Milchzuckerunverträglichkeit

VonZubair Malik, MD, Lewis Katz School of Medicine at Temple University
Überprüft/überarbeitet März 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN
Kurzinformationen

Eine Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) besteht, wenn Milchzucker nicht verdaut werden kann, weil es an dem Enzym Laktase mangelt, was zu Durchfall und Bauchkrämpfen führt.

  • Milchzuckerunverträglichkeit wird durch den Mangel am Enzym Laktase verursacht.

  • Die Symptome bei Kindern sind Durchfall und schlechte Gewichtszunahme, während die Symptome im Erwachsenenalter einen aufgeblähten Bauch und Bauchkrämpfe, Durchfall, Flatulenz und Übelkeit umfassen.

  • Die Diagnose basiert darauf, dass erkannt wird, dass die Symptome nach dem Konsum von Milchprodukten auftreten. Dies kann mit einem Wasserstoff-Atemtest bestätigt werden.

  • Die Behandlung umfasst die Einnahme von Laktase-Enzymen als Ergänzungsmittel und das Vermeiden von Milchzucker, insbesondere in Milchprodukten.

Laktose ist der in Milch und anderen Milchprodukten hauptsächlich vorhandene Zucker. Sie wird von dem Enzym Laktase, das in den Zellen der Schleimhaut des Dünndarms gebildet wird, aufgespalten. Laktase spaltet den komplexen Milchzucker in seine beiden Bestandteile Glukose und Galaktose auf. Diese Einfachzucker können dann durch die Darmwand ins Blut übertreten. Bei einem Mangel an Laktase kann der Milchzucker nicht verdaut und aufgenommen werden. Die resultierende hohe Konzentration an Milchzucker zieht Flüssigkeit in den Dünndarm und verursacht so wässrigen Durchfall. Der Milchzucker gelangt anschließend in den Dickdarm, wo er von Bakterien fermentiert wird und Gase entstehen, die Flatulenz, Blähungen und Bauchkrämpfe verursachen.

Kuhmilchallergie unterscheidet sich von Milchzuckerunverträglichkeit. Im Gegensatz zur Milchzuckerunverträglichkeit können Personen mit Kuhmilchallergie Milch richtig verdauen, die Eiweiße in der Milch führen jedoch zu einer Reaktion des Immunsystems (siehe Übersicht über allergische Reaktionen). Kuhmilchallergie betrifft normalerweise Kinder.

Wussten Sie ...?

  • Außer der Bevölkerung nordeuropäischer Abstammung können die meisten gesunden Erwachsenen bedeutende Mengen an Milchzucker nicht verdauen und haben somit normalerweise eine „Milchzuckerunverträglichkeit“.

Ursachen von Laktoseintoleranz

Die Laktasespiegel sind bei Kleinkindern hoch, damit sie Milch verdauen können. In den meisten ethnischen Gruppen (bei 80 Prozent der Menschen afroamerikanischen und lateinamerikanischen Ursprungs, bei mehr als 90 Prozent der Menschen asiatischen Ursprungs) nehmen die Laktasespiegel nach dem Abstillen ab. Diese abgesunkenen Spiegel bedeuten, dass ältere Kinder und Erwachsene in diesen ethnischen Gruppen nicht viel Milchzucker verdauen können. 80 bis 85 Prozent der Menschen mit heller Haut und nordwesteuropäischer Abstammung bilden jedoch lebenslang Laktase und können somit Milch und Milchprodukte auch als Erwachsene verdauen. Aufgrund der ethnischen Zusammensetzung der Population in den Vereinigten Staaten es ist deshalb wahrscheinlich, dass zwischen 30 und 50 Millionen Menschen dort an Milchzuckerunverträglichkeit leiden. Interessanterweise stellt diese „Unverträglichkeit“ in Wahrheit für mehr als 75 Prozent der Weltbevölkerung den Normalzustand dar.

Eine vorübergehende Milchzuckerunverträglichkeit kann entstehen, wenn aufgrund einer Erkrankung wie einer Darminfektion (siehe Übersicht über Gastroenteritis) die Schleimhaut des Dünndarms beschädigt wird. Wenn sich die Person von dieser Erkrankung erholt hat, kann sie den Milchzucker wieder verdauen.

Eine Unverträglichkeit anderer Zuckerarten kann vorkommen, ist jedoch relativ selten. Beispielsweise verhindert ein Mangel des Enzyms Sucrase, dass der Zucker Sucrose abgebaut und ins Blut aufgenommen wird, und ein Mangel der Enzyme Maltase und Isomaltase verhindert, dass der Zucker Maltose abgebaut und ins Blut aufgenommen wird.

Symptome einer Laktoseintoleranz

Menschen mit einer Milchzuckerunverträglichkeit vertragen keine Milch oder andere Milchprodukte, die alle Milchzucker enthalten. Erwachsene entwickeln Symptome normalerweise nur, nachdem sie mehr als 250 bis 375 ml Milch zu sich genommen haben. Manche Personen erkennen schon früh, dass Milch und andere Milchprodukte gastrointestinale Probleme verursachen und meiden bewusst oder unbewusst Milchprodukte.

