Lippen- und Gaumenspalte

VonSimeon A. Boyadjiev Boyd, MD, University of California, Davis
Überprüft/überarbeitet Sep. 2022
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Eine Spalte ist eine Öffnung, die sich in der Lippe (Lippenspalte), am Gaumen (Gaumenspalte) oder beidem bilden kann, wenn sich das Gewebe während der Schwangerschaft nicht vollständig verschließt. Lippen- und Gaumenspalte sind Geburtsfehler.

Geburtsdefekte, auch als angeborene Anomalien bezeichnet, sind physische Anomalien, die vor der Geburt eines Kindes entstehen. „Angeboren“ (kongenital) bedeutet „bei Geburt vorhanden“. (Siehe auch Einführung zu Geburtsfehlern des Gesichts, der Knochen, Gelenke und Muskeln.)

  • Bei der Lippenspalte ist die Oberlippe, meist direkt unterhalb der Nase, nicht zusammengewachsen.

  • Bei der Gaumenspalte ist der Mund (Gaumen) gespalten, wodurch ein Verbindungsgang in die Nase entsteht.

Lippen- und Gaumenspalten treten häufig zusammen auf. Sie sind die am häufigsten auftretenden Geburtsfehler im Schädel- und Gesichtsbereich, mit einer Häufigkeit von 2 von 1.000 Babys.

Sowohl Umwelt- als auch genetische Faktoren können bei der Entstehung einer Lippen- oder Gaumenspalte eine Rolle spielen. Wenn die Mutter während der Schwangerschaft raucht, Alkohol trinkt oder andere Drogen konsumiert, kann sich das Risiko für ein Baby mit einer Lippen- oder Gaumenspalte erhöhen. Wenn man bereits ein Kind mit einer Lippen- oder Gaumenspalte zur Welt gebracht hat, steigt das Risiko, dass man ein zweites Kind mit diesem Geburtsfehler auf die Welt bringt.

Lippen- und Gaumenspalte: Fehlbildungen des Gesichts

Lippenspalte
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DR. M. A. ANSARY / SCIENCE PHOTO LIBRARY
Gaumenspalte
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MORRIS HUBERLAND/SCIENCE PHOTO LIBRARY

Eine Lippenspalte ist entstellend und macht es dem Säugling unmöglich, mit seinen Lippen die Brustwarze zu umschließen. Eine Gaumenspalte stört beim Essen und Reden und erhöht das Risiko für Ohreninfektionen.

Diagnose einer Lippen- und Gaumenspalte

  • Körperliche Untersuchung

  • Genetische Untersuchung

Die Fehlbildungen werden in der Regel während einer körperlichen Untersuchung festgestellt.

Ein Baby mit einer Lippen- oder Gaumenspalte sollte von einem Genetiker untersucht werden. Ein Genetiker ist ein Arzt, der auf Genetik spezialisiert ist (Genforschung und wie bestimmte Merkmale oder Eigenschaften von den Eltern an die Nachkommen weitergegeben werden). Es können Gentests an einer Blutprobe des Babys durchgeführt werden, um nach Chromosomen- und Genanomalien zu suchen. Mit diesen Tests kann festgestellt werden, ob eine bestimmte genetische Störung die Ursache ist und andere Ursachen ausgeschlossen werden können.

Behandlung von Lippen- und Gaumenspalte

  • Operation

Vor einem operativen Eingriff gibt es je nach Deformität aber noch mehrere Möglichkeiten, den Kindern dabei zu helfen, besser essen zu können. Zu den Möglichkeiten zählen speziell geformte Flaschennippel, ein Mundstück für die Zähne, das vorübergehend das Gaumendach abdeckt, damit der Säugling besser trinken kann, ein Fütterungssystem, das zusammengepresst werden kann, um die Milch zu füttern und ein künstlicher Gaumen, der genau an das Gaumendach des Säuglingsmunds angepasst wird.

Mit einer Operation lassen sich Lippen- und Gaumenspalten korrigieren. Wann operiert werden sollte, hängt von der Deformität und vom Säugling ab. Bei einer Gaumenspalte wird der Eingriff häufig in zwei Schritten durchgeführt. Die gespaltene Lippe, Nase und das Gaumensegel (der weiche Teil hinten im Gaumen) werden im 3. bis 6. Lebensmonat repariert. Dann wird das harte Gaumendach (der gerippte harte Vorderteil des Gaumens) zwischen dem 15. und 18. Lebensmonat repariert.

Es können zudem eine zahn- und kieferorthopädische Behandlung, eine Sprachtherapie und Beratung erforderlich sein, wenn das Kind älter ist.

Lippenspaltenkorrektur
Gaumenspaltenkorrektur

Das Risiko für Lippen- und Gaumenspalten lässt sich senken, indem die Frau vor der Schwangerschaft und im ersten Schwangerschaftsdrittel Folat (Folsäure) einnimmt.

Da auch Genanomalien zur Bildung von Lippen- und Gaumenspalte führen können, kann eine Genberatung für betroffene Familien von Nutzen sein.