Vorzeitige Wehen

VonJulie S. Moldenhauer, MD, Children's Hospital of Philadelphia
Überprüft/überarbeitet Juli 2021
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Wehen, die vor der 37. Schwangerschaftswoche einsetzen, werden als vorzeitige Wehen bezeichnet.

  • Bei Kindern, die vor ihrem Geburtstermin geboren wurden, können ernstzunehmende gesundheitliche Probleme auftreten.

  • Die Diagnose vorzeitiger Wehen ist in der Regel offensichtlich.

  • Um die Wehen hinauszuzögern, wird unter anderem Bettruhe verordnet oder Medikamente verabreicht.

  • Antibiotika oder Kortikosteroide können ebenfalls erforderlich sein.

Die Ursache vorzeitiger Wehen ist bislang noch nicht verstanden. Jedoch gibt es bestimmte Faktoren, die das Einsetzen vorzeitiger Wehen begünstigen:

Ein gesunder Lebensstil während der Schwangerschaft kann dabei helfen, das Risiko vorzeitiger Wehen zu reduzieren. Auch regelmäßige Besuche des Arztes oder Geburtshelfers können das Risiko mindern, da so mögliche Probleme früh erkannt werden können.

Bei Kindern, die vor ihrem Geburtstermin geboren wurden, können ernstzunehmende gesundheitliche Probleme, wie z. B. Hirnblutungen, auftreten. Wenn Blutungen im Gehirn auftreten, entwickelt sich das Gehirn unter Umständen nicht richtig und verursacht Komplikationen, z. B. eine Zerebralparese. Deshalb versuchen Ärzte, das Einsetzen der Wehen vor der 34. Schwangerschaftswoche zu verhindern bzw. die Wehen zu stoppen. Vorzeitige Wehen sind nur schwer aufzuhalten.

Diagnose vorzeitiger Wehen

  • Untersuchung durch den Arzt

Die Diagnose vorzeitiger Wehen ist in der Regel aufgrund der Anzeichen für das Einsetzen der Wehen und der Dauer der Schwangerschaft offensichtlich.

Es können Proben aus dem Gebärmutterhals, der Scheide und dem After zum Kultivieren entnommen werden. Eine Analyse dieser Proben kann auf eine bestimmte Infektion hinweisen, die die vorzeitigen Wehen verursacht haben kann.

Von einer Urinprobe kann zu Analysezwecken eine Kultur angesetzt werden (in Bedingungen, die das Wachstum von Mikroorganismen begünstigen), um nach Nieren- und Blaseninfektionen zu suchen.

Behandlung bei vorzeitigen Wehen

  • In manchen Fällen wird der Geburt Lauf gelassen.

  • Antibiotika, bis eine Infektion ausgeschlossen wird

  • Schonung, Flüssigkeiten, Medikamente zum Hinauszögern der Wehen, Antibiotika und manchmal Kortikosteroide, wenn ein Hinauszögern der Geburtswehen erforderlich ist

Bei Blutungen aus der Scheide oder einem Platzen der Fruchtblase des Fötus ist es oftmals das Beste, der Geburt ihren Lauf zu lassen.

Treten keine Scheidenblutungen auf und läuft kein Fruchtwasser aus der Blase aus (die Flüssigkeit, die den Fötus in der Gebärmutter umgibt), wird der Frau geraten, sich so viel Bettruhe wie möglich zu gönnen und ihre Aktivitäten weitestgehend und vorzugsweise auf jene einzuschränken, die im Sitzen ausgeführt werden können. Sie erhält Flüssigkeit und kann Medikamente bekommen, welche die Wehen verlangsamen. Dadurch lässt sich häufig noch etwas Zeit gewinnen.

Zu den Medikamenten, die Wehen hinauszögern können, gehören unter anderem:

  • Magnesiumsulfat: Dieses Medikament wird häufig intravenös verabreicht, um vorzeitige Wehen aufzuhalten, insbesondere wenn die Schwangerschaft weniger als 32 Wochen andauerte. Magnesiumsulfat scheint das Risiko von Gehirnblutungen und entsprechenden Komplikationen bei der Entwicklung des Gehirns des Neugeborenen, z. B. einer Zerebralparese, beträchtlich zu reduzieren. Eine zu hohe Dosis kann jedoch Herz- und Atemfrequenz der Frau herabsetzen.

  • Kalziumkanalblocker: Diese Medikamente werden in der Regel zur Behandlung von einem hohen Blutdruck eingesetzt. In manchen Fällen verursachen sie Kopfschmerzen und einen niedrigen Blutdruck bei der Mutter.

  • Prostaglandinhemmer: Diese Medikamente können die Menge des Fruchtwassers vorübergehend reduzieren. Nach der 32. Schwangerschaftswoche werden sie nicht mehr verabreicht, da sie Herzprobleme beim Fötus verursachen können.

Bis der Kulturbefund vorliegt, werden den Frauen Antibiotika verabreicht. Sind die Ergebnisse negativ, werden keine Antibiotika mehr verabreicht.

Wenn sich der Gebärmutterhals mehr als 5 Zentimeter öffnet, hören die Wehen gewöhnlich erst auf, nachdem das Kind geboren wurde.

Wenn die Membranen zwischen der 24. und 34. Schwangerschaftswoche platzen, werden Kortikosteroide zur Ausbildung der Lunge des Kindes verabreicht, sofern die Entbindung nicht unmittelbar bevorsteht. Ärzte erwägen die Verabreichung von Kortikosteroiden an betroffene Frauen auch in den folgenden Fällen, wenn die Fruchtblase platzt:

  • Zwischen der 34. und 37. Schwangerschaftswoche, wenn die betroffenen Frauen das Risiko einer Frühgeburt aufweisen und zu einem früheren Zeitpunkt in der Schwangerschaft noch keine Kortikosteroide bekommen haben

  • Ab der 23. Schwangerschaftswoche, wenn die betroffenen Frauen das Risiko einer Frühgeburt innerhalb von 7 Tagen aufweisen

Das Kortikosteroid fördert die Ausbildung der Lunge und anderer Organe des Kindes. Zudem reduziert es das Risiko, dass das Kind nach der Geburt Schwierigkeiten mit der Atmung hat (neonatales Atemnotsyndrom) oder andere Probleme im Zusammenhang mit der Frühgeburt auftreten (wie z. B. Hirnblutungen).

Bei zukünftigen Schwangerschaften wird Frauen, die eine Frühgeburt hatten, möglicherweise ein Progestin verordnet. Dieses Medikament senkt möglicherweise das Risiko einer weiteren Frühgeburt. Das Progestin wird ab dem 2. Trimester bis kurz vor der Geburt eingenommen.