Drei Schritte, die nach einem Bienenstich sofort unternommen werden sollten – Kommentar
Kommentar23.05.18 Thomas Arnold, MD, Professor and Chairman, Department of Emergency Medicine, LSU Health Sciences Center Shreveport

Wie behandelt man einen Bienen- oder Wespenstich am besten? Wahrscheinlich hat jede Familie ihr eigenes geheimes Wundermittel. Angefangen beim Fleischweichmacher oder Tabaksaft über Essig und Backpulver: Es gibt wohl eine ganze Fülle von „Heilmitteln“ und Leute, die auf sie schwören.

Tatsächlich halten diese häuslichen Heilmittel keiner echten wissenschaftlichen oder medizinischen Prüfung stand. Die meisten von ihnen sind zwar nicht gefährlich, aber auch nicht besonders wirksam. Das bedeutet jedoch nicht, dass Betroffene oder Eltern von betroffenen Kindern nichts gegen einen Bienen- oder Wespenstich unternehmen könnten. Mit den richtigen Schritten können die typischen Symptome wie Schmerz, Rötung, Schwellung und Juckreiz, an denen die meisten Menschen nach einem Stich leiden, gelindert werden. Für Menschen, die eine schwere allergische Reaktion haben, kann die richtige Maßnahme sogar lebensrettend sein.

Bei den meisten Menschen verursacht ein Stich höchstens Schmerz, Schwellung und Rötung um den Stich herum – das bezeichnet man als lokale Reaktion. 

Ein kleiner Prozentsatz der Menschen reagiert allerdings allergisch auf Insektenstiche und leidet dann an einer viel schwerwiegenderen und gefährlicheren Reaktion, die generalisierte Reaktion genannt wird. Bei diesen Menschen können Stiche eine Anaphylaxie hervorrufen, die tödlich verlaufen kann. Tatsächlich sterben laut Schätzungen der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde, Centers for Disease Control and Prevention, in den USA jährlich zwischen 60 und 70 Menschen an allergischen Reaktionen auf Stiche. Zehntausende weitere erleiden schwerwiegende Reaktionen, die nicht tödlich verlaufen.

Überprüfen Sie also nächstes Mal nach, wenn Sie oder Ihr Kind böse gestochen wurden, ob Anzeichen für eine generalisierte allergische Reaktion vorliegen.

Anzeichen einer generalisierten allergischen Reaktion

Die Symptome entwickeln sich in der Regel rasch und können folgende umfassen:

  • Ein Gefühl des Unwohlseins, des Kribbelns und Schwindelgefühl.
  • Jucken und Quaddeln am ganzen Körper
  • Anschwellen von Lippen und Zunge
  • Pfeifende Atemgeräusche und Atemnot
  • Kollaps und Verlust des Bewusstseins

Jeder, der diese Symptome hat, sollte sofort in die Notaufnahme gehen.

Menschen, die bereits früher eine generalisierte allergische Reaktion hatten, werden sehr wahrscheinlich auf einen anderen Stich wieder so reagieren. Allerdings gibt es auch Menschen, die vorher nie eine allergische Reaktion auf Stiche hatten und dann auf einmal eine generalisierte allergische Reaktion auf ihren nächsten Stich erleiden. Glücklicherweise ist die erste Reaktion sehr selten auch eine tödliche.

Menschen, die wissen, dass sie allergisch sind, sollten immer einen Adrenalin-Autoinjektor zur Hand haben. Ein Autoinjektor ist ein tragbares Instrument, mit dem Sie sich eine Injektion verabreichen können, wenn Sie es sich gegen Ihre Haut drücken – Sie müssen sich keine „Spritze geben“. Adrenalin ist ein Arzneimittel, mit dem allergische Reaktionen behandelt werden, und das lebensrettend sein kann. Verwenden Sie den Autoinjektor beim ersten Anzeichen einer allergischen Reaktion. 

