

  • Bei ausbleibender Heilung Myringotomie mit Einlage eines Paukenröhrchens

  • Bei Rezidiven in der Kindheit gelegentlich Adenoidektomie

Bei den meisten Patienten wird nichts weiter getan, als aufmerksam abzuwarten. Antibiotika und abschwellende Mittel sind nicht hilfreich. Wenn eindeutig eine allergische Komponente eine Rolle spielt, können Antihistaminika und nasale Kortikosteroide sinnvoll sein.

Sollte sich nach 1–3 Monaten keine Besserung zeigen, wird zur Aspiration der Flüssigkeit und zur Einlage eines Paukenröhrchens eine Myringotomie durchgeführt, um das Mittelohr zu belüften und um den Zustand – unabhängig von der Ursache der Tubenobstruktion – zumindest zeitweilig zu verbessern. Pauken- bzw. Tympanostomieröhrchen können bei persistierender Schallleitungsschwerhörigkeit aufgrund von Mittelohrflüssigkeit, die sich nicht klärt, eingesetzt werden. Paukenröhrchen können helfen, Rezidive von akuter Otitis media und sekretorischer Otitis media zu verhindern.

Hin und wieder wird das Mittelohr mit Valsalva-Versuch oder Politzer-Luftdusche belüftet. Beim Valsalva-Versuch hält der Patient seinen Mund geschlossen und versucht mit aller Kraft, durch die zugekniffenen Nasenlöcher auszuatmen (d. h. Druck auf das Ohr auszuüben). Bei der Politzer-Luftdusche bläst der Arzt mit einer Spezialspritze (Mittelohrinflator) Luft in ein Nasenloch des Patienten und hält das andere zu, während der Patient schluckt. Dadurch muss die Luft durch die Tuba Eustachii zum Mittelohr strömen. Beide Verfahren dürfen weder bei Erkältung noch bei Schnupfen angewandt werden.

Bei einer anhaltenden oder rezidivierenden serösen Otitis media muss erst die zugrunde liegende nasopharyngeale Störung behoben werden. Bei Kindern, vor allem jugendliche Jungen, sollte ein Nasen-Rachen-Angiofibrom ausgeschlossen werden, und bei Erwachsenen muss ein Nasopharynxkarzinom ausgeschlossen werden. Für Kinder kann eine Adenoidektomie von Vorteil sein, bei der neben den Rachenmandeln noch die Lymphzellaggregate vom Tubenwulst (Torus tubarius) und aus der Rosenmüller-Grube entfernt werden. Bakterielle Infektionen (Rhinitis, Sinusitis und/oder Nasopharyngitis) sollten antibiotisch behandelt werden. Nachweisliche Allergene in der Umgebung der Patienten sollten beseitigt und eine Immuntherapie in Erwägung gezogen werden. Anfällige Kleinkinder mit lang anhaltendem Hörverlust aufgrund einer lang anhaltenden serösen Otitis benötigen möglicherweise eine geeignete Therapie, um eine normale Sprachentwicklung zu gewährleisten.

Da Umweltdruckveränderungen zu schmerzhaften Barotraumata führen können, sollten Sporttauchen und Flugreisen vermieden oder verzögert werden, wenn dies möglich ist. Wenn Flugreisen nicht vermieden werden können, kann das Kauen von Nahrung oder Trinken (z. B. aus einer Flasche) bei kleinen Kindern helfen. Ein Valsalva-Manöver oder eine Politzerisierung (z. B. während des Abstiegs) kann älteren Kindern und Erwachsenen helfen.

Wichtige Punkte

  • Bei der serösen Otitis media handelt es sich um einen nichtentzündliche Mittelohrerguss, in der Regel nach einer akuten Otitis media.

  • Die Diagnose wird klinisch gestellt; Erwachsene und Jugendliche müssen sich einer nasopharyngealen Untersuchung und manchmal bildgebenden Untersuchungen unterziehen, um bösartige oder gutartige Tumore auszuschließen.

  • Antibiotika und abschwellende Mittel sind nicht hilfreich.

  • Bei ausbleibender Heilung kann nach 1–3 Monaten eine Myringotomie mit Einlage eines Paukenröhrchens erforderlich sein.

  • Kinder mit anhaltendem Hörverlust können eine angemessene Therapie benötigen, um eine normale Sprachentwicklung zu gewährleisten.