Kinder, die keinen Milchzucker vertragen, bekommen Durchfall und nehmen nicht zu, wenn Milch Bestandteil der Ernährung ist.

Bei Erwachsenen können 30 Minuten bis 2 Stunden nach einer milchzuckerhaltigen Mahlzeit ein geblähter Bauch und Krämpfe, wässriger Durchfall, Flatulenz, Übelkeit, hörbare Darmgeräusche (Borborygmi) und starker Stuhldrang auftreten. Für manche Menschen kann starker Durchfall die vollständige Aufnahme von Nährstoffen verhindern, weil sie zu schnell aus dem Körper entfernt werden. Die Symptome, die durch Milchzuckerunverträglichkeit entstehen, sind jedoch normalerweise leicht. Im Gegensatz dazu sind die Symptome, die durch Malabsorption bei Erkrankungen wie Zöliakie, tropischer Sprue und Darminfektionen entstehen, schwerwiegender.

Kuhmilchallergie

Kinder mit Kuhmilchallergie entwickeln auch Symptome nach dem Verzehr von Milch und Milchprodukten. Diese Symptome ähneln jedoch anderen allergischen Reaktionen wie Juckreiz, Hautausschlag und/oder Keuchen. Manchmal haben Kinder Symptome des Verdauungstrakts, wie z. B. Erbrechen, Bauchschmerzen und selten Durchfall.

Kuhmilchallergie tritt bei Erwachsenen selten auf und kann ebenfalls Erbrechen und Symptome der gastroösophagealen Refluxkrankheit hervorrufen.

Diagnose einer Laktoseintoleranz

  • Die ärztliche Bewertung der Symptome, die nach dem Konsum von Milchzucker auftreten

  • Manchmal ein Wasserstoff-Atemtest

Ein Arzt vermutet eine Milchzuckerunverträglichkeit, wenn eine Person nach dem Verzehr von Milchprodukten Beschwerden bekommt. Wenn die Symptome nach 3 bis 4 Wochen Ernährung ohne Milchprodukte aufhören und die Symptome bei Konsum von Milchprodukten wieder auftreten, ist die Diagnose bestätigt.

Bestimmte Tests sind selten erforderlich, bei manchen Menschen bestätigen die Ärzte die Diagnose jedoch mit einem Atemtest.

Der Wasserstoff-Atemtest (auch Laktose-Atemtest genannt) ist ein 4-stündiger Test. Bei diesem Test nehmen die Personen eine kleine, abgemessene Menge an Laktose zu sich. Vor und nach der Aufnahme von Milchzucker messen die Ärzte in 1-stündigen Intervallen die Menge an Wasserstoffgas im Atem der Person. Der Wasserstoff wird gemessen, da Darmbakterien bei der Verdauung von nicht aufgenommenem Milchzucker Wasserstoff bilden. Wenn die Wasserstoffmenge im Atem nach dem Verzehr von Laktose deutlich ansteigt, verträgt die Person keinen Milchzucker.

Der Laktosetoleranztest ist ein alternativer, weniger empfindlicher Test, der inzwischen selten durchgeführt wird. Nachdem Personen eine abgemessene Menge Milchzucker aufgenommen haben, überwachen Ärzte ihre Symptome und messen mehrmals den Blutzucker- bzw. Glukosespiegel. Personen, die Milchzucker verdauen können, entwickeln keine Symptome, und ihr Blutzucker steigt an. Personen, die keinen Milchzucker verdauen können, entwickeln innerhalb von 20 bis 30 Minuten Symptome wie Durchfall, Blähungen und Unwohlsein und ihr Blutzuckerspiegel steigt nicht an.

Behandlung der Laktoseintoleranz

  • Milchzucker vermeiden

  • Einnahme von Laktasepräparaten

  • Manchmal Kalziumpräparate

Eine Milchzuckerunverträglichkeit kann durch Ernährung kontrolliert werden, indem Lebensmittel, die Milchzucker enthalten, also vorwiegend Milchprodukte, gemieden werden. Joghurt wird oft vertragen, da er natürlicherweise Laktase enthält, die von Lactobacilli gebildet wird. Käse enthält geringere Mengen an Milchzucker als Milch und wird oft vertragen, je nachdem wie viel die Person davon isst. Viele Supermärkte bieten laktosereduzierte Milch und andere Produkte an.

Personen, die Milchprodukte meiden müssen, sollten Kalzium-Ergänzungsmittel nehmen, um einem Kalziummangel vorzubeugen.

Laktase-Enzyme als Ergänzungsmittel sind ohne Verschreibung erhältlich und können beim Essen oder Trinken von milchzuckerhaltigen Produkten eingenommen werden.