Risikofaktoren für Komplikationen während der Schwangerschaft

VonRaul Artal-Mittelmark, MD, Saint Louis University School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Sep. 2022
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Risikofaktoren für Komplikationen während der Schwangerschaft umfassen

Hypertonie

Bluthochdruckerkrankungen werden klassifiziert als (1)

  • Chronische Hypertonie: Vor der Schwangerschaft vorhanden oder vor der 20. Schwangerschaftswochen entwickelt

  • Gestationshypertonie: Neuauftreten eines systolischen und/oder diastolischen Blutdrucks ≥ 140/≥ 90 mmHg bei zwei Gelegenheiten im Abstand von mindestens 4 Stunden nach 20 Schwangerschaftswochen

  • Präeklampsie: Neuauftreten nach 20 Schwangerschaftswochen von persistierendem (2 Episoden innerhalb von 4 Stunden) systolischem und/oder diastolischem Blutdruck ≥ 140/≥ 90 mmHg ODER mindestens 1 Messung von systolischem und/oder diastolischem Blutdruck ≥ 160/≥ 110 mmHg PLUS neuer ungeklärter Proteinurie (> 300 mg/24 Stunden oder Urinprotein/Kreatinin-Verhältnis ≥ 0.3 oder Dipstick-Wert von 2+; bei fehlender Proteinurie neu aufgetretener Bluthochdruck mit neu aufgetretenen anderen Anzeichen einer Endorganschädigung (z. B. Thrombozytopenie [Thrombozyten < 100.000/mcl], eingeschränkte Leberfunktion, Niereninsuffizienz, Lungenödem, neu aufgetretene Kopfschmerzen [die nicht auf Medikamente ansprechen und nicht durch andere Diagnosen erklärt werden können], visuelle Symptome).

  • Präeklampsie mit schweren Merkmalen: Präeklampsie mit anhaltendem (2 Episoden innerhalb von 4 Stunden) systolischem und/oder diastolischem Blutdruck ≥ 160/≥ 110 mmHg und/oder anderen Anzeichen von Endorganschäden

  • HELLP-Syndrom: Eine Form der schweren Präeklampsie mit Hämolyse, erhöhten Leberenzymen und niedriger Thrombozytenzahl

  • Chronische Hypertonie plus überlagerte Präeklampsie: Neue oder sich verschlimmernde Proteinurie oder andere Anzeichen von Endorganschäden nach 20 Wochen bei einer Frau mit vorbestehendem Bluthochdruck

  • Eklampsie: Neu auftretende tonisch-klonische, fokale oder multifokale Anfälle, die nicht durch andere Ursachen erklärt werden könen

Chronischer Bluthochdruck erhöht das Risiko für folgende Erkrankungen:

Bevor Frauen mit Hypertonie schwanger zu werden versuchen, sollten sie zu den Risiken einer Schwangerschaft aufklärend beraten werden. Wenn sie schwanger werden, sollte die Schwangerenvorsorge so früh wie möglich beginnen. Das Management der chronischer Hypertonie während der Schwangerschaft umfasst Messungen der Nierenfunktion (z. B. Serumkreatinin, Blut-Harnstoff-Stickstoff), eine Funduskopie und eine gezielte kardiovaskuläre Beurteilung (Auskultation und manchmal EKG, Echokardiographie oder beides). In jedem Trimester werden Eiweiß im 24-h-Sammelurin, Serum-Harnsäure, Serum-Kreatinin und Hämatokrit bestimmt. Zur Kontrolle der fetalen Größe wird in der 28. Wochen und danach alle 4 Wochen eine Sonographie durchgeführt. Ein verzögertes Größenwachstum sollte durch eine Gefäßdoppleruntersuchung, die ein Facharzt für pränatale Diagnostik durchführt, abgeklärt werden.

Wenn bei Frauen ein hohes Präeklampsierisiko besteht, sollten Ärzte niedrig dosiertes Aspirin (81 mg p.o. einmal täglich) verschreiben, das ab der 12. bis zur 28. Schwangerschaftswoche täglich bis zur Entbindung eingenommen wird (2).

