Harninkontinenz wird definiert als ungewolltes Wasserlassen zwei oder mehr Mal pro Monat nach abgeschlossenem Toilettentraining. Inkontinenz kann zu folgenden Zeiten bestehen:
Die Dauer des Toilettentrainings oder das Alter, in dem die Kontinenz erreicht wird, kann stark variieren. Mehr als 90 Prozent der Kinder sind im Alter von 5 Jahren tagsüber trocken. Kontinenz in der Nacht wird meist etwas später erreicht.
Bettnässen oder nächtliches Einnässen betrifft rund 30 Prozent der 4-Jährigen, 10 Prozent der 7-Jährigen, 3 Prozent der 12-Jährigen und 1 Prozent der 18-Jährigen. Nächtliche Inkontinenz bleibt bei etwa 0,5 Prozent der Erwachsenen bestehen. Bei der Diagnose von Einnässen werden diese Zeitachsen berücksichtigt. Weil die Dauer des Toilettentrainings variiert, wird kleinen Kindern unter 5 oder 6 Jahren normalerweise kein Einnässen tagsüber und unter 7 Jahren kein Bettnässen zugeschrieben.
Einnässen am Tag ist bei Mädchen häufiger. Bettnässen hingegen ist häufiger bei Jungen und bei Kindern mit einer familiären Vorgeschichte von nächtlicher Inkontinenz. Sowohl das Einnässen tagsüber wie auch nachts sind Symptome – keine Diagnose – und der Arzt sollte nach einer zugrunde liegenden Ursache suchen.
Ursachen
Anhand des Musters der Inkontinenz kann er die mögliche Ursache bestimmen. War das Kind tagsüber nie über einen längeren Zeitraum trocken, kann ein Geburtsfehler, eine anatomische Fehlbildung oder eine bestimmte Verhaltensweise die Ursache sein.
Die normale Anatomie oder Funktionsweise der Blase kann von mehreren seltenen, aber schweren Störungen beeinträchtigt werden, was zu Harninkontinenz führt. Eine Rückenmarkfehlbildung wie Spina bifida kann z. B. eine defekte Nervenverbindung zur Blase verursachen und zu Inkontinenz führen. Manche Kinder haben einen Geburtsfehler, bei dem sich die Blase oder Harnröhre nicht vollständig entwickelt hat, wodurch sie praktisch ständig Urin verlieren (Totalinkontinenz). Ein anderer Geburtsfehler führt dazu, dass die „Röhren“ (Harnleiter), welche die Nieren mit der Blase verbinden, an falscher Stelle in oder sogar außerhalb der Blase enden (z. B. in der Scheide oder Harnröhre oder sogar auf der Körperoberfläche) und zu Inkontinenz führen (siehe Falsch liegende Harnleiter). Einige Kinder haben eine überaktive Blase, die sich leicht verkrampft oder zusammenzieht und Inkontinenz verursacht, während andere Schwierigkeiten haben, ihre Blase zu entleeren.
Bestimmte Verhaltensweisen können besonders bei Mädchen zu Inkontinenz am Tag führen, so z. B. häufiges Wasserlassen oder Wasserlassen bei falscher Körperhaltung (mit zu sehr geschlossenen Beinen). Bei solchen Körperhaltungen kann sich beim Wasserlassen Urin in der Scheide ansammeln, das dann nach dem Aufstehen nachträufelt. Einige Mädchen haben beim Lachen Blasenspasmen, was eine Lachinkontinenz verursacht.
Wenn das Kind über lange Zeit trocken war und das Einnässen neu ist, sucht der Arzt nach Ursachen, die zu einem Kontinenzverlust führen können. Diese umfassen Verstopfung, Infektionen, Ernährung, psychische Belastung und sexuellen Missbrauch. Gewisse Erkrankungen, die das Kind bekommt, können ebenfalls zu neuer Harninkontinenz führen. Verstopfung (erschwerte oder unregelmäßige Darmentleerung oder harter Stuhl) ist die häufigste Ursache von plötzlichen Veränderungen der Harnkontinenz bei Kindern. Bakterielle Harnwegsinfektionen (HWI) und Harnwegsinfektionen, die zu Blasenreizung führen (bakterielle oder virale Zystitis), sind gängige infektiöse Ursachen.
