KURZINFORMATIONEN

Infektion mit dem humanen Immunschwächevirus (HIV) bei Kindern

Überprüft/überarbeitet Dez. 2021
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Was ist HIV?

Das humane Immunschwächevirus (HIV) ist ein Virus, das sich auf das Immunsystem des Körpers auswirkt. „Immundefizienz“ (Immunschwäche) bedeutet, dass das Immunsystem geschwächt ist. Der Körper ist also weniger in der Lage, sich selbst gegenüber bestimmten Infektionen und Krebsarten zu verteidigen. Somit ist jemand mit HIV anfälliger dafür, sich mit anderen Infektionen und Krankheiten anzustecken.

  • Kleine Kinder, die mit HIV infiziert sind, haben sich in der Regel während der Entbindung bei der Mutter angesteckt

  • Ärzte führen zur Diagnose von HIV Bluttests durch.

  • Ohne Behandlung können HIV-infizierte Kinder am erworbenen Immunschwächesyndrom (Acquired Immunodeficiency Syndrome, AIDS) erkranken

  • Es gibt keine Heilung für HIV, aber Medikamente können das Virus stark eindämmen

  • Kinder, die Medikamente wegen HIV erhalten (eine sogenannte antiretrovirale Therapie oder ART) können das Erwachsenenalter erreichen

  • Mütter mit HIV können ihre Babys in der Regel vor einer HIV-Infektion schützen, indem sie während der Schwangerschaft eine ART einnehmen und ihr Baby gleich nach der Geburt mit ART behandeln

Was ist AIDS?

AIDS ist ein erworbenes Immunschwächesyndrom. Es ist die schwerste Form der HIV-Infektion. Das Immunsystem wird immer schwächer und kann den Körper nicht mehr vor Infektionen schützen. Menschen mit AIDS können sich ungewöhnliche Infektionen zuziehen, an denen Menschen ohne AIDS beinahe nie erkranken würden.

Eine HIV-Infektion wird als AIDS eingestuft, wenn:

  • Das Kind eine schwerwiegende Infektion hat, die Kinder ohne HIV so gut wie nie bekommen würden

  • Bluttests zeigen, dass das Immunsystem stark geschwächt ist

Kinder, die regelmäßig ihre HIV-Medikamente nehmen, entwickeln so gut wie nie AIDS.

Wie werden Kinder mit HIV infiziert?

Kleine Kinder mit HIV wurden fast immer vor oder während der Geburt durch eine mit HIV-infizierte Mutter mit dem Virus angesteckt. Weil der Virus auch in der Muttermilch zu finden ist, kann das Virus auch darüber übertragen werden.

Ältere Kinder und Jugendliche stecken sich wie folgt an:

  • Geschlechtsverkehr mit einer Person, die HIV hat

  • Kontakt mit Blut von jemandem, der HIV-infiziert ist

  • Die Nadeln von jemandem benutzen, der HIV-infiziert ist

Da Blutspenden auf HIV getestet werden, kommt es in den USA, Kanada oder Westeuropa beinahe nie zu Infektionen durch Bluttransfusionen.

HIV wird nicht übertragen durch:

  • Nahrungsmittel

  • Wasser

  • Berühren oder gemeinsames Verwenden von Gegenständen im Haushalt

  • Berühren, Küssen oder sich zu Hause, in der Arbeit oder Schule in der Nähe einer infizierten Person aufzuhalten

Was sind die Symptome von HIV bei Kindern?

Kinder mit einer HIV-Infektion erscheinen zunächst ganz gesund. Mit der Zeit haben sie jedoch immer häufiger und immer schwerere Probleme mit Erkältungen, Ohrinfektionen und Durchfall. Die Symptome hängen davon ab, ob das Kind wegen HIV behandelt wird oder nicht. Medikamente für HIV werden ART (antiretrovirale Therapie) genannt.

Kinder, die nicht mit einer ART behandelt werden, können folgendes haben:

  • Wachstums- und Entwicklungsverzögerungen (z. B. lernen sie nicht zu gehen oder zu sprechen oder lernen es später als normal)

  • Geschwollene Lymphknoten

  • Ständigen Durchfall

  • Anämie (eine niedrige Anzahl roter Blutkörperchen)

  • Anschwellen von Milz oder Leber

  • Pilzinfektion in ihrem Mund (Mundsoor/Kandidose)

  • Andere Infektionen

  • Gewichtsverlust

Kinder, die keine ART erhalten, entwickeln schließlich AIDS.