Frauen mit einer Präeklampsie oder Schwangerschaftshypertonie in der Anamnese haben ein höheres Lebenszeitrisiko für kardiovaskuläre Ereignisse und sollten nach der Entbindung für eine angemessene kardiovaskuläre Risikoabschätzung und Nachsorge überwiesen werden.

Literatur zur Hypertonie

  1. 1. American College of Obstetrics and Gynecology (ACOG): ACOG Practice Bulletin, Number 222: Gestational hypertension and preeclampsia. Obstet Gynecol 133 (1):1, 2019. doi: 10.1097/AOG.0000000000003018

  2. 2. ACOG Committee Opinion No. 743: Low-dose aspirin use during pregnancy. Obstet Gynecol 132 (1):e44–e52, 2018. doi: 10.1097/AOG.0000000000002708.

Diabetes

Ein vorbestehender Diabetes mellitus tritt in ≥ 6% der Schwangerschaften und ein schwangerschaftsinduzierter Diabetes in etwa 8,5% der Schwangerschaften auf. Die Inzidenz nimmt zu, da die Inzidenz von Adipositas ansteigt.

Vorbestehende Insulin-abhängige Diabetes erhöht das Risiko der folgenden:

Die Inzidenz der fetalen Makrosomie ist bei schwangeren Frauen mit vorbestehendem Diabetes um etwa 50% höher als bei schwangeren Frauen in der Allgemeinbevölkerung. Auch die perinatale Sterblichkeitsrate ist höher.

Bei Frauen mit vorbestehendem Diabetes ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie aus geburtshilflichen oder medizinischen Gründen eine Frühgeburt benötigen. Bewegung während der Schwangerschaft (mit einer vernünftigen Umstellung der Ernährung) verringert bei diesen Frauen die Notwendigkeit von Kaiserschnitten und operativen Entbindungen (1, 2).

Eine strenge Kontrolle des Blutzuckerspiegels vor der Empfängnis und in der Frühschwangerschaft ist unerlässlich, um fetale Fehlbildungen zu verhindern.

Während einer Schwangerschaft steigt der Insulinbedarf normalerweise an.

Schwangerschaftsdiabetes erhöht das Risiko der folgenden:

Ein Schwangerschaftsdiabetes wird routinemäßig in der 24.–28. Wochen abgeklärt, und, falls für die Schwangere ein Risikofaktor besteht, schon im 1. Trimester. Zu den Risikofaktoren gehören:

  • Frühere Gestationsdiabetes

  • Ein makrosomischer Säugling bei einer früheren Schwangerschaft

  • Ungeklärte Fehlgeburten

  • Body-Mass-Index (BMI) vor der Schwangerschaft > 30 kg/m2

  • Alter der Mutter > 40 Jahre

  • Diabetes in der Familienanamnese

  • Einige Ethnien, die mit höheren Diabetes-Raten assoziiert sind (z. B. Menschen mit hispanoamerikanischer, afroamerikanischer, indianischer, asiatischer oder pazifischer Abstammung)

Das Screening und die Bestätigung der Diagnose eines Gestationsdiabetes können in 1 oder 2 Schritten erfolgen:

  • 1-stufiger Test: Nüchtern, 75 g Glukose, 2-stündiger oraler Glukosetoleranztest (GTT)

  • 2-stufiger Test: Nüchterner GTT (50 g, 1 Stunde); wenn auffällig (≥ 135 mg/dl/7,5 mmol/l), dann nüchterner GTT (100 g, 3 Stunden)

Die Diagnose basiert am besten auf den Ergebnissen eines oralen Glukosetoleranztests (OGTT; siehe Tabelle Glukoseschwellenwerte für Gestationsdiabetes mellitus mit einem 3-stündigen oralen Glukosetoleranztest). Der OGTT kann in 1 oder 2 Schritten durchgeführt werden. Auf der Grundlage einer Empfehlung der Konferenz von 2013 des National Institutes of Health (NIH) zur Konsensbildung, beginnt das Screening mit einem 1-Stunde 50-g Glukose-Belastungstest (GLT); wenn die Ergebnisse positiv sind (Plasmaglukose > 130 bis 140 mg/dl [7,2 bis 7,8 mmol/l]), wird ein 3-Stunde 100-g OGTT durchgeführt.