Um ein ungewolltes Auslaufen von Urin zu verhindern, lernen viele Kinder, die Beine übereinanderzuschlagen oder bestimmte Körperhaltungen einzunehmen (Haltemanöver), wie z. B. in die Hocke gehen (manchmal mit zwischen die Beine gepresster Hand oder Ferse). Diese Haltemanöver können aber das Risiko für Harnwegsinfektionen erhöhen. Sexuell aktive Jugendliche können Harnausscheidungsstörungen haben, die durch bestimmte sexuell übertragbare Krankheiten verursacht wurden. Ernährungsbedingte Ursachen umfassen Koffein und saure Säfte, wie Orangen- und Tomatensaft, welche die Blase reizen und zu Harnverlust führen können. Belastende Ereignisse wie eine Scheidung oder Trennung der Eltern, ein Umzug oder der Verlust eines Familienmitglieds können ebenfalls dazu führen, dass ein Kind eine Harninkontinenz entwickelt. Genauso kann sexueller Missbrauch Ursache für eine Harninkontinenz sein. Kinder mit Diabetes mellitus oder Diabetes insipidus können eine Inkontinenz entwickeln, da diese Erkrankungen zu übermäßiger Harnproduktion führen.
Häufige Ursachen
Die Ursachen der Harninkontinenz sind abhängig davon, ob das Einnässen tagsüber auftritt oder hauptsächlich in der Nacht.
Die meisten Fälle von nächtlichem Einnässen (Enuresis) hängen nicht mit einer Erkrankung zusammen, sondern haben verschiedene Faktoren als Ursache, darunter:
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Entwicklungsstörungen
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Nicht abgeschlossenes Toilettentraining
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Eine noch nicht volle Blase, die sich vorzeitig zusammenzieht
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Übermäßiges Trinken vor dem Schlafengehen
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Probleme mit dem Erwachen (z. B. einen sehr tiefen Schlaf haben)
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Familiäre Vorgeschichte (wenn ein Elternteil unter nächtlicher Inkontinenz litt, hat sie das Kind mit 30-prozentiger Wahrscheinlichkeit ebenfalls; litten beide Eltern darunter, steigt die Wahrscheinlichkeit auf 70 Prozent)
Häufige Ursachen für Einnässen tagsüber umfassen:
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Eine gereizte Blase aufgrund einer Harnwegsinfektion oder weil etwas darauf drückt (z. B. ein voller Darm bei Verstopfung)
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Eine überaktive Blase
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Urethrovaginaler Reflux (auch als vaginales Wasserlassen bezeichnet), der bei Mädchen auftreten kann, die in einer falschen Position urinieren oder zusätzliche Hautfalten haben, wodurch Urin in die Scheide zurückfließt und dann beim Aufstehen nachträufelt
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Anatomische Fehlbildungen (z. B. ein falsch liegender Harnleiter bei Mädchen oder eine angeborene Harnwegsobstruktion)
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Schwächung des Blasenschließmuskels, der den Urinfluss aus der Blase kontrolliert (z. B. aufgrund eines Rückenmarkdefekts)
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Eine Blase, die sich aufgrund eines Defekts des Rückenmarks oder Nervensystems nicht vollständig entleert (neurogene Blase)
Stress, Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivität oder Harnwegsinfektionen können das Risiko für beide Typen von Inkontinenz erhöhen.
Seltenere Ursachen
Nächtliches Einnässen wird in ungefähr 30 Prozent der Fälle durch eine zugrunde liegende Erkrankung verursacht. Ursächliche Faktoren umfassen einige Störungen, die auch für Inkontinenz am Tag verantwortlich sind, zusammen mit Erkrankungen, welche die Urinmenge erhöhen. Solche Erkrankungen umfassen Diabetes mellitus, Diabetes insipidus, Sichelzellanämie (und manchmal Sichelzellenanlage).
Beurteilung
Zuerst versucht der Arzt herauszufinden, ob die Inkontinenz einfach nur entwicklungsbedingt ist, oder ob eine Erkrankung involviert ist.
Warnsignale
Bei Kindern mit Harninkontinenz sind gewisse Zeichen und Charakteristika Grund zur Sorge. Hierzu gehören
Anzeichen von Nervenschädigungen in den Beinen sind Schwäche im Bein oder Schwierigkeiten, eines oder beide Beine zu bewegen, sowie ein „komisches“ Gefühl in den Beinen. Anzeichen eines Wirbelsäulendefekts sind tiefe Grübchen oder Vertiefungen oder auffällige Haarflecken in der Mitte des unteren Rückens.