Patienten und Eltern sollten jedoch beachten: Eine schwerere lokale Reaktion (also größere Schmerzen oder eine größere Schwellung) deutet nicht auf ein erhöhtes Risiko für eine generalisierte Reaktion hin, auch dann nicht, wenn man mehrfach gestochen wurde.

Wenn es keine Anzeichen für eine generalisierte allergische Reaktion gibt, befolgen Sie diese 3 Schritte:

Bis zu 1 Million Menschen besuchen jedes Jahr wegen eines Bienenstichs die Notaufnahme. Die meisten dieser Besuche erfolgen aufgrund lokaler Reaktionen, die Sie selbst behandeln können, wenn Sie diese Schritte befolgen.

1. Stachel mit stumpfkantigem Objekt entfernen

Bienen- und Wespenstiche sind relativ gleich, mit einer großen Ausnahme. Nach einem Stich lassen Honigbienen einen Stachel zurück (und die Honigbiene stirbt). Wespen, auf der anderen Seite, haben einen weichen Stachel, mit dem sie mehrmals stechen können, ohne dass sich dieser vom Insekt ablöst.  

Nach einem Bienenstich sollte der Stachel so bald wie möglich entfernt werden. In vielen Fällen lässt die Biene auch die Giftblase zurück, aus der weiterhin solange Gift strömt wie der Stachel in der Haut sitzt. Je eher Sie also den Stachel mit der Giftblase entfernen, umso früher können Sie auch den Giftfluss unterbrechen.

Den Stachel entfernt man am besten, in dem man mit einem stumpfen Objekt, wie einer Kreditkarte oder einem Buttermesser, sanft über den betroffenen Bereich schabt. Nach Möglichkeit keine Pinzette oder etwas Anderes verwenden, mit der die Giftblase durchstochen und damit die Symptome verschlimmert werden können.

2. Kalte Kompresse auflegen

Ist der Stachel einmal entfernt, kann eine kalte Kompresse den Schmerz lindern helfen (nur nicht den gesamten Bereich in Eis tauchen). Ein Antihistamin zum Einnehmen oder als Creme aufgetragen, kann den Juckreiz und die Schwellung reduzieren.

3. Den betroffenen Bereich hochlegen

Je nachdem, wo sich der Stich befindet, kann die Schwellung auch durch Hochlegen reduziert werden.

Die Schwellung, die durch einen Stich entsteht, kann häufig sehr stark sein. Tatsächlich kann ein Stich auf der Hand diese auf das Zweifache ihrer normalen Größe anschwellen lassen. Diese Schwellung kann, wenn der Bereich sich zudem warm anfühlt und druckempfindlich ist, manchmal irrtümlicherweise für eine Infektion gehalten werden, die auch als Zellulitis bezeichnet wird. Betroffene und Eltern von betroffenen Kindern sollten aber wissen, dass sich eine Infektion nach einem Stich nur selten entwickelt, besonders in den ersten paar Tagen. Die durch eine lokale Reaktion verursachte Schwellung kann schon nach ein paar Stunden wieder zurückgehen oder sich erst nach einigen Tagen vollständig auflösen.

Wichtige Hinweise zur Vorbeugung vor Stichen

Am besten vermeidet man Komplikationen durch Stiche, indem man es vermeidet gestochen zu werden. Hier einige Tipps, die Sie beherzigen sollten, wenn Sie oder Ihr Kind sich im Freien aufhalten, wo es Bienen und Wespen gibt.

  • Nach Möglichkeit keine knalligen Farben, Parfüms oder parfümierte Haarsprays verwenden.
  • Vergessen Sie nicht, dass Bienen und Wespen soziale Wesen sind. Sie stechen Menschen nur, um ihr Volk zu verteidigen. Die alte Regel gilt nach wie vor: Wenn Sie sie in Ruhe lassen, lassen diese auch Sie in Ruhe.
  • Bienen und Wespen sind eher träge Fluginsekten – Die meisten Menschen können ihnen entkommen, indem sie einfach schneller gehen.