Tabelle

Eine optimale Behandlung des schwangerschaftsinduzierten Diabetes (mit Ernährungsumstellung, Bewegung und engmaschige Überwachung der Glukosespiegel und Insulin bei Bedarf) reduziert das Risiko von unerwünschten Folgen bei Mutter, Fetus und Neugeborenem. Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes haben ein höheres Lebenszeitrisiko für kardiovaskuläre Ereignisse und sollten nach der Entbindung für eine angemessene kardiovaskuläre Risikobewertung und Nachsorge überwiesen werden.

Tabelle

Frauen mit Schwangerschafts-Diabetes mellitus hatten nicht diagnostizierten Diabetes mellitus vor der Schwangerschaft. So sollten sie 6 bis 12 Wochen nach der Geburt auf Diabetes mellitus untersucht werden, unter Verwendung der gleichen Tests und Kriterien, die auch für nichtschwangere Patienten, angewendet werden.

Literatur zu Diabetes

  1. 1. Artal R: Exercise: The alternative therapeutic intervention for gestational diabetes. Clinical Obstetrics and Gynecology 46 (2):479–487, 2003.

  2. 2. Artal R: The role of exercise in reducing the risks of gestational diabetes mellitus in obese women. Best Pract Res Clin Obstet Gynaecol 29 (1):123–4132, 2015.

Sexuell übertragbare Infektionen (STI)

(Siehe auch Sexuell übertragbare Infektionen und Infektionskrankheiten in der Schwangerschaft.)

Das Screening auf sexuell übertragbare Infektionen sollte während der Schwangerschaft durchgeführt werden, um eine Behandlung zu ermöglichen und nachteilige Auswirkungen von intrauterin oder perinatal übertragenen Infektionen auf den Fetus oder das Neugeborene zu verhindern.

Zur routinemäßigen Schwangerenvorsorge gehören Screening-Tests auf HIV-Infektion, Hepatitis B und Syphilis sowie, bei einem Alter von weniger als 25 Jahren, auf Chlamydieninfektion und Tripper beim ersten pränatalen Besuch. Der Syphilis-Test wird während der Schwangerschaft und bei Entbindung wiederholt, wenn das Risiko weiter besteht (1). Schwangere, die unter einer dieser Infektionen leiden, werden mit antimikrobiellen Medikamenten behandelt.

Eine fetale Syphilis in utero kann einen intrauterinen Fruchttod, kongenitale Fehlbildungen und eine schwere Behinderung verursachen.

Ohne Behandlung liegt das Übertragungsrisiko von HIV von Frauen auf den Nachwuchs bei etwa 30% prepartum und bei etwa 25% intrapartum. Eine antiretrovirale Behandlung der Schwangeren vor und während der Schwangerschaft und des Neugeborenen innerhalb von 6 bis 12 Stunden nach der Geburt reduziert das Risiko einer HIV-Übertragung auf den Fetus um zwei Drittel; das Risiko ist wahrscheinlich geringer (< 2%) bei einer Kombination von 2 oder 3 Virostatika. Zu diesen Medikamenten muss trotz potenziell toxischer Wirkungen auf den Fetus und die Schwangere geraten werden.

Während der Schwangerschaft erhöhen Hepatitis, bakterielle Vaginose, Gonorrhö und genitale Chlamydieninfektionen das Risiko für vorzeitige Wehentätigkeit und vorzeitigen Blasensprung.

Die Behandlung einer bakteriellen Kolpitis, Gonorrhö oder Chlamydieninfektion verlängert in manchen Fällen das Intervall zwischen Blasensprung und Geburt und verbessert die Chancen des Feten durch eine Verringerung der fetalen Infektion.

Literatur zu sexuell übertragbaren Krankheiten (STI)

  1. 1. Workowski KA. , Laura H. Bachmann LH, Chan PA: Sexually transmitted infections treatment guidelines, 2021. MMWR Recomm Rep 70 (4):1–187, 2021. doi: http://dx.doi.org/10.15585/mmwr.rr7004a1external icon

Pyelonephritis

(Siehe auch Harnwegsinfektionen in der Schwangerschaft.)