Wann ein Arzt zu konsultieren ist:
Kinder, bei denen eines dieser Warnsignale vorhanden ist, sollten umgehend zu einem in der Behandlung von Kindern erfahrenen Arzt gebracht werden, außer wenn das einzige Warnsignal bis ins Schulalter (6. Lebensjahr) bestehendes Einnässen tagsüber ist. Solche Kinder sollten innerhalb von ein paar Wochen einen Arzt aufsuchen.
Was der Arzt unternimmt:
Die Ärzte stellen zunächst Fragen zu den Symptomen und der Krankengeschichte des Kindes. Anschließend führen sie eine körperliche Untersuchung durch. Durch Prüfung der familiären Vorgeschichte und anhand einer körperlichen Untersuchung lässt sich meist eine Ursache für die Inkontinenz ermitteln und die Tests festlegen, die eventuell durchgeführt werden müssen (siehe Tabelle: Some Causes and Features of Nighttime Incontinence in Children und siehe Tabelle: Some Causes and Features of Daytime Incontinence in Children).
Bei der Anamnese stellt der Arzt Fragen zum Zeitpunkt des ersten Auftretens der Symptome, zu den zeitlichen Intervallen und ob die Symptome anhaltend sind (d. h. dauerndes oder zeitweises Nachträufeln). Eltern können helfen, indem sie die zeitlichen Intervalle, Häufigkeit und Urinmenge (ein Urintagebuch) oder Stuhlmenge (ein Stuhltagebuch) aufschreiben. Besprochen werden zudem die Position beim Wasserlassen und die Stärke des Urinstrahls.
Symptome, die auf eine Ursache schließen lassen, umfassen:
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Weniger häufiger Stuhlgang und/oder harte Stühle (Verstopfung
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Fieber, Bauchschmerzen, Schmerzen beim Urinieren und gesteigerter Harndrang (Harnwegsinfektionen)
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Jucken in der Rektal- und Scheidengegend (Madenwurminfektion)
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Häufiges Urinieren mit großer Urinmenge (Diabetes insipidus oder Diabetes mellitus)
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Schnarchen oder Atemaussetzer während des Schlafens und übermäßige Müdigkeit tagsüber (Schlafapnoe)
Der Arzt stellt außerdem Fragen zu Geburtsverletzungen oder Geburtsfehlern (wie Spina bifida), Erkrankungen des Nervensystems, Nierenerkrankungen und Harnwegsinfektionen in der Vorgeschichte. Und auch wenn sexueller Missbrauch eine seltene Ursache ist, wird das Kind diesbezüglich untersucht, da ein Missbrauch keinesfalls übersehen werden darf.
Wenn in der Familie Bettnässen oder urologische Erkrankungen vorkamen, sollte der Arzt darüber informiert werden. Fragen werden auch zu Stressfaktoren gestellt, die sich zeitlich mit dem Beginn der Symptome überschneiden, darunter Probleme in der Schule, mit Freunden oder Zuhause (einschließlich Fragen zu möglichen Eheproblemen der Eltern). Obschon Inkontinenz keine psychologische Störung ist, kann in Zeiten psychischer Belastung eine Phase von Einnässen auftreten.
Ärzte fragen, ob die Kinder beim Laufen oder Stehen eine Schwäche in den Beinen spüren.
