Angeborene Stoffwechselstörungen, die Hyperbilirubinämie verursachen

VonDanielle Tholey, MD, Sidney Kimmel Medical College at Thomas Jefferson University
Überprüft/überarbeitet Sep. 2023
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Erbliche oder angeborene Stoffwechselekrankungen können eine unkonjugierte oder konjugierte Hyperbilirubinämie verursachen (siehe Überblick über den Bilirubinstoffwechsel).

  • Unkonjugierte Hyperbilirubinämie: Crigler-Najjar-Syndrom, Gilbert-Syndrom und primäre Shunt-Hyperbilirubinämie

  • Konjugierte Hyperbilirubinämie: Dubin-Johnson-Syndrom und Rotor-Syndrom

Siehe auch Leber-Struktur und -Funktion und Beurteilung des Patienten mit einer Lebererkrankung.)

Crigler-Najjar-Syndrom

Diese seltene erbliche Lebererkrankung wird durch einen Mangel des Enzyms Glucuronyltransferase (UGT1A1) verursacht, das die Konjugation von Bilirubin (hauptsächlich zu Bilirubindiglucuronid) katalysiert, um Bilirubin wasserlöslich zu machen. Verschiedene Defekte im Gen, das für das Enzym kodiert, verursachen eine vollständige (Typ 1) oder partielle (Typ 2) Inaktivierung des Enzyms.

Patienten mit autosomal-rezessivem Typ I (vollständige Erkrankung) haben eine schwere unkonjugierte Hyperbilirubinämie, die typischerweise kurz nach der Geburt beginnt. Sie sterben meistens an den Folgen eines Kernikterus im Alter von ca. einem Jahr, einige erleben das Erwachsenenalter. Zur Behandlung zählen die Phototherapie und eine Lebertransplantation.

Patienten mit autosomal rezessivem Typ II (Teil-) Krankheit (mit variabler Penetranz) haben oft eine weniger schwere unkonjugierte Hyperbilirubinämie (< 20 mg/dl [< 342 Mikromol/l]) und leben in der Regel bis ins Erwachsenenalter ohne neurologische Schäden. Phenobarbital 1,5 bis 2 mg/kg p.o. 3-mal täglich, das die teilweise mangelhafte Glucuronyltransferase induziert, kann wirksam sein.

Dubin-Johnson-Syndrom und Rotor-Syndrom

Dubin-Johnson-Syndrom und Rotor-Syndrom verursachen eine konjugierte Hyperbilirubinämie ohne Cholestase, was außer einer Gelbsucht keine anderen Symptome zur Folge hat. Bilirubin kann im Urin erscheinen, im Gegensatz zur unkonjugierten Hyperbilirubinämie beim Gilbert-Syndrom (das ebenfalls keine anderen Symptome verursacht), bei der kein Bilirubin im Urin zu finden ist. Die Transaminasen und die alkalische Phosphatase liegen in der Regel im Normbereich. Eine Behandlung ist nicht notwendig.

Dubin-Johnson-Syndrom

Dieses seltene autosomal-rezessiv vererbte Syndrom kennzeichnet eine verminderte Exkretion von Bilirubinglucuronid. Es wird in der Regel durch eine Leberbiopsie diagnostiziert: die Leberzellen enthalten dunkles Pigment als Folge der Ablagerung einer intrazellulären melaninartigen Substanz bei ansonsten unauffälligem histologischem Befund.

Rotor-Syndrom

Dieses ebenfalls seltene Syndrom ähnelt klinisch dem Dubin-Johnson-Syndrom, allerdings ist die Leber nicht pigmentiert und es bestehen andere metabolische Unterschiede.

Gilbert-Syndrom

Das Gilbert-Syndrom ist eine lebenslang bestehende Störung, bei der das einzig sichtbare Symptom eine geringe unkonjugierte Hyperbilirubinämie ist. Fälschlicherweise kann es als chronische Hepatitis oder als eine andere Leberkrankheit angesehen werden.

Das Syndrom tritt bei bis zu 5% der Bevölkerung auf. Familienmitglieder können betroffen sein, ein klares genetisches Muster ist jedoch schwierig zu eruieren.

Pathogenetisch liegen komplizierte Störungen der Bilirubinaufnahme in der Leber vor. Die Aktivität der Glucuronyltransferase ist vermindert, allerdings nicht so stark wie beim Crigler-Najjar-Syndrom Typ II. Bei vielen Patienten liegt auch eine gering erhöhte Lyse von roten Blutzellen vor, diese Erhöhung erklärt allerdings nicht die Hyperbilirubinämie. Die Leberhistologie ist normal.

Das Gilbert-Syndrom wird meist bei jungen Erwachsenen bei der Abklärung eines erhöhten Bilirubinspiegels gefunden. Dieser fluktuiert in der Regel zwischen 2 bis 5 mg/dl (34-86 Mikromol/l) und erhöht sich durch Fasten oder Stress.

Das Gilbert-Syndrom wird differenzialdiagnostisch von der Hepatitis durch eine Analyse des Bilirubins abgegrenzt, die v. a. unkonjugiertes Bilirubin zeigt. Darüber hinaus bestehen beim Gilbert-Syndrom normale Lebertests, im Urin findet sich kein Bilirubin. Die Abgrenzung zur Hämolyse erfolgt durch fehlende Anämie und Retikulozytose.

Eine Behandlung ist nicht notwendig. Den Patienten sollte versichert werden, dass sie klinisch keine Lebererkankung haben.

Primäre Shunt-Hyperbilirubinämie

Diese seltene, familiär auftretende, gutartige Leiden ist durch eine Überproduktion von "early-labeled" Bilirubin (Bilirubin, das aus ineffektiver Erythropoese und Nichthämoglobin-Häm anstatt aus der normalen Erythrozyten-Reifeentwicklung entsteht) gekennzeichnet.