Während der Schwangerschaft kommt es häufiger zu einer rezidivierenden Bakteriurie, und die Inzidenz der Pyelonephritis ist höher. Wenn eine Bakteriurie vorliegt, entwickeln 20 bis 35% der schwangeren Frauen eine Harnwegsinfektion, und eine Pyelonephritis ist möglich.

Pyelonephritis erhöht das Risiko von:

Eine Pyelonephritis ist der häufigste Grund für eine stationäre Aufnahme während der Schwangerschaft.

Schwangere mit Pyelonephritis werden zur Abklärung und Therapie stationär aufgenommen; wichtig sind dabei eine Urinkultur und Austestung der Empfindlichkeiten, IV Antibiotika (z. B. ein Cephalosporin der 3. Generation mit oder ohne Aminoglykosid), Antipyretika und Flüssigkeitssubstitution. Die Umstellung auf orale Antibiotika, die spezifisch gegen die verursachenden Erreger wirken, erfolgt 24–48 Stunden nach Verschwinden des Fiebers, um die gesamte antibiotische Therapie nach 7–10 Tagen zu komplettieren.

Eine Therapie mit prophylaktisch wirksamen Antibiotika (z. B. Nitrofurantoin, Trimethoprim/Sulfamethoxazol) wird unter regelmäßig wiederholten Urinkulturen bis zum Ende der Schwangerschaft fortgesetzt.

Akute Chirurgische Probleme

(Siehe auch Erkrankungen mit Indikation zur Operation während der Schwangerschaft.)

Zu den häufigsten Gründen für eine intraabdominale, nicht geburtshilfliche Notfalloperation gehören Appendizitis und Gallenerkrankungen. Die Prävalenz ist am höchsten bei Frauen, die übergewichtig sind, rauchen, älter sind, Multigravida sind und/oder Mehrlingsschwangerschaften hinter sich haben (1).

Bei Notfällen und größeren chirurgischen Eingriffen, insbesondere intraabdominal, besteht ein erhöhtes Risiko für folgende Erkrankungen:

Chirurgische Eingriffe werden allerdings gewöhnlich von der schwangeren Frau und dem Fetus gut toleriert, wenn für eine angemessene unterstützende Betreuung und Anästhesie (bei der Blutdruck und Sauerstoffsättigung im Normbereich gehalten werden) gesorgt ist, sodass die Ärzte einer Operation gegenüber nicht zurückhaltend sein sollten. Die Behandlung eines abdominalen Notfalls hinauszuzögern, ist viel gefährlicher.

Nach der Operation werden über 12–24 Stunden Antibiotika und tokolytisch wirkende Medikamente gegeben.

Wird in der Schwangerschaft eine nicht notfallmäßig durchzuführende Operation erforderlich, erfolgt sie am sichersten im 2. Trimester.

Literatur zu akuten chirurgischen Problemen

  1. 1. Rasmussen A, Christiansen C, Uldbjerg N, et al: Obstetric and non-obstetric surgery during pregnancy: A 20-year Danish population-based prevalence study. BMJ Open (2019) 9 (5), 2019. doi: 10.1136/bmjopen-2018-028136

Anomalien der weiblichen Geschlechtsorgane

Strukturelle Anomalien des Uterus und der Zervix (z. B. Uterus septus, Uterus bicornis) erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Folgendes:

Es ist ungewöhnlich, dass Uterusmyome Plazentaanomalien (z. B. Placenta praevia), Frühgeburt und wiederholte Aborte verursachen. Leiomyome können während der Schwangerschaft schnell wachsen oder degenerieren. Die Degeneration eines Myoms löst oft starke Schmerzen und Zeichen einer Peritonitis aus.

Eine Zervixinsuffizienz führt mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zur Frühgeburt. Das Risiko einer Zervixinsuffizienz ist bei Frauen höher, die bei einem früheren Eingriff (z. B. therapeutischer Schwangerschaftsabbruch, instrumentelle vaginale Entbindung) Risse oder Verletzungen des Gebärmutterhalses erlitten haben. Eine zervikale Insuffizienz kann mit einem chirurgischen Eingriff (Cerclage), vaginalem Progesteron oder manchmal einem Vaginalpessar behandelt werden.