Anschließend führen sie eine körperliche Untersuchung durch. Die Untersuchung läuft wie folgt ab:
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Prüfung der Vitalzeichen auf Fieber (Harnwegsinfektion), Anzeichen von Gewichtsverlust (Diabetes) und Hypertonie (Nierenerkrankung)
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Untersuchung von Kopf und Hals auf vergrößerte Mandeln, Mundatmung oder verzögertes Wachstum (Schlafapnoe)
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Untersuchung des Bauches auf Schwellungen, die auf zurückgehaltenen Stuhl oder eine volle Blase hindeuten
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Untersuchungen der Geschlechtsorgane, bei Mädchen auf Adhäsionen, Vernarbungen oder Anzeichen eines möglichen sexuellen Missbrauchs und bei Jungen auf Irritationen oder Läsionen am Penis oder im Rektalbereich
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Untersuchung der Wirbelsäule auf Schäden (z. B. ein Haarbüschel oder Grübchen an der Basis der Wirbelsäule)
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Neurologische Untersuchung, um die Kraft der Beine, Gefühlswahrnehmung, tiefe Sehnenreflexe und andere Reflexe zu überprüfen (wie leichte Berührung des Anus, um dessen Zusammenziehen zu prüfen – der sogenannte Analreflex – und, bei Jungen, leichtes Streicheln der Oberschenkelinnenseite, um das Hochziehen der Hoden zu prüfen – der sogenannte Kremasterreflex)
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Während der körperlichen Untersuchung kann eine rektale Untersuchung durchgeführt werden, um eine Verstopfung oder einen verminderten Rektaltonus zu erkennen
Some Causes and Features of Nighttime Incontinence in Children
Ursache |
Häufige Merkmale* |
Untersuchungen |
Unregelmäßiger, harter, kugeliger Stuhlgang Manchmal Unwohlsein im Bauch Tritt bei Kindern auf, die sich von „verstopfenden“ Lebensmitteln ernähren (z. B. viel Milch und Milchprodukte und wenig Früchte und Gemüse) |
Ärztliche Untersuchung Manchmal eine Röntgenaufnahme des Bauchs Stuhltagebuch |
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Erhöhte Urinausscheidung, die viele Ursachen haben kann, z. B.: |
Hängen von der Erkrankung ab |
Für Diabetes mellitus: Urintests für Glukose (Zucker) und Ketone und/oder ein Bluttest Für Diabetes insipidus oder Sichelzellanämie: Bluttests |
Entwicklungsstörungen |
Kein Einnässen tagsüber Häufiger bei Jungen und Menschen, die tief schlafen Möglicherweise familiäre Vorgeschichte von Bettnässen |
Ärztliche Untersuchung |
Kommt manchmal bei Kindern vor, die Schnarchen und im Schlaf Atempausen haben, gefolgt von lautem Schnauben Starke Schläfrigkeit tagsüber Vergrößerte Gaumenmandeln |
Ein Schlaftest |
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Wirbelsäulendefekte (wie Spina bifida), die zu Schwierigkeiten bei der Blasenentleerung führen (Harnretention) |
Offensichtliche Wirbelsäulendefekte, ein Grübchen oder Haarbüschel im unteren Teil des Rückens und Schwäche sowie vermindertes Gefühlsempfinden in den Beinen und Füßen |
Röntgenaufnahme des unteren Rückenbereichs Manchmal eine MRT der Wirbelsäule |
Stress |
Schulische Probleme, soziale Isolation oder Probleme, familiäre Belastung (wie Scheidung oder Trennung der Eltern) |
Ärztliche Untersuchung Urintagebuch |
Schmerzen beim Urinieren, Blut im Urin, häufiges Urinieren, plötzlicher Harndrang Fieber Bauchschmerzen |
Urinuntersuchung und Urinkultur |
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* Die Merkmale umfassen die Symptome und die Befunde der ärztlichen Untersuchung. Die genannten Merkmale sind typisch, treten aber nicht immer auf. |
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MRT = Magnetresonanztomographie. |
Some Causes and Features of Daytime Incontinence in Children
Ursache |
Häufige Merkmale* |
Untersuchungen |
Unregelmäßiger, harter, kugeliger Stuhlgang Manchmal Unwohlsein im Bauch Tritt oft bei Kindern auf, die sich von „verstopfenden“ Lebensmitteln ernähren (z. B. viel Milch und Milchprodukte und wenig Früchte und Gemüse) |
Ärztliche Untersuchung Manchmal eine Röntgenaufnahme des Bauchs Stuhltagebuch |
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Funktionsgestörtes Wasserlassen, weil die harnaustreibenden Muskeln (der Blasenschließmuskel und der Harnröhrenschließmuskel) nicht koordiniert sind |
Manchmal Stuhlinkontinenz und häufig Harnwegsinfektionen Möglicherweise Einnässen tagsüber und auch nachts |
Untersuchungen des Urinflusses Manchmal ein Miktionszystourethrogramm (Röntgenaufnahmen vor, während und nach dem Wasserlassen) Ultraschalluntersuchung der Nieren und Blase |