Kinder, die mit einer ART behandelt werden, können haben:

  • Gar keine Symptome

  • Häufige bakterielle Infektionen, z. B. Ohrinfektionen

  • Verhaltens- und Lernstörungen – obwohl nicht klar ist, ob diese durch die HIV-Infektion, bestimmte Medikamente oder aus anderen Gründen entstehen

Kinder mit einer behandelten HIV-Infektion können langfristige Probleme im späteren Verlauf ihres Lebens haben, z. B.:

Wie können Ärzte feststellen, ob mein Kind HIV hat?

Ärzte testen das Blut von Neugeborenen oder Kleinkindern auf HIV, wenn ihre Mütter HIV-infiziert sind oder, wenn die Kinder ein Risiko für eine HIV-Infektion tragen. Ärzte empfehlen allen schwangeren Frauen, sich auf HIV testen zu lassen.

Babys werden bei Geburt getestet. Bei Babys von HIV-infizierten Müttern müssen jedoch über die nächsten 6 Monate nach der Geburt mehrere Bluttests durchgeführt werden, um sicherzugehen, dass sie kein HIV haben.

Wie wird HIV bei Kindern behandelt?

Ärzte behandeln Kinder mit HIV wie folgt:

  • Antiretrovirale Therapie (ART)

  • Manchmal mit Antibiotika zur Vorbeugung von bestimmten Infektionen

Eine ART besteht immer aus mehr als einem Medikament. Kinder mit HIV nehmen in der Regel 3 unterschiedliche Medikamente ein. Bei älteren Kindern sind diese Medikamente meist in einer Pille kombiniert. Es sehr wichtig, dass die Medizin regelmäßig zur richtigen Zeit und in der richtigen Menge eingenommen wird. Wenn Kinder die Medizin weniger häufig nehmen, kann HIV resistent gegenüber der Medizin werden. „Resistent“ bedeutet, dass die Medizin nicht mehr länger gegen HIV wirkt. Wenn das HIV gegen eine Medizin resistent wird, versuchen es die Ärzte mit einer anderen Medizin.

Ärzte führen alle 3 bis 4 Monate Bluttests durch, um Folgendes zu messen:

  • Die Zahl der weißen Blutkörperchen

  • Die Menge an HIV-Virus im Blut

Die Bluttests helfen dem Arzt festzustellen, ob die Behandlung funktioniert oder nicht. Ärzte führen zudem Tests durch, um zu sehen, ob das Virus gegen Medikamente resistent geworden ist, und auf Nebenwirkungen durch die Medikamente.

Beinahe alle Kinder mit HIV sollten die im Kindesalter üblichen Impfungen erhalten.

Kinder mit HIV sollten an so vielen Aktivitäten teilnehmen, die für Kinder üblich sind, wie es ihre Gesundheit erlaubt. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich HIV auf die anderen Kinder überträgt.

Wie kann ich HIV bei meinem Kind vorbeugen?

Wenn Sie schwanger sind und HIV haben, können Sie das Risiko für die Übertragung der Infektion auf Ihr Baby wie folgt senken:

  • Nehmen Sie die antiretroviralen (ART)-Pillen regelmäßig während des 2. und 3. Trimesters (letzten 6 Monate) der Schwangerschaft.

  • Wenn Sie die Medikamente bereits einnehmen, setzen Sie die ART-Behandlung weiterhin regelmäßig fort

  • Lassen Sie sich die ART-Medizin als Infusion durch die Vene während der Wehen und Entbindung verabreichen – diese Medizin wird auch Ihrem Baby in den ersten 6 Wochen nach der Geburt verabreicht, um das Risiko einer HIV-Infektion beim Baby zu senken..

  • Lassen Sie Ihr Kind per Kaiserschnitt und nicht vaginal entbinden, wenn Sie viele HIV-Viren im Blut haben.

  • Füttern Sie Ihr Baby mit der Flasche und nicht mit Muttermilch, es sei denn, Sie leben an einem Ort, wo das Wasser zur Herstellung des Muttermilchersatz nicht sauber genug ist.

Überprüfen Sie, ob die Kinderkrippe oder der Kindergarten Ihres Kindes einen Sicherheitsplan für die Reinigung von Blut hat, einschließlich:

  • Tragen von Latexhandschuhen

  • Waschen der Hände nach Ausziehen der Handschuhe

  • Reinigen und Desinfizieren sämtlicher Oberflächen, die mit Blut in Kontakt kamen, mit einer Lösung aus 1 Teil Bleichmittel und 100 Teilen Wasser

  • Den Kontakt mit Blut vermeiden

Diese allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen sollten bei allen Kindern angewandt werden, weil das Personal oder die Eltern vielleicht nicht wissen, ob ein Kind HIV-infiziert ist oder nicht. Diese Vorsichtsmaßnahmen sollten auch zu Hause befolgt werden, wenn ein Familienmitglied HIV hat.