Bei Schwangeren mit vorausgegangener Myomektomie, bei denen die Uterushöhle involviert war, ist ein Kaiserschnitt erforderlich, da das Risiko einer Uterusruptur während einer vaginalen Entbindung besteht.

Uterusanomalien, die pathologische Schwangerschaftsverläufe bedingen können, benötigen eine operative Korrektur nach der Schwangerschaft.

Mütterliches Alter

Jugendliche, bei denen 13% aller Schwangerschaften auftreten, haben eine steigende Inzidenz von Präeklampsie, vorzeitiger Wehentätigkeit und Anämie, die oft zur fetalen Wachstumsretardierung führt. Das liegt zumindest teilweise daran, dass Jugendliche die Schwangerschaftsvorsorge vernachlässigen, häufig rauchen und eine höhere Rate an sexuell übertragbaren Infektionen haben.

Für Schwangere ≥ 35 Jahre ist nicht nur die Inzidenz der Präeklampsie erhöht, sondern auch die Inzidenz von Schwangerschaftsdiabetes, gestörter Wehentätigkeit, vorzeitiger Plazentalösung, Totgeburt und Placenta praevia. Bei diesen Schwangeren existiert auch mit größerer Wahrscheinlichkeit eine vorbestehende Erkrankung (z. B. chronische Hypertonie, Diabetes). Da das Risiko fetaler Chromosomenanomalien mit zunehmendem Alter der Mutter steigt, sollten Gentests und ein detailliertes Ultraschallscreening auf fetale Fehlbildungen angeboten werden.

Die häufigste Chromosomenanomalie ist die autosomale Trisomie. Die US-amerikanische National Birth Defects Prevention Study (NBDPS) ergab, dass die Nachkommen von Frauen über 40 Jahren ein erhöhtes Risiko für Herzanomalien, Ösophagusatresie, Hypospadie und Kraniosynostose haben (1).

Literatur zum mütterlichen Alter

  1. 1. Gill SK, Broussard C, Devine O, et al: Association between maternal age and birth defects of unknown etiology: United States, 1997-2007. Birth Defects Res A Clin Mol Teratol 94 (12):1010–1018, 2012. doi: 10.1002/bdra.23049 Epub 2012 Jul 23.

Mütterliches Gewicht

Schwangere, deren Body-Mass-Index (BMI) vor der Geburt < 18,5 kg/m2 betrug, werden als untergewichtig bezeichnet, was zu Neugeborenen mit niedrigem Geburtsgewicht (< 2,5 kg) prädisponiert. Ihnen sollte empfohlen werden, im Verlauf der Schwangerschaft mindesten 12,5 kg an Gewicht zuzunehmen.

Schwangere, deren BMI vor der Geburt 25 bis 29,9 kg/m2 (übergewicht) oder ≥ 30 kg/m2 (adipös) betrug, haben ein Risiko für mütterlichen Bluthochdruck und Diabetes, übertragene Schwangerschaft, Schwangerschaftsverlust, fetale Makrosomie, kongenitale Missbildungen, intrauterine Wachstumsrestriktion, Präeklampsie und die Notwendigkeit eines Kaiserschnittes. Im Idealfall sollte der Gewichtsverlust vor der Schwangerschaft beginnen, zuerst durch den Versuch dieLebensweise zu verändern (z. B. erhöhte körperliche Bewegung, Veränderungen in der Ernährung). Frauen mit Übergewicht oder Fettleibigkeit sollte empfohlen werden, ihre Gewichtszunahme während der Schwangerschaft zu begrenzen, idealerweise indem sie ihren Lebensstil ändern. Das Institut für Medizin (IOM) verwendet die folgenden Richtlinien:

  • Übergewicht: Gewichtszunahme begrenzt auf 6,8 bis 11,3 kg

  • Übergewichtige: Gewichtszunahme begrenzt auf < 5 bis 9 kg

Nicht alle Experten stimmen jedoch den IOM-Empfehlungen zu. Viele Experten empfehlen einen individualisierten Ansatz, der eine eingeschränkte Gewichtszunahme und Änderungen des Lebensstils (z. B. erhöhte körperliche Aktivität, Ernährungsumstellungen), insbesondere für übergewichtige Frauen (1) beinhaltet. Während der Schwangerschaft sollten die meisten Frauen ermutigt werden, sich mindestens 3-mal pro Woche für insgesamt 150 Minuten pro Woche zu bewegen (2).

Bei schwangeren Frauen mit Übergewicht oder Adipositas kann durch eine Änderung des Lebensstils während der Schwangerschaft das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes und Präeklampsie gesenkt werden.

Es ist wichtig, beim ersten Arztbesuch und in regelmäßigen Abständen während der Schwangerschaft über angemessene Gewichtszunahme, Ernährung und Bewegung zu sprechen. Das Adipositas-Toolkit der ACOG (American College of Obstetricians and Gynecologists [2016 ACOG (American College of Obstetricians and Gynecologists) obesity toolkit]) von 2016 ist eine hilfreiche Ressource für den Umgang mit Übergewicht und Adipositas.

Literatur zum mütterlichen Gewicht

  1. 1. Artal R, Lockwood CJ, Brown HL: Weight gain recommendations in pregnancy and the obesity epidemic. Obstet Gynecol 115 (1):152–155, 2010. doi: 10.1097/AOG.0b013e3181c51908

  2. 2. Mottola MF, Davenport MH, Ruchat SM, et al: 2019 Canadian guideline for physical activity throughout pregnancy. Br J Sports Med 52 (21):1339–1346, 2018. doi: 10.1136/bjsports-2018-100056

Mütterliche Größe

Kleine Frauen (ca. < 152 cm) haben eher ein kleines Becken, das zu Dystokie mit fetopelvinem Missverhältnis oder Schulterdystokie führen kann. Bei kleinen Frauen kommt es eher zu Frühgeburt und intrauteriner Wachstumsretardierung.

Exposition gegenüber Teratogenen

Häufige Teratogene (Agenzien, die fetale Fehlbildungen verursachen) sind Infektionen, Arzneimittel und andere chemische Substanzen. Mit größter Wahrscheinlichkeit treten Fehlbildungen auf, wenn die Exposition zwischen der 2. und 8. Woche nach Konzeption (4.–10. Woche nach der letzten Menstruationsblutung) zur Zeit der Organbildung erfolgt. Andere nachteilige Schwangerschaftsverläufe sind ebenfalls häufiger anzutreffen. Schwangere, die Teratogenen ausgesetzt waren, müssen über die erhöhten Risiken aufgeklärt und zur Erkennung von Fehlbildungen zu einer eingehenden Ultraschalluntersuchung überwiesen werden.

Zu den häufigen Infektionen, die teratogen sein können, gehören:

Häufig verwendete Medikamente, die teratogen sein können, sind:

Hyperthermie oder Exposition gegenüber Temperaturen > 39° C (z. B. in der Sauna) während des 1. Trimesters wurde mit Spina bifida in Verbindung gebracht.

Die Exposition gegenüber Quecksilber

Quecksilber in Fisch und Meeresfrüchten kann für den Fötus giftig sein. Die FDA (siehe Ratschläge zum Fischverzehr für Schwangere, Stillende und Kinder im Alter von 1–11 Jahren) empfiehlt Folgendes:

  • Vermeidung von Torpedobarsch aus dem Golf von Mexiko, Hai, Schwertfisch, Großaugenthun, Marlin, Orangenrobbe und Königsmakrele

  • Vermeiden Sie weißen Thunfisch bis 113 g (ein durchschnittliches Essen)/Woche

  • Vor dem Verzehr von Fisch, der in lokalen Seen, Flüssen und Küstengebieten gefangen wurde, sollten Sie sich über die örtlichen Gesundheitshinweise für diesen Fisch informieren und, wenn der Quecksilbergehalt nicht als niedrig bekannt ist, den Verzehr auf 4 Unzen/Woche beschränken und andere Meeresfrüchte in dieser Woche meiden.

Torpedobarsche aus dem Golf von Mexiko weisen den höchsten Quecksilbergehalt aller Fische auf (wie von der US Food and Drug Administration [FDA] getestet); Torpedobarsche aus dem Atlantik können bedenkenlos verzehrt werden.

Experten empfehlen, dass Frauen, die schwanger sind oder stillen, ca. 8 bis 1 Unzen (2 oder 3 durchschnittliche Mahlzeiten)/Woche von einer Vielzahl von Meeresfrüchten, die einen niedrigeren Quecksilbergehalt haben, essen. Zu solchen Meeresfrüchten gehören Flunder, Garnelen, Thunfisch aus der Dose, Lachs, Seelachs, Tilapia, Kabeljau, und Wels. Fisch hat Nährstoffe, die wichtig für das fetale Wachstum und die Entwicklung sind.

Vorausgegangene Totgeburt

Nach der Definition der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) ist eine Totgeburt der Tod eines Fetus nach ≥ 20 Schwangerschaftswochen vor oder während der Entbindung (1) oder nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation nach > 28 Schwangerschaftswochen (2). Der fetale Tod in der Spätschwangerschaft kann mütterliche, plazentare oder fetale anatomische oder genetische Ursachen haben (siehe Tabelle Häufige Ursachen von Totgeburten). Eine Totgeburt oder ein später Abort (d. h. in der 16.–20. Schwangerschaftswoche) in der Anamnese erhöhen das Risiko eines intrauterinen Fruchttods für die folgenden Schwangerschaften. Die Höhe des Risikos hängt von dem Grund für die vorherige Totgeburt ab. Eine Überwachung des Feten durch Anwendung vorgeburtlicher Untersuchungen (z. B. Nonstress-Test, biophysikalisches Profil) ist unbedingt anzuraten.

Die Therapie mütterlicher Erkrankungen (z. B. chronische Hypertonie, Diabetes, Infektionen) kann in der aktuellen Schwangerschaft das Risiko einer Totgeburt vermindern.

Literatur zu vorangegangenen Totgeburten

  1. 1. CDC: What is stillbirth? Aufgerufen am 16.08.22.

  2. 2. World Health Organization: Stillbirth. Aufgerufen am 16.08.22

Vorausgegangene Frühgeburt

Frühgeburt ist eine Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche. Eine durch vorzeitige Wehentätigkeit verursachte vorausgegangene Frühgeburt erhöht das Risiko für zukünftige Frühgeburten. Wenn das vorausgegangene Frühgeborene < 1,5 kg gewogen hat, liegt das Risiko einer Frühgeburt in der nächsten Schwangerschaft bei 50%.

Frauen mit vorausgegangener Frühgeburt durch vorzeitige Wehen sollten nach der 20.Schwangerschaftswoche engmaschig alle 2 Wochen überwacht werden. Die Überwachung umfasst

  • Ultraschalluntersuchung, einschließlich Messung der Zervixlänge in der 14. bis 16. Schwangerschaftswoche

  • Abklärung einer bakteriellen Kolpitis

  • Bestimmung des fetalen Fibronektins

Frauen mit einer vorausgegangenen Frühgeburt aufgrund von vorzeitigen Wehen oder einer Verkürzung der Zervix ( 25 mm) sollten intramuskulär 17-alpha-Hydroxyprogesteron erhalten.

Früheres Neugeborenes Mit einer Genetischen oder Kongenitalen Erkrankung

Das Risiko, einen Fetus mit einer chromosomalen Erkrankung zu bekommen, ist für die meisten Paare, die bereits ein Neugeborenes mit einer Chromosomenerkrankung hatten, erhöht (erkannt oder übersehen. Das Wiederholungsrisiko ist für die Mehrzahl der genetischen Erkrankungen unbekannt. Die meisten kongenitalen Fehlbildungen sind multifaktoriell bedingt. Das Risiko, dass ein folgender Fetus Fehlbildungen aufweist, beträgt 1%.

Wenn Paare ein Neugeborenes mit einer genetischen oder chromosomalen Erkrankung hatten, wird ein genetisches Screening empfohlen. Falls Paare ein Neugeborenes mit einer kongenitalen Fehlbildung gehabt haben, wird eine genetische Untersuchung, eine hochauflösende Ultraschalluntersuchung und Abklärung durch einen Facharzt für pränatale Diagnostik empfohlen.