Lachinkontinenz |
Urinieren beim Lachen, praktisch ausschließlich bei Mädchen Ansonsten ganz normales Urinieren |
Ärztliche Untersuchung |
Erhöhte Urinausscheidung, die viele Ursachen haben kann, z. B.: |
Hängen von der Erkrankung ab |
Für Diabetes mellitus: Urintests für Glukose (Zucker) und Ketone und/oder ein Bluttest† Für Diabetes insipidus oder Sichelzellanämie: Bluttests |
Eine übervolle Blase |
Wartet mit dem Urinieren bis zum letzten Moment Häufig bei Kindern im Vorschulalter, wenn sie völlig in ihr Spiel vertieft sind |
Fragen dazu, wann das Einnässen auftritt Aufzeichnen der zeitlichen Intervalle, Häufigkeit und Urinmenge (in einem Urintagebuch) |
Eine Blase, die sich aufgrund eines Defekts des Rückenmarks oder Nervensystems nicht vollständig entleert (neurogene Blase) |
Offensichtliche Wirbelsäulendefekte, ein Grübchen oder Haarbüschel im unteren Teil des Rückens und Schwäche sowie vermindertes Gefühlsempfinden in den Beinen und Füßen |
Röntgenaufnahme des unteren Rückenbereichs Manchmal eine MRT der Wirbelsäule Ultraschalluntersuchung der Nieren und Blase Untersuchungen des Urinflusses und des Drucks in der Blase (urodynamische Untersuchungen) |
Überaktive Blase |
Plötzlicher Harndrang (wichtig für die Diagnose) Normalerweise häufiges Wasserlassen tagsüber und in der Nacht Manchmal Einsatz von Haltemanövern oder besonderen Körperhaltungen (z. B. Fersensitz) |
Ärztliche Untersuchung Manchmal Untersuchungen des Urinflusses, Urintagebuch |
Schlafprobleme oder schulische Probleme (wie Vergehen oder schlechte Noten) Verführerisches Verhalten, Depression, ungewöhnliches Interesse an oder Vermeiden von allem, was mit Sex zu tun hat, und für das Alter ungewöhnlich viel Wissen über sexuelle Dinge |
Beurteilung durch eine Fachperson für sexuellen Missbrauch |
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Stress‡ |
Schulische Probleme, soziale Isolation oder Probleme, familiäre Belastung (wie Scheidung oder Trennung der Eltern) |
Ärztliche Untersuchung |
Anatomische Fehlbildung (z. B. ein falsch liegender Harnleiter) |
Völlige Kontinenz am Tag nie erreicht Bei Mädchen: Einnässen tagsüber und nachts, Vorgeschichte von normalem Wasserlassen, jedoch mit ständig feuchter Unterhose und einem Ausfluss aus der Scheide Möglicherweise eine Vorgeschichte von Harnwegsinfektionen und anderen Fehlbildungen der Harnwege |
Bildgebungsstudien der Nieren und Harnleiter, einschließlich manchmal CT von Bauch und Becken oder MRT des Harnwegs |
Schmerzen beim Urinieren, Blut im Urin, häufiges Urinieren, plötzlicher Harndrang Manchmal Fieber, Bauchschmerzen und/oder Rückenschmerzen |
Urinkultur und -tests Bei positiven Ergebnissen weitere Untersuchungen |
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Zurückfließen von Urin in die Scheide (urethrovaginaler Reflux oder vaginales Wasserlassen) |
Nachträufeln beim Aufstehen nach dem Urinieren |
Ärztliche Untersuchung |
* Die Merkmale umfassen die Symptome und die Befunde der ärztlichen Untersuchung. Die genannten Merkmale sind typisch, treten aber nicht immer auf. |
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† Diabetes verursacht normalerweise erst dann eine Inkontinenz, wenn der Blutzuckerspiegel (Glukosespiegel) hoch genug ist, dass Glukose mit dem Urin ausgeschieden wird. |
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‡ Stress ist vor allem dann eine Ursache, wenn Inkontinenz plötzlich auftritt. |
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CT = Computertomographie; MRT = Magnetresonanztomographie. |
Tests
Manchmal kann der Arzt die Ursache anhand der Vorgeschichte, körperlichen Untersuchung, einer Urinanalyse oder einer Urinkultur diagnostizieren. Ärzte führen auf Grundlage der Befunde (siehe Tabelle: Some Causes and Features of Nighttime Incontinence in Children und siehe Tabelle: Some Causes and Features of Daytime Incontinence in Children) möglicherweise weitere Tests durch. Um Diabetes mellitus und Diabetes insipidus diagnostizieren zu können, überprüft der Arzt die Zucker- und Elektrolytspiegel anhand von Blut- und/oder Urintests.
Wenn ein Geburtsfehler vermutet wird, können eine Ultraschalluntersuchung der Nieren und Blase sowie eine Röntgenuntersuchung der Wirbelsäule erforderlich sein. Ein spezielles Röntgenbild der Blase und Nieren, ein sogenanntes Miktionszystourethrogramm, kann auch erforderlich sein. Bei diesem Test wird über einen Katheter ein Farbstoff in die Blase injiziert, der die Anatomie der Harnwege sowie die Richtung des Urinflusses sichtbar macht.