Polyhydramnion (Hydramnion) und Oligohydramnion

Ein Polyhydramnion (Übermaß an Fruchtwasser) kann zu schwerwiegender Kurzatmigkeit der Mutter und zu vorzeitiger Wehentätigkeit führen. Zu den Risikofaktoren gehören

  • Unkontrollierter mütterlicher Diabetes

  • Mehrlingsschwangerschaft

  • Isoimmunisierung

  • Fetale Fehlbildungen (z. B. Ösophagusatresie, Anenzephalie, Spina bifida).

Ein Oligohydramnion (Mangel an Fruchtwasser) tritt oft in Begleitung kongenitaler Fehlbildungen des Urogenitaltraktes und einer gravierenden fetalen Wachstumsretardierung (< 3. Perzentile) auf. Ebenso können daraus, meist im 2. Trimester, ein Potter-Syndrom mit Lungenhypoplasie oder fetale strukturelle Anomalien durch Kompression resultieren und einen intrauterinen Fruchttod verursachen.

Polyhydramnion oder Oligohydramnion ist zu vermuten, wenn die Größe des Uterus nicht dem Schwangerschaftsalter entspricht, oder sie werden zufällig bei der Sonographie entdeckt, die diagnostisch beweisend ist.

Bei symptomatischen Patientinnen (Kurzatmigkeit und/oder Bauchbeschwerden) sollte eine Fruchtwasserentnahme zur Entfernung von überschüssigem Fruchtwasser (Amnioreduktion) in Betracht gezogen werden. In seltenen Fällen, wenn die mütterlichen Symptome schwerwiegend sind, sollten Kortikosteroide und eine Frühgeburt in Betracht gezogen werden. Eine Amnioreduktion lindert zwar die mütterlichen Symptome, aber es kann sich schnell wieder Fruchtwasser ansammeln, sodass erneute Eingriffe erforderlich werden. Bei Patientinnen mit leichtem bis mittelschwerem Polyhydramnion kann eine Entbindung in der 39. Schwangerschaftswoche (oder früher, je nach Symptomen) ratsam sein; bei dieser Entscheidung sollte der Arzt auch den Grad der zervikalen Dilatation und das Risiko eines vorzeitigen Blasensprungs und Nabelschnurprolaps berücksichtigen.

Mehrlingsschwangerschaft

Mehrlingsschwangerschaft erhöht das Risiko der folgenden Möglichkeiten:

Eine Mehrlingsschwangerschaft wird oft beim Routineultraschall in der 16.–20. Schwangerschaftswoche diagnostiziert. Die Inzidenz von Mehrlingsschwangerschaften hat zugenommen; der Einsatz von assistierten Reproduktionstechniken hat wesentlich zu diesem Anstieg beigetragen (1).

Literatur zu Mehrlingsschwangerschaften

  1. 1. American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG): ACOG Practice Bulletin No. 231: Multifetal gestations: Twin, triplet, and higher-order multifetal pregnancies. Obstet Gynecol 137 (6):e145–e162, 2021. doi: 10.1097/AOG.0000000000004397       

Vorausgegangenes Geburtstrauma

Die meisten Zerebralparesen und Störungen bei der Entwicklung des Nervensystems werden durch Faktoren verursacht, die nichts mit einem Geburtstrauma zu tun haben. Verletzungen wie eine Schädigung des Plexus brachialis können durch Verfahren wie Zangen- oder Saugglockenentbindung stammen, sind aber häufig auf intrauterine Kräfte während der Wehen oder auf eine Fehlstellung in den letzten Wochen der Schwangerschaft zurückzuführen.

Eine vorausgegangene Schulterdystokie ist ein Risikofaktor für eine zukünftige Dystokie, und die Aufzeichnungen der Geburt sollte auf im Hinblick auf die veränderbaren Risikofaktoren ausgewertet werden (z. B. Makrosomie, operative vaginale Entbindung), die möglicherweise die Verletzung begünstigt haben.