Behandlung
Indem die Ursache und der Verlauf der Inkontinenz in Erfahrung gebracht werden, können die negativen psychologischen Auswirkungen der Inkontinenz reduziert werden. Der Arzt stellt Fragen dazu, wie sich das Einnässen auf das Kind auswirkt, da dies die Entscheidung der Behandlung beeinflussen kann.
Die Behandlung der Inkontinenz hängt von der Ursache der Inkontinenz ab. Eine Infektion zum Beispiel wird normalerweise mit Antibiotika behandelt. Kinder mit Geburtsfehlern oder anatomischen Fehlbildungen benötigen möglicherweise einer Operation. Abhängig davon, ob das Einnässen in der Nacht oder am Tag auftritt, können unspezifische Maßnahmen ergriffen werden.
Nächtliches Einnässen (Enuresis)
Die effektivste Langzeitstrategie ist ein Bettnässer-Alarmsystem. Diese Lösung ist zwar aufwändig, aber wenn das Kind motiviert ist, das Bettnässen zu beenden, und wenn die Familie den Plan befolgt, kann die Erfolgschance bis zu 70 Prozent betragen. Es kann bis zu 4 Monate dauern, in denen das System jede Nacht genutzt werden muss, bis die Symptome vollständig verschwinden. Ein Kind bei Bettnässen zu bestrafen, hilft in keiner Weise. Dadurch wird einzig die Behandlung in Frage gestellt und das Selbstvertrauen geschädigt.
Medikamente wie Desmopressin (DDAVP) und Imipramin können zu weniger häufigem Bettnässen führen. Das Bettnässen beginnt jedoch bei den meisten Kindern wieder, sobald das Medikament abgesetzt wird. Eltern und Kinder sollten über diese Wahrscheinlichkeit in Kenntnis gesetzt werden, damit das Kind nicht aus allen Wolken fällt, wenn das Bettnässen plötzlich wieder anfängt. Imipramin wird heute nur noch selten verabreicht, weil es zu plötzlichem Kindstod führen kann.
Einnässen tagsüber
Allgemeine Maßnahmen umfassen:
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Übungen zur Kontrolle des Harndrangs (um den Blasenschließmuskel zu trainieren)
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Graduelle Verlängerung der Intervalle zwischen dem Aufsuchen der Toilette (wenn beim Kind ein schwacher Blasenmuskel oder funktionsgestörtes Wasserlassen vermutet wird)
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Verhaltensänderung (z. B. Hinauszögern des Wasserlassens) durch positive Bestärkung und planmäßiges Urinieren
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Kinder mittels vibrierendem oder akustischem Alarm (vorzugsweise übernimmt ein Elternteil die Erinnerungsfunktion) daran erinnern, zu urinieren
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Methoden verwenden, welche einer Retention von Urin (Harnverhalt) in der Scheide vorbeugen (z. B. verkehrt herum auf der Toilette sitzen oder die Knie weit auseinander spreizen)
Bei Übungen zur Kontrolle des Harndrangs können Eltern das Kind beispielsweise auffordern, auf die Toilette zu gehen, sobald es den Drang verspürt, urinieren zu müssen. Sobald es aber auf der Toilette sitzt, soll es den Urin so lange zurückhalten, wie es geht. Wenn es den Urin dann nicht länger zurückhalten kann, soll es urinieren, dabei aber alle paar Sekunden das Urinieren stoppen und wieder fortsetzen. Dadurch wird der Blasenschließmuskel trainiert und dem Kind die Zuversicht vermittelt, dass es die Toilette aufsuchen kann, bevor es zu einem Unfall kommt. Bevor diese Übung dem Kind beigebracht wird, sollte es von einem Arzt untersucht werden.
Die Medikamente Oxybutynin und Tolterodin können helfen, wenn das Problem Blasenspasmen sind.
Wichtigste Punkte
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Für die Zukunft und das Wohlbefinden des Kindes ist es unerlässlich, zu verstehen, warum es einnässt.
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Meist wird das Einnässen nicht durch eine Erkrankung verursacht.
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Die Behandlung umfasst Verhaltensänderungen, Ernährungsumstellungen und manchmal Medikamente.
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Alarmsysteme sind die effektivste Behandlung für nächtliches Bettnässen.
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Die meisten Fälle von nächtlichem Bettnässen (Enuresis) bessern sich mit dem Älterwerden des Kindes (15 Prozent/Jahr gehen von